Oberwittelsbach, Burg Wittelsbach: Unterschied zwischen den Versionen

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Oberwittelsbach, Stadt Aichach, Landkreis Aichach-Friedberg, Bayern
 
Oberwittelsbach, Stadt Aichach, Landkreis Aichach-Friedberg, Bayern
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Burg Wittelsbach
 
Burg Wittelsbach
   
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Bei der Burg Wittelsbach handelt es sich um die Stammburg der Wittelsbacher, die seit 1180 als Herzöge, später Kurfürsten von Bayern fungierten. Die Burg wurde 1115 erstmals als Besitz der Grafen zu Scheyern genannt, die 1119 von der Burg Scheyern nach Wittelsbach umzogen und sich fortan Grafen von Wittelsbach nannten. 1209 wurde die Burg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Später entstand hier eine gotische Kirche.
 
 
Grabungen auf der Burg Wittelsbach von 1975-1980 haben einen bedeutenden Komplex an Keramik erbracht, der von Bedeutung ist, weil er einer der ersten bearbeiteten hochmittelalterlichen Komplexe der Region überhaupt darstellt und sich historisch eingrenzen lässt.
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==Lage==
 
Die Burg liegt östlich des Lech in den Randhöhen der Paar, rund 20 Kilometer westlich der Vorgängerburg der Grafenfamilie in Scheyern.
 
Die Burg liegt östlich des Lech in den Randhöhen der Paar, rund 20 Kilometer westlich der Vorgängerburg der Grafenfamilie in Scheyern.
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*Koordinaten: 48.46903, 11.17581
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==Ortsgeschichte==
 
Bei der Burg Wittelsbach handelt es sich um die Stammburg der Wittelsbacher, die seit 1180 als Herzöge, später Kurfürsten von Bayern fungierten. Die Burg wurde 1115 erstmals als Besitz der Grafen zu Scheyern genannt, die 1119 von der Burg Scheyern nach Wittelsbach umzogen und sich fortan Grafen von Wittelsbach nannten.
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Die Burg selbst reicht aber ins 11. jahrhundert zurück und dürfte den Grafen von Kühbach zuzurechnen sein, deren Familienkloster nur 2,5 Kilometer von der Burg entfernt liegt.
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1209 wurde die Burg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Später entstand hier eine gotische Kirche.
   
 
==Ausgrabungen==
 
==Ausgrabungen==
1978 bis 1980 wurden auf Burg (Ober-)Wittelsbach archäologische Grabungen durchgeführt. Sie zeigten, dass im 12. Jahrhundert eine kleinere ältere Anlage erweitert wurde. Eine ältere Schildmauer wurde geschleift, der ältere Halsgraben wurde verfüllt. Zur größeren jüngeren Burg gehörte eine große, zum Teil aus Backsteinen gemauerte Zisterne. Lediglich zwei Buchbeschläge, einer davon in Drachenform, fallen als Sonderfunde auf. Zur älteren Burganlage des 11. Jahrhunderts gehörte ein oktogonaler Bau, der am ehesten als Wohnturm zu interpretieren sein dürfte. Mit dem Umbau der Burg wohl nach 1115 wurde der Bau dann abgetragen und durch einen nebenstehenden ca. 16 x 8 Meter großen Palas ersetzt. Die frühere Anlage des 11. Jahrhunderts dürfte den Grafen von Kühbach zuzurechnen sein, deren Familienkloster nur 2,5 Kilometer von der Burg entfernt liegt.
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1978 bis 1980 wurden auf Burg (Ober-)Wittelsbach archäologische Grabungen durchgeführt. Sie zeigten, dass im frühen 12. Jahrhundert eine kleinere ältere Anlage erweitert wurde - was mit dem Übergang der Burg an die Wittelsbach einher gehen könnte. Eine ältere Schildmauer wurde dabei geschleift, der ältere Halsgraben wurde verfüllt. Zur größeren jüngeren Burg gehörte eine große, zum Teil aus Backsteinen gemauerte Zisterne. Lediglich zwei Buchbeschläge, einer davon in Drachenform, fallen als Sonderfunde auf. Zur älteren Burganlage des 11. Jahrhunderts gehörte ein oktogonaler Bau, der am ehesten als Wohnturm zu interpretieren sein dürfte. Mit dem Umbau der Burg wohl nach 1115 wurde der Bau dann abgetragen und durch einen nebenstehenden ca. 16 x 8 Meter großen Palas ersetzt.
   
