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Winterthur (Kt. Zürich, Schweiz)
 
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Die inzwischen recht zahlreichen archäologischen Untersuchungen in und um Winterthur machen die auf römische Wurzeln (Vitudurum) zurückreichende Stadt zu einem wichtigen Referenzpunkt für die Kenntnis mittelalterlicher Keramik in der Nordschweiz.
 
Die inzwischen recht zahlreichen archäologischen Untersuchungen in und um Winterthur machen die auf römische Wurzeln (Vitudurum) zurückreichende Stadt zu einem wichtigen Referenzpunkt für die Kenntnis mittelalterlicher Keramik in der Nordschweiz.
   
 
==Lage==
 
==Lage==
Die Stadt Winterthur liegt auf einer Terrasse oberhalb der Eulach, einem Nebenfluß von Töss und Rhein. Der römische und frühmittelalterliche Siedlungsschwerpunkt liegt etwa 1,8 km ostnordöstlich der mittelalterlichen Altstadt im Bereich der Kirche St. Arbogast.
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Die Stadt Winterthur liegt auf einer Terrasse oberhalb der Eulach, einem Nebenfluß von Töss und Rhein. Der römische und frühmittelalterliche Siedlungsschwerpunkt liegt etwa 1,8 km ostnordöstlich der mittelalterlichen Altstadt im Bereich der Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur.
   
 
==Ortsgeschichte==
 
==Ortsgeschichte==
 
Die römische Siedlung Vitudurum reicht in das späte erste Jahrhundert zurück. Sie lag an einer Kreuzung einer ost-West-Verbindung von Windisch/Vindonissa nach Bregenz/Brigantium und einer Nord-Süd-Verbindung. Die Siedlung lag zunächst auf einer flachen Terrasse, doch wurde 294 n.Chr. auf dem Kirchhügel ein Kastell errichtet.
 
Die römische Siedlung Vitudurum reicht in das späte erste Jahrhundert zurück. Sie lag an einer Kreuzung einer ost-West-Verbindung von Windisch/Vindonissa nach Bregenz/Brigantium und einer Nord-Süd-Verbindung. Die Siedlung lag zunächst auf einer flachen Terrasse, doch wurde 294 n.Chr. auf dem Kirchhügel ein Kastell errichtet.
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Im frühen Mittelalter verblieb das Siedlungszentrum zuunächst auf dem Kirchhügel. Im Bereich der Kirche St. Arbogast, an der Stelle römischer Gebäude sind Spuren einer frühmittelalterlichen Kirche nachgewiesen. Am Fuß des Kirchhügels wurde 2002 in einer grossflächigen Ausgrabung ein früh- und hochmittelalterlicher Siedlungsbereich dokumentiert. In dem am Rietbach gelegenen Areal Bättmur wurde eine Bebauung aus Grubenhäusern und Pfostenbauen nachgewiesen, die mit Funden des 7. Jh. in Verbindung gebracht werden kann. Das Fundstepktrum zeigt in Oberwinterthur allerdings eine Siedlungskontinuität an.
 
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[[Datei:Kirche St. Arbogast Bauetappen.jpg|mini|thumb|right|Oberwinterthur, St. Arbogast, vereinfachte Darstellung der Bauetappen. Datierung nach Felicia Schmaedecke 2006 (Graphik: Entopos, [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en CC BY SA 3.0] via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kirche_St._Arbogast_Bauetappen.jpg WikimediaCommons])
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Im frühen Mittelalter verblieb das Siedlungszentrum zuunächst auf dem Kirchhügel. Im Bereich der Kirche St. Arbogast, an der Stelle römischer Gebäude sind Spuren einer frühmittelalterlichen Kirche nachgewiesen. Am Fuß des Kirchhügels wurde 2002 in einer grossflächigen Ausgrabung ein früh- und hochmittelalterlicher Siedlungsbereich dokumentiert. In dem am Rietbach gelegenen Areal Bättmur wurde eine Bebauung aus Grubenhäusern und Pfostenbauen nachgewiesen, die mit Funden des 7. Jh. in Verbindung gebracht werden kann. Das Fundspektrum zeigt in Oberwinterthur allerdings eine Siedlungskontinuität an.
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Wohl bereits seit dem Frühmittelalter entstand jedoch ein zweites Siedlungszentrum im Bereich der späteren Altstadt Winterthur (Niederwinterthur). Spätestens ab 1200 entwickelte sich hier unter der Herrschaft der Grafen von Winterthur und schließlich der Kyburger die Stadt, die allerdings erst am am 22. Juni 1264 durch Rudolf I. von Habsburg das Stadtrecht verliehen bekam.
 
