Drehscheibenkeramik
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Terminologie
Als Drehscheibenware oder -keramik wird Gefäßkeramik bezeichnet, die auf einer schnell laufenden Töpferscheibe gefertigt wurde, die zumeist fußgetrieben ist. Die schnelle Rotation erlaubt ein Hochziehen des Gefäßkörpers aus einem zentriert auf der Scheibe platzierten Tonklumpens.
In der Archäologie des Mittelalters ist die Abgrenzung gegenüber der nachgedrehten Keramik wichtig, da die Herstellungstechnik einerseits ein wichtiges Merkmal bei der Definition von Warenarten ist, aber vielfach auch ein wichtiger Indikator bei der Datierung darstellt. In der prähistorischen Archäologie wird der Begriff bisweilen weniger präzise benutzt, da hier auch Keramik als Drehscheibenware bezeichnet wurde, die wahrscheinlich auf einer drehbaren Unterlage, bestenfalls auf einer langsam dehenden, handgetriebenen Töpferscheibe gerfertigt wurde, die in der Regel kein Hochziehen des Gefäßes erlaubt.
Forschungsgeschichte
Charakteristika
Drehscheibenware lässt sich vor allem anhand der Drehriefen erkennen, die oft auf der Innenseite deutlicher ausgeprägt sind. Insbesondere innen am Boden kann sich eine Drehschnecke bilden, die eines der eindeutigsten Indizien für das Vorliegen von Drehscheibenware bildet. Außen können sie durch eine Oberflächenbehandlung überprägt sein. Vielfach ist Drehscheibenkeramik mit horizontalen Riefen oder Rippen verziert.
Anhand einzelner Scherben ist eine eindeutige Bestimmung der Herstellungstechnik nicht immer zweifelsfrei möglich, da gleichmäßige horizontale Spuren partiell auch bei nachgedrehter Keramik auftreten kann.
Als sekundäres Merkmal können schlaufenförmige Abschneidespuren am Boden dienen. Auch sind bestimmte Randformen, wie z.B. der Karniesrand besonders für Drehscheibenware typisch.
Formenspektrum
Da Drehscheibenkeramik als Oberbegriff für viele regionale und chronologisch differenzierte Waren darstellt, lässt sich keine allgemeines Formenspektrum jenseits der Grundformen darstellen.
Chronologie
Vor allem in der süddeutschen Forschung wurde insbesondere in Nachfolge von Uwe Lobbedey zwischen älterer und jüngerer Drehscheibenware differenziert. Es ist dies eine Kategorisierung auf der Ebene der Interpretation. Während für die ältere Drehscheibenware die unmittelbare römischen Traditionen eine wesentliche Rolle spielen, sind die jüngeren Drehscheibenwaren mit dem spätmittelalterlichen, oft mit den Städten verbundenen Handwerk verbunden. Lobbedey war hier von älteren kunsthistorischen Differenzierungen zwischen romanischer ("Epoche der kugelig geformten Keramik") und gotischer Keramik (schlankere Gefäformen, "Epoche der Gefäße mit Zylinderhals") inspiriert.
Warenarten
- Rheinische Grauwaren
- Rauhwandige Drehscheibenware
- Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)
- Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa)
- Rotbemalte schwäbische Feinware (Württemberg, SMa)
- Orange engobierte Drehscheibenware (Bodenseeraum, SMa)
- Jüngere Drehscheibenware
- Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa)
- Jüngere graue Drehscheibenware (Ulm und Oberschwaben, SMa)
Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext
Echte Drehscheibenware ist in Mitteleuropa seit der Eisenzeit bekannt und dominiert der Keramikfunde in den römischen Provinzen. Aus römischer Tradition entstehen im frühen Mittelalter zahlreiche Drehscheibenwaren (ältere Drehscheibenware). Im Spätmittelalter setzt sich die Herstellungstechnik gegenüber handgemachter und nachgedrehter Keramik vollends durch (jüngere Drehscheibenware).
Literaturhinweis
- Lobbedey 1968: U. Lobbedey, Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich in Südwestdeutschland. Arb. Frühmittelalterforsch. 3 (Berlin 1968).