Argonnensigillata: Unterschied zwischen den Versionen

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Die deutsche Forschungsgeschichte ist mit Namen wie Wilhelm Unverzagt, Wolfgang Hübener und vor allem Lothar Bakker verbunden. Unvrzagt hatte kurz vor dem Ersten Weltkrieg, angeregt durch Funde im [[Alzey, Kastell|Kastell Alzey]] eine Übersichtsarbeit begonnen (Unverzagt 1919). Seitdem erfolgte die Forschung durch die Vorlage einzelner Fundkomplexe, ehe um 2000 mit der Erarbeitung eines Corpus der rädchenverzierten Argonnensigillata begonnen wurde.
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Die deutsche Forschungsgeschichte ist mit Namen wie Wilhelm Unverzagt, Wolfgang Hübener und vor allem Lothar Bakker verbunden. Unverzagt hatte kurz vor dem Ersten Weltkrieg, angeregt durch Funde im [[Alzey, Kastell|Kastell Alzey]] eine Übersichtsarbeit begonnen (Unverzagt 1919). Seitdem erfolgte die Forschung durch die Vorlage einzelner Fundkomplexe - insbesondere durch Lothar Bakker -, ehe um 2000 mit der Erarbeitung eines Corpus der rädchenverzierten Argonnensigillata begonnen wurde.
   
 
Von französischer Seite hat vor allem Georges Chenet über die Argonnensigillata gearbeitet und unter anderem eine Typologie des Formenbestandes vorgelegt. Er hatte bereits vor dem Ersten Weltkrieg Ausgrabungen in einer kaiserzeitlichen Töpferei durchgeführt und auch jüngere Produktionsstellen beobachtet. Reguläre Ausgrabungen waren damals nicht möglich und scheinen bis heute weitgehend zu fehlen.
 
Von französischer Seite hat vor allem Georges Chenet über die Argonnensigillata gearbeitet und unter anderem eine Typologie des Formenbestandes vorgelegt. Er hatte bereits vor dem Ersten Weltkrieg Ausgrabungen in einer kaiserzeitlichen Töpferei durchgeführt und auch jüngere Produktionsstellen beobachtet. Reguläre Ausgrabungen waren damals nicht möglich und scheinen bis heute weitgehend zu fehlen.
 
   
 
==Chronologie==
 
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Version vom 20. Oktober 2022, 14:24 Uhr

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Bei der Argonnensigillata handelt es sich um eine spätantike Ausprägung der römisch-kaiserzeitlichen Terra Sigillata. Sie umfasst den Zeitraum vom 4. bis 5. Jahrhunderts und ist in dieser Zeit ein chronologisch wichtiges 'Leitfossil'.


Charakteristika

Im Vergleich zur Terra Sigillata ist die Argonnensigillata von minderer Qualität. Sie ist nicht mehr in Reliefmodel gearbeitet, sondern mit Rollstempeln verziert.

Gefäßformen der Argonnensigillata nach Chenet

Dominierende Form ist die Schüssel Chenet 320/Alzey 1.

Verzierung

Für die spätantike Argonnensigillata ist die Verzierung mit Rollstempeln auf Schüsseln der Chenet-Form 320 charakteristisch, während andere Gefäßformen Bemalungen oder Barbotineverzierungen aufweisen. Funde von Rollrädchen, die man tatsächlich mit der Argonnensigillata verbinden könnte, liegen jedoch nicht vor. Die bis 2007 aus Frankreich bekannten Funde sind mit belgischer Ware zu verbinden (Pastor 2007).