Wohl bereits seit dem Frühmittelalter entstand jedoch ein zweites Siedlungszentrum im Bereich der späteren Altstadt Winterthur (Niederwinterthur). Spätestens ab 1200 entwickelte sich hier unter der Herrschaft der Grafen von Winterthur und schließlich der Kyburger die Stadt, die allerdings erst am am 22. Juni 1264 durch Rudolf I. von Habsburg das Stadtrecht verliehen bekam.
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Um 1200 wurde die städtische Infrastruktur mit Stadtmauer, dem Bau von Gassen im südlichen Siedlungsbereich und einem offenen Kanal zur Brauchwasserversorgung im Bereich der Kernstadt ausgebaut. Im Osten und im Westen der Kernstadt entstanden im 13. Jahrhundert zwei Vorstädte.
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==Keramik==
 
==Keramik==
Im römischen Vitudurum sind zwei Töpferbezirke nachgewiesen (Jauch 2014).
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Im römischen Vitudurum sind zwei Töpferbezirke nachgewiesen (Jauch 2014). Aus dem Mittelalter ist eine Töpferei von der Fundstelle [[Winterthur, Untertor 21-25]] bekannt.
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Anhand einiger Fundkompolexe aus Winterthur und dessen Umgebung ([[Andelfingen]], Fällanden) skizzierte Renata Windler 2002 die Keramikentwicklung im Gebiet zwischen Zürichsee und Hochrhein während des frühen Mittelalters wie folgt:
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"Im Fundmaterial des letzten Drittels des 6. Jh. oder des frühen 7. Jh. aus zwei Grubenhäusern bei Andelfingen fällt die grosse Variationsbreite und der erhebliche Anteil an scheibengedrehter Keramik auf. Neben Keramik ist - wenn auch nur in geringen Anteilen - Lavez vorhanden. Vor allem zur rauhwandigen Drehscheibenware finden sich gute Vergleiche in der Nordwestschweiz, während nördlich des Hochrheins, namentlich in Komplexen aus dem Kanton Schaffhausen,handgeformte Keramik vorherrscht. Solche ist auch im Komplex aus Andelfingen belegt und zeigt zusammen mit glättverzierter Knickwandkeramik Verbindungen zum angrenzenden rechtsrheinischen Gebiet. Für die Entstehung dieser glättverzierten Knickwandkeramik sind vielleicht Einflüsse aus dem nordfranzösisch-südbelgischen Raum in Betracht zu ziehen. Wie der jüngste Keramikkomplex aus der Winterthurer Altstadt andeutet, wurde die handgeformte Keramik vermutlich im Verlauf des 7. Jh.in unserer Region vorherrschend und verdrängte die Drehscheibenware nahezu vollständig; etwa gleichzeitig dürfte die feintonige Knickwandkeramik verschwunden sein. Lavezgefässe hingegen waren bis ins 12./13. Jh. im Geschirrsortiment vertreten. Mit dem Überhandnehmen handgeformter Keramik setzt im 7. Jh. eine ganz andere Entwicklungein als in der Nordwestschweiz, wo zwar ebenfalls neue,aber weiterhin auf der Scheibe produzierte Waren auftauchen" (Windler 2002, 215).
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Windler unterschied dabei "Scheibengedrehte, feintönige Keramik mit Glättung" und "Scheibengedrehte, feintönige Keramik ohne Glättung", die beide Knickwandgefäße aufweisen sowie " Scheibengedrehte, rauhwandige Keramik" und "Handgeformte, rauhwandige Keramik".
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==wichtige Fundkomplexe==
 
