Geislingen an der Steige: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Das archäologische Interesse in Geislingen lag lange auf Burg Helfenstein sowie im Stadtteil Altenstadt, wo mit der Siedlung [[Geislingen, Mühlwiesen]] seit den 1940er Jahren insbesondere durch den Geislinger Lehrer und Privatarchäologen Albert Kley wichtige frühmittelalterliche Funde dokumentiert wurden. |
Seit den 1960er Jahren konnte Albert Kley mit Baustellenbeobachtungen erste Funde im Stadgebiet machen. In den 1990er Jahren fanden mit Untersuchungen in der Hauptstraße archäologische Ausgrabungen statt, die bislang nur in Vorberichten vorgelegt sind, aber wichtige regionale Referenzkomplexe darstellen. Nach einer Fundvorlage der Keramik von den Gerberhäusern durch U. Gross (1991), wurde die Keramik in einer unpublizierten Tübinger Magisterarbeit durch Marlies Barteit-Klopp (2001) bearbeitet. |
Seit den 1960er Jahren konnte Albert Kley mit Baustellenbeobachtungen erste Funde im Stadgebiet machen. In den 1990er Jahren fanden mit Untersuchungen in der Hauptstraße archäologische Ausgrabungen statt, die bislang nur in Vorberichten vorgelegt sind, aber wichtige regionale Referenzkomplexe darstellen. Nach einer Fundvorlage der Keramik von den Gerberhäusern durch U. Gross (1991), wurde die Keramik in einer unpublizierten Tübinger Magisterarbeit durch Marlies Barteit-Klopp (2001) bearbeitet. |
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Version vom 7. August 2024, 01:11 Uhr
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Geislingen an der Steige ist eine Stadtgründung der Grafen von Helfenstein aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts. Es liegen mehrere archäologische Grabungen vor, die zur Kenntnis der lokalen Keramik im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit beitragen.Für das frühe und hohe Mittelalter sind die Funde aus der Siedlung Geislingen, Mühlwiesen von Bedeutung, die beim Stadtteil Altenstadt. etwa 1,3 km NNW der Stadt liegen.
Lage
Geislingen an der Steige liegt in einem Talkessel am Nordrand der Schwäbischen Ab, wo das Rohrachtal einen relativ bequemen Albaufstieg ermöglicht. Die Stadt wurde am Eingang des Rohrachtals auf einer Kalktuffterrasse unterhalb der Burg Helfenstein angelegt. Die älteren Siedlungsbereiche lagen im etwas weiteren Bereich des Geislinger Talkessels, wo eine Befestigung auf dem Lindenhof über der Fils von Bedeutung war.
- Koordinaten: 48,, 9,843543 (Stadtgebiet)
Forschungsgeschichte
Das archäologische Interesse in Geislingen lag lange auf Burg Helfenstein sowie im Stadtteil Altenstadt, wo mit der Siedlung Geislingen, Mühlwiesen seit den 1940er Jahren insbesondere durch den Geislinger Lehrer und Privatarchäologen Albert Kley wichtige frühmittelalterliche Funde dokumentiert wurden. Seit den 1960er Jahren konnte Albert Kley mit Baustellenbeobachtungen erste Funde im Stadgebiet machen. In den 1990er Jahren fanden mit Untersuchungen in der Hauptstraße archäologische Ausgrabungen statt, die bislang nur in Vorberichten vorgelegt sind, aber wichtige regionale Referenzkomplexe darstellen. Nach einer Fundvorlage der Keramik von den Gerberhäusern durch U. Gross (1991), wurde die Keramik in einer unpublizierten Tübinger Magisterarbeit durch Marlies Barteit-Klopp (2001) bearbeitet.
Fundstellen
- Geislingen, Burg Helfenstein: umfangreiche v.a. frühneuzeitliche Fundbestände befinden sich im Museum in Geislingen
- Geislingen, Hauptstraße 23: Grabungen der Kreisarchäologie Göppingen (Walter Lang), August 1994
- Geislingen, Hauptstraße 36/1 (ehem. Hotel Alte Post), Grabungen des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg in Stuttgart und der Kreisarchäologie Göppingen, März-Juli 1996
Keramikfunde
Das Geislinger Fundspektrum des Spätmittelalters wird durch die Jüngere graue Drehscheibenware (Ulm und Oberschwaben, SMa) sowie deren polierte Variante.
