Ummäntelte Graphittonkeramik: Unterschied zwischen den Versionen

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(Text und Abb. aus Graphitkeramik-Artikel von J. Krenz eingefügt.)
 
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[[Datei:Krenz Abb. 12 GK Fürholz.jpg|300px|thumb|right|Abb. 2: Ummäntelte Graphittonkeramik Fürholz (Foto: J. Krenz, Lesefund, AO: Privatsammlung Hartl, Freyung).]]
 
[[Datei:Krenz Abb. 12 GK Fürholz.jpg|300px|thumb|right|Abb. 2: Ummäntelte Graphittonkeramik Fürholz (Foto: J. Krenz, Lesefund, AO: Privatsammlung Hartl, Freyung).]]
   
Dieses Variante der Graphitkeramik scheint in der deutschen Forschungslandschaft relativ unbekannt zu sein. Ummäntelte Graphittonkeramik entsteht durch eine oxidierende Brandatmosphäre bei ca. 400–500°C in der Schlussphase des ansonsten reduzierenden Brennvorgangs. Der im Ton an der Oberfläche enthaltene Graphit oxidiert durch die Sauerstoffzufuhr, die Außenflächen der Gefäße färben sich braun, rötlich-gelb und orange und ähneln graphitlosen Tongefäßen, während im Kern der grau über dunkelgrau bis schwarze Graphitton erhalten bleibt (Scharrer-Liška 2007, 78; Felgenhauer-Schmiedt 1998, 203). Aus dem süddeutschen Raum ist kein (offizieller) Fund ummäntelter Graphittonkeramik bekannt, obwohl diese Form der Graphitkeramik im 11./12. Jh. in Niederösterreich ein geradezu kennzeichnendes Element des Keramikspektrums darstellt (Felgenhauer-Schmiedt 1998, 203) und insbesondere diese Region als Exportregion nach Süddeutschland bewertet werden kann. Im Lesefundkomplex des ehrenamtlichen Feldbegehers des BLfD Regensburg Herrn Hartl konnten allerdings Scherben dieser Variante gefunden werden (Abb. 1 und 2). (Einschränkung: Im Fundgut der Schlosserstiege in Passau wurde im Ostprofil in den Schichten des 12./13. Jh. das Randbruchstück einer graphitgemagerten Kanne gefunden, die laut Beschreibung oxidierend gebrannt ist [Niemeier 1994, 259]. Falls es sich dabei nicht um einen Schreibfehler handelt, wäre das neben den Funden von der Vohburg und aus Großmehring eines der wenigen Stücke, bei dem in der deutschen Fachliteratur eine oxidierende Brandatmosphäre mit graphitgemagerter Keramik verbunden wird).
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Dieses Variante der [[Graphitkeramik]] scheint in der deutschen Forschungslandschaft relativ unbekannt zu sein. Ummäntelte Graphittonkeramik entsteht durch eine oxidierende Brandatmosphäre bei ca. 400–500°C in der Schlussphase des ansonsten reduzierenden Brennvorgangs. Der im Ton an der Oberfläche enthaltene Graphit oxidiert durch die Sauerstoffzufuhr, die Außenflächen der Gefäße färben sich braun, rötlich-gelb und orange und ähneln graphitlosen Tongefäßen, während im Kern der grau über dunkelgrau bis schwarze Graphitton erhalten bleibt (Scharrer-Liška 2007, 78; Felgenhauer-Schmiedt 1998, 203). Aus dem süddeutschen Raum ist kein (offizieller) Fund ummäntelter Graphittonkeramik bekannt, obwohl diese Form der [[Graphitkeramik]] im 11./12. Jh. in Niederösterreich ein geradezu kennzeichnendes Element des Keramikspektrums darstellt (Felgenhauer-Schmiedt 1998, 203) und insbesondere diese Region als Exportregion nach Süddeutschland bewertet werden kann. Im Lesefundkomplex des ehrenamtlichen Feldbegehers des BLfD Regensburg Herrn Hartl konnten allerdings Scherben dieser Variante gefunden werden (Abb. 1 und 2). (Einschränkung: Im Fundgut der Schlosserstiege in Passau wurde im Ostprofil in den Schichten des 12./13. Jh. das Randbruchstück einer graphitgemagerten Kanne gefunden, die laut Beschreibung oxidierend gebrannt ist [Niemeier 1994, 259]. Falls es sich dabei nicht um einen Schreibfehler handelt, wäre das neben den Funden von der Vohburg und aus Großmehring eines der wenigen Stücke, bei dem in der deutschen Fachliteratur eine oxidierende Brandatmosphäre mit graphitgemagerter Keramik verbunden wird).
   
 
Trotz fehlender naturwissenschaftlicher und experimentalarchäologischer Untersuchungen kann als Hypothese davon ausgegangen werden, dass Ummäntelte Graphittonkeramik durch den vorhandenen Graphittonkern die physikalisch-chemischen Vorteile von [[Graphittonkeramik]] zumindest teilweise in sich vereint, während sie durch die Ummantelung mit graphitfreiem Ton den oft als Nachteil benannten hohen Abrieb nicht aufweist. Das völlige Fehlen dieser Variante im süddeutschen Raum kann nach jetziger Kenntnis nur auf den Forschungsstand zurückgeführt werden.
 
