Burgthann

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Die Burgruine Burgthann liegt am nördlichen Rand der gleichnamigen Gemeinde auf einem stärker nach Norden in das Schwarzachtal hineinragenden Sporn. Die Entfernung zum nordwestlich anschließenden Nürnberg beträgt lediglich 20 km. Die Burganlage wurde von den Reichsministerialen von Thann erbaut, deren erste urkundliche Erwähnung in das Jahr 1127 fällt. Im Jahre 1287 wurde das castrum Tanne an Herzog Ludwig von Bayern verkauft, der es bereits im Folgejahr an König Rudolf von Habsburg mit anschließender Belehnung an den Nürnberger Burggrafen Friedrich weitergab. Seit der Verpfändung an Bayern ab 1366 gehörte das Amt Thann durchgehend zur Markgrafschaft. Der mittelalterliche Baubestand hat sich insbesondere in Teilen der 36 x 60 m messenden Hauptburg erhalten, während die durch einen Halsgraben getrennte Vorburg bereits im 16. und 17. Jh. völlig zerstört wurde.

  • Koordinaten: R 4450422 H 5468897

Ausgrabungen

1987, 1988 und 1990 wurden durch den Verein „Bürgergemeinschaft Burg Burgthann“ diverse Restaurierungskampagnen am Ostflügel der Hauptburg vorgenommen. Für die Ausschachtung des verfüllten Kellers der im Südkern als Festes Haus interpretierten Anlage wurde eine archäologische Begleitung durchgeführt. Neben verschiedenen Umbauphasen konnte im Rahmen der Grabungen zudem das ursprüngliche Laufniveau sowie ein Brandereignis des frühen Spätmittelalters nachgewiesen werden. 1993 wurde zur Errichtung des Burgmuseums eine weitere Sondage dokumentiert, in der die Reste eines spätmittelalterlichen Kachelofens aus grünglasierten Blattnapf- und Nischenkacheln mit Maßwerk geborgen werden konnten.

Phaseneinteilung und Keramikfunde

Die Kleinfunde aus den stratigraphisch ergrabenen Abbruch- und Füllschichten der Kampagnen 1987-1990 wurden vom Ausgräber Wolfgang Steeger im Rahmen einer Magisterarbeit am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Bamberg ausgewertet. Ebenso wie die Kachelfunde der Kampagne 1993 wurde sie bedauerlicherweise lediglich in kurzen Überblicksbeiträgen publiziert und ist entsprechend schwer greifbar. Insbesondere die Keramik der Phasen 2 bis 4 ist von besonderer Bedeutung, da für diese Nutzungs- und Verfüllungsabschnitte durch diverse Glas- und Metallfunde, darunter auch drei Münzen, ein vergleichsweise enger Datierungsrahmen in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (2, 3) und der ersten Hälfte des 14. Jhs. (4) anzunehmen ist. Ob das Brandereignis der zweiten Phase, wie vom Ausgräber vorgeschlagen, mit den wechselnden Besitzverhältnissen der Burg um 1287/88 zu verbinden ist, bleibt letztlich spekulativ. Bei der Keramik der frühen Füllphasen 1 bis 3 handelt es sich nahezu vollständig um nachgedrehte Ware mit Leisten- und schmalen sowie selten auch entwickelteren Karniesrändern. Sie dominiert auch noch in der folgenden Phase und wird erst in Phase 5 wohl der zweiten Hälfte des 14. Jhs. weitgehend von oxidierend gebrannter Drehscheibenware ersetzt. Die nachfolgenden Aufhöhungen der Phasen 6 - 9 wurden in das 17. bis 20. Jh. datiert.

Warenarten

Wolfgang Steeger gliederte sein Fundmaterial in folgende Warenarten:

  • Aufgewülstete, nur im Rand‐ und Schulterbereich nachgedrehte Ware
    • Grobtonige, nur im Rand‐ und Schulter‐ bereich nachgedrehte Ware
    • Feintonige, nur im Randbereich nach‐ gedrehte Ware
  • Vollständig nachgedrehte Warengruppen
    • Feintonige vollständig nachgedrehte Ware
    • Rauhwandige vollständig nachgedrehte Waren
      • Rauhwandige vollständig nachgedrehte Ware, Variante 1
      • Rauhwandige "speckige" vollständig nachgedrehte Ware
      • Rauhwandige stark sandige vollständig nachgedrehte Ware
    • Vollständig nachgedrehte weiße Ware
  • Ziegelrote Ware mit weißem Tonüberzug
    • Ziegelrote nachgedrehte Ware mit weißem Tonüberzug

    • Ziegelrote Drehscheibenware mit weißem Tonüberzug
  • Blättrige Ware
    • Rauhwandige blättrige vollständig nachgedrehte Ware
    • Rauhwandige blättrige Drehscheibenware
  • Drehscheibenware
    • Rauhwandige Drehscheibenware

      • Rauhwandige Drehscheibenware, Wechselbrand mit oxidierender Tendenz
      • Rauhwandige oxidierend gebrannte Drehscheibenware
      • Rauhwandige klingendhart gebrannte Drehscheibenware
      • Grobgemagerte rauhwandige Drehscheibenware
      • Innenglasierte rauhwandige oxidierend gebrannte Drehscheibenware
    • Feintonige Drehscheibenware
      • Innenglasierte feintonige Drehscheibenware

Literaturhinweise

  • Steeger 1992: Wolfgang Steeger, Die Kleinfunde aus einem verschütteten Keller der Burg Thann bei Nürnberg (Unpubl. Mag. Univ. Bamberg, 1992).
  • Steeger 1999: Wolfgang Steeger, Die Staufische Reichsministerialenburg „Tanne“ in Burgthann. In: C. Frieser/B. Friedel (Hrsg.), Nürnberg. Archäologie und Kulturgeschichte (Fürth 1999) 268-278.
  • van Gorkom 1999: Alexandra van Gorkom, Der mittelalterliche Destillierofen und die Ofenkeramik der Burg Thann. In: C. Frieser/B. Friedel (Hrsg.), Nürnberg. Archäologie und Kulturgeschichte (Fürth 1999) 279-281.