==wichtige Fundkomplexe==
 
*Winterthur, Holderplatz: Mümzschatzgefäß um 1264, nachgedrehter Topf (Geiger/ Schnyder 1974)
 
*Winterthur, Holderplatz: Mümzschatzgefäß um 1264, nachgedrehter Topf (Geiger/ Schnyder 1974)
 
*Winterthur, Brauerei Haldengut: [[Münzschatzgefäß]] um 1375, 23 cm hoher, unglasierter Topf aus wenig fein geschlemmtem, grauem gebranntem Ton mit zugehörigem Deckel (Engeli 1930). Engeli 1931 verweist für eine Abbildung auf "Dr. h. c. Fritz Schöllhorn, Haldengutblätter I (1931), p. 6f."
 
*Winterthur, Brauerei Haldengut: [[Münzschatzgefäß]] um 1375, 23 cm hoher, unglasierter Topf aus wenig fein geschlemmtem, grauem gebranntem Ton mit zugehörigem Deckel (Engeli 1930). Engeli 1931 verweist für eine Abbildung auf "Dr. h. c. Fritz Schöllhorn, Haldengutblätter I (1931), p. 6f."
*Oberwinterthur, St. Arbogast: [[Schalltopf|Schalltöpfe]] (Schnyder 1981)
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*Oberwinterthur, St. Arbogast: [[Schalltopf|Schalltöpfe]] im etwa 1260 errichteten Chor (Schnyder 1981; Schmaedecke 2006)
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[[Datei:Kirche St. Arbogast, Chor.jpg|thumb|right|mini|Kirche St. Arbogast, Oberwinterthur: Chor mit Schalltöpfen (Foto: Entopos, [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en CC BY SA 3.0] via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kirche_St._Arbogast,_Chor.jpg WikimediaCommons])]]
 
*Oberwinterthur, Bättmur: früh- und hochmittelalterli´ches Siedlungsareal am Fuß des Kirchhügels (Roth/Windler 2004)
 
*Oberwinterthur, Bättmur: früh- und hochmittelalterli´ches Siedlungsareal am Fuß des Kirchhügels (Roth/Windler 2004)
*Winterthur, Stadtkirche St. laurentius (Jäggi u.a. 1993)
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*Winterthur, Marktgasse: frühmittelalterliches Gräberfeld 6./7. Jh.
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*Winterthur, Obergasse 30: Reste eines Steinbaus des 8.–11. Jahrhunderts
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*Winterthur, Stadtkirche St. Laurentius mit frühmittelalterlichem Vorgängerbau (Jäggi u.a. 1993)
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*Winterthur, Spitalgasse 1; Grubenhaus (Windler 2002)
 
*Winterthur, Technikumstrasse 66 und 68 (Bauhof) (Wild/Niederhäuser 2011)
 
*Winterthur, Technikumstrasse 66 und 68 (Bauhof) (Wild/Niederhäuser 2011)
 
*[[Winterthur, Untertor 21-25]]
 
*[[Winterthur, Untertor 21-25]]
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*Jauch 2014: V. Jauch, Keramikproduktion im römischen Oberwinterthur. Vitudurum 10. Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 45 (Zürich 2014). <ISBN 3905681951>
 
*Jauch 2014: V. Jauch, Keramikproduktion im römischen Oberwinterthur. Vitudurum 10. Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 45 (Zürich 2014). <ISBN 3905681951>
 
*Lehmann 1992: P. Lehmann, Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt. Archäologisch-historische Auswertung der Grabung Untertor 21-25/ Eine Hafnerwerkstatt des 19. Jahrhunderts. Die archäologische Untersuchung der Liegenschaft Oberer Graben 28. Berichte der Zürcher Denkmalpflege, Monographien 12 (Zürich, Egg 1992). - ISBN 3905647508
 
*Lehmann 1992: P. Lehmann, Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt. Archäologisch-historische Auswertung der Grabung Untertor 21-25/ Eine Hafnerwerkstatt des 19. Jahrhunderts. Die archäologische Untersuchung der Liegenschaft Oberer Graben 28. Berichte der Zürcher Denkmalpflege, Monographien 12 (Zürich, Egg 1992). - ISBN 3905647508
*Matter 2000: A Matter, Keramikentwicklung in Winterthur vom 12. Jh. bis um 1400. Sechs Kellerverfüllungen aus der Altstadt. Archäologie im Kanton Zürich 1997-1998 (2000), 183-245.
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*Matter 2000: A Matter, Keramikentwicklung in Winterthur vom 12. Jh. bis um 1400. Sechs Kellerverfüllungen aus der Altstadt. Archäologie im Kanton Zürich 1997-1998 (2000), S. 183-245.
 
