Glasierte Keramik: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. März 2020, 20:20 Uhr

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Glasierte Gefaße finden sich bereits seit dem 13. und 14. Jahrhundert vor allem am südlichen Oberrhein und am Bodensee. Zunächst wird die Glasur häufig auf die reduzierend gebrannte Keramik der jüngeren Drehscheibenware aufgebracht, wobei traditionelle Verzierungen wie Rollrädcheneindrücke einfach mit Glasur überdeckt werden. Nach archivalischen Quellen muß glasierte Keramik in Freiburg im Breisgau schon vor 1284 hergestellt worden sein (Untermann/ Kaltwasser 1989). Eine Ausnahme sind hier aber die Funde der Augustinereremiten-Kloake in Freiburg, wo in großer Zahl beidseitig grün glasierte, reduzierend gebrannte Henkelschüsseln auftreten, die sonst in der Stadt nicht vorhanden sind (Kaltwasser 1995a). In Ravensburg läßt sich eine Produktion im 14. Jahrhundert nachweisen, in Ulm treten erste Funde etwa zur gleichen Zeit auf.

Erst während des 14./15. Jahrh. erfährt hellgebrannte, meist nur innen glasierte Keramik in Südwestdeutschland eine größere Verbreitung und setzt sich gegen die zumeist reduzierend, in ihrer Spätphase auch zunehmend oxydierend gebrannte jüngere Drehscheibenware durch.

Glasuren treten zunächst an der jüngeren Drehscheibenware auf. Im archäologischen Material - vor allem bei Oberflächenfunden - sind sie häufig bis auf geringe Reste abgeplatzt. Es handelt sich um Bleiglasuren (Hafnerkrankheit - Verbote seit 19. Jahrhundert). Mit Flußmitteln muß der Schmelzpunkt soweit herabgesetzt werden, daß sich das Gefäß nicht verformt. Frühe Glasuren sind in der Regel grün oder gelb. Sie werden zunächst an der Innenseite angebracht, da sie eher eine praktische Funktion (Abdichtung), als eine zierende Funktion besitzen. Hinzuweisen ist allerdings auf die frühen beidseitig glasierten Henkelschalen der Freiburger Latrine der Augustinereremiten.

Gegenüber der mittelalterlichen Keramik ist bei der glasierten Keramik eine Ausweitung des Formenspektrums festzustellen. Es treten nun auch Schalen, Pfannen und Teller, aber auch eine ganze Reihe von Sonderformen für Hygiene (Nachttöpfe, Handwaschschüsseln), Medizin (Apothekergefäße, Salbtöpfchen) und Garten (Blumentöpfe, Vogeltränken) auf.

Charakteristisch für das 16. Jahrhundert sind schlanke Töpfe aus hellem Ton. Sie sind innen und über den Rand grün glasiert, unter dem Rand ist ein horizontaler Streifen rot bemalt. Der Rand kann unterschiedlich geformt sein. Neben Kamiesrändern sind Wulstränder und Sichelränder mit Deckelfalz vertreten. Gerillte Wandungen verschwinden nach der Mitte des 16. Jahrhunderts, der Topf verliert überhaupt an Bedeutung und wird durch glattwandige Henkeltöpfe ersetzt. Charakteristisch sind die oft randständigen Bandhenkel, die am unteren Ansatz häufig Fingereindrücke aufweisen (16./17. Jahrhundert). Eine weitere wichtige Gefäßform sind Dreibeintöpfe (im Gegensatz zum Grapen mit Flachboden und nun bandförmigen Henkeln) und Dreibeinpfannen, die gegenüber den spätmittelalterlichen Formen nun immer flacher werden, bis sie im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen geschlossener Herdstellen verschwinden. Eine jüngere Erscheinung ist die vor der Glasur aufgetragene helle Engobe.

Mit dem Malhorn aufgebrachte Bemalung gehört in Südwestdeutschland erst in die Zeit seit etwa dem 17. Jahrhundert, wohingegen nördlich des Mains entsprechende Verzierung bereits länger üblich war. Hin und wieder ist Ritzverzierung unter einer monochromen Glasur anzutreffen. Durch das Zusammenlaufen der Glasur in den Vertiefungen erhält das Muster eine gesättigtere Farbe.

Einzelnachweise

  • St. Kaltwasser, Die Keramikfunde. In: M. Untermann (Hrsg.). Die Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg im Breisgau. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 31 (Stuttgart 1995) 21-48 (a).
  • M. Untermann/St. Kaltwasser, Archäologische Untersuchungen in der Altstadt von Freiburg i. Br. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1989, 299-303.