Rauwandige Drehscheibenwaren der Merowingerzeit: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Nordschweiz konnte eine 'sandige Drehscheibenware' ausgesondert werden, die in römischer Tradition steht und die die römische rauhwandige Gebrauchskeramik im 7. Jahrhundert ablöst. Sie zeichnet sich
 
In der Nordschweiz konnte eine 'sandige Drehscheibenware' ausgesondert werden, die in römischer Tradition steht und die die römische rauhwandige Gebrauchskeramik im 7. Jahrhundert ablöst. Sie zeichnet sich
 
durch reichliche Magerung einheitlicher Korngröße aus, gelegentlich treten Rollstempel auf, sowohl einfache, wie sie vergleichbar von rauhwandiger Drehscheibenware Donzdorfer Art, als auch
 
durch reichliche Magerung einheitlicher Korngröße aus, gelegentlich treten Rollstempel auf, sowohl einfache, wie sie vergleichbar von rauhwandiger Drehscheibenware Donzdorfer Art, als auch
Gitterrollstempel, wie sie von der [[ältere gelbtonige Drehscheibenware|älteren gelbtonigen Drehscheibenware]] bekannt sind (Tauber 1988; Marti 1990, 142; Marti 1995).
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Gitterrollstempel, wie sie von der [[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)|älteren gelben Drehscheibenware]] bekannt sind (Tauber 1988; Marti 1990, 142; Marti 1995).
   
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==

Version vom 8. Januar 2020, 21:08 Uhr

Rauhwandige Drehscheibenwaren sind eine geläufige Erscheinung der späten Merowingerzeit (Hübener 1969). Daneben gibt es eine Reihe spätantiker bzw. frühalamannischer rauhwandiger Waren, die gelegentlich als ältere rauhwandige Drehscheibenware bezeichnet werden. Außerdem wird in anderen Regionen der Begriff der rauhwandigen Drehscheibenware zudem nicht auf die römische Kaiser-, Völkerwanderungs- und Merowingerzeit beschränkt, sondern wird auch für Keramik verwendet, die an die jüngere Drehscheibenware anzugliedern ist (Losert 1993).

Rauhwandige Keramik macht in den Gräbern einen Großteil der Gefäßbeigaben aus. Sie ist besonders wichtig, da sie auch in den Siedlungen vorhanden ist und so die Verknüpfung zwischen Grab und Siedlungschronologie erlaubt. Für weite Teile Südwestdeutschlands ist insbesondere die rauhwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art von Bedeutung. Daneben bestehen aber zahlreiche weitere Gruppen, die bisher nicht immer klar unterschieden wurden. Eine sinnvolle regionale Gruppierung ist bisher nicht erkennbar. Hinzuweisen ist daher lediglich auf einige punktuell faßbare Ausprägungen.

Charakteristisch für die Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art ist eine mittlere Magerung vorwiegend aus Quarz. Daneben kommen aber auch andere Zusätze bzw. Einsprengsel vor. Neben teilweise sehr groben Kalkpartikeln sind rostbraune Partikel zu nennen, bei denen es sich nach optischem Eindruck in der Mehrzahl um Sandsteine, vereinzelt auch um Bohnerze handelt. Gelegentlich finden sich auch Abdrücke organischen Materials. Die Oberfläche wird durch die Magerungspartikel durchstoßen und aufgerissen und erhält so die charakteristische Rauhwandigkeit und eine 'Craquelée'-Struktur. Das Farbspektrum umfaßt dunkelgraue bis ausgelaugt-grauweißliche Töne. Namengebend ist ein Töpferofen aus Donzdorf. Bei seiner Publikation verwies Hübener 1962 (Hübener/Roeren/Natter 1962) die Keramik in das fortgeschrittene 7. Jahrhundert. U. Gross datiert den Töpferofen erst ins 8. Jahrhundert, doch geht er von einem Produktionsbeginn des Betriebes bereits vor 600 aus (Gross 1991). Von verschiedenen Bearbeitern wurde der Begriff der 'Donzdorfer Keramik' In umfassenderem Sinne verwendet und als weitgehend synonymer Begriff für die 'rauhwandige Keramik' überhaupt benutzt. Eine Zuweisung zur Donzdorfer Töpferei ist selten wirklich gesichert. Eine Kartierung der rauhwandigen Drehseheibenware Donzdorfer Art im engeren Sinne zeigt eine regionale Verbreitung auf der Alb und ihrem Vorland.

