Wüstung Sülchen bei Rottenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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==Forschungsgeschichte==
 
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Trotz einer Bearbeitung der Keramikfunde aus den Grabungen der 1980er Jahre durch G. Nack ist der Fundbestand aus der Wüstung Sülchen bislang kaum zu überblicken. Die Arbeit von Nack blieb unpubliziert, die weteren Vorberichte konzentrierten sich auf ausgewählte Baubefunde.
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Trotz einer Bearbeitung der Keramikfunde aus den Grabungen der 1980er Jahre durch G. Nack ist der Fundbestand aus der Wüstung Sülchen bislang kaum zu überblicken. Die Arbeit von Nack blieb unpubliziert, die weiteren Vorberichte konzentrierten sich auf ausgewählte Baubefunde.
   
Aufgedeckt wurde ein Töpferofen des frühen Mittelalters, in dem wohl auch [[Einglättverzierte Keramik (VwZ)]] produziert wurde.
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2003 wurden vier liegende Töpferöfen des frühen Mittelalters ausgegraben, in denen rauwandige Drehscheibenware aber auch feintoniges Geschirr, wohl auch [[Einglättverzierte Keramik (VwZ)]] produziert wurde. Einer der Öfen wurde archäomagnetisch ins 6. Jahrhundetr datiert, die Keramik wurde von Uwe Gross im Vergleich mit den Funden vom [[Bad Urach, Runder Berg|Runden Berg bei Urach]] in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts gesetzt (Gross/ Schmidt 2004).
   
   
Zuletzt kam es zu Grabungen in der Kirche selbst, bei denen merowingerzeitliche Gräber, aber auch eine mehrphasige Kirchenentwicklung festgestellt wurde. 2012 kam es zu ersten Grabungen am Chor der Sülchenkirche, die die Reste einer
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Zuletzt kam es zu Grabungen in der Kirche selbst, bei denen merowingerzeitliche Gräber, aber auch eine mehrphasige Kirchenentwicklung festgestellt wurde. 2012 kam es zu ersten Grabungen am Chor der Sülchenkirche, die die Reste einer romanischen Basilika erbrachten. Daraufhin wurden die Planungen zur Sanierung und Erweiterung der bischöflichen Gruft überarbeitet, denn damit wurde augenscheinlich, was dem Fachmann freilich schon vorher hätte klar sein müssen, nämlich dass die Kirche und ihr Untergrund eine bedeutende historische Quelle darstellen. Die weiteren Bauarbeiten an der Gruft waren dann Anlass für ein Grabungsprogramm in den Jahren 2014 – 16, das mit Unterstützung der Diözese erlaubte, annähernd den gesamten Kircheninnenraum zu ergraben (nach Schreg 2019).
romanischen Basilika erbrachten. Daraufhin wurden die Planungen zur Sanierung und Erweiterung der bischöflichen Gruft überarbeitet, denn damit wurde augenscheinlich, was dem Fachmann freilich schon vorher hätte klar sein müssen, nämlich dass die Kirche und ihr Untergrund eine bedeutende historische Quelle darstellen. Die weiteren Bauarbeiten an der Gruft waren dann Anlass für ein Grabungsprogramm in den Jahren 2014 – 16, das mit Unterstützung der Diözese erlaubte, annähernd den gesamten Kircheninnenraum zu ergraben (nach Schreg 2019).
 
   
 
==Keramikfunde==
 
==Keramikfunde==

Version vom 3. Juli 2024, 12:14 Uhr

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Die Wüstung Sülchen liegt nordöstlich der römischen bzw. mittelalterlichen Stadt Rottenburg am Neckar im Umkreis der Sülchenkirche. Durch fortschreitende Überbauung wurden seit den 1980er Jahre zahlreiche Rettungsgrabungen notwendig, die auch ein umfangreiches Keramikspektrum erbracht haben.

Lage und Ortsgeschichte

Schon immer war Rottenburgs Siedlungslage günstig, denn hier weitet sich von Südwesten kommend das enge Neckartal und bietet Zugang unter anderem zu den fruchtbaren Böden des Oberen Gäus. Die römische und die kleinere mittelalterliche Stadt wie auch die Anlage der „Altstadt“ sitzen genau dort, wo sie den Ausgang des engen Neckartals kontrollieren. Seit den frühen 1980er Jahren steht die nordöstlich an das alte Stadtgebiet von Rottenburg anschließende Niederterrasse über dem Neckar im Fokus der archäologischen Denkmalpflege. Genannt seien mehrere mesolithische Stationen, eine frühneolithische Siedlung sowie Gräberfeld und Siedlung der frühen Eisenzeit, die hier ausgegraben werden mussten. Hintergrund ist der moderne Flächenverbrauch, der die Siedlungsfläche Rottenburgs extrem hat wachsen lassen. Dabei kam es 1982 auch zu ersten Grabungen in der Wüstung Sülchen. Deren ehemalige Pfarrkirche überdauerte als Friedhofskapelle, ehe sie im 19. Jahrhundert die Gruft der Bischöfe der neuen Diözese Rottenburg – Stuttgart aufgenommen hat.

