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+ | *[[Regensburg, Neupfarrplatz]]: Bedeutend ist ein Goldhort mit drei [[Münzschatzgefäß]]en mit insgesamt 625 Goldmünzen, aus denen sich ein terminus post quem von 1387 ergibt. Bei Topf 3 handelt es sich um ein 7,5cm hohes Gießgefäß einer oxidierend gebrannten Drehscheibenware, möglicherweise der [[Prebrunner Ware]] (Codreanu-Windauer/Stumpf 1996; Stumpf 1997). Die Fundstelle liegt nahe der Synagoge. In der Grabung lag auch eine Latrine, aus deren Inhalt oxidierend gebrannte Drehscheibenware stammt, wobei mehrhenkelige Töpfe sowie besondere Applikationen auffallen, die als gebogene, teils in einer Hand endende Leisten gestaltet sind, die sich auch um den unteren Henkelansatz schwingen können (Ost 1994). Hier stellt sich die Frage, ob es sich hier um eine spezielle Form handelt, die mit der jüdischen Gemeinde in Verbindung stand. |
− | In der Grabung lag auch eine Latrine, aus deren Inhalt oxidierend gebrannte Drehscheibenware stammt, wobei mehrhenkelige Töpfe sowie besondere Applikationen auffallen, die als gebogene, teils in einer Hand endende Leisten gestaltet sind, die sich auch um den unteren Henkelansatz schwingen können (Ost 1994). Hier stellt sich die Frage, ob es sich hier um eine spezielle Form handelt, die mit der jüdischen Gemeinde in Verbindung stand. |
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Version vom 9. März 2024, 16:48 Uhr
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Lage
Regensburg liegt an einem geographisch bedeutenden Verkehrsschnittpunkt und in einer Region, in der mit Fränkischer Alb, Bayerischer Wald, Hallertau und Gäuboden unterschiedliche geologische Einheiten aneinander stoßen.
Forschungsgeschichte
Eine intensive Auseinandersetzung mit der mittelalterlichen Keramik in Regensburg erhielt entscheidende Impulse durch die Ausgrabungen an der Stadtmauer mit historischen Datierungen aus dem Jahr 1944 (Regensburg, Maximiliansstraße 27/31/ Am Königshof 9. Sie wurde - jedoch erst Anfang der 1970er Jahre mit ihrer Stratigraphie zu einer wichtigen Grundlage der Übersichtsarbeit von H. Dannheimer (1973) zur Keramik des Mittelalters aus Bayern. Weitere wichtige Impulse gingen von den Ausgrabungen im Niedermünster aus. Erstmals monographisch setzte sich Gerhard Pletzer in einer Dissertation mit der mittelalterlichen Keramik aus Regensburg auseinander. Sie entstand bereits in den 1970er Jahren, wurde allerdings erst 1990 publiziert (Pletzer 1990).
Anfang der 1980er Jahre kamen wichtige Fundkomplexe hinzu, nicht zuletzt aus Prebrunn, einer Töpfersiedlung unmittelbar im Westen der Regensburger Altstadt (Endres/Loers 1981).
Eine solide Warenartdefinition schuf erst Magnus Wintergerst 1999 mit der Vorlage der Funde aus Grabungen in der Lederergasse (Wintergerst 1999).
Die Dissertation von A. Berg: "Archäologische Forschungen zum mittelalterlichen Handwerk in der Stadt Regensburg" ist in Vorbereitung zum Druck in den Regensburger Studien. Die Arbeit nimmt die Warengruppeneinteilungen von Bundszus, Dannheimer, Endres und Wintergerst als Vorlage, primär zur Datierung der in Regensburg ausgegrabenen Öfen (vom einfachen Erdofen, über Töpferöfen bis zu Kalkbrennöfen) und ergänzt im Katalog wichtige Keramikvorkommen.