Unter den Gefäßformen überwiegt der Topf. Die Ränder sind wulstartig verdickt, auf der Innenseite zeigt sich häufig eine flache Kehlung als typologisches Rudiment des Deckelfalzes der spätrömischen Sichelränder. Eine zweite Randform ist eher dreikantig und nach außen abgeschrägt. Hinzuweisen ist auf die Halsbildung als vermutlich jüngeres Element. Weitere Gefäßformen, wie Schalen und Henkelgefäße sind relativ selten, doch ist das Formenspektrum größer, als es im Donzdorfer Ofen selbst vertreten ist (Maier 1994, 48 ff.). An Verzierungen sind insbesondere horizontale Stempelreihen zu nennen. Die 'Donzdorfer Ware' stellt nur eine von mehreren Ausprägungen der rauhwandigen Drehscheibenware dar. Die sogennante Eichtersheimer Gruppe ist vornehmlich in Nordbaden und am unteren Main verbreitet (Hübener/Lobbedey 1964). In Württembergisch-Franken liegt mit Wülfingen ein größerer Komplex rauhwandiger Drehscheibenware vor (Schulze 1981). Hier ist auch ein Töpferofen nachgewiesen. Im Neckarland tritt eine rauhwandige Drehscheibenware auf, die derjenigen der Donzdorfer Art nahesteht, jedoch in der Scherbenbeschaffenheit Abweichungen aufweist. So fehlen das typische Craquelée sowie die charakteristischen rostbraunen Partikel. Eine klare Abgrenzung bzw. Definition ist bisher nicht erarbeitet, Parallelen finden sich auch in Siedlungen im Hegau. Ebenfalls im mittleren Neckarland ist eine zweite Sorte rauhwandiger Drehscheibenware verbreitet, auf die U. Gross bei der Vorlage entsprechender Funde aus Neuhausen hingewiesen hat (Gross 1993), die bisher aber ebenfalls nicht sauber erarbeitet wurde. Sie zeichnet sich durch knollige Ränder, das Fehlen von Hälsen und bauchige Gefäßformen auf. Sie reicht sicherlich in nachmerowingische Zeit. In Renningen kann eine weitere Gruppe rauhwandiger Drehscheibenware ausgesondert werden, die sich durch eine braune Scherbenfarbe und eine charakteristische Halskehle - wohl in Tradition der Wölbwandtöpfe Alzei 32/33 - auszeichnet. Sie dürfte hier noch in das 5./6. Jahrhundert gehören.

In Bayerisch-Schwaben läßt sich bisher nur aus Gräbem eines kleinen Gebietes um Unterthürheim ein sog. "Typ Unterthürheim" erfassen, der durch abgestrichene Ränder mit Deckelfalz charakterisiert wird (Grünewald 1988, 180).

In der Nordschweiz konnte eine 'sandige Drehscheibenware' ausgesondert werden, die in römischer Tradition steht und die die römische rauhwandige Gebrauchskeramik im 7. Jahrhundert ablöst. Sie zeichnet sich durch reichliche Magerung einheitlicher Korngröße aus, gelegentlich treten Rollstempel auf, sowohl einfache, wie sie vergleichbar von rauhwandiger Drehscheibenware Donzdorfer Art, als auch Gitterrollstempel, wie sie von der älteren gelben Drehscheibenware bekannt sind (Tauber 1988; Marti 1990, 142; Marti 1995).

Einzelnachweise

  • U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und schwäbischtr Alb, Bemerkungcn zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ, 12 (Stuttgart 1991).
  • U. Gross, Funde aus einem frühmittelalterlichen Handwerkerareal in der Bäderstraße in Neuhausen, Kreis Esslingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1993, 235-238.
  • Ch. Grünewald, Das alamannische Gräberfeld von Unterthürheim, Bayerisch-Schwaben. Matherialh. bayer. Vorgesch. A 59 (Kallmünz 1988).
  • W. Hübener, Absatzgebiete frühgeschichtlicher Töpfereien in der Zone nördlich der Alpen. Beiträge zur Keramik der Merowingerzeit. Antiquitas R. 3, 6 (Bonn 1969).
  • W. Hübener/U. Lobbedey, Zur Struktur der Keramik in der späten Merowingerzeit. Beobachtungen an süddeutschen Grab- und Siedlungsfunden. Bonner Jahrb. 164, 1964, 88-129.
  • H. Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschr. Arch. Mittelalter Beih. 8 (Bonn 1993).
  • R. Marti, Bedeutende frühmittelalterliche Siedlungsreste in Reinach BL. Arch. Schweiz 13, 1990, 136-153.
  • K.H. Maier, Eine mittelalterliche Siedlung auf Markung Urspring. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 23 (Stuttgart 1994).
  • K. Natter/R. Roeren/W. Hübener, Ein Töpferofen des frühen Mittelalters von Donzdorf (Kr. Göppingun). Fundber. Schwaben N.F. 16, 1962, 172-183.
  • M. Schulze, Die mittelalterliche Keramik der Wüstung Wulfingen am Kocher, Stadt Forchtenberg, Hohenlohekreis. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 7, 1981, 4-148.
  • J. Tauber, Ein karolingischer Töpferofen in Reinach. Archäologie und Museum 11. 1988, 69-82.