Terra Nigra: Unterschied zwischen den Versionen
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==Forschungsgeschichte== |
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Die Terra Nigra wurde zuletzt von H. Bernhard (1985), basierend u.a. auf Vorarbeiten von W. Unverzagt (1916) in [[Alzey, Kastell|Alzey]], H. Roth (1952), G. Mildenberger (1972) und R. Koch (1981), umfassend bearbeitet. In jüngerer Zeit wurden im Zusammenhang mit den Publikationen der völkerwanderungszeitlichen Funde des Breisgaus (Bücker 1999) und der frühmittelalterlichen Funde aus Schleitheim (J. Leicht in: Burzler u.a. 2002, 83ff.) eingehendere Forschungen angestellt, die aber nur bedingt ein verbessertes Chronologiekonzept vorlegen konnten. |
Die Terra Nigra wurde zuletzt von H. Bernhard (1985), basierend u.a. auf Vorarbeiten von W. Unverzagt (1916) in [[Alzey, Kastell|Alzey]], H. Roth (1952), G. Mildenberger (1972) und R. Koch (1981), umfassend bearbeitet. In jüngerer Zeit wurden im Zusammenhang mit den Publikationen der völkerwanderungszeitlichen Funde des Breisgaus (Bücker 1999) und der frühmittelalterlichen Funde aus Schleitheim (J. Leicht in: Burzler u.a. 2002, 83ff.) eingehendere Forschungen angestellt, die aber nur bedingt ein verbessertes Chronologiekonzept vorlegen konnten. |
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Die graue Terra Nigra ist durch ihre Herstellung auf der Töpferscheibe sowie ihren gleichmäßigen reduzierenden Brand gekennzeichnet. Ihre Oberfläche ist dicht und geglättet bis poliert, teilweise sind Engoben nachgewiesen. Der Formenbestand ist sehr umfangreich und mit der von Roth (1952) und Koch (1981) aufgestellten Typologie nur ungenügend umschrieben. Eine starke Individualität der einzelnen Gefäße steht einer klaren Gliederung entgegen. Für alle Formen charakteristisch ist die geriefte Wandung. Die graue Terra Nigra datiert in die Mitte und 2. Hälfte des 4. Jahrhundert. |
Die graue Terra Nigra ist durch ihre Herstellung auf der Töpferscheibe sowie ihren gleichmäßigen reduzierenden Brand gekennzeichnet. Ihre Oberfläche ist dicht und geglättet bis poliert, teilweise sind Engoben nachgewiesen. Der Formenbestand ist sehr umfangreich und mit der von Roth (1952) und Koch (1981) aufgestellten Typologie nur ungenügend umschrieben. Eine starke Individualität der einzelnen Gefäße steht einer klaren Gliederung entgegen. Für alle Formen charakteristisch ist die geriefte Wandung. Die graue Terra Nigra datiert in die Mitte und 2. Hälfte des 4. Jahrhundert. |
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[[Datei:ABB183.jpg|center|mini|Gefäßformen der Terra Nigra mit den Typ-Nummern nach Koch 1981]] |
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[[Datei:Salem Trerra nigra Schale (BLM).jpg|center|mini|Salem (Bodenseekreis), "Hardtwald", Hügel T , Terra Nigra-Schüssel, M. 4. Jh. Badisches Landesmuseum Inv. C 6155 c (Foto: Peter Gaul /Badisches Landesmuseum Karlsruhe [CC.0 1.0} via https://katalog.landesmuseum.de/object/C4D852426690454DBC4A8A4BB89D829B/Schale-Gefae) ]] |
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==Chronologie== |
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Version vom 11. September 2022, 12:32 Uhr
Als Terra Nigra wird sowohl Keramik der römischen Kaiserzeit (s. Terra Nigra (röm.) als auch solche der Völkerwanderungszeit bezeichnet, die häufig unter der Bezeichnung der "Terra-Nigra-Derivate" geführt wird. Die Entwicklung der Ware zeigt verschiedene kulturelle Einflüsse, denen die in diesem Kontext üblichen Bezeichnungen "Terra-Nigra-Derivate" oder "Terra Nigra germanischer Formtradition" mit der darin implizierten Polarisierung römisch versus "germanisch" nicht gerecht werden.
alternative Bezeichnungen
Die Forschung unterschied daher zwischen „brauner“ und „grauer“ Terra Sigillata (Bernhard 1985), wobei sich die graue Terra Nigra vor allem auf die Nigra der römischen Kaiserzeit bezieht. Die braune Terra Nigra galt aus der Perspektive der römischen Archäologie nicht als Nigra im engeren Sinne, sondern wurde beispielsweise als "Terra-Nigra-Derivate" bezeichnet, bei denen oft "germanischer" Ursprung postuliert wurde. Robert Koch verwendete die Bezeichnung 'Pseudo-Nigra' (Koch 1981). Die Bezeichnung "braune" Terra Nigra ist gleichwohl irritierend, da auch bei ihr graue Farbtöne nicht ungewöhnlich sind. Terra-Nigra-Derivate und braune Terra Nigra sind indes nicht deckungsgleich.