Wolfgang Hübener hat acht Grupen der Verzierung unterschieden

  1. Gruppe 1: Eierstäbe
  2. Gruppe 2: Kleinrechtecke, ein-, zwei-, drei- und vierzeilig
  3. Gruppe 3: Schrägstrichgruppen
  4. Gruppe 4: Horizontal- und Vertikalstrichgruppen
  5. Gruppe 5: Andreaskreuze mit Punkten und Fünfpunktegruppen
  6. Gruppe 6: Sechs-(und mehr ?)punktegruppen
  7. Gruppe 7: Sehr komplizierte Stempel
  8. Gruppe 8: Christliche Motive

Forschungsgeschichte

Die deutsche Forschungsgeschichte ist mit Namen wie Wilhelm Unverzagt, Wolfgang Hübener und vor allem Lothar Bakker verbunden. Unverzagt hatte kurz vor dem Ersten Weltkrieg, angeregt durch Funde im Kastell Alzey eine Übersichtsarbeit begonnen (Unverzagt 1919). Seitdem erfolgte die Forschung durch die Vorlage einzelner Fundkomplexe - insbesondere durch Lothar Bakker -, ehe um 2000 mit der Erarbeitung eines Corpus der rädchenverzierten Argonnensigillata begonnen wurde.

Von französischer Seite hat vor allem Georges Chenet über die Argonnensigillata gearbeitet und unter anderem eine Typologie des Formenbestandes vorgelegt. Er hatte bereits vor dem Ersten Weltkrieg Ausgrabungen in einer kaiserzeitlichen Töpferei durchgeführt und auch jüngere Produktionsstellen beobachtet. Reguläre Ausgrabungen waren damals nicht möglich und scheinen bis heute weitgehend zu fehlen.

Chronologie

Die Chronologie beruht in erster Linie auf den Rollrädchenstempel, die verschiedentlich typologisch klassifiziert wurden. Hübener 1968 hat seine Ornamentgruppen chronologisch differenziert und sie auch in einem graphischen Schema dargestellt (Hübener 1968, Abb. 42). Kritik und Korrekturen hat Marc Feller 1991 formuliert. Letztlich ist jedoch ein Einzelvergleich erforderlich. Wichtiger chronologischer Fixpunkt ist die Fundstelle Alzey, Kastell. Einzelne Gefäße sind immer wieder in Gräbern des 5. und auch des 6. Jahrhunderts zu finden, doch ist hier mit dem Phänomen der Altstücke zu rechnen (Christlein 1974).

Herstellungsbelege

Die Produktion von Terra Sigillata begann in den Argonnen bereits im 1. Jahrhundert n.Chr. Zu nennen sind hier vor allem die Töpfereien von Lavoye, Avocourt und Les Allieux. In der Spätantike ergeben sich Herstellungshinweise in Pierre-à Villé an der Straße von Metz nach Reims sowie in Châtel-Chéhéry, Vauquois und Montfaucon. Weitere Produktionsorte sind auch außerhalb der Argonnen in Maastricht sowie in der Region um Paris bekannt (Brulet u.a. 2010).

Verbreitung

Eine Verbreitungskarte hat Hübener 1968 vorgelegt. Sie zeigt auch Fundpunkte östlich des Rheins außerhalb des römischen Gebietes, die heute mit weiteren Neufunden ergänzt werden können. Häufige Vorkommen bis ins 5. Jh. gibt es auch in der Provinz Raetia II (Bakker 2018) mit Fundorten wie z.B. Augsburg, Epfach, Lorenzberg, Burghöfe sowie - entlang des Donau-Limes Günzburg, Neuburg an der Donau, Eining, Straubing und Passau-Niedernburg (Bakker 2018, 343)

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Die Argonnensigillata zeigt die Kontinuitätslinien auf, die insbesondere im nördlichen Rheinland von der römischen Keramik zur Keramik des Mittelalters führen. Die Tradition der Terra Sigillata führt schließlich zur rotgestrichenen Ware


