Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. Januar 2020, 16:35 Uhr

Die durch zylindrische, gerippte (geriefte) Hälse und einen horizontal abgestrichenen Rand (Typ Stetten) gekennzeichnete, meist dunkelgraue, meist mittelgrob gemagerte Warenart ist vor allem im nördlichen Neckarland bis in den Speyrer Raum verbreitet. Sie datiert ins 11. bis 12. Jahrhundert, ihre Anfänge scheinen allerdings weiter zurück zu reichen, da sich teilweise Formen und Verzierungen finden, die noch mit der Frühphase der älteren gelbtonigen Drehscheibenware vergleichbar sind. Der von U. Lobbedey verwendete Begriff der gerieften grauen Drehscheibenware ist heute außer Gebrauch, da Riefung auch bei der jüngeren Drehscheibenware geläufig ist (Koch 1967; Koch 1970; Gross 1991,49 ff.) und umgekehrt bei der älteren grautonigen Drehscheibenware die Riefung nicht zwingend vorhanden ist. Der in der französischen Forschung gebräuchliche Begriff der 'céramique grise 'cannelée' umfaßt somit auch weite Teile der jüngeren Drehscheibenware, für die im unteren Neckarland und am nördlichen Oberrhein auch später eine Riefung der Wandung charakteristisch ist (Henigfeld 1997).

Typisch sind Wulstränder mit einem zylinderförmigen gerieften Hals, die R. Koch (1967) anhand von Funden aus Stetten am Heuchelberg umschrieben hatte und die demnach in der Literatur bisweilen als Typ Stetten bezeichnet werden. Unverdickte Schrägränder und Ränder mit schmalem unprofiliertem Hals vertreten eine frühere Ausprägungen; weit ausgezogene, leistenartige Randbildungen, wie sie in dem im späten 12. Jahrhundert verfüllten Schacht in Hirsau finden eine späte Form (Grass 1991a, 139 ff.). Hier findet sich dann auch eine Riefung, wie sie für die spätmittelalterlichen Drehscheibenware typisch wird. An Verzierungen tritt nur vereinzelt Rollrädchenzier auf. Die bauchigen Gefäße besitzen Linsen- oder Standböden.

Eng verwandt ist die orangefarbene Straßburger Ware, die sich im Oberrheintal südlich von Straßburg findet. Charakteristisch ist hier die Stempelverzierung mit 'laufendem Hund'.

Einzelnachweise

  • U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1991).
  • Y. Henigfeld, La céramique grise 'cannelée' dans la vallée du Rhin superieur (XIe - XVIe s.). État de la question. Arch. médievale 26, 1997, 109-144.
  • R. Koch, Frühmittelalterliche Keramik aus Esslingen-Sirnau, Heilbronn-Böckingen und Stetten am Heuchelberg. Fundber. Schwaben N.F. 18/I, 1967, 264.279.
  • R. Koch, Eine mittelalterliche Keramikgruppe aus dem Kraichgau. Der Kraichgau 2, 1970, 168-173.