Forschungsgeschichte
Die Terra Nigra wurde zuletzt von H. Bernhard (1985), basierend u.a. auf Vorarbeiten von W. Unverzagt (1916) in Alzey, H. Roth (1952), G. Mildenberger (1972) und R. Koch (1981), umfassend bearbeitet. In jüngerer Zeit wurden im Zusammenhang mit den Publikationen der völkerwanderungszeitlichen Funde des Breisgaus (Bücker 1999) und der frühmittelalterlichen Funde aus Schleitheim (J. Leicht in: Burzler u.a. 2002, 83ff.) eingehendere Forschungen angestellt, die aber nur bedingt ein verbessertes Chronologiekonzept vorlegen konnten. Bei den Gefäßen von Alzey, die mit am Anfang der Diskussion stehen, handelt es sich aus heutiger Sicht also nicht um echte, graue Terra Nigra, sondern um braune Nigra oder Terra-Nigra-Derivate.
Charakteristika
Die graue Terra Nigra ist durch ihre Herstellung auf der Töpferscheibe sowie ihren gleichmäßigen reduzierenden Brand gekennzeichnet. Ihre Oberfläche ist dicht und geglättet bis poliert, teilweise sind Engoben nachgewiesen. Der Formenbestand ist sehr umfangreich und mit der von Roth (1952) und Koch (1981) aufgestellten Typologie nur ungenügend umschrieben. Eine starke Individualität der einzelnen Gefäße steht einer klaren Gliederung entgegen. Für alle Formen charakteristisch ist die geriefte Wandung. Die graue Terra Nigra datiert in die Mitte und 2. Hälfte des 4. Jahrhundert.
Die im wesentlichen jüngere Gruppe sog. Terra-Nigra-Derivate ist nicht genau umschrieben und leitet zur Knickwandkeramik über (Bernhard 1985, 114 ff.).
Chronologie
Eine gewisse chronologische Gliederung ergibt sich aus der Seriation der Nigra-führenden Bestattungen aus dem südwestdeutschen Raum (Bernhard 1985; J. Leicht in: Burzler u.a. 2002, 83ff. korrigierte Tab. S. 86). Es zeigt sich dabei eine Tendenz von flachen Gefäßformen hin zu höheren.
Verbreitung
Terra Nigra ist sowohl aus dem rechtsrheinischen germanischen, wie auch aus dem linksrheinischen römischen Gebiet bekannt, weshalb eine ethnische Zuordnung lange Zeit umstritten war. Heute lassen sich verschiedene Produktionsorte unterscheiden, die beiderseits des Rheins lokalisiert werden können. So ist neben den bedeutenden Zentren am Rhein eine Nigra-Produktion auch im Neckarland sowie im rätischen Raum anzunehmen. Der Anteil von Terra-Nigra am Keramikbestand ist in den völkerwanderungszeitlichen Siedlungen höchst unterschiedlich. In einiger Zahl tritt Terra Nigra in den Siedlungen des Neckarlandes (z.B. Renningen, Raite) und in etwas abweichender Ausprägung wieder im Raum Dillingen auf, während sie im Bereich der Alb bislang kaum vertreten ist und etwa in Sontheim im Stubental völlig fehlt (Bernhard 1985; Koch 1981).
Literaturhinweise
- Bernhard 1984/85: H. Bernhard, Studien zur spätrömischen Terra Nigra zwischen Rhein, Main und Neckar. Saalburg-Jahrb. 40-41, 1984/85, 34–120.
- Bücker 1999: C. Bücker, Frühe Alamannen im Breisgau. Untersuchungen zu den Anfängen der germanischen Besiedlung im Breisgau während des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr. Archäologie und Geschichte 9 (Sigmaringen 1999). - https://doi.org/10.11588/propylaeum.692
- Unverzagt 1916: W. Unverzagt, Die Keramik des Kastells Alzei. Mat. röm.-german. Keramik 2 (Frankfurt a. M. 1916).
- Roth 1952: H. Roth, Skelettgräber des 4. Jahrhunderts n.Chr. aus Ilbenstadt (Wetterau). Zugleich ein Beitrag zur Herkunft und Zeitstellung der südwestdeutschen spätkaiserlichen Terranigra-Schalen. Saalburg-Jahrb. 11, 1952, 5–17.
- Mildenberger 1972: G. Mildenberger, Terra Nigra aus Nordhessen. Fundber. Hessen 12, 1972, 104–126.
- Koch 1981: R. Koch, Terra-Nigra-Keramik und angebliche Nigra-Ware aus dem Neckargebiet. Fundber. Bad.-Württ. 6, 1981, 579–602.
- Leicht 2002: J. Leicht in: A. Burzler / M. Höneisen / B. Ruckstuhl (Hrsg.), Das frühmittelalterliche Schleitheim - Siedlung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhauser Archäologie 5 (Schaffhausen 2002)., 83ff.