Rheinische Grauwaren

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Bei den rheinischen Grauwaren handelt es sich um eine Gruppe von verschiedenen Warenarten, die vom frühen bis ins Spätmittelalter vor allem in der Region zwischen Eifel und Niederrhein produziert wurden. Die Gefäße wurden sowohl lokal, als auch überregional bis in die skandinavischen Regionen verhandelt. Es konnten einige Orte als produzierende Töpfereizentren identifiziert werden. Für die frühe Grauware (9-12. Jh.) wären das Fundkomplexe wie die Töpferei in Wildenrath und Katterbach. Die ältere Grauware (12-15 Jh.) ist auch in Produktionszentren der gelben Irdenware zu finden, wie Pingsdorf oder Badorf (Unterteilung nach Lüdtke-Schitzel 2001). Allerdings ist sowohl bei der jüngeren als auch der älteren Grauware noch von weiteren Produktionsorten auszugehen. Die rheinischen Grauwaren bilden eine sehr heterogene Gruppe mit verschiedenen, chronologischen Merkmalen.

Forschungsgeschichte

In Haithabu wurde neben der gelben Rheinischen Importwaren auch eine "blaugraue Ware" beobachtet, für die zunächst auch eine Herkunft aus dem Rheinland vermutet wurde. Es handelt sich jedoch um eine wesentlich dickwandigere Ware, für die man auch eine Funktion als Tiegel in Betracht gezogen hat, ohne dass dies aber mittels Inhaltsreste bestätigt werden konnte (Janssen 1987, 24f.). Mit dieser Bezeichnung "blau-graue Ware" wurden auch Funde einer Ware aus Brüggen-Öbel versehen, welche jedoch eher zu den Elmpter Ware gezählt werden kann. Weitere Verwirrung bringt zudem der Umstand, dass in der englisch-sprachigen Forschung die "blue-grey ware" die weit verhandelte Paffrather Ware bezeichnet.

Charakteristika

Als einzige Warenarten übergreifende Merkmale sind der reduzierende Brand und folglich der schwarz, gräulich bis weiße Scherben und die (vermutete) Produktion im Rheinland zu sehen.

Herstellungstechnik

Die Herstellungstechniken unterscheiden sich von Warenart zu Warenart und sind natürlich auch von Gefäßform und Zeitstellung abhängig.

Brand/ Farbe

reduzierend gebrannt, Schwarz, gräulicher bis weißer Scherben.

Magerung

häufig stark gemagert.

Oberflächenbeschaffenheit

zum Teil rau, zum Teil metallisch-glänzend

Verzierungen

Bei einigen Gefäßen ließ sich ein Rollrädchendekor meist an Hals- oder Schulterpartie feststellen. Auch ein Dekor durch horizontal angebrachte Fingereindruck ist belegt. Ab ca. 1200 treten auch ein bis zwei horizontale Riefen im Schulterbereich auf

Varianten

Gefäßformen

Bei den Gefäßen der rheinischen Grauware handelt es sich zum Großteil um reines Kochgeschirr. Die am häufigsten auftretende Form ist der Kugeltopf, dessen charakteristisches Merkmal der Kugelboden ist, jedoch konnte dieser auch mit drei kleinen Standlappen oder einem Wellenfuß versehen sein. Ebenso wurde dem Kugeltopf manchmal eine Tülle oder ein bis zwei Henkel angesetzt. Neben dem Kugeltopf als "Leitfossil" treten auch große Schüssel auf, sowie spezielle Vorratsgefäße, die in der Literatur häufig als "Elmpter Amphoren" bezeichnet werden.

Randformen

Bei den frühen Formen der Grauware treten vorrangig abgerundete und/oder leicht verdickte Ränder auf. Diese Form findet sich auch bei der jüngeren rheinischen Grauware, allerdings sind hier die Randformen noch zahlreicher.

Chronologie

Verbreitung

Verschieden rheinische Grauwaren, aber speziell die Paffrather Ware, wurden sehr weit verhandelt, speziell in den skandinavischen Raum. Zu den bekannten Fundorten zählen Bergen, Oslo, Ribe, Trondheim, Viborg, Emden und Brügge.

Herstellungsbelege

  • Wildenrath (Lung 1958)
  • Katterbach (Lung 1958)
  • Pingsdorf (Sanke 1995)
  • Badorf
  • Paffrath (Lung 1955/56)
  • Elmpt

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

bislang wenig erforscht.

Literaturhinweise und Nachweise

  • Bauer/Engemann/Heine/Lobbedey/Stephan 1979: Beiträge zur archäologischen Burgenforschung und zur Keramik des Mittelalters in Westfalen Teil 1. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen (Bonn 1979)
  • Bauche 1997: R.-D. Bauche, Die Keramik des 12. Jahrhunderts zwischen Köln und Aachen (Bonn 1997)
  • Heege 1992: A. Heege, Rheinische Keramik des Mittelalters. Stand der Forschung unter Berücksichtigung der Funde von Hambach 500 (Göttingen 1992)
  • Janssen 1987: W. Janssen, Die Importkeramik von Haithabu. Ausgr. Haithabu 9 (Neumünster 1987).
  • Lung 1958: W. Lung, Mittelalterliche Töpferöfen und Eisenverhüttung in Katterbach, Gmde. Bergisch-Gladbach, Rhein.-Berg. Kreis, in: Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 3 (1958) 93-108.
  • Lung 1955/56: W. Lung, Mittelalterliche Töpferei in Paffrath und Katterbach. Neue Funde im Rhein.-Berg. Kreis, in: Romerike Berge 5 (1955/56) 157-166