*Matter/Tiziani 2009: Annamaria Matter/Andrea Tiziani, Siedlungsentwicklung an der Marktgasse in Winterthur vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Zürcher Archäologie 27 (Zürich/Egg 2009). <ISBN 3905681471>
 
*Matter/Tiziani 2009: Annamaria Matter/Andrea Tiziani, Siedlungsentwicklung an der Marktgasse in Winterthur vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Zürcher Archäologie 27 (Zürich/Egg 2009). <ISBN 3905681471>
*Matter/Wild 1997: A. Matter/W. Wild, Neue Erkenntnisse zum Aussehen von Kachelöfen des 13. und frühen 14. Jahrhunderts -Befunde und Funde aus dem Kanton Zürich. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp medieval. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 2, 4, 1997, 77–95.
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*Matter/Wild 1997: A. Matter/W. Wild, Neue Erkenntnisse zum Aussehen von Kachelöfen des 13. und frühen 14. Jahrhunderts -Befunde und Funde aus dem Kanton Zürich. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp medieval. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 2, 4, 1997, S. 77–95.
*Motschi/Wild 2011: A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Wiesen. In: ,Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350. Akten des Kolloquiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz, Frauenfeld, 28. - 29.10.2010 (Basel 2011) 71–82.
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*Motschi/Wild 2011: A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Wiesen. In: ,Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350. Akten des Kolloquiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz, Frauenfeld, 28. - 29.10.2010 (Basel 2011) S. 71–82.
 
*Roth/Windler 2004: M. Roth/R. Windler, Zum früh- und hochmittelalterlichen Oberwinterthur. Eine Ausgrabung am Fuss des Kirchhügel. Jahrb. SGUF 87, 2004, 215–253.
 
*Roth/Windler 2004: M. Roth/R. Windler, Zum früh- und hochmittelalterlichen Oberwinterthur. Eine Ausgrabung am Fuss des Kirchhügel. Jahrb. SGUF 87, 2004, 215–253.
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*Schmaedecke 2006: F. Schmaedecke, Kirchengrabungen: die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Neuauswertung der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1976 - 1979. Zürcher Archäologie 20 (Zürich 2006). - <ISBN 390568120X>
 
*Schnyder 1981: R. Schnyder, Die Schalltöpfe von St. Arbogast in Oberwinterthur. Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 38, 1981, S. 266-275. <DOI: https://dx.doi.org/10.5169/seals-167654>
 
*Schnyder 1981: R. Schnyder, Die Schalltöpfe von St. Arbogast in Oberwinterthur. Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 38, 1981, S. 266-275. <DOI: https://dx.doi.org/10.5169/seals-167654>
 
*Schnyder 1990: R. Schnyder, Winterthurer Keramik. Katalog zur Wanderausstellung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich ; 1989/90 Winterthur, Museum Lindengut, 1990 Mannheim, Reiss-Museum, 1991 Zürich, Wohnmuseum Bärengasse (Zürich 1990).
 
*Schnyder 1990: R. Schnyder, Winterthurer Keramik. Katalog zur Wanderausstellung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich ; 1989/90 Winterthur, Museum Lindengut, 1990 Mannheim, Reiss-Museum, 1991 Zürich, Wohnmuseum Bärengasse (Zürich 1990).
 
*Wild/Niederhäuser 2011: W. Wild/P. Niederhäuser, Vom Steinhaus und Adelssitz zum «Bauhof». Ein Gebäudekomplex an der Technikumstrasse 66 und 68 in Winterthur. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp medieval. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 16, 2011, 121–154.
 
