Ingolstadt: Unterschied zwischen den Versionen
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- Ältere Drehscheiben-/Nachgedrehte Ware (v.a. Siedlungsfunde): Rauwandige Ware, Kammstrichware/“Burgheimer Ware“ |
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- Nachgedrehte/Jüngere Drehscheiben-Ware |
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− | - Importe: Goldglimmerware, Ware Pollenfelder Art, Graphittonware, Steinzeug, Fayence, Steingut, Porzellan |
+ | - Importe: Goldglimmerware, Ware Pollenfelder Art, Graphittonware, Steinzeug, Fayence, Steingut, Porzellan. |
Die älteste mittelalterliche Keramik der Ingolstädter Altstadt gehört zur sogenannten Kammstrichware oder "Burgheimer Ware" (Riedel 2023). Rauwandige Ware ist dagegen noch nicht belegt. Die Masse des keramischen Fundgutes des Mittelalters und der Neuzeit gehört zur Jüngeren Drehscheibenware, wobei etwa ein Drittel wegen seines weißen bis beigen Scherbens an die Ware Pollenfelder Art erinnert. Ihre Herstellung ist in den ausgegrabenen Ingolstädter Töpfereien noch nicht nachgewiesen. Wie auch auf der Fränkischen Alb (Burgstall Rauenwörth bei Gungolding an der Altmühl, Riedel 1992) tritt sie in der Ingolstädter Altstadt mit feiner, überwiegend jedoch mit auffällig grober Magerung auf. Goldglimmerware ist nur in wenigen Einzelstücken, Graphitonware und Steinzeug sind zwar selten, aber regelmäßig belegt. |
Die älteste mittelalterliche Keramik der Ingolstädter Altstadt gehört zur sogenannten Kammstrichware oder "Burgheimer Ware" (Riedel 2023). Rauwandige Ware ist dagegen noch nicht belegt. Die Masse des keramischen Fundgutes des Mittelalters und der Neuzeit gehört zur Jüngeren Drehscheibenware, wobei etwa ein Drittel wegen seines weißen bis beigen Scherbens an die Ware Pollenfelder Art erinnert. Ihre Herstellung ist in den ausgegrabenen Ingolstädter Töpfereien noch nicht nachgewiesen. Wie auch auf der Fränkischen Alb (Burgstall Rauenwörth bei Gungolding an der Altmühl, Riedel 1992) tritt sie in der Ingolstädter Altstadt mit feiner, überwiegend jedoch mit auffällig grober Magerung auf. Goldglimmerware ist nur in wenigen Einzelstücken, Graphitonware und Steinzeug sind zwar selten, aber regelmäßig belegt. |
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Die wichtigsten Fundstellen mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik in der Ingolstädter Altstadt sind: |
Die wichtigsten Fundstellen mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik in der Ingolstädter Altstadt sind: |
Version vom 15. März 2024, 16:22 Uhr
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Lage und Ortsgeschichte
Das Donautal in der Nähe von Ingolstadt war durch einen mäandrierenden Flusslauf gekennzeichnet, der viele Altarme hatte. Ingolstadt wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts zum ersten Mal erwähnt. Das älteste Stadtzentrum befindet sich auf einer sieben Meter hohe Schotterterrasse nahe der Mündung des Flüsschens Schutter. Diese Situation bot Standorte für Mühlen, aber auch einen direkten Zugang zur Donau als wichtigem Transportweg. Bis ins 14. Jahrhundert verlief der Hauptarm der Donau einige Kilometer südlich von Ingolstadt, bevor der Nebenarm bei der Stadt ausgebaut wurde. In vorrömischer Zeit befand sich am südlichen Ufer gegenüber der späteren Stadt das Oppidum von Manching, weil die Donau auch damals als wichtige Transportroute genutzt wurde. Dieser südliche Donaulauf war auch in römischer Zeit schiffbar, wie die Schiffsfunde in Oberstimm zeigten. Einzelne Flussläufe nahe Manching waren noch im 19. Jahrhundert aktiv. Am südlichen Ufer ist eine dichte frühmittelalterliche Besiedlung festzustellen, zu der beispielsweise auch die Siedlung von Zuchering, Am Mühlwegfeld (Zuchering-Ost) oder Funde aus dem Ortsberich von Manching (Hübener 1957) zählen. Am Nordufer setzt die Besiedlung im Bereich der Altstadt erst in karolingischer Zeit ein und bleibt sehr schwach. Erst mit der Stadtwerdung entwickelt sich das Areal rasch zum zentralen Siedlungsplatz.
Forschungsgeschichte
Seit den 1930-er Jahren sichert der Historischen Verein Ingolstadt bei Notgrabungen und Fundbergungen auch mittelalteriche Keramik. Sie wird jedoch nicht intensiver bearbeitet und publiziert. Erst nach den Zweiten Weltkrieg wird die frühmittelalterliche Keramik von Manching wissenschaftlich vorgelegt (Hübener 1957, 1964). Auch der erste große, veröffentlichte Keramikkomplex stammt vom Südufer der Donauniederung, aus Zuchering (Weid 1993/1994, 2000). Für die Analyse der mittelalterlichen Siedlungsentwicklung im Raum Ingolstadt wurde versucht, anhand ausgewählter Fundkomplexe einen Überblick über die mittelalterliche Keramikentwicklung der Region zu geben (Riedel 2000). Neben zahlreichen kleineren Beiträgen verschiedener Autoren, vor allem im Historischen Verein Ingolstadt, sind weiterhin vor allem die Untersuchungen in der ehemaligen Stadtapotheke (Habrich/Endres/Riedel/Schönewald 2011) und zur merowingerzeitlichen Keramik der Region (Marchert 2022) zu nennen. Fundmaterial aus Töpfereien der Altstadt mit Ofenkeramik von hoher Qualität sind aus der Harderstraße (Lemp 2007, 2008), der Konviktstraße (Vetterling, Riedel 2008) und der Sebastianstraße (Sandner 2016) vorgelegt.
