Rauwandige Drehscheibenwaren der Merowingerzeit

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Rauhwandige Drehscheibenwaren sind eine geläufige Erscheinung der späten Merowingerzeit (Hübener 1969). Daneben gibt es eine Reihe spätantiker bzw. frühalamannischer rauhwandiger Waren, die gelegentlich als ältere rauhwandige Drehscheibenware bezeichnet werden. Außerdem wird in anderen Regionen der Begriff der rauhwandigen Drehscheibenware zudem nicht auf die römische Kaiser-, Völkerwanderungs- und Merowingerzeit beschränkt, sondern wird auch für Keramik verwendet, die an die jüngere Drehscheibenware anzugliedern ist (Losert 1993).

Für weite Teile Südwestdeutschlands ist insbesondere die Rauhwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art von Bedeutung. Daneben bestehen aber zahlreiche weitere Gruppen, die bisher nicht immer klar unterschieden wurden.


Forschungsgeschichte

andere Bezeichnungen

Charakteristika

Herstellungstechnik

Brand/ Farbe

Magerung

Oberflächenbeschaffenheit

Verzierungen

Varianten

Gefäßformen

  • Töpfe
  • Krüge, u.a. Kleeblattkannen

Randformen

  • Wulstränