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[[Datei:Rottweil - Kopie (2).jpg|right|thumb|Siedlungstopographie des mittelalterlichen Rottweil. gelb: röm. Straßen, schraffiert: röm. Arae Flaviae (Kartengrundlage LDA Bad.-Württ., nach Gildhoff 1989, ergänzt durch R. Schreg 2023)]]
 
[[Datei:Rottweil - Kopie (2).jpg|right|thumb|Siedlungstopographie des mittelalterlichen Rottweil. gelb: röm. Straßen, schraffiert: röm. Arae Flaviae (Kartengrundlage LDA Bad.-Württ., nach Gildhoff 1989, ergänzt durch R. Schreg 2023)]]
Östlich der Altstadt von Rottweil liegt auf eienm Geländerücken zwischen Prim und Neckar das Areal der römischen Stadt Arae Flaviae. Kastelle und Siedlung gehen in die Zeit Vespasians zurück. Repräsentative Bauten, darunter eine Basilika, prägten das Stadtbild, doch konnte die Stadt die ihr zugedachte Bedeutung nicht lange halten. Die Siedlungsaktivitäten enden in der Mitte oder der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts.
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Östlich der Altstadt von Rottweil liegt auf einem Geländerücken zwischen Prim und Neckar das Areal der römischen Stadt Arae Flaviae. Kastelle und Siedlung gehen in die Zeit Vespasians zurück. Repräsentative Bauten, darunter eine Basilika, prägten das Stadtbild, doch konnte die Stadt die ihr zugedachte Bedeutung nicht lange halten. Die Siedlungsaktivitäten enden in der Mitte oder der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts.
   
 
Erst im 6. Jahrhundert sind wieder archäologische Spuren zu erfasssen und zwar mit mehreren Bestattungsplätzen, von denen insbesondere das Gräberfeld Rottweil, Lehr zu nennen ist, das am Südrand des später als "Altstadt" bezeichneten römischen Siedlungsareals liegt.
 
Erst im 6. Jahrhundert sind wieder archäologische Spuren zu erfasssen und zwar mit mehreren Bestattungsplätzen, von denen insbesondere das Gräberfeld Rottweil, Lehr zu nennen ist, das am Südrand des später als "Altstadt" bezeichneten römischen Siedlungsareals liegt.
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Eine erste Erwähnung von Rottweil findet sich in der Vita sancti Galli vetustissima datiert 771, ein weiterer urkundlicher Beleg stammt von 789. Im 9. und 10. Jahrhundert sind mehrere Königsaufenthalte nachweisbar.
 
Eine erste Erwähnung von Rottweil findet sich in der Vita sancti Galli vetustissima datiert 771, ein weiterer urkundlicher Beleg stammt von 789. Im 9. und 10. Jahrhundert sind mehrere Königsaufenthalte nachweisbar.
   
 
Im Mittelalter erfolgte eine Verlagerung der Siedlungstätigkeit erst in den Bereich der Hochterrasse westlich des Neckars im Bereich der sogenannten "Mittelstadt" und dann auf eine etwa 1 km entfernte Spornlage, wo die "neue Stadt" angelegt wurde.
 