wichtige Fundstellen
- Regensburg, Am Singrün 2
- Regensburg, Auergasse 10
- Regensburg, Bäckergasse 17/19
- Regensburg, Brauergasse 12-24
- Regensburg, Domplatz 1, Dom St. Peter
- Regensburg, Donaumarkt
- Regensburg, Emmeramsplatz 10/11
- Regensburg, Grasgasse: Stadtkerngrabung in der ehem. Südostecke des röm. Legionslagers (Endres 1983)
- Regensburg, Kumpfmühler Straße 3/5
- Regensburg, Lederergasse 1
- Regensburg, Ehem. Schlachthof, Marinaquartier
- Regensburg, Maximiliansstraße 27/31/ Am Königshof 9: Grabung in der Südostecke der Stadtmauer (Dannheimer 1973)
- Regensburg, Minoritenweg 4-6
- Regensburg, Neupfarrplatz: Bedeutend ist ein Goldhort mit drei Münzschatzgefäßen mit insgesamt 625 Goldmünzen, aus denen sich ein terminus post quem von 1387 ergibt. Bei Topf 3 handelt es sich um ein 7,5cm hohes Gießgefäß einer oxidierend gebrannten Drehscheibenware, möglicherweise der Prebrunner Ware (Codreanu-Windauer/Stumpf 1996; Stumpf 1997). Die Fundstelle liegt nahe der Synagoge. In der Grabung lag auch eine Latrine, aus deren Inhalt oxidierend gebrannte Drehscheibenware stammt, wobei mehrhenkelige Töpfe sowie besondere Applikationen auffallen, die als gebogene, teils in einer Hand endende Leisten gestaltet sind, die sich auch um den unteren Henkelansatz schwingen können (Ost 1994). Hier stellt sich die Frage, ob es sich hier um eine spezielle Form handelt, die mit der jüdischen Gemeinde in Verbindung stand.
- Regensburg, Niedermünster
- Regensburg, Niedermünster-Kreuzgarten
- Regensburg, Oberislingerstraße
außerhalb der Stadtmauer
Keramikfunde
Die grundlegende Differenzierung von Materialgruppen bzw. Warenarten nahm Magnus Wintergerst (1999) am Fundbestand der Lederergasse 1 vor. Nachfolgende Bearbeitungen haben auf diese Gliederung zurückgegriffen und ggf. erweitert. Hier ist insbesondere die Vorlage der Funde von Regensburg, Niedermünster durch Eleonore Wintergerst zu nennen (Wintergerst 2019).
handgefertigte Feinkeramik
- Terra nigra-Imitation
- einglättverzierte Feinkeramik
- Dekonrierte Feinkeramik
- Feinkeramik mit graphipolierter Oberfläche
- Feinkeramik mit goldfarbenem Glimmer
handgefertigte Grobkeramik
- Granitgrusware (Wintergerst 2019, 82)
- handgefertigte Ware mit Glimmerglanzpunkten (Wintergerst 2019, 83)
- Grobkeramik (Wintergerst 2019, 83)
- Grobkeramik mit geglätteter Oberfläche
frühmittelalterliche Drehscheibenware
- Rauwandige Drehscheibenware (Wintergerst 2019, 85)
- scheibengedrehte Feinkeramik (Wintergerst 2019, 87)
- stempelverzierte Feinkeramik (Wintergerst 2019, 87f.)
handgefertigte nachgedrehte Waren
- nachgedrehte quarzgemagerte Ware (Wintergerst 2019, 89)
- Handgeformte, unregelmäßig gebrannte Keramik mit rissiger Oberfläche
- weiche nachgedrehte Keramik mit glatter Oberfläche (Regensburg, HMa)
- Goldglimmerware (Wintergerst 2019, 90)
- Graphittonkeramik (Wintergerst 2019, 91)
- rauwandig-sandige Ware (Wintergerst 2019, 91f.)