Trotz fehlender naturwissenschaftlicher und experimentalarchäologischer Untersuchungen kann als Hypothese davon ausgegangen werden, dass Ummäntelte Graphittonkeramik durch den vorhandenen Graphittonkern die physikalisch-chemischen Vorteile von [[Graphittonkeramik]] zumindest teilweise in sich vereint, während sie durch die Ummantelung mit graphitfreiem Ton den oft als Nachteil benannten hohen Abrieb nicht aufweist. Das völlige Fehlen dieser Variante im süddeutschen Raum kann nach jetziger Kenntnis nur auf den Forschungsstand zurückgeführt werden.

Version vom 14. Mai 2023, 00:44 Uhr

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Abb. 1: Ummäntelte Graphittonkeramik Fürholz (Foto: J. Krenz, Lesefund, AO: Privatsammlung Hartl, Freyung).
Abb. 2: Ummäntelte Graphittonkeramik Fürholz (Foto: J. Krenz, Lesefund, AO: Privatsammlung Hartl, Freyung).

Dieses Variante der Graphitkeramik scheint in der deutschen Forschungslandschaft relativ unbekannt zu sein. Ummäntelte Graphittonkeramik entsteht durch eine oxidierende Brandatmosphäre bei ca. 400–500°C in der Schlussphase des ansonsten reduzierenden Brennvorgangs. Der im Ton an der Oberfläche enthaltene Graphit oxidiert durch die Sauerstoffzufuhr, die Außenflächen der Gefäße färben sich braun, rötlich-gelb und orange und ähneln graphitlosen Tongefäßen, während im Kern der grau über dunkelgrau bis schwarze Graphitton erhalten bleibt (Scharrer-Liška 2007, 78; Felgenhauer-Schmiedt 1998, 203). Aus dem süddeutschen Raum ist kein (offizieller) Fund ummäntelter Graphittonkeramik bekannt, obwohl diese Form der Graphitkeramik im 11./12. Jh. in Niederösterreich ein geradezu kennzeichnendes Element des Keramikspektrums darstellt (Felgenhauer-Schmiedt 1998, 203) und insbesondere diese Region als Exportregion nach Süddeutschland bewertet werden kann. Im Lesefundkomplex des ehrenamtlichen Feldbegehers des BLfD Regensburg Herrn Hartl konnten allerdings Scherben dieser Variante gefunden werden (Abb. 1 und 2). (Einschränkung: Im Fundgut der Schlosserstiege in Passau wurde im Ostprofil in den Schichten des 12./13. Jh. das Randbruchstück einer graphitgemagerten Kanne gefunden, die laut Beschreibung oxidierend gebrannt ist [Niemeier 1994, 259]. Falls es sich dabei nicht um einen Schreibfehler handelt, wäre das neben den Funden von der Vohburg und aus Großmehring eines der wenigen Stücke, bei dem in der deutschen Fachliteratur eine oxidierende Brandatmosphäre mit graphitgemagerter Keramik verbunden wird).

Trotz fehlender naturwissenschaftlicher und experimentalarchäologischer Untersuchungen kann als Hypothese davon ausgegangen werden, dass Ummäntelte Graphittonkeramik durch den vorhandenen Graphittonkern die physikalisch-chemischen Vorteile von Graphittonkeramik zumindest teilweise in sich vereint, während sie durch die Ummantelung mit graphitfreiem Ton den oft als Nachteil benannten hohen Abrieb nicht aufweist. Das völlige Fehlen dieser Variante im süddeutschen Raum kann nach jetziger Kenntnis nur auf den Forschungsstand zurückgeführt werden.













Literaturhinweise

  • Felgenhauer-Schmiedt 1998: S. Felgenhauer-Schmiedt, Graphittonkeramik des Früh- und Hochmittelalters in Niederösterreich. In: L. Polácek (Hrsg.), Frühmittelalterliche Graphittonkeramik in Mitteleuropa. Naturwissenschaftliche Keramikuntersuchungen 4 (Brno 1998) 199–212. ISBN: 80-901679-9-3. ISBN: 80-860230-3-6.
  • Niemeier 1994: J.-P. Niemeier, Die Grabung an der Schlosserstiege in der Passauer Altstadt – Ein Schnitt durch 2000 Jahre Stadtgeschichte. In: K. Schmotz, Vorträge des 12. Niederbayerischen Archäologentages (Deggendorf 1994) 251–276. ISBN 13: 978-3-92473-458-9. ISBN 10: 3-92473-458-5.
  • Scharrer-Liška 2007: G. Scharrer-Liška, Die hochmittelalterliche Grafitkeramik in Mitteleuropa und ihr Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte. Forschungsstand - Hypothesen - offene Fragen. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 68 (Mainz 2007). ISBN 13: 978-3-79541-857-1. ISBN 10: 3-79541-857-7.