Konstanz: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Eine erste umfassende Gliederung der Konstanzer Keramik des Mittelalters hat Junkes 1991 auf Basis der Grabungen am Fischmarkt vorgenommen. Sie definierte folgende Gruppen, die allesamt der Drehscheibenware zuzurechnen sind: |
*Unglasierte Irdenware |
*Unglasierte Irdenware |
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− | **Rote Irdenware mit einer Differenzierung in: |
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***Rote IRD 1: dreizoniger Aufbau des Scherbens (Mischbrand) |
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***Rote IRD 2: einheitlicher Scherben |
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Junkes (1991, 27) verweist darauf, dass bei der roten und graubraunen glasierten Irdenware Bezüge zu den entsprechenden unglasierten Irdenwearen zu erkennen sind, was jedoch nicht für die graue glasierte Irdenware zutrifft. |
Junkes (1991, 27) verweist darauf, dass bei der roten und graubraunen glasierten Irdenware Bezüge zu den entsprechenden unglasierten Irdenwearen zu erkennen sind, was jedoch nicht für die graue glasierte Irdenware zutrifft. |
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+ | Für Süddeutschland ungewöhnlich sind Rosenappliken auf grün glasieerter Keramik, wie sie etwa aus den Latrinenfunden von Haus zur Katz vorliegen (ALM). |
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Version vom 3. September 2024, 23:43 Uhr
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Konstanz ist durch die langjährige intensive Stadtarchäologie ein prinzipiell sehr bedeutender Fundort für die Keramikentwicklung des Bodenseeraumes.
Forschungsgeschichte
Bis dato (2023) ist der Forschungsstand jedoch insofern unbefriedigend, als nur wenige Fundkomplexe ausführlich vorgelegt sind. Dazu zählen die 2018 publizierten Funde von der Konstanzer Marktstätte, wo auch stratigraphische Beoachtungen vorliegen (Ade 2018) sowie die Keramikfunde aus Latrinen in der Oberen Augustinergasse (Ade 2020; Fesser 2020).
Die Gliederung der Konstanzer Keramikfunde geht indes auf die Dissertation von Marina Junkes (1991) zurück, die jedoch unpubliziert blieb, so dass die kurze Charakterisierung des Materials im Ausstellungskatalog "Hirsebrei und Bettelmönch" lange Zeit der wesentliche Bezugspunkt der Forschung blieb (Gross u.a. 1992). Junkes hatte die Keramik von Konstanz, Fischmarkt mit Hilfe der EDV bearbeitet und unter Rückgriff auf die Stratigraphie ausgewertet. Ein besonderes Augenmerk galt unter anderem den Herstellungsspuren.
In jüngerer Zeit wurde verschiedentlich versucht, eine knappe Bilanz zu ziehen (Ade/Dumitrache 2012; Röber 2021).
Warenarten
Eine erste umfassende Gliederung der Konstanzer Keramik des Mittelalters hat Junkes 1991 auf Basis der Grabungen am Fischmarkt vorgenommen. Sie definierte folgende Gruppen, die allesamt der Drehscheibenware zuzurechnen sind:
- Unglasierte Irdenware
- Rote Irdenware (vgl. Jüngere rote Drehscheibenware (Bodenseeraum, SMa) mit einer Differenzierung in:
- Rote IRD 1: dreizoniger Aufbau des Scherbens (Mischbrand)
- Rote IRD 2: einheitlicher Scherben
- Rote IRD 3: einheitlicher Scherben, fein gemagert
- Rote Irdenware (vgl. Jüngere rote Drehscheibenware (Bodenseeraum, SMa) mit einer Differenzierung in:
- graubraune Irdenware mit einer Differenzierung in:
- graubraune IRD 1: dreizoniger Aufbau des Scherbens (Mischbrand)
- graubraune IRD 2: einheitlicher Scherben
- graubraune Irdenware mit einer Differenzierung in:
- graue Irdenware mit einer Differenzierung in:
- graue IRD 1: zweizoniger Scherben
- graue IRD 2: einheitliher Scherben, härter gebrannt
- graue Irdenware mit einer Differenzierung in:
- engobierte Irdenware mit einer Differenzierung in
- Engobierte IRD I = Graubraune IRD I
- Engobierte IRD 2 = Rote IRD I - Orange engobierte Drehscheibenware (Bodenseeraum, SMa)
- Engobierte IRD 3 = Rote IRD 2
- engobierte Irdenware mit einer Differenzierung in
Die engobierte Irdenware zeigt eine funktionale Eingrenzung auf Flüssigkeitsbehälter wie Bügelkannen, Aquamanılen und Kännchen.
- Glasierte Irdenwaren
- Rote, glasıerte Irdenware
- glasierte rote IRD 1: zweizoniger Scherben
- glasierte rote IRD 2: einheitliher Scherben, breiteres Farbspeltrum der Glasuren (ockerbraun, schwarzbraun und schwarzbläulichgrün)
- Graubraune, glasıerte Irdenware, überwiegend oliv und dunkelgrün glasiert
- Graue. glasierte Irdenware
- weißliche glasierte Irdenware
- Rote, glasıerte Irdenware
Junkes (1991, 27) verweist darauf, dass bei der roten und graubraunen glasierten Irdenware Bezüge zu den entsprechenden unglasierten Irdenwearen zu erkennen sind, was jedoch nicht für die graue glasierte Irdenware zutrifft.