 
==Keramikfunde==
 
==Keramikfunde==
 
Der Ausgräber Robert Koch hat wenige Wochen nach der Ausgrabung einen ersten Grabungsbericht mit einem Überblick über das Fundmaterial und 1993 eine ausführlichere Darstellung der Keramik publiziert. Die abschließende Publikation, posthum erschienen, liefert den ausführlichen Fundkatalog, aber keine neuerliche Diskussion der Funde (Koch 2017).
Der Fundkomplex der Burg Wittelsbach ist von Bedeutung, weil er einer der ersten bearbeiteten hochmittelalterlichen Komplexe der Region darstellt und sich historisch eingrenzen lässt.
 
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Der Ausgräber Robert Koch hat wenige Wochen nach der Ausgrabung einen ersten Grabungsbericht mit einem Überblick über das Fundmaterial und 1993 eine ausführlichere Darstellung der Keramik publiziert. Die abschließende Publikation, posthum erschienen liefert den ausführlichen Fundkatalog, aber keine neuerliche Diskussion der Funde (Koch 2017).
 
 
Aus der Burgzeit sind es einerseits der Fundkomplex aus dem Halsgraben sowie die aus der Zisterne. Bei der Keramik aus der Grabenverfüllung handelt es sich um nachgedrehte Keramik, überwiegend mit ausgebogenen Rändern. Aus der Zisternenverfüllung stammt das meiste Fundmaterial, wiederum vor allem nachgedrehte Ware, jedoch überwiegend mit einfachen Leistenrändern und mit Fragmenten von [[Bügelkanne]]n. Es handelt sich um Alltagsgeschirr, während spezielles Tafelgeschirr, wie es im Spätmittelalter für adliges Milieu typisch ist, hier fehlt. Das Spätmittelalter, also die Periode nach Aufgabe der Burg, ist mit einigen Funden beispielsweie von [[gekehlte Karniesrandschale|gekehlten Karniesrandschalen]] vertreten.
 
Aus der Burgzeit sind es einerseits der Fundkomplex aus dem Halsgraben sowie die aus der Zisterne. Bei der Keramik aus der Grabenverfüllung handelt es sich um nachgedrehte Keramik, überwiegend mit ausgebogenen Rändern. Aus der Zisternenverfüllung stammt das meiste Fundmaterial, wiederum vor allem nachgedrehte Ware, jedoch überwiegend mit einfachen Leistenrändern und mit Fragmenten von [[Bügelkanne]]n. Es handelt sich um Alltagsgeschirr, während spezielles Tafelgeschirr, wie es im Spätmittelalter für adliges Milieu typisch ist, hier fehlt. Das Spätmittelalter, also die Periode nach Aufgabe der Burg, ist mit einigen Funden beispielsweie von [[gekehlte Karniesrandschale|gekehlten Karniesrandschalen]] vertreten.
   
 
===Warenarten===
 
===Warenarten===
Im ersten Vorbericht differenzierte Koch noch nach Keramik noch grob nach den Befunden als aus romanischer und gotischer Zeit (Koch 1980, 22).
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Im ersten Vorbericht differenzierte Koch die Keramik noch grob nach den Befunden als aus romanischer und gotischer Zeit (Koch 1980, 22).
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Die nachgedrehte keramik von Burg Wittelsbach ist derzeit grundlegend, um die regionale Ausprägung der [[Glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Schwaben, FMa/ HMa)|glimmerhaltigen nachgedrehten Keramik]] zu beschreiben.
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Im Fundmaterial ist auch [[Graphittonkeramik]] vertreten.
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Datei:Krenz Abb. 16 GK Wittelsbach.jpg|Burg Wittelsbach: Graphittontopf mit Wellenverzierung (R. Koch 1993, 126).
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==Verbleib der Funde==
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*Aichach, Wittelsbacher Museum
   
 
==Literaturhinweise==
 
==Literaturhinweise==

Aktuelle Version vom 3. Januar 2024, 00:59 Uhr

Oberwittelsbach, Stadt Aichach, Landkreis Aichach-Friedberg, Bayern

Burg Wittelsbach


Grabungen auf der Burg Wittelsbach von 1975-1980 haben einen bedeutenden Komplex an Keramik erbracht, der von Bedeutung ist, weil er einer der ersten bearbeiteten hochmittelalterlichen Komplexe der Region überhaupt darstellt und sich historisch eingrenzen lässt.

Lage

Die Burg liegt östlich des Lech in den Randhöhen der Paar, rund 20 Kilometer westlich der Vorgängerburg der Grafenfamilie in Scheyern.