*Wild/Niederhäuser 2011: W. Wild/P. Niederhäuser, Vom Steinhaus und Adelssitz zum «Bauhof». Ein Gebäudekomplex an der Technikumstrasse 66 und 68 in Winterthur. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp medieval. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 16, 2011, 121–154.
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*Wild/ Windler 2004: Werner Wild/ Renata Windler, Vitudurum und Winterthur – von der Spätantike zum Hochmittelalter. Archäologie der Schweiz 27 (1), 2004, S. 30–39.
*Windler 1995: R. Windler, Spätrömische Gräber aus Oberwinterthur. Jahrb. SGUF 78, 1995, 181–185.
 
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*Wild/ Windler 2004a: W. Wild/R. Windler, Früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung und Stadtwerdungsprozesse im archäologischen Befund. Das Beispiel Winterthur. Mitt. Dt. Ges. Arch. Mittelalter u. Neuzeit 15, 2004, 36–40. <DOI: https://doi.org/10.11588/dgamn.2004.0.18560>
*Windler 2002: R. Windler, Keramik des 6. und 7. Jahrhunderts. Siedlungs- und Grabfunde aus dem Gebiet zwischen Zürichsee und Hochrhein. Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte 85, 2002, 197–230.
 
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*Wild 2002: W. Wild, Stadtwerdung als Neustrukturierung eines bestehenden Siedlungsraumes. Das Beispiel Winterthur (11. bis 13. Jahrhundert). In: G. Helmig u.a. (Hrsg.), Medieval Europe Basel 2002. Centre – Region – Periphery 1 (Basel 2002), S. 599–603.
*Windler 2008: R. Windler, Mittelalterliche Webstühle und Weberwerkstätten - Archäologische Befunde und Funde. In: W. Melzer (Hrsg.),Archäologie und mittelalterliches Handwerk. Eine Standortbestimmung. Beiträge des 10. Kolloquiums des Arbeitskreises zur. Soester Beitr. Arch. 9 (Soest 2008) 201–215.
 
 
*Windler 1995: R. Windler, Spätrömische Gräber aus Oberwinterthur. Jahrb. SGUF 78, 1995, S. 181–185.
 
*Windler 2002: R. Windler, Keramik des 6. und 7. Jahrhunderts. Siedlungs- und Grabfunde aus dem Gebiet zwischen Zürichsee und Hochrhein. Jahrb. SGUF 85, 2002, 197–230.
 
*Windler 2008: R. Windler, Mittelalterliche Webstühle und Weberwerkstätten - Archäologische Befunde und Funde. In: W. Melzer (Hrsg.),Archäologie und mittelalterliches Handwerk. Eine Standortbestimmung. Beiträge des 10. Kolloquiums des Arbeitskreises zur. Soester Beitr. Arch. 9 (Soest 2008) S. 201–215.
   
 
[[Kategorie:Fundstellenregest]]
 
[[Kategorie:Fundstellenregest]]

Aktuelle Version vom 4. Januar 2024, 12:42 Uhr

Winterthur (Kt. Zürich, Schweiz)

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Die inzwischen recht zahlreichen archäologischen Untersuchungen in und um Winterthur machen die auf römische Wurzeln (Vitudurum) zurückreichende Stadt zu einem wichtigen Referenzpunkt für die Kenntnis mittelalterlicher Keramik in der Nordschweiz.

Lage

Die Stadt Winterthur liegt auf einer Terrasse oberhalb der Eulach, einem Nebenfluß von Töss und Rhein. Der römische und frühmittelalterliche Siedlungsschwerpunkt liegt etwa 1,8 km ostnordöstlich der mittelalterlichen Altstadt im Bereich der Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur.

Ortsgeschichte

Die römische Siedlung Vitudurum reicht in das späte erste Jahrhundert zurück. Sie lag an einer Kreuzung einer ost-West-Verbindung von Windisch/Vindonissa nach Bregenz/Brigantium und einer Nord-Süd-Verbindung. Die Siedlung lag zunächst auf einer flachen Terrasse, doch wurde 294 n.Chr. auf dem Kirchhügel ein Kastell errichtet.

