Terra Nigra

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Als Terra Nigra wird sowohl Keramik der römischen Kaiserzeit (s. Terra Nigra (röm.) als auch solche der Völkerwanderungszeit bezeichnet.


Die Terra Nigra wurde zuletzt von H. Bernhard (1985), basierend u.a. auf Vorarbeiten von W. Unverzagt (1916) in Alzey, H. Roth (1952), G. Mildenberger (1972) und R. Koch (1981), umfassend bearbeitet. In jüngerer Zeit wurden im Zusammenhang mit den Publikationen der völkerwanderungszeitlichen Funde des Breisgaus (Bücker 1999) und der frühmittelalterlichen Funde aus Schleitheim (J. Leicht in: Burzler u.a. 2002, 83ff.) eingehendere Forschungen angestellt, die aber nur bedingt ein verbessertes Chronologiekonzept vorlegen konnten.

Die Forschung unterschied bisher zwischen „brauner“ und „grauer“ Terra Sigillata (Bernhard 1985).

Die braune Terra Nigra (Unverzagt 1916, 26f.; Koch 1981; Bernhard 1985, 34) gilt nicht als Nigra im engeren Sinne, Koch (1981) spricht von 'Pseudo-Nigra'. Bei den Gefäßen von Alzey, die mit am Anfang der Diskussion stehen, handelt es sich aus heutiger Sicht also nicht um echte, graue Terra Nigra, sondern um braune Nigra! Die graue Terra Nigra ist durch ihre Herstellung auf der Töpferscheibe sowie ihren gleichmäßigen reduzierenden Brand gekennzeichnet. Ihre Oberfläche ist dicht und geglättet bis poliert, teilweise sind Engoben nachgewiesen. Der Formenbestand ist sehr umfangreich und mit der von Roth (1952) und Koch (1981) aufgestellten Typologie (Abb. 183) nur ungenügend umschrieben. Eine starke Individualität der einzelnen Gefäße steht einer klaren Gliederung entgegen. Für alle Formen charakteristisch ist die geriefte Wandung. Die graue Terra Nigra datiert in die Mitte und 2. Hälfte des 4. Jahrhundert.

Eine gewisse chronologische Gliederung ergibt sich aus der Seriation der Nigra-führenden Bestattungen aus dem südwestdeutschen Raum (Bernhard 1985; J. Leicht in: Burzler u.a. 2002, 83ff. korrigierte Tab. S. 86). Es zeigt sich dabei eine Tendenz von flachen Gefäßformen hin zu höheren.

Terra Nigra ist sowohl aus dem rechtsrheinischen germanischen, wie auch aus dem linksrheinischen römischen Gebiet bekannt, weshalb eine ethnische Zuordnung lange Zeit umstritten war. Heute lassen sich verschiedene Produktionsorte unterscheiden, die beiderseits des Rheins lokalisiert werden können. So ist neben den bedeutenden Zentren am Rhein eine Nigra-Produktion auch im Neckarland sowie im rätischen Raum anzunehmen. Der Anteil von Terra-Nigra am Keramikbestand ist in den völkerwanderungszeitlichen Siedlungen höchst unterschiedlich. In einiger Zahl tritt Terra Nigra in den Siedlungen des Neckarlandes (z.B. Renningen, Raite) und in etwas abweichender Ausprägung wieder im Raum Dillingen auf, während sie im Bereich der Alb bislang kaum vertreten ist und etwa in Sontheim im Stubental völlig fehlt (Bernhard 1985; Koch 1981). Eine Gruppe sog. Terra-Nigra-Derivate ist nicht genau umschrieben und leitet zur Knickwandkeramik über (Bernhard 1985, 114 ff.).

Literaturhinweise

  • Bernhard 1985
  • Unverzagt 1916
  • Roth 1952
  • Mildenberger 1972
  • Koch 1981
  • Bücker 1999
  • Leicht 2002: J. Leicht in: Burzler u.a. 2002, 83ff.