Im Mittelalter erfolgte eine Verlagerung der Siedlungstätigkeit erst in den Bereich der Hochterrasse westlich des Neckars im Bereich der sogenannten "Mittelstadt" und dann auf eine etwa 1 km entfernte Spornlage, wo die "neue Stadt" angelegt wurde.
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==Forschungsgeschichte==
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Archäologische Forschungen reichen in Rottweil weit zurück, galten aber lange Zeit der römischen Vergangenheit. Anfangs wurden dabei mittelalterliche Funde fälschlich in römische Zeit datiert. Eine frühe Überblicksarbeit zu "Formen der römischen Thongefässe" (Hölder 1897) führte einige Töpfe aus Rottweil auf, die zweifellos ins Spätmittelalter datieren. Römische Kastelle und das Bad im Nikolausfeld lenkten den archäologischen Blick schon früh in den Bereich der Mittelstadt. In den 1970er Jahren fanden vor der Überbauung die ersten mittelalterarchäologisch motivierten Grabungen am [[Rottweil, Königshof|Königshof]] statt, wo umfangreiche Keramikfunde geborgen wurden, die auch stratigraphisch gegliedert werden konnten (Klappauf 1982). Da die Bearbeitung der Funde aus den Königshofgrabungen durch Klappauf nie vorgelegt wurde, ist der Kenntnisstand aktuell auf einige eher zufällige Behandlungen in der Literatur angewiesen.
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Wichtige Beobachtungen zur Keramik stammen von Ch. Gildhoff, der im Rahmen einer - ungedruckten - Freiburger Dissertation die nachgedrehte Keramik aus der Siedlung [[Stetten a.d. Donau, Bachäcker]] bearbeitet hatte und Ende der 1980er/ Anfang 90er Jahre für mehrere Grabungen in Rottweil verantwortlich war.
   
 
==Wichtige Fundstellen==
 
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==Keramikfunde==
 
==Keramikfunde==
Da die Bearbeitung der Funde aus den Königshofgrabungen durch Gildhoff nie vorgelegt wurde, ist der Kenntnisstand aktuell auf einige eher zufällige Behandlungen in der Literatur angewiesen. Es zeichnet sich indes ab, dass in Rottweil, wie am Oberen Neckar bis ins 13. Jh. „[[nachgedrehte“ Keramik]]" dominierte. Die Funde gehören der [[Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa)]] an. Sie zeigen auch die charakteristische Kalkspatmagerung. L. Klappauf nahm eine Differenzierung zweier Gruppen nachgedrehter Waren vor, die als langsam nachgedreht bzw. als schnellaufend begriffen werden (Klappauf 1979). Während erstere von Gildhoff 1992 als ältere Albware bezeichnet wurde, scheint die zweite, die Klappauf als grautonig bezeichnete Gruppe mit den Funden übereinzustimmen, die auch im Bereich der Kernstadt im Dominikanerkloster gefunden wurden. Hier zeichnet sich eine Entwicklungslinie der Albware ab. Altfunde von Fehlbränden im Bereich Nikolausfeld/ Hochmauren in der nördlichen Mittelstadt legen nahe, dass hier Albware produziert wurde (Planck 1975 Taf. 3,).
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Es zeichnet sich indes ab, dass in Rottweil, wie am Oberen Neckar bis ins 13. Jh. „[[nachgedrehte Keramik]]" dominierte. Die Funde gehören der [[Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa)]] an. Sie zeigen auch die charakteristische Kalkspatmagerung. L. Klappauf nahm eine Differenzierung zweier Gruppen nachgedrehter Waren vor, die als langsam nachgedreht bzw. als schnellaufend begriffen werden (Klappauf 1979). Während erstere von Gildhoff 1992 als ältere Albware bezeichnet wurde, scheint die zweite, die Klappauf als grautonig bezeichnete Gruppe mit den Funden übereinzustimmen, die auch im Bereich der Kernstadt im Dominikanerkloster gefunden wurden. Hier zeichnet sich eine Entwicklungslinie der Albware ab. Altfunde von Fehlbränden im Bereich Nikolausfeld/ Hochmauren in der nördlichen Mittelstadt legen nahe, dass hier Albware produziert wurde (Planck 1975 Taf. 3,).
   
 
==Literaturhinweise==
 
==Literaturhinweise==

Aktuelle Version vom 2. Januar 2024, 12:51 Uhr

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Historischer Abriß

Siedlungstopographie des mittelalterlichen Rottweil. gelb: röm. Straßen, schraffiert: röm. Arae Flaviae (Kartengrundlage LDA Bad.-Württ., nach Gildhoff 1989, ergänzt durch R. Schreg 2023)

Östlich der Altstadt von Rottweil liegt auf einem Geländerücken zwischen Prim und Neckar das Areal der römischen Stadt Arae Flaviae. Kastelle und Siedlung gehen in die Zeit Vespasians zurück. Repräsentative Bauten, darunter eine Basilika, prägten das Stadtbild, doch konnte die Stadt die ihr zugedachte Bedeutung nicht lange halten. Die Siedlungsaktivitäten enden in der Mitte oder der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts.

