Rotbemalte Heidenheimer Ware (Ostalb, SMa)
Die rotbemalte Heidenheimer Ware wurde im ausgehenden Mittelalter und bis ins 16. Jahrhundert hinein produziert und nur regional vertrieben.
Einführung
Forschungsgeschichte
Nachdem Funde dieser Warenart im Heidenheimer Raum schon von mehreren Fundorten bekannt waren, vor allem vom forschungsgeschichtlich wichtigen Herwartstein (Lobbedey 1968, Taf. 42.27), wurde Fundmaterial von einem 1976 freigelegten und dokumentierten Töpferofen aus Großkuchen im Jahr 2019 vom Ehrenamtlichen Mitarbeiter des Landesamt für Denkmalpflege, Herrn Dieter Eberth, übergeben.
Charakteristika
Herstellungstechnik
Es handelt sich um eine auf der schnelllaufenden Töpferscheibe gedrehte Ware. Sie wurde bei sehr hohen Temperaturen und unter Sauerstoffzufuhr gebrannt und ist sehr dünnwandig.
Brand/ Farbe
Die Ware gehört zu den oxidierend gebrannten, sehr helltonigen Produkten. Der Scherben ist sehr hart gebrannt (Mohs`sche Härte 5-6), weist eine schiefrige bis dichte Bruchstruktur auf und eine kreidige und zugleich rauhe Oberfläche auf. Auf der Außenseite scheint intentionell ein dünner Schlicküberzug aus der gleichen Tonmasse aufgetragen worden zu sein – nur an wenigen Stellen wird dieser durch Magerungspartikel durchstochen. Der Scherben ist stark gemagert. Die Magerung besteht ausschließlich aus gerundetem weißen Quarzsand (ca. 30%), wobei die Magerungspartikel unsortiert sind und Größen von 0,2-,5 mm aufweisen. Ihre Sphärizität ist hoch, der Rundungsgrad liegt bei 5.
Verzierungen
Charakteristisch sind horizontale, gleichmäßig dünne Striche auf der Halspartie und im Schulterbereich. Es gibt Töpfe mit zwei parallelen Linien, zwischen welchen noch kleine Zierelemente in Form von diagonalen Häkchen oder in einem Fall ein Wellenband aufgebracht sind. Teilweise sind auch mehr als zwei parallele Linien erkennbar – dann können die untersten Linien bis zum Bauchumbruch hinab reichen. Auf fast einem Drittel aller Scherben mit Bemalung konnte jedoch festgestellt werden, dass direkt unterhalb des Gefäßhalses eine rote Linie den Beginn einer den gesamten Schulterbereich bedeckenden Partie mit sehr engen und ausgeprägten Drehrillen bildet, die hier eindeutig als Zierelement eingesetzt wurden.
Gefäßformen
Charakteristisch für die „Rotbemalte Heidenheimer Ware“ sind vor allem Töpfe.
Verbreitung
Das Kernverbreitungsgebiet der „Rotbemalte Heidenheimer Ware“ ist eher kleinräumig und umgibt vor allem das direkte Umland Heidenheims. Der am weitesten entferne Fundpunkt ist derzeit Ulm.
Referenzkomplexe
- Ulm, Vestgasse, Rosengasse und Nikolauskapelle
- Burg Herwartstein bei Königsbronn
- Burg Katzenstein bei Dischingen
- Burg Kapfenburg bei Lauchheim
- Burg Kocherburg bei Unterkochen
- Heidenheim an der Brenz, diverse Fundstellen
Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext
Literaturhinweise
- A. Kottmann, Der spätmittelalterliche Töpferofen aus Heidenheim-Großkuchen. Produktionsort der "rotbemalten Heidenheimer Ware". Festschrift für Barbara Scholkmann (im Druck), 143-154.