Creußener Steinzeug: Unterschied zwischen den Versionen
(Input V. Winkhofer aus Exkursion der AMANZ Bamberg ins Krügemuseum Creußen,19.7.2025) |
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Aufgebracht auf Trinkgefäße |
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− | + | *Aufgrund der tonbedingten Farbe des Scherbens (dunkelbraun bis olivfarben) große Bedeutung von plastischem Dekor und buntem Email (ab ca. 1630) (andernorts übliche blaue Bemalung mit Kobalt oder Mangan erfordert hellen Scherben für optimalen Kontrast); auch Vergoldung von einzelnen Ornamenten oder Motiven bekannt |
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− | + | *Besondere Bedeutung von Kettenornament (plastisch mit Modeltechnik auf das Gefäß aufgebracht) und Kerbschnitt (in den lederharten Ton eingeschnittenes, an Rauten erinnerndes kleinteiliges Muster) |
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− | + | *Modeltechnik: Abnahme von Formen an gebrannten Gefäßen ermöglicht Reproduktion dieser Motive mithilfe der Formen; Ton wird in diese gedrückt und entstandenes Relief auf lederhartes Gefäß aufgebracht |
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− | + | *Kerbschnittverzierung des Gefäßkörpers (Emailbemalung und/oder Vergoldung des Kerbschnitts möglich) |
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− | + | *Selten: Stempel |
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− | + | *Jede plastische Verzierung kann auch emailliert werden, Beispiel: schmale umlaufende Leiste erhält mit Email „aufgemaltes“ Blumenmotiv |
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− | + | *Kombination verschiedener Dekore miteinander (z.B. Jagddarstellung mit Spruch) ist möglich |
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====Motive==== |
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*Pflanzliche, geometrische und figürliche Ornamente an Bildrändern oder -rahmen, nahe des Deckels oder des Bodens der Gefäße: umlaufende Rillen oder Leisten, Wellenlinien, Kettenornament, Ranken, Diamantquaderornament, |
*Pflanzliche, geometrische und figürliche Ornamente an Bildrändern oder -rahmen, nahe des Deckels oder des Bodens der Gefäße: umlaufende Rillen oder Leisten, Wellenlinien, Kettenornament, Ranken, Diamantquaderornament, |
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**Relief, emailbemaltes Relief oder emailgemaltes Bild möglich |
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*zusammenhängende Darstellungen umlaufend um das Gefäß: Kurfürstenportraits, Planetenfiguren, Jagddarstellungen, Aposteldarstellungen (mit Modeltechnik auf den Ton aufgebracht, anschließend bunt emailliert und möglicherweise vergoldet) |
*zusammenhängende Darstellungen umlaufend um das Gefäß: Kurfürstenportraits, Planetenfiguren, Jagddarstellungen, Aposteldarstellungen (mit Modeltechnik auf den Ton aufgebracht, anschließend bunt emailliert und möglicherweise vergoldet) |
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==Herstellungstechnik== |
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Version vom 20. Juli 2025, 16:16 Uhr
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In Creußen in Oberfranken südlich von Bamberg entwickelte sich ab etwa 1600 eine auch überregional bedeutende Steinzeug-Produktion.
