Urspring, Breiter Weg
Urspring, Gde. Lonsee (Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg).
Beschreibung | |
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Fundort | Urspring, Breiter Weg |
Fundart | Siedlung |
Lage | 0,35 km OSO des Lonetopfs |
Koordinaten | 48.5472884, 9.89691778 |
Datierung | völkerwanderungszeitliche Phase, zweite Hälfte 6.-12.Jh. |
Warenarten | Knickwandkeramik, Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa),Gröbere nachgedrehte Ware (Ulm, HMa), Feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Ostalb, HMa), Kammstrichware, Goldglimmerware (Oberpfalz, FMa/ HMa), Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa); |
Formenspektrum | v.a Gebrauchskeramik, Töpfe |
Fundinventar | Siedlungsfunde, z.T. aus Gruben- bzw. Grubenhausverfüllungen |
Befundbeschreibung | Die Siedlung wurde nur in kleinen Flächen 1973/74 ausgegraben. Dabei wurden mehrere Grubenhäuser erfasst. |
Verbleib | |
Bemerkungen | |
Literatur | Maier 1994; Spors-Gröger 1993 |
Lage
Die Siedlung liegt ca. 350 m ostsüdöstlich des Lonetopfs, einer Karstquelle, in der Peripherie des westlich gelegenen mittelalterlichen Dorfes. Nördlich am Hang befindet sich das römische Kastell "ad Lunam", dessen Vicus große Teile des Tals einnimmt, jedoch schwerpunktmäßig östlich der Grabungsfläche liegt.
- Koordinaten: 48.5472884, 9.89691778
Forschungsgeschichte
Im Vorfeld der Erschließung eines Neubaugebiet wurde 1973/74 durch Hartmann Reim ein Ausschnitt der Siedlung ergraben. Sie wurde 1994 durch Karl-Hermann Maier im Rahmen einer Tübinger Magisterarbeit vorgelegt (Maier 1994). Die völkerwanderungszeitlichen Funde wurden im Kontext der Bearbeitung der Funde vom Runden Berg durch Sylvia Spors-Gröger erarbeitet und vorgelegt (Spors-Gröger 1993). In verschiedenen Privatsammlungen (z.B. Helmut Mollenkopf, Treffensbuch, sowie Albert Kley, Geislingen) liegen weitere Fundbestände aus Urspring. Die Sammlung Kley umfasst allerdings nur römische und allenfalls wenige, undiagnostische und meist nicht sicher lokalisierbare mittelalterliche Scherben.
Befundsituation
In den Grabungen der 1970er Jahre wurden mehrere Grubenhäuser und Pfosten von Häusern dokumentiert, deren Zusammenstellung zu Hausgrundrissen durch Maier aber nicht in allen Fällen schlüssig erweist. Stratigraphische Abfolgen sind nicht in nennenswertem Ausmaß vorhanden.
Keramikfunde
Differenziert wurden in dieser Aufarbeitung die folgenden Materialgruppen/Warenarten (nach Maier 1994):
- reduzierend gebrannte, feine graue Ware mit Einglättmustern. Maier verweist auf Funde der völkerwanderungszeitlichen einglättverzierten Keramik
- Gruppe der Knickwandgefäße.
- Rauhwandige nachgedrehte Ware mit der Differenzierung von drei Typen anhand der Gefäßoberfläche und Randformen. Zumindest teilweise sind diese Funde als Gröbere nachgedrehte Ware (Ulm, HMa) einzuordnen.
- Rauhwandige Drehscheibenware mit der Differenzierung von drei Typen, wobei Typ 2 als Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa) einzuordnen ist. Eine Produktion am namengebenden Fundort Donzdorf, Hinterer Brühl erscheint möglich.
- ältere gelbtonige Drehscheibenware mit der Differenzierung von 5 Typen nach wechselnden Kriterien der Scherbenbeschaffenheit und der Form.
- Kammstrichware
- Graubeige, kalkgemagerte Ware - Auffallendstes Kennzeichen dieser Warenart ist nach Durchsicht der Originalfunde eine weiße Sprenkelung durch kleine Kalkspat- oder besser Kalkpartikel, die Maier allerdings nur beiläufig erwähnt, die aber dennoch bei der Aussonderung der Warenart bestimmend gewesen sein dürfte. Hier ist mit Einflüssen der Bodenlagerung zu rechnen. Maier differenzierte innerhalb dieser Gruppe handgemachte, nachgedrehte und scheibengedrehte Varianten. Aufgrund der Formen verwies er auf Bezüge zur Ulmer Gruppe (Ulm, FMa).
- Goldglimmerware. Maier vergleicht mit Funden der Goldglimmerware (Oberpfalz, FMa/ HMa), die im wesentlichen jedoch ihre Verbreitungsschwerpunkte in der Oberpfalz hat und die daher in Urspring als Import gewertet werden
- dünnwandige, feinsandige nachgedrehte Ware - weitgehend als Feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Ostalb, HMa) einzuordnen
- jüngere Drehscheibenware. Der Fundbestand fügt sich in die regionaltypische Ausprägung ein, teilweise handelt es sich offenbar um Polierte jüngere graue Drehscheibenware (Ulmer Raum, SMa). Diese Funde entstammen nur noch aus dem überdeckenden Schwemmhorizont.
In der Gliederung von Maier sind die völkerwanderungszeitlichen Funde nicht berücksichtigt. S. Spors Gröger (1993, 122f.) verweist auf folgende Gruppen:
- "scheibengedrehte Gefäße der alamannischen Landnahmezeit" in spärlicher Zahl, darunter Terra Nigra und sogenannte Mayener Ware
- handgemachte frühalamannische Keramik.
Eine genauere Beschreibung der völkerwanderungszeitlichen Funde steht indes aus.
Verbleib der Funde
ehem. Landesdenkmalamt Tübingen
Die genannten Privatsammlungen Mollenkopf und Kley wurden an das LFD, Tübingen übergeben.
Literatur zur Fundstelle:
- Maier 1994: K. H. Maier, Eine mittelalterliche Siedlung auf Markung Urspring (Gemeinde Lonsee, Alb-Donau-Kreis). Materialh. Arch. Bad.-Württ. 23 (Stuttgart 1994).
- Reim 1974: H. Reim, Eine frühmittelalterliche Siedlung bei Urspring, Alb-Donau-Kreis. Arch. Ausgr. Württ. u. Hohenzollern 1974, 52–54.
- Schreg 1996: R. Schreg, [Rez.zu]: K. Maier, Eine mittelalterliche Siedlung auf Markung Urspring (Gemeinde Lonsee, Alb-Donau-Kreis). Bayer. Vorgeschbl. 1996, 323–326.
- Schreg 1999: R. Schreg, Die alamannische Besiedlung des Geislinger Talkessels (Markungen Altenstadt und Geislingen, Stadt Geislingen a.d. Steige, Lkr. Göppingen). Fundber. Bad.-Württ. 23, 1999, 385–617.
- Spors-Gröger 1993: S. Spors-Gröger, Die handgemachte frühalamannische Keramik aus den Plangrabungen 1967-1985. Der Runde Berg bei Urach XI (Sigmaringen 1993).