wichtige Fundstellen
- Ingolstadt, Moritzstraße 14: Stadtapotheke (Riedel 2011)
- Ingolstadt: Schrannenstraße 2 (Grünzinger 1956)
- Ingolstadt, Theresienstraße 19
Keramikfunde
Im Raum Ingolstadt sind folgende Waren/Warengruppen makroskopisch rasch erkennbar: - merowingerzeitliche handgemachte/nachgedrehte/scheibengedrehte Ware (v.a. Grabfunde) - Ältere Drehscheiben-/Nachgedrehte Ware (v.a. Siedlungsfunde): Rauwandige Ware, Kammstrichware/“Burgheimer Ware“ - Nachgedrehte/Jüngere Drehscheiben-Ware - Importe: Goldglimmerware, Ware Pollenfelder Art, Graphittonware, Steinzeug, Fayence, Steingut, Porzellan. Die älteste mittelalterliche Keramik der Ingolstädter Altstadt gehört zur sogenannten Kammstrichware oder "Burgheimer Ware" (Riedel 2023). Rauwandige Ware ist dagegen noch nicht belegt. Die Masse des keramischen Fundgutes des Mittelalters und der Neuzeit gehört zur Jüngeren Drehscheibenware, wobei etwa ein Drittel wegen seines weißen bis beigen Scherbens an die Ware Pollenfelder Art erinnert. Ihre Herstellung ist in den ausgegrabenen Ingolstädter Töpfereien noch nicht nachgewiesen. Wie auch auf der Fränkischen Alb (Burgstall Rauenwörth bei Gungolding an der Altmühl, Riedel 1992) tritt sie in der Ingolstädter Altstadt mit feiner, überwiegend jedoch mit auffällig grober Magerung auf. Goldglimmerware ist nur in wenigen Einzelstücken, Graphitonware und Steinzeug sind zwar selten, aber regelmäßig belegt. Die wichtigsten Fundstellen mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik in der Ingolstädter Altstadt sind:
Stadtapotheke Moritzstraße "Mülldeponie" Ingobräugelände Latrinen Ludwigsrtraße und "Neckermanneck"
- Fayence: Apothekergeschirr aus einer Abfallgrube der ehem. Stadtapotheke. Einige der Gefäße sind durch die Aufschrift "1571" datiert.
Verbleib der Funde
- Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt
Literaturhinweise
- Ausstellung 2016: Archäologie aktuell - Ausgrabungen in Ingolstadt. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt. Dokumentation zur Stadtgeschichte 10 (Ingolstadt, Büchenbach 2016).
- Back u. a. 2008: M. Back/G. Riedel/C. Vetterling, Die Hafner der Herzöge. Arch. Deutschland 3/2008, 6–11.
- Endres u.a. 2011: Werner Endres, Christa Habrich, Gerd Riedel, Beatrix Schönewald. Apothekengefäße von 1571 bis ins 18. Jahrhundert in Ingolstadt. Keramische und pharmaziehistorische Untersuchungen (Büchenbach 2011)
- Grünzinger 1956: Max Grünzinger, Alte Brunnen in Ingolstadt. o.A., Ingolstädter Heimatblätter 19/2, 1956, S. 5-6
- Hübener 1957: W. Hübener, Frühmittelalterliche Siedlungsfunde in Manching, Landkreis Ingolstadt. Sammelbl. Hist. Ver. Ingolstadt 3-8/1957.
- Mehler 2013: N. Mehler, Tönerne Aquamanilien aus dem Ingolstädter Donauraum und der Fränkischen Alb. Archäologische Zeugnisse mittelalterlicher Tischkultur und Körperpflege. Sammelbl. Hist. Ver. Ingolstadt 122, 2013, 20–42.
- Orendi 2013: A. Orendi, Mittelalterliche Ofenbefunde aus Ingolstadt. Beiträge zur Geschichte Ingolstadts 9,2 (Büchenbach, Ingolstadt 2013).
- Riedel 2000: G. Riedel, Ingoldesstat. Archäologische Untersuchungen zu Ingolstadt im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte Ingolstadts 2 (Ingolstadt 2000).
- Riedel 2006: G. Riedel, Ingolstadts "Gegenüber" am südlichen Donauufer - Die Siedlung von Zuchering. In: G. Riedel/U. Arauner (Hrsg.),Ingolstadt seit 806. Vom Werden einer Stadt (Ingolstadt 2006) 64–67.
- Riedel 2011: Gerd Riedel, Die Gefäße aus Irdenware im Abfallschacht der Ingolstädter Stadtapotheke. In: Werner Endres, Christa Habrich, Gerd Riedel, Beatrix Schönewald. Apothekengefäße von 1571 bis ins 18. Jahrhundert in Ingolstadt. Keramische und pharmaziehistorische Untersuchungen (Büchenbach 2011) 139-175.
- Wolf 2014: M. Wolf, Aspekte der Stadtwerdung Ingolstadts. Archäologie einer Herzogstadt. Beiträge zur Geschichte Ingolstadts 9,1 (Ingolstadt, Donau 2014). - ISBN: 978-3-932113-65-9
Links
- Theresienstadt ING - Seite der ALTSTADT GmbH mit Grabungsbericht und Funden
- Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt: Sammlung Keramikentwicklung Raum Ingolstadt