Erst im 6. Jahrhundert sind wieder archäologische Spuren zu erfasssen und zwar mit mehreren Bestattungsplätzen, von denen insbesondere das Gräberfeld Rottweil, Lehr zu nennen ist, das am Südrand des später als "Altstadt" bezeichneten römischen Siedlungsareals liegt.

Eine erste Erwähnung von Rottweil findet sich in der Vita sancti Galli vetustissima datiert 771, ein weiterer urkundlicher Beleg stammt von 789. Im 9. und 10. Jahrhundert sind mehrere Königsaufenthalte nachweisbar.

Im Mittelalter erfolgte eine Verlagerung der Siedlungstätigkeit erst in den Bereich der Hochterrasse westlich des Neckars im Bereich der sogenannten "Mittelstadt" und dann auf eine etwa 1 km entfernte Spornlage, wo die "neue Stadt" angelegt wurde.

Forschungsgeschichte

Archäologische Forschungen reichen in Rottweil weit zurück, galten aber lange Zeit der römischen Vergangenheit. Anfangs wurden dabei mittelalterliche Funde fälschlich in römische Zeit datiert. Eine frühe Überblicksarbeit zu "Formen der römischen Thongefässe" (Hölder 1897) führte einige Töpfe aus Rottweil auf, die zweifellos ins Spätmittelalter datieren. Römische Kastelle und das Bad im Nikolausfeld lenkten den archäologischen Blick schon früh in den Bereich der Mittelstadt. In den 1970er Jahren fanden vor der Überbauung die ersten mittelalterarchäologisch motivierten Grabungen am Königshof statt, wo umfangreiche Keramikfunde geborgen wurden, die auch stratigraphisch gegliedert werden konnten (Klappauf 1982). Da die Bearbeitung der Funde aus den Königshofgrabungen durch Klappauf nie vorgelegt wurde, ist der Kenntnisstand aktuell auf einige eher zufällige Behandlungen in der Literatur angewiesen.

Wichtige Beobachtungen zur Keramik stammen von Ch. Gildhoff, der im Rahmen einer - ungedruckten - Freiburger Dissertation die nachgedrehte Keramik aus der Siedlung Stetten a.d. Donau, Bachäcker bearbeitet hatte und Ende der 1980er/ Anfang 90er Jahre für mehrere Grabungen in Rottweil verantwortlich war.

Wichtige Fundstellen

  • Rottweil, spätmittelalterliche Stadt
    • Dominikanerkloster
    • Hauptstraße 41
    • Hochbrücktorstr. 19
    • Kapuzinerkloster (Frank 1998)

Keramikfunde

Es zeichnet sich indes ab, dass in Rottweil, wie am Oberen Neckar bis ins 13. Jh. „nachgedrehte Keramik" dominierte. Die Funde gehören der Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa) an. Sie zeigen auch die charakteristische Kalkspatmagerung. L. Klappauf nahm eine Differenzierung zweier Gruppen nachgedrehter Waren vor, die als langsam nachgedreht bzw. als schnellaufend begriffen werden (Klappauf 1979). Während erstere von Gildhoff 1992 als ältere Albware bezeichnet wurde, scheint die zweite, die Klappauf als grautonig bezeichnete Gruppe mit den Funden übereinzustimmen, die auch im Bereich der Kernstadt im Dominikanerkloster gefunden wurden. Hier zeichnet sich eine Entwicklungslinie der Albware ab. Altfunde von Fehlbränden im Bereich Nikolausfeld/ Hochmauren in der nördlichen Mittelstadt legen nahe, dass hier Albware produziert wurde (Planck 1975 Taf. 3,).