  • Koordinaten: 48.46903, 11.17581


Ortsgeschichte

Bei der Burg Wittelsbach handelt es sich um die Stammburg der Wittelsbacher, die seit 1180 als Herzöge, später Kurfürsten von Bayern fungierten. Die Burg wurde 1115 erstmals als Besitz der Grafen zu Scheyern genannt, die 1119 von der Burg Scheyern nach Wittelsbach umzogen und sich fortan Grafen von Wittelsbach nannten. Die Burg selbst reicht aber ins 11. jahrhundert zurück und dürfte den Grafen von Kühbach zuzurechnen sein, deren Familienkloster nur 2,5 Kilometer von der Burg entfernt liegt. 1209 wurde die Burg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Später entstand hier eine gotische Kirche.

Ausgrabungen

1978 bis 1980 wurden auf Burg (Ober-)Wittelsbach archäologische Grabungen durchgeführt. Sie zeigten, dass im frühen 12. Jahrhundert eine kleinere ältere Anlage erweitert wurde - was mit dem Übergang der Burg an die Wittelsbach einher gehen könnte. Eine ältere Schildmauer wurde dabei geschleift, der ältere Halsgraben wurde verfüllt. Zur größeren jüngeren Burg gehörte eine große, zum Teil aus Backsteinen gemauerte Zisterne. Lediglich zwei Buchbeschläge, einer davon in Drachenform, fallen als Sonderfunde auf. Zur älteren Burganlage des 11. Jahrhunderts gehörte ein oktogonaler Bau, der am ehesten als Wohnturm zu interpretieren sein dürfte. Mit dem Umbau der Burg wohl nach 1115 wurde der Bau dann abgetragen und durch einen nebenstehenden ca. 16 x 8 Meter großen Palas ersetzt.

Keramikfunde

Der Ausgräber Robert Koch hat wenige Wochen nach der Ausgrabung einen ersten Grabungsbericht mit einem Überblick über das Fundmaterial und 1993 eine ausführlichere Darstellung der Keramik publiziert. Die abschließende Publikation, posthum erschienen, liefert den ausführlichen Fundkatalog, aber keine neuerliche Diskussion der Funde (Koch 2017).

Aus der Burgzeit sind es einerseits der Fundkomplex aus dem Halsgraben sowie die aus der Zisterne. Bei der Keramik aus der Grabenverfüllung handelt es sich um nachgedrehte Keramik, überwiegend mit ausgebogenen Rändern. Aus der Zisternenverfüllung stammt das meiste Fundmaterial, wiederum vor allem nachgedrehte Ware, jedoch überwiegend mit einfachen Leistenrändern und mit Fragmenten von Bügelkannen. Es handelt sich um Alltagsgeschirr, während spezielles Tafelgeschirr, wie es im Spätmittelalter für adliges Milieu typisch ist, hier fehlt. Das Spätmittelalter, also die Periode nach Aufgabe der Burg, ist mit einigen Funden beispielsweie von gekehlten Karniesrandschalen vertreten.

Warenarten

Im ersten Vorbericht differenzierte Koch die Keramik noch grob nach den Befunden als aus romanischer und gotischer Zeit (Koch 1980, 22).

Die nachgedrehte keramik von Burg Wittelsbach ist derzeit grundlegend, um die regionale Ausprägung der glimmerhaltigen nachgedrehten Keramik zu beschreiben.

Im Fundmaterial ist auch Graphittonkeramik vertreten.


Verbleib der Funde

  • Aichach, Wittelsbacher Museum

Literaturhinweise

  • Koch 1980: R. Koch, Ausgrabungen in der Burg Wittelsbach bei Aichach. Ein Vorbericht über die Ergebnisse bis Mai 1980 (Augsburg 1980).
  • Koch 1993: R. Koch, Keramik des frühen und hohen Mittelalters aus Bayerisch-Schwaben. In: W. Endres/W. Czysz/G. Sorge (Hrsg.), Forschungen zur Geschichte der Keramik in Schwaben. Arbeitshefte des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege 58 (München 1993) 119–128.
  • Koch 2017: R. Koch, Die Ausgrabungen in der Burg Wittelsbach 1978-1981. Befunde und Funde. Materialhefte zur bayerischen Archäologie 105 (Kallmünz/Opf. 2017).
  • Later 2018: C. Later, Ein oktogonaler Wohnturm des 11. Jahrhunderts in Oberwittelsbach? Neues zur frühen Baugestalt der Stammburg des bayerischen Herzogshauses. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 59, 2018, 217–230.