Forschungeschichte
Ende de 19. Jahrhunderts: Beginn der Forschungsgeschichte: 1882-1888: Erste Sammlung Creußener Steinzeuggefäße durch Initiative des Bürgermeisters Christian Grüner
Grund: besonderer historischer und künstlerischer Wert lokaler Steinzeugkeramik
1949: Gründung des Museums für Creußener Steinzeug
1950: Eröffnung des Museums
1977: Prof. Dr. Joachim Kröll regt wissenschaftliche Erforschung weiter an
1980: Erscheinen seines Buchs "Creußener Steinzeug"
2000: 50-jähriges Bestehen des Museums & Erscheinen des Fachkatalogs "Steinzeug in Creußen" von Dr. Werner Endres (Endres 2000)
Charakteristika
Verzierung
Aufgebracht auf Trinkgefäße
- Aufgrund der tonbedingten Farbe des Scherbens (dunkelbraun bis olivfarben) große Bedeutung von plastischem Dekor und buntem Email (ab ca. 1630) (andernorts übliche blaue Bemalung mit Kobalt oder Mangan erfordert hellen Scherben für optimalen Kontrast); auch Vergoldung von einzelnen Ornamenten oder Motiven bekannt
- Besondere Bedeutung von Kettenornament (plastisch mit Modeltechnik auf das Gefäß aufgebracht) und Kerbschnitt (in den lederharten Ton eingeschnittenes, an Rauten erinnerndes kleinteiliges Muster)
- Modeltechnik: Abnahme von Formen an gebrannten Gefäßen ermöglicht Reproduktion dieser Motive mithilfe der Formen; Ton wird in diese gedrückt und entstandenes Relief auf lederhartes Gefäß aufgebracht
- Kerbschnittverzierung des Gefäßkörpers (Emailbemalung und/oder Vergoldung des Kerbschnitts möglich)
- Selten: Stempel
- Jede plastische Verzierung kann auch emailliert werden, Beispiel: schmale umlaufende Leiste erhält mit Email „aufgemaltes“ Blumenmotiv
- Kombination verschiedener Dekore miteinander (z.B. Jagddarstellung mit Spruch) ist möglich
Motive
- Pflanzliche, geometrische und figürliche Ornamente an Bildrändern oder -rahmen, nahe des Deckels oder des Bodens der Gefäße: umlaufende Rillen oder Leisten, Wellenlinien, Kettenornament, Ranken, Diamantquaderornament,
Löwenkopfblattzunge, Rosetten, Ornamentschleifen (überwiegend in Modeltechnik aufgebracht)
- Spruchbänder unter Motiven (religiöse Sprüche, Trinksprüche), Namen und/oder Jahreszahlen
- meist aufgemalt mit Gold
- Einzelne/alleinstehende Bilder: Wappen, Allegorien (z.B. Justitia), Portraits von Kurfürsten, religiöse Motive (z.B. Lamm Gottes), heraldische Figuren (z.B. Drachen, Greifen, Adler), Obst oder Pflanzen (z.B. Birnen)
- Relief, emailbemaltes Relief oder emailgemaltes Bild möglich
- zusammenhängende Darstellungen umlaufend um das Gefäß: Kurfürstenportraits, Planetenfiguren, Jagddarstellungen, Aposteldarstellungen (mit Modeltechnik auf den Ton aufgebracht, anschließend bunt emailliert und möglicherweise vergoldet)
Herstellungstechnik
- Geeigneter Ton wird benötigt (Versinterung ist abhängig vom verwendeten Ton!) - Herstellen des Gefäßes durch den Meister - Anbringung des Dekors auf den lederharten Ton durch Lehrlinge, Gesellen, Ehefrauen; bei frühen mit Modelauflagen verzierten Gefäßen werden besagte Auflagen oft engobiert - Brand bei 1200-1300 °C führt zu Versinterung (unter 2% Wasseraufnahmekapazität des Scherbens) - Zu Ende des Brennvorgangs: Einbringung von Kochsalz zur Entstehung einer Salzglasur - Emaildekor erfordert zweiten Brand
Literaturhinweise
- Albrecht 1909: R. albrechtm Die Töpferkunst in Kreußen (Rothenburg ob der Tauber 1909).
- Bassermann 1952: L.J. Bassermann, Das Creußener Steinzeug. Diss. (Freiburg im Br. 1952).
- Bösche 2001: G. Bösche, Die Werkstatt eines Steinzeugtöpfers in Creußen. Arch. Jahr Bayern 2000, 2001, 160-162.
- Eber 1913: H. Eber, Creußener Töpferkunst mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte ihrer Meister (München 1913)
- Endres 2000: W. Endres, Steinzeug in Creußen im Krügemuseum der Stadt Creußen (Weißenstadt 2000). - ISBN: 3926621141
- Endres 2001: W. Endres, Bodenfunde von Creußener Steinzeug. Beiträge zur Archäologie in Mittelfranken 6, 2001, 337-350.
- Klinge 1977: E. Klinge, Creußener Steinzeug der Kunstsammlungen der Veste Coburg (Coburg 1977)
- Kröll 1980: J. Kröll, Creußener Steinzeug. ein Handbuch für Sammler und Liebhaber (Braunschweig 1980)
- Die Kreussener Töpfer-Industrie (Nürnberg 1877)
Schriftquellen
- Neubauer 2014: M. Neubauer (Hrsg.), Zunftbuch der Hafner I+II (1597-1861). CD-ROM mit Faksimile, Transkription und Auswertungshilfen (Bad Neustadt/ Creußen 2014). - ISBN:978-3-944383-16-3