Literaturhinweise

  • Ade-Rademacher 1998: D. Ade-Rademacher (Hrsg.), "Von anfang biss zu unsern zeiten". Das mittelalterliche Rottweil im Spiegel archäologischer Quellen. Arch. Inf. Bad.-Württ. 38 (Stuttgart 1998).
  • Ade-Rademacher 2005: D. Ade-Rademacher, Rottweil. Arch. Stadtkataster Bad.-Württ. 30 (Stuttgart 2005).
  • Flügel 1996: C. Flügel, Handgemachte Grobkeramik aus Arae Flaviae – Rottweil. Fundber. Bad.-Württ. 21, 1996, 315–400.
  • Flügel 1996a: C. Flügel, Töpfereiabfall und Brennhilfen aus Arae Flaviae - Rottweil. Fundber. Bad.-Württ. 21, 1996, 307–313.
  • Frank 1998: C. Frank, Archäologische Ausgrabungen im ehemaligen Kapuzinerkloster in Rottweil. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1998, 227–230.
  • Gildhoff 1989: C. Gildhoff, Grabung am Königshofweg in Rottweil. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1989 (1990), 250-296
  • Gildhoff 1992: C. Gildhoff, Archäologische Untersuchungen zur Frühgeschichte der Stadt Rottweil. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1992, 314–320.
  • Gildhoff 1998: C. Gildhoff, Studien zur Herstellung und Verbreitung nachgedrehter Keramik des frühen und hohen Mittelalters in Südwestdeutschland. Dargestellt am Beispiel der Siedlungskeramik von Stetten an der Donau (unpubl. Diss. Freiburg 1998).
  • Gross 2020: U. Gross, Ulm-Löwenstein-Rottweil-Pforzheim. Vier Orte mit Hinweisen auf lokale Herstellung von Drehscheibenwaren im frühen und hohen Mittelalter. Beiträge zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik in Südwestdeutschland (2020). - 10.11588/ARTDOK.00007000
  • Klappauf 1979: L. Klappauf, Die Grabungen in den Jahren 1975 und 1976 auf dem Gebiet des ehemaligen Königshofes von Rottweil. In: ,Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 6 (Stuttgart 1979) 97-111.
  • Klappauf 1979: L. Klappauf, Zum Stand der Ausgrabungen 1975 - 1977 auf dem Rottweiler Königshof. Mit einem Nachtrag zu der Grabung 1978. In: ,Deutsche Königspfalzen. Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung 3. Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 11/3 (Göttingen 1979).
  • Klappauf 1982: L. Klappauf, Zu den Ergebnissen der Grabungen 1975-1979 im Gebiet des ehemaligen Königshofs von Rottweil a.N. Arch. Korrbl. 12, 1982, 399-407.
  • Planck 1975: D. Planck, Arae Flaviae INeue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 6 (Stuttgart 1975).
  • Rüsch 1981: A. Rüsch, Das römische Rottweil. Führer arch. Denkm. Bad.-Württ. 7 (Stuttgart 1981).
  • Scholkmann 2009: B. Scholkmann, Frühe Pfalzen im Südwesten. Zum Stand der archäologischen Erforschung. In: U. Gross/A. Kottmann/J. Scheschkewitz (Hrsg.),Frühe Städte – Frühe Pfalzen. Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Ergebnisse eines Kolloquiums am 28. und 29. April 2009 im Rathaus zu Ulm. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 58 (Stuttgart 2009) 6–25.
  • Sommer 1992: C. S. Sommer, MVNICIPIVM ARAE FLAVIAE - Militärisches und ziviles Zentrum im rechtsrheinischen Obergermanien. Das römische Rottweil im Licht neuer Ausgrabungen. Ber. RGK 73, 1992, 269–313.
  • Sommer 1998: C. S. Sommer, Beobachtungen zum römischen und mittelalterlichen Rottweil. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1998, 191–192.
  • Sommer 2000: C. S. Sommer, Römischer Großbau, Platz und frühe mittelalterliche Siedlung um St. Pelagius in Rottweil. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2000, 102–105.
  • Untermann 2001: M. Untermann, Kontinuitätsbrüche: Neue Städte neben römischen Zentren in Süd- und Westdeutschland. Beitr. Mittelalterarch. Österreich 17, 2001, 117–132.