Oberwinterthur, St. Arbogast, vereinfachte Darstellung der Bauetappen. Datierung nach Felicia Schmaedecke 2006 (Graphik: Entopos, CC BY SA 3.0 via WikimediaCommons)

Im frühen Mittelalter verblieb das Siedlungszentrum zuunächst auf dem Kirchhügel. Im Bereich der Kirche St. Arbogast, an der Stelle römischer Gebäude sind Spuren einer frühmittelalterlichen Kirche nachgewiesen. Am Fuß des Kirchhügels wurde 2002 in einer grossflächigen Ausgrabung ein früh- und hochmittelalterlicher Siedlungsbereich dokumentiert. In dem am Rietbach gelegenen Areal Bättmur wurde eine Bebauung aus Grubenhäusern und Pfostenbauen nachgewiesen, die mit Funden des 7. Jh. in Verbindung gebracht werden kann. Das Fundspektrum zeigt in Oberwinterthur allerdings eine Siedlungskontinuität an.

Wohl bereits seit dem Frühmittelalter entstand jedoch ein zweites Siedlungszentrum im Bereich der späteren Altstadt Winterthur (Niederwinterthur). Spätestens ab 1200 entwickelte sich hier unter der Herrschaft der Grafen von Winterthur und schließlich der Kyburger die Stadt, die allerdings erst am am 22. Juni 1264 durch Rudolf I. von Habsburg das Stadtrecht verliehen bekam. Um 1200 wurde die städtische Infrastruktur mit Stadtmauer, dem Bau von Gassen im südlichen Siedlungsbereich und einem offenen Kanal zur Brauchwasserversorgung im Bereich der Kernstadt ausgebaut. Im Osten und im Westen der Kernstadt entstanden im 13. Jahrhundert zwei Vorstädte.

Keramik

Im römischen Vitudurum sind zwei Töpferbezirke nachgewiesen (Jauch 2014). Aus dem Mittelalter ist eine Töpferei von der Fundstelle Winterthur, Untertor 21-25 bekannt.

Anhand einiger Fundkompolexe aus Winterthur und dessen Umgebung (Andelfingen, Fällanden) skizzierte Renata Windler 2002 die Keramikentwicklung im Gebiet zwischen Zürichsee und Hochrhein während des frühen Mittelalters wie folgt: "Im Fundmaterial des letzten Drittels des 6. Jh. oder des frühen 7. Jh. aus zwei Grubenhäusern bei Andelfingen fällt die grosse Variationsbreite und der erhebliche Anteil an scheibengedrehter Keramik auf. Neben Keramik ist - wenn auch nur in geringen Anteilen - Lavez vorhanden. Vor allem zur rauhwandigen Drehscheibenware finden sich gute Vergleiche in der Nordwestschweiz, während nördlich des Hochrheins, namentlich in Komplexen aus dem Kanton Schaffhausen,handgeformte Keramik vorherrscht. Solche ist auch im Komplex aus Andelfingen belegt und zeigt zusammen mit glättverzierter Knickwandkeramik Verbindungen zum angrenzenden rechtsrheinischen Gebiet. Für die Entstehung dieser glättverzierten Knickwandkeramik sind vielleicht Einflüsse aus dem nordfranzösisch-südbelgischen Raum in Betracht zu ziehen. Wie der jüngste Keramikkomplex aus der Winterthurer Altstadt andeutet, wurde die handgeformte Keramik vermutlich im Verlauf des 7. Jh.in unserer Region vorherrschend und verdrängte die Drehscheibenware nahezu vollständig; etwa gleichzeitig dürfte die feintonige Knickwandkeramik verschwunden sein. Lavezgefässe hingegen waren bis ins 12./13. Jh. im Geschirrsortiment vertreten. Mit dem Überhandnehmen handgeformter Keramik setzt im 7. Jh. eine ganz andere Entwicklungein als in der Nordwestschweiz, wo zwar ebenfalls neue,aber weiterhin auf der Scheibe produzierte Waren auftauchen" (Windler 2002, 215).