- nachgedrehte grau-schwarze Ware (Wintergerst 2019, 92)
- Reduzierend hart gebrannte, "schwarze" Keramik
- Gleichmäßig gemagerte Keramik mit sandig rauer Oberfläche
- Reduzierend gebrannte, dünnwandige Keramik
jüngere Drehscheibenware
- Prebrunner Ware
- Polierte jüngere graue Drehscheibenware (Regensburg, SMa)
- Eisentonware
- Steinzeugproduktion
Importfunde
- Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)
- Siegburger Steinzeug (Siegburg bei Köln, SMa/FNz), z.B. rheinische Trichterbecher, 15./16. Jh.
- Silberglimmerware: Silberglimmerhaltige Keramik des Hochmittelalters bzw. frühen Spätmittelalters
- Waldenburger Steinzeug (Waldenburg nördlich von Zwickau, SMa/FNz), z.B. sächsische Trichterbecher, 15./16. Jh.
Töpfereien bzw. Töpferofenstandorte
In Oberisling, Galgenberg wurden mehrfach Töpferöfen ergraben, ebenso in Regensburg-Kreuzhof. Keine Öfen sind bisher aus dem westlich der Stadt gelegenen Töpfervorort Prebrunn bekannt.
Verbleib der Funde
- Historisches Museum Regensburg
- ab voraussichtlich Mitte 2024 im zentralen Depot der Archive und Museen Regensburg, Prüller Weg, Regensburg-Burgweinting.
- Funde der Grabungen Regensburg-Kreuzof verbleiben in der Archäologischen Staatssammlung München.
Schriftliche Quellen
- Hafnerordnung von 1509 (Abschrift mehrerer Zunft- und Gewerbs-Ordnungen der Stadt Regensburg, dann der Bruderschafts-Statuten der Krämer. Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 8, 1844, 151-187 bes. 160ff. pdf bei Heimatforschung-Regensburg); urn: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:355-rbh-746-4 ).
Literaturhinweise
- Berg 2011: A. Berg, Mittelalterliches Handwerk im Spiegel des feuerbetriebenen Gewerbes – Regensburg, Minoritenweg 4–6. Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und in Regensburg 9, 2011, 319–352.
- Berg in Vorbereitung: A. Berg, Archäologische Forschungen zum mittelalterlichen Handwerk in der Stadt Regensburg. Regensburger Studien 27 (Regensburg 2024, Testdruck ist erfolgt).
- Bundszus o.J.: M. Bundszus, Eine spätmittelalterliche Latrine auf dem Gelände des Evangelischen Krankenhauses zu Regensburg – Neue Überlegungen zu den Regensburger Hafnereien. Furnologia - https://furnologia.de/furnologia/33-internationales-hafnereisymposium/eine-spaetmittelalterliche-latrine-auf-dem-gelaende-des-evangelischen-krankenhauses-zu-regensburg-neue-ueberlegungen-zu-den-regensburger-hafnereien/
- Boos 2002: A. Boos (Hrsg.), Wirtshauskultur. Archäologie, Geschichte und Hinterlassenschaft einer alten Regensburger Schänke; Begleitband zu einer Sonderausstellung im Historischen Museum der Stadt Regensburg vom 28. Juni bis zum 15. September 2002 (Regensburg 2002).
- Codreanu-Windauer/Stumpf 1996: S. Codreanu-Windauer/ G. Stumpf, Der spätmittelalterliche Goldfund vom Neupfarrplatz in Regensburg. Das Archäologische Jahr in Bayern 1996, 174-176.
- Dannheimer 1973: H. Dannheimer, Keramik des Mittelalters aus Bayern. Kat. Prähist. Staatssammlung 15 (Kallmünz/Opf. 1973).
- Endres 1982: W. Endres, Spätmittelalterliche und neuzeitliche Keramik. In: H. T. Fischer/S. Rieckhoff-Pauli (Hrsg.), Von den Römern zu den Bajuwaren. Stadtarchäologie in Regensburg. Bavaria antiqua (München 1982) 74–83.