Als Tafelgeschirr ist jedoch auch die Rotbemalte schwäbische Feinware (Württemberg, SMa). Von Burg Helfenstein wie auch aus der Hauptstraße 23 stammen rotbemalte oxidierend gebrannte Gefäße, die nicht der Buocher Ware zugerechnet werden können und die möglicherweise zur rotbemalten Heidenheimer Ware zu rechnen sind. Die Funde des Großkuchener Ofens (Kottmann 2021) lassen nur ein eingeschränktes Formenspektrum erkennen, was jedoch überlieferungsbedingt sein könnte. Farbe und Bemalung scheinen mit den Geislinger Funden aber überein zu stimmen.
Weiterhin zu vermerken ist das Vorlommen von Eisentonkeramik auf Burg Helfenstein, wo das frühneuzeitliche Fundspektrum durch Glasierte Hafnerware (FNz) bestimmt ist. Vereinzelt treten Funde von Fayence auf.
Nur wenige Funde aus dem Stadtgebiet gehören der älteren gelben Drehscheibenware an, die hier - neben den Siedlungen um Altenstadt - ein weiteres prä-städtisches Siedlungsareal azeigt.
Verbleib der Funde
- Museum Geislingen
- Kreisarchäologie Göppingen
Literaturhinweise
- Barteit-Klopp 2001: M. Barteit-Klopp, Archäologisch-historische Untersuchungen zur hoch- und spätmittelalterlichen Keramik von Geislingen und der Burg Helfenstein. Magister-Arbeit (Tübingen 2001).
- Cramer 1988: J. Cramer, Ein mittelalterliches Gerberhaus in Geislingen. In: K. Bedal (Hrsg.), Hausbau im Mittelalter III. Jahrbuch für Hausforschung, Sonderband 1988 für Josepf Schepers. Jahrb. Hausforsch. (Sobernheim / Bad Windsheim 1988) 347–362.
- Gross 1991: U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1991).
- Gruber 2009: H. Gruber (Hrsg.), "in oppido Giselingen…" 1108 - 2008. Acht Vorträge zum 900jährigen Jubiläum von Geislingen. Veröff. Stadtarchiv Geislingen 26 (Geislingen 2009).
- Gruber et al. 1993: H. Gruber / W. Lang / R. Schreg / A. Schneider / A. Kley (Hrsg.), Von Gizelingen zum Ulmer Tor. Spurensuche im mittelalterlichen Geislingen. Begleitheft zur 9. Geislinger Weihnachtsausstellung (Geislingen a.d. Steige 1993).
- Kottmann 2021: A. Kottmann, Der spätmittelalterliche Töpferofen aus Heidenheim-Großkuchen. Produktionsort der "rotbemalten Heidenheimer Ware". In: D. Ade (Hrsg.), Sachgeschichte(n). Beiträge zu einer interdisziplinär verstandenen Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Festschrift für Barbara Scholkmann zum 80. Geburtstag (Tübingen 2021) 143-154. - http://dx.doi.org/10.15496/publikation-61467
- Krönneck / Dollhopf 1999: P. Krönneck / K.-D. Dollhopf, Die Tierknochen aus der Hauptstraße 23 in Geislingen an der Steige. Hohenstaufen/Helfenstein. Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen 9, 1999, 71–84.
- Lang 1986: W. Lang, Spätmittelalterliches Alltagsgut. In: W. Ziegler / K.-H. Rueß (Hrsg.), Gotik an Fils und Lauter. Veröffentlichungen des Kreisarchivs Göppingen 12 (Weissenhorn 1986) 309–325.
- Lang 1986: W. Lang, Tonfigürchen des späten Mittelalters aus dem Kreis Göppingen. Hohenstaufen 13, 1986, 13–22.
- Lang 1993: W. Lang, Gläser des 15. und 16. Jahrhunderts aus Geislingen an der Steige. In: H. Gruber / W. Lang / R. Schreg / A. Schneider / A. Kley (Hrsg.), Von Gizelingen zum Ulmer Tor. Spurensuche im mittelalterlichen Geislingen. Begleitheft zur 9. Geislinger Weihnachtsausstellung (Geislingen a.d. Steige 1993) 70–76.
- Lang 1993: W. Lang, Volksfrömmigkeit und Kinderspiel. Spätmittelalterliche Tonfigürchen vom Helfenstein. In: H. Gruber / W. Lang / R. Schreg / A. Schneider / A. Kley (Hrsg.), Von Gizelingen zum Ulmer Tor. Spurensuche im mittelalterlichen Geislingen. Begleitheft zur 9. Geislinger Weihnachtsausstellung (Geislingen a.d. Steige 1993) 77–79.
- Lang 1994: W. Lang, Archäologische Untersuchungen in der Hauptstraße 23 in Geislingen an der Steige, Kreis Göppingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ., 1994, 299–303.
- Lang 1995: W. Lang, Haus- und Stadtgeschichte aus Latrinen und Kellern. Archäologische Untersuchungen in Geislingen/Steige, Hauptstraße 23. Hohenstaufen/Helfenstein. Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen 5, 1995, 9–30.
- Lang / Schreg 1996: W. Lang / R. Schreg, Grabungen im Kern der helfensteinischen Stadt Geislingen an der Steige, Kreis Göppingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ., 1996, 236–240.
- Lang / Schreg 1997: W. Lang / R. Schreg, Neues aus dem Geislinger Untergrund. Grabungen auf dem Gelände der Alten Post. Hohenstaufen/Helfenstein. Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen 7, 1997, 9–32.
- Rademacher / Willmy 2019: R. Rademacher / A. Willmy, Stadtmauer und verschwundene Häuserzeile in der unteren Vorstadt von Geislingen an der Steige. Arch. Ausgr. Bad.-Württ., 2019, 297–298.
- Rösch 2005: M. Rösch, Archäologische Pflanzenreste aus Geislingen an der Steige zur Kenntnis des mittelalterlichen Ackerbaus auf der Ostalb. Fundber. Bad.-Württ. 28,1, 2005, 775–837.
- Schäfer 1984: H. Schäfer, Drei spätmittelalterliche Gerbereien in Geislingen, Kreis Göppingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ., 1984, 263–265.
- Schneider 1993: A. Schneider, Zur siedlungsgeschichtlichen Entwicklung Geislingens vom Mittelalter bis zu den Anfängen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. In: H. Gruber / W. Lang / R. Schreg / A. Schneider / A. Kley (Hrsg.), Von Gizelingen zum Ulmer Tor. Spurensuche im mittelalterlichen Geislingen. Begleitheft zur 9. Geislinger Weihnachtsausstellung (Geislingen a.d. Steige 1993) 12–24.
- Schreg 1993: R. Schreg, Zur archäologischen Situation auf Burg Helfenstein. In: H. Gruber / W. Lang / R. Schreg / A. Schneider / A. Kley (Hrsg.), Von Gizelingen zum Ulmer Tor. Spurensuche im mittelalterlichen Geislingen. Begleitheft zur 9. Geislinger Weihnachtsausstellung (Geislingen a.d. Steige 1993) 37.
- Schreg 2007: R. Schreg, Albert Kley – der Archäologe. In: G. Currle / H. Gruber (Hrsg.), Viele Wege und ein Ziel. Albert Kley zum 100. Geburtstag (Geislingen 2007) 84–124.
- Schreg 2009: R. Schreg, Die mittelalterliche Siedlungslandschaft um Geislingen - eine umwelthistorische Perspektive. In: H. Gruber (Hrsg.), "in oppido Giselingen…" 1108 - 2008. Acht Vorträge zum 900jährigen Jubiläum von Geislingen. Veröff. Stadtarchiv Geislingen 26 (Geislingen 2009) 9–96.
- Schreg 2015: R. Schreg, Eisentonkeramik aus Ulm und Geislingen- ein Zeugnis ulmischen Donauhandels. Archaeologik, 2015.