Windler unterschied dabei "Scheibengedrehte, feintönige Keramik mit Glättung" und "Scheibengedrehte, feintönige Keramik ohne Glättung", die beide Knickwandgefäße aufweisen sowie " Scheibengedrehte, rauhwandige Keramik" und "Handgeformte, rauhwandige Keramik".

wichtige Fundkomplexe

  • Winterthur, Holderplatz: Mümzschatzgefäß um 1264, nachgedrehter Topf (Geiger/ Schnyder 1974)
  • Winterthur, Brauerei Haldengut: Münzschatzgefäß um 1375, 23 cm hoher, unglasierter Topf aus wenig fein geschlemmtem, grauem gebranntem Ton mit zugehörigem Deckel (Engeli 1930). Engeli 1931 verweist für eine Abbildung auf "Dr. h. c. Fritz Schöllhorn, Haldengutblätter I (1931), p. 6f."
  • Oberwinterthur, St. Arbogast: Schalltöpfe im etwa 1260 errichteten Chor (Schnyder 1981; Schmaedecke 2006)
Kirche St. Arbogast, Oberwinterthur: Chor mit Schalltöpfen (Foto: Entopos, CC BY SA 3.0 via WikimediaCommons)
  • Oberwinterthur, Bättmur: früh- und hochmittelalterli´ches Siedlungsareal am Fuß des Kirchhügels (Roth/Windler 2004)
  • Winterthur, Marktgasse: frühmittelalterliches Gräberfeld 6./7. Jh.
  • Winterthur, Obergasse 30: Reste eines Steinbaus des 8.–11. Jahrhunderts
  • Winterthur, Stadtkirche St. Laurentius mit frühmittelalterlichem Vorgängerbau (Jäggi u.a. 1993)
  • Winterthur, Spitalgasse 1; Grubenhaus (Windler 2002)
  • Winterthur, Technikumstrasse 66 und 68 (Bauhof) (Wild/Niederhäuser 2011)
  • Winterthur, Untertor 21-25