- Endres 1995: W. Endres, Spätmittelalterliches Tischgeschirr in Regensburg. In: M. Angerer/ H. Wanderwitz (Hrsg.), Regensburg im Mittelalter. Beiträge zur Stadtgeschichte vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit (Regensburg 1995) 277-283.
- Endres/Loers 1981: W. Endres/V. Loers, Spätmittelalterliche Keramik aus Regensburg. Neufunde in Prebrunn (Regensburg 1981).
- Gross 1999/2000: U. Gross, Schwäbische Importe im hochmittelalterlichen Regensburg. Funde der Älteren, gelbtonigen Drehscheibenware aus der Engelburgergasse und dem Scheugässchen. Denkmalpflege in Regensburg 1999/2000, 87–90.
- Kasparek 1961: Max Udo Kasparek, Keramik aus Regensburg aus dem 11.—17. Jahrhundert. Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 101, 1961, 189-194. - urn:nbn:de:bvb:355-ubr01811-0001-2
Nießen 2023: I. Nießen, Donau - Ufer - regensburg. Genese einer Ufersiedlung zum mittelalterlichen Stadtquartier. Regensburger Studien 29 (Regensburg 2023)
- Ost 1994: K. Ost, Spätmittelalterliche Keramik aus einer Latrine am Neupfarrplatz 6a (Kramwinkel) in Regensburg. Magister-Arbeit Bamberg (Bamberg 1994)
- Pletzer 1990: G. Pletzer, Die mittelalterliche Keramik von Regensburg. Zugl.: München, Univ., Diss., 1974. Documenta naturae 58 (München 1990).
- Stumpf 1997: G. Stumpf (Hrsg.), Der Goldschatz vom Neupfarrplatz. Ein spätmittelalterlicher Münzfund in Regensburg; Museen der Stadt Regensburg Historisches Museum 1997, 20. Juni bis 12. Oktober 1997 (Regensburg 1997).
- Wintergerst 1995: M. Wintergerst, Hochmittelalterliche Keramik in Regensburg (10.-13. Jahrhundert). In: M. Angerer/ H. Wanderwitz (Hrsg.), Regensburg im Mittelalter. Beiträge zur Stadtgeschichte vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit (Regensburg 1995) 267-276.
- Wintergerst 1999: M. Wintergerst, Die Ausgrabung "Lederergasse 1" in Regensburg (1982). Eine formenkundliche Studie zur Keramik des 10. - 13. Jahrhunderts in Bayern. Zugl.: Bamberg, Univ., M.A., 1991. Materialhefte zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 4 (Rahden/Westf. 1999).
- Wintergerst, E. 1999: E. Wintergerst, Das Niedermünster in Regensburg. Die Entwicklung zum Damenstift im frühen und hohen Mittelalter. Denkmalpflege in Regensburg 4, 1999, 62-68.
- Wintergerst 2003: E. Wintergerst, Rauhwandige Drehscheibenware aus Regensburg und seiner Umgebung. Technologiekontinuität zwischen Antike und Mittelalter? In: I. Ericsson/H. Losert (Hrsg.), Aspekte der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Festschrift für Walter Sage. Bamberger Schriften zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 1 (Bonn 2003) 446–453.
- Wintergerst 2005: E. Wintergerst, Die Ausgrabungen im ehemaligen Kreuzgang des Niedermünsters in Regensburg. Regensburger Studien 10 (Regensburg 2005).
- Wintergerst 2013: E. Wintergerst, Ein frühmittelalterlicher Töpferofen am südlichen Stadtrand von Regensburg: Oberisling, Stadt Regensburg, Oberpfalz. Arch. Jahr Bayern 2013, 124–126.
- Wintergerst 2019: E. Wintergerst, Die Ausgrabungen unter dem Niedermünster zu Regensburg III. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 66 (München 2019).