Erstmals erwähnt wurde Sülchen in der Lebensbeschreibung des Heiligen Meinrad, der um 797 hier geboren sein soll. Konkret fassbar wird aber erst 1057 ein Gut in Sülchen, als dieses von Heinrich II. an das Bistum Bamberg geschenkt wurde. Diese Urkunde ist zugleich die jüngste, die den Sülchgau nennt, eine seit dem späten 9. Jahrhundert belegte Regionenbezeichnung, die mit dem Ortsnamen Sülchen zusammenhängen dürfte. In der älteren Forschung hatte Sülchen freilich eine fast schon mythische Stellung, denn eine Schlacht, bei der laut Ammianus Marcellinus Kaiser Valentinian 368 eine von Alamannen gehaltene Anhöhe gestürmt haben soll, wurde hier lokalisiert. So war Sülchen/Solicinium für Ludwig Uhland ein wesentliches Kapitel der Schwäbischen Sagenkunde. Sumelocenna, Sülchen, Solicinium, das in der Cosmographia des Geographen von Ravenna genannte Solich, aber auch Zollern wurden miteinander gleichgesetzt, was modernen Forschungen jedoch nicht standhält (nach Schreg 2019).

Deutlich ist auch, dass die Wüstung Sülchen mehr war als eine der üblichen ländlichen Siedlungen. So ist die Siedlungsfläche ungewöhnlich groß und auch die Architektur mit karolingerzeitlichem Steinbau und hochmittelalterlichen Steinkellern fällt aus dem Rahmen.

Der Siedlungsbeginn liegt bereits im 4./5. Jahrhundert, das Ende im 13. Jahrhundert, als möglicherweise die Funktionen der Siedlung, wozu nach dem Zeugnis des Flurnamens auch ein Markt gehörte, an die entstehende Stadt Rottenburg übergingen (nach Schreg 2019).

Forschungsgeschichte

Trotz einer Bearbeitung der Keramikfunde aus den Grabungen der 1980er Jahre durch G. Nack ist der Fundbestand aus der Wüstung Sülchen bislang kaum zu überblicken. Die Arbeit von Nack blieb unpubliziert, die weiteren Vorberichte konzentrierten sich auf ausgewählte Baubefunde.

2003 wurden vier liegende Töpferöfen des frühen Mittelalters ausgegraben, in denen rauwandige Drehscheibenware aber auch feintoniges Geschirr, wohl auch Einglättverzierte Keramik (VwZ) produziert wurde. Einer der Öfen wurde archäomagnetisch ins 6. Jahrhundetr datiert, die Keramik wurde von Uwe Gross im Vergleich mit den Funden vom Runden Berg bei Urach in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts gesetzt (Gross/ Schmidt 2004).


Zuletzt kam es zu Grabungen in der Kirche selbst, bei denen merowingerzeitliche Gräber, aber auch eine mehrphasige Kirchenentwicklung festgestellt wurde. 2012 kam es zu ersten Grabungen am Chor der Sülchenkirche, die die Reste einer romanischen Basilika erbrachten. Daraufhin wurden die Planungen zur Sanierung und Erweiterung der bischöflichen Gruft überarbeitet, denn damit wurde augenscheinlich, was dem Fachmann freilich schon vorher hätte klar sein müssen, nämlich dass die Kirche und ihr Untergrund eine bedeutende historische Quelle darstellen. Die weiteren Bauarbeiten an der Gruft waren dann Anlass für ein Grabungsprogramm in den Jahren 2014 – 16, das mit Unterstützung der Diözese erlaubte, annähernd den gesamten Kircheninnenraum zu ergraben (nach Schreg 2019).

Keramikfunde

Das keramische Fundmaterial zeigt in der Völkerwanderungszeit wie auch im Hochmittelalter ungewöhnliche Fernkontakte.

Genannt sind in der Litertaur unter anderem Funde folgender Waren:

Literaturhinweise

  • Aderbauer u.a.2018: Herbert Aderbauer, Harald Kübler (Hrsg.), Die Sülchenkirche bei Rottenburg. Frühmittelalterliche Kirche – alte Pfarrkirche – Friedhofskirche – bischöfliche Grablege (Lindenberg i. Allgäu 2018). - ISBN 978-3-95976-102-4
  • Gross 2008: U. Gross, Sülchen als Produktionsstätte donauländischer Keramik des 5. Jhs. [Vortrag gehalten im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e.V., Tübingen 4. Juli 2008]). - https://doi.org/10.11588/artdok.00001982
  • Gross/ Schmidt 2004: U. Gross/E. Schmidt, Archäologische Untersuchungen im Randbereich des abgegangenen Dorfes Sülchen bei Rottenburg. Der Sülchgau 47/48, 2003/2004, 1-14.
  • Schreg 2019: Rezension zu Aderbauer 2018. Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 78, 2019, 454-457. - DOI: 10.15463/rec.reg.655973425