Literaturhinweise

  • Engeli 1930: A. Engeli, Münzfund von Winterthur. Schweizerische Numismatische Rundschau 25, 1930, 206-212. <DOI: https://dx.doi.org/10.5169/seals-173133>
  • Frascoli 1997: L. Frascoli, Handwerker- und Kaufmannshaushalte im frühneuzeitlichen Winterthur. Untersuchungen zu vier Liegenschaften in der Altstadt. Mon. Kantonsarch. Zürich 39 (Zürich, Egg 1997) <ISBN 3-905647-69-9>
  • Geiger/ Schnyder 1974: Hans-Ulrich Geiger /Rudolf Schnyder, Der Münzfund von Winterthur-Holderplatz. Schweizerische Numismatische Rundschau 53, 1974, S. 88-117.
  • Homberger/ Zubler 2010: V. Homberger/K. Zubler (Hrsg.), Mittelalterliche und neuzeitliche Keramik der Region Schaffhausen. Typologie Seriation und Materialvorlage. Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 3 (Schaffhausen 2010). - <ISBN 9783952186879> - https://issuu.com/ksd2/docs/shb3_leseprobe
  • Illi/Windler 1994: M. Illi/R. Windler, Stadtkirche Winterthur. Archäologie und Geschichte (Zürich 1994).
  • Jäggi u. a. 1993: C. Jäggi/H.-R. Meier/R. Windler u. a., Die Stadtkirche St. Laurentius in Winterthur. Ergebnisse der Ausgrabungen 1980 - 1982. Zürcher Denkmalpfl. Arch. Mon. 14 (Zürich, Egg 1993). <ISBN 3905647591>
  • Jauch 2014: V. Jauch, Keramikproduktion im römischen Oberwinterthur. Vitudurum 10. Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 45 (Zürich 2014). <ISBN 3905681951>
  • Lehmann 1992: P. Lehmann, Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt. Archäologisch-historische Auswertung der Grabung Untertor 21-25/ Eine Hafnerwerkstatt des 19. Jahrhunderts. Die archäologische Untersuchung der Liegenschaft Oberer Graben 28. Berichte der Zürcher Denkmalpflege, Monographien 12 (Zürich, Egg 1992). - ISBN 3905647508
  • Matter 2000: A Matter, Keramikentwicklung in Winterthur vom 12. Jh. bis um 1400. Sechs Kellerverfüllungen aus der Altstadt. Archäologie im Kanton Zürich 1997-1998 (2000), S. 183-245.
  • Matter/Tiziani 2009: Annamaria Matter/Andrea Tiziani, Siedlungsentwicklung an der Marktgasse in Winterthur vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Zürcher Archäologie 27 (Zürich/Egg 2009). <ISBN 3905681471>
  • Matter/Wild 1997: A. Matter/W. Wild, Neue Erkenntnisse zum Aussehen von Kachelöfen des 13. und frühen 14. Jahrhunderts -Befunde und Funde aus dem Kanton Zürich. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp medieval. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 2, 4, 1997, S. 77–95.
  • Motschi/Wild 2011: A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Wiesen. In: ,Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350. Akten des Kolloquiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz, Frauenfeld, 28. - 29.10.2010 (Basel 2011) S. 71–82.
  • Roth/Windler 2004: M. Roth/R. Windler, Zum früh- und hochmittelalterlichen Oberwinterthur. Eine Ausgrabung am Fuss des Kirchhügel. Jahrb. SGUF 87, 2004, 215–253.
  • Schmaedecke 2006: F. Schmaedecke, Kirchengrabungen: die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Neuauswertung der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1976 - 1979. Zürcher Archäologie 20 (Zürich 2006). - <ISBN 390568120X>
  • Schnyder 1981: R. Schnyder, Die Schalltöpfe von St. Arbogast in Oberwinterthur. Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 38, 1981, S. 266-275. <DOI: https://dx.doi.org/10.5169/seals-167654>
  • Schnyder 1990: R. Schnyder, Winterthurer Keramik. Katalog zur Wanderausstellung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich ; 1989/90 Winterthur, Museum Lindengut, 1990 Mannheim, Reiss-Museum, 1991 Zürich, Wohnmuseum Bärengasse (Zürich 1990).
  • Wild/Niederhäuser 2011: W. Wild/P. Niederhäuser, Vom Steinhaus und Adelssitz zum «Bauhof». Ein Gebäudekomplex an der Technikumstrasse 66 und 68 in Winterthur. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp medieval. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 16, 2011, 121–154.
  • Wild/ Windler 2004: Werner Wild/ Renata Windler, Vitudurum und Winterthur – von der Spätantike zum Hochmittelalter. Archäologie der Schweiz 27 (1), 2004, S. 30–39.
  • Wild/ Windler 2004a: W. Wild/R. Windler, Früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung und Stadtwerdungsprozesse im archäologischen Befund. Das Beispiel Winterthur. Mitt. Dt. Ges. Arch. Mittelalter u. Neuzeit 15, 2004, 36–40. <DOI: https://doi.org/10.11588/dgamn.2004.0.18560>
  • Wild 2002: W. Wild, Stadtwerdung als Neustrukturierung eines bestehenden Siedlungsraumes. Das Beispiel Winterthur (11. bis 13. Jahrhundert). In: G. Helmig u.a. (Hrsg.), Medieval Europe Basel 2002. Centre – Region – Periphery 1 (Basel 2002), S. 599–603.
  • Windler 1995: R. Windler, Spätrömische Gräber aus Oberwinterthur. Jahrb. SGUF 78, 1995, S. 181–185.
  • Windler 2002: R. Windler, Keramik des 6. und 7. Jahrhunderts. Siedlungs- und Grabfunde aus dem Gebiet zwischen Zürichsee und Hochrhein. Jahrb. SGUF 85, 2002, 197–230.
  • Windler 2008: R. Windler, Mittelalterliche Webstühle und Weberwerkstätten - Archäologische Befunde und Funde. In: W. Melzer (Hrsg.),Archäologie und mittelalterliches Handwerk. Eine Standortbestimmung. Beiträge des 10. Kolloquiums des Arbeitskreises zur. Soester Beitr. Arch. 9 (Soest 2008) S. 201–215.