wichtige Fundorte

Literatur

  • Bakker 2001: Lothar Bakker: Rädchenverzierte Argonnen-Terra sigillata aus Worms und Umgebung. Der Wormsgau 20, 2001, 27–33.
  • Bakker 2002: Lothar Bakker: Rädchenverzierte Argonnen-Terra-sigillata. In: Sebastian Ristow (Hrsg.): Die frühen Kirchen unter dem Kölner Dom. Befunde und Funde vom 4. Jahrhundert bis zur Bauzeit des Alten Domes. Studien zum Kölner Dom 9 (Köln 2002) 109–123.
  • Bakker 2012: Lothar Bakker, Rädchenverzierte Argonnensigillata aus Mendig und Thür (Lkr. Mayen-Koblenz). In: M. Grünewald/S. Wenzel (Hrsg.), Römische Landnutzung in der Eifel: Neue Ausgrabungen und Forschungen. Tagung in Mayen, vom 3. bis zum 6. November 2011. RGZM-Tagungen 16 (Mainz 2012) 213–223.
  • Bakker 2018: L. Bakker, Rädchenverzierte Argonnensigillata. In: H. Bender (Hrsg.), Die Ausgrabungen 1978-1980 in der Klosterkirche Heiligkreuz zu Passau-Niedernburg. Materialh. Bayer. Arch 108 (Kallmünz 2018) 341-351
  • Bakker u.a. 2005: Lothar Bakker, Wim Dijkman, Paul van Ossel: Die Feinkeramik "Argonnensigillata". Leitfund spätantiker Siedlungsplätze in den Provinzen Galliens, Germaniens und Rätiens. In: Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen. Die Spätantike am Oberrhein. Ausstellungskatalog Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2005–2006 (Stuttgart: Theiss 2005) 171–176.
  • Bernhard 1991: H. Bernhard, Importware. In: Der Runde Berg bei Urach. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg 14 (Stuttgart 1991) 188–191.
  • Bet u.a. 2011: Ph. Bet/H. Cabart/R. Delage/M. Feller/F. Gama, La céramique domestique et la verrerie de l´antiquité tardive à Metz. In: M. Kasprzyk/G. Kuhnle (Hrsg.), L´antiquité tardive dans l´Est de la France. Revue Archéologique de l´Est, Suppl. 30 (Dijon 2011) 69-81
  • Chenet 1930: Georges Chenet: Die Erforschung der gallorömischen Töpfereien in den Argonnen seit dem Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Germania 14/3, 1930, 84-73. - doi: https://doi.org/10.11588/ger.1930.24729
  • Chenet 1941: Georges Chenet: La céramique gallo-romaine d’Argonne du IVe siècle et la terre sigillée decorée à la molette. Fouilles et documents d’archéologie antique en France 1 (Macon 1941).
  • Chenet 1995: Georges Chenet, Guy Gaudron: La céramique sigillée d’Argonne des IIe et IIIe siècle. Gallia préhistoire Supplément 6 (Paris 1955).
  • Christlein 1974: R. Christlein, Grabfunde des 5. Jahrhunderts von Frickingen, Ortsteil Bruckfelden, Überlingen. Fundber. Bad.-Württ. 1, 1974, 565–572. - https://doi.org/10.11588/fbbw.1974.0.22709
  • Feller 1991: M. Feller, Classification et datation des molettes d'Argonne : Problèmes de méthodes. In: Société Française d'Étude de la Céramique Antique en Gaule (Hrsg.), Actes du Congrès de Cognac,‎ décembre 1991 (1991) 161–169.
  • Hübener 1968: Wolfgang Hübener: Eine Studie zur spätrömischen Rädchensigillata (Argonnensigillata). Bonner Jahrbücher 168, 1968, 241–284. - doi: 10.11588/bjb.1968.1.82712
  • Jung 2005: Patrick Jung: Unverzierte Terra sigillata des 4./5. Jahrhunderts aus der Grabung 2002 im Bereich des Kastells Alzey. Archäologisches Korrespondenzblatt 35, 2005, 413–420.
  • Metzler 1981: Jeannot Metzler, Johny Zimmer, Lothar Bakker: Ausgrabungen in Echternach (Luxemburg 1981).
  • Pastor 2007: L. Pastor, Molettes et roulettes de potiers gallo-romains dans l’est de la Gaule. Revue archéologique de l’Est 55, 2007, 287–297. - http://journals.openedition.org/rae/853
  • Unverzagt 1918: W. Unverzagt, Die Keramik des Kastells Alzei. Mat. röm.-german. Keramik 2 (Frankfurt a.M. 1918) - doi: https://doi.org/10.11588/diglit.43352
  • Unverzagt 1919: Wilhelm Unverzagt: Terra sigillata mit Rädchenverzierung. Mat. röm.-german. Keramik 3 (Frankfurt a. M. 1919). - https://doi.org/10.11588/diglit.43353

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