Formaufbau

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Der Formaufbau ist ein wesentlicher Arbeitsschritt in der Herstellungstechnik.

Im Wesentlichen lassen sich für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit drei Grundtechniken des Formaufbaus definieren. Hierbei muss prinzipiell zwischen handgemachter, nachgedrehter und scheibengedrehter Ware unterschieden werden. Die Entwicklung der einzelnen Grundtechniken des Formaufbaus orientieren sich dabei an einer chronologischen Reihenfolge und stellen ein erstes wichtiges Differenzierungsmerkmal zur Bestimmung einer Keramikscherbe dar.


Handgemachte Ware

Bei der handgemachten Ware wird das Gefäß ohne Nutzung einer Töpferscheibe oder drehbaren Unterlage in Wulst- oder Plattentechnik von Hand aufgebaut (vergl. Abb. ##). Kennzeichnend sind eine ungleichmäßige Form bzw. Wandstärke und einzelne Fingereindrücke. Im Bruch lassen sich z.T. die einzelnen Tonwulste oder -platten erkennen, aus denen das Gefäß aufgebaut wurde. Bei sorgfältig hergestellter geglätteter Feinware ist eine Bestimmung der Herstellungstechnik meist kaum möglich, da durch eine sorgfältige Glättung der Oberfläche die entscheidenden Merkmale oft nicht mehr ablesbar sind.

Nachgedrehte Ware

Unter dem Begriff der nachgedrehten Ware (insbesondere in der Schweiz oft auch: überdreht) verbergen sich unterschiedliche Herstellungsverfahren. Bei der "nachgedrehte Ware" handelt es sich also nicht um eine einheitliche Warenart, sondern um einen Sammelbegriff. In der Regel wurde eine drehbare Unterlage verwendet, etwa eine handgetriebene, relativ langsam und nicht gleichmäßig laufende Töpferscheibe. Charakteristisch ist hier oftmals eine relativ dicke, aber gleichmäßige Randpartie mit deutlichen Drehspuren über einem grob gearbeiteten, relativ dünnen Gefäßkörper. Das Gefäß kann aber auch von Hand aufgebaut und schließlich auf einer drehbaren Unterlage nur in seinen Randpartien nachgearbeitet worden sein ('einfach' bzw. partiell nachgedreht), wie das Begriff auch impliziert. Die Böden sind oft rauh oder zeigen Bodenzeichen bzw. Abdrücke der Unterlage. Bei der sogenannten schnellaufend nachgedrehten Ware handelt es sich eigentlich um Scheibenware, deren Produktionsvorgang jedoch nicht kontinuierlich erfolgte, so dass gewisse Unregelmäßigkeiten entstanden.

Häufig finden sich raue Druckspuren im Gefäßboden, die Abdrücke der drehbaren Unterlage darstellen. Seltener lassen sich sogenannte Bodenzeichen ausmachen, welche in Form eines Positiv- oder Negativabdrucks, entweder als ein Abdruck eines entsprechend gekerbten Drehscheibenkopfes oder auch als einzeln eingeschnittene Markierungen beschrieben werden können.

Die Herstellungstechnik der nachgedrehten Ware bildet (aus einer evolutionistischen Perspektive) in Süddeutschland eine mehrere Jahrhunderte umfassende Zwischen- und Übergangsform zur jüngeren Drehscheibenware. Möglicherweise kann die nachgedrehte Keramik als Erzeugnis bäuerlichen Nebenerwerbs betrachtet werden, welche sich neben der bereits qualitativ hochwertigeren grundherrschaftlich organisierten Keramikproduktion (Drehscheibenware) zu behaupten versuchte (Teilzeit-Spezialisten). Diese Theorie wird von Reparaturspuren an den Gefäßen, der weitaus geringeren Qualität und dem zu der Zeit vorherrschenden grundherrschaftlichen Hintergrund gestützt.

Scheibengedrehte Ware

Die sogenannte echte Drehscheibenware wird mit Hilfe einer schnell rotierenden, fuß- oder pedalbetriebenen Töpferscheibe hergestellt. Das Gefäß wird auf einer Töpferscheibe aus einem Tonklumpen hochgezogen (vergl. Abb. ###).

Entscheidende Faktoren für ein erfolgreichen Hochziehen des Tones sind neben den Eigenschaften des Tones die verwendete Drehscheibe sowie ein ausreichendes Drehmoment, um den Ton überhaupt hochziehen zu können. Bei diesem Verfahren wird der Tonklumpen auf einer Töpferscheibe gleichmäßig hochgezogen, wodurch eine einheitliche Wandung und Formgebung entsteht.

Wandung und Form sind gleichmäßig, die Scherbenoberfläche zeigt oft - sofern nicht noch geglättet wurde - gleichmäßige horizontale Drehspuren.

Auf der schnellaufenden Drehscheibe ist ein Abdrehen mittels eines Formholzes bzw. der Hafner- bzw. Töpferschiene möglich.

Häufig wurde Drehscheibenware mit horizontalen Rippen und Riefen verziert. Auf der Bodenunterseite sind häufig Abdrehspuren zu beobachten, die dadurch entstehen, dass das feuchte Gefäß mit einem Draht oder einer Schnur von der sich noch drehenden Töpferscheibe 'abgeschnitten' wird. Es entsteht eine schlaufenartige Struktur.

Der Begriff "scheibengedreht" bezieht sich auf die Verwendung einer schnell laufenden Töpferscheibe.

kombinierte Techniken

Bei bestimmten Warenarten bzw. Gefäßformen ist ein kombiniertes Herstellungsverfahren üblich, so z. B. bei Kugeltöpfen) oder Feldflaschen. Bei Kugeltöpfen ist der Unterteil zumeist handgemacht, während der Oberteil gedreht sein kann.

Sonderformen

Als Sonderformen können schließlich noch gepresste oder gegossene Herstellungsverfahren angeführt werden. (...)


Nicht bestimmbar!

Bei vielen, insbesondere kleinen Scherben ist eine nähere Bestimmung mangels Merkmalen nicht bestimmbar. Wissenschaftlich korekt sind solche Stücke nicht einfach zu übergehen, sondern als unbestimmbar aufzuführen.

Zusammenfassung und Ausblick

Dennoch kann sich eine eindeutige zeitliche und regionale Differenzierung und Zuweisung des teils sehr fragmentarischen archäologischen Fundmaterials zu einer der genannten Grundtechniken als schwierig und riskant herausstellen. Hierbei muss nämlich auch berücksichtig werden, dass einerseits teils kombinierte Herstellungsverfahren angewendet wurden (z.B. Kugeltöpfe aus Norddeutschland) und andererseits auch immer Überarbeitungsspuren (z.B. Beschneidungen, Facettierungen) vorhanden sein können.

Auf Basis der vorgestellten Grundtechniken des Formaufbaus waren die Töpfer/Hafner letztlich in der Lage ein breites Spektrum keramischer Gefäßformen zu produzieren. Zu den charakteristischen mittelalter- und neuzeitlichen Gefäßformen können beispielsweise hohe Typen, wie Töpfe, Krüge, Kannen, Flaschen und Becher, aber auch flache Formen, wie beispielsweise Schüsseln und Schalen sowie Teller zugeordnet werden. Hierbei muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass forschungsgeschichtlich bedingt zahlreiche unterschiedliche Bezeichnungen für Gefäßformen innerhalb der Archäologie kursieren, die häufig in Abhängigkeit von chronologischen und regionalen Aspekten oder auch je nach Warenart ähnliche Gefäßtypen definieren.

Literaturhinweise

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