Für Süddeutschland ungewöhnlich sind Rosenappliken auf grün glasieerter Keramik, wie sie etwa aus den Latrinenfunden von Haus zur Katz vorliegen (ALM).
Da die Grabungen am Fischmarkt eine Zone der spätmittelalterlichen Landgewinnung betrafen, ist im dortigen Fundbestand die früh- und hochmittelalterlichen Keramik aus Konstanz nicht repräsentiert. Deshalb sind aus den Grabungen insbesondere der Konstanzer Marktstätte weitere Gruppen insbesondere der nachgedrehten Keramik zu ergänzen.
- Nachgedrehte Ware (Bodenseeraum/ Hegau, HMa)
- oxidierend gebrannte feinere beigerot gemantelte kalkgemagerte nachgedrehte Ware (vgl. Ravensburg, Veitsburg)
wichtige Fundstellen
- Konstanz, Ackertorweg 8 (Jansen/ Röber 2010)
- Konstanz, Brückengasse 5 und 7 (Oexle 1985)
- Konstanz, Fischmarkt
- Konstanz, Katzgasse (Oexle 1992)
- Konstanz, Marktstätte
- Konstanz, Obere Augustinergasse (Ade 2020; Röber 2020; Fesser 2020)
Töpfereien bzw. Töpferofenstandorte
- Konstanz, Stadelhofen (Jansen/ Röber 2010)
Literaturhinweise
- Ade-Rademacher 1993: Dorothee Ade-Rademacher/ Reinhard Rademacher: Der Veitsberg bei Ravensburg. Vorgeschichtliche Höhensiedlung und mittelalterlich-frühneuzeitliche Höhenburg. Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 16 (Stuttgart 1993). - ISBN 3-8062-1075-6
- Ade 2018: D. Ade, Die hoch- und spätmittelalterlichen Funde von der Konstanzer Marktstätte. In: M. Dumitrache (Hrsg.), Die Konstanzer Marktstätte im Mittelalter und in der Neuzeit. Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 5 (Wiesbaden 2018) 269–384.
- Ade 2020: D. Ade, Nachttopf und Ofenkachel - Die keramischen Funde aus zwei Latrinen in der Oberen Augustinergasse in Konstanz. In: R. Röber (Hrsg.), Konstanz, Obere Augustinergasse: ein Hinterhofquartier und sein historisch-bauhistorisches Umfeld. Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 18 (Wiesbaden 2020) 248–266.
- Ade / Dumitrache 2012: D. Ade / M. Dumitrache, Neue Erkenntnisse zur Konstanzer Keramik des 12. Jahrhunderts. In: H. Pantermehl / L. Grunwald / R. Schreg (Hrsg.), Hochmittelalterliche Keramik am Rhein. Eine Quelle für Produktion und Alltag des 9. bis 12. Jahrhunderts. RGZM-Tagungen 13 (Mainz 2012) 41–48.
- Fesser 2020: J. Fesser, Gefäß- und Ofenkeramik aus einer Latrinenverfüllung des 14. Jahrhunderts. In: R. Röber, Konstanz, Obere Augustinergasse: ein Hinterhofquartier und sein historisch-bauhistorisches Umfeld. Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 18 (Wiesbaden 2020) 211-247.
- Gross u. a. 1992: U. Gross/S. Kaltwasser/D. Ade-Rademacher u. a., Keramik. In: ,Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300 (Stuttgart 1992) 320–345.
- Oexle 1985: J. Oexle, Eine Konstanzer Töpferwerkstatt im 17. Jahrhundert. In: Der Keltenfürst von Hochdorf. Methoden und Ergebnisse der Landesarchäologie. Katalog zur Ausstellung Stuttgart, Kunstgebäude, vom 14. Aug. bis 13. Okt. 1985 (Stuttgart 1985) 473–483.
- Oexle 1992: J. Oexle, Die Grabungen in der Katzgasse in Konstanz. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1992 (1993), 320-325
- Jansen/ Röber 2010: M. Jansen/ R. Röber, Stadtarchäologie immer für Überraschungen gut: die ersten Konstanzer Töpferöfen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2010, 234-237.
- Junkes 1991: M. Junkes, Die spätmittelalterliche Geschirrkeramik der Grabung Konstanz, Fischmarkt. Diss. (Kiel 1991).
- Röber 1996: R. Röber, Studien zur Ofenkeramik der Töpferei Vogler (ca. 1650-1683). Fundber. Bad.-Württ. 21, 1996, 579–618. - DOI: https://doi.org/10.11588/fbbw.1996.0.56899
- Röber 2020: R. Röber (Hrsg.), Konstanz, Obere Augustinergasse: ein Hinterhofquartier und sein historisch-bauhistorisches Umfeld. Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 18 (Wiesbaden 2020). - ISBN 9783954904792
- Röber 2021: R. Röber, Stadtarchäologie in Konstanz. Ein Forschungsüberblick. In: D. Ade u.a. (Hrsg.), Sachgeschichte-Sachgeschichten. Festschrift für Barbara Scholkmann zum 80. Geburtstag. Beiträge zu einer interdisziplinär verstandenen Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. (Tübingen 2021). - http://dx.doi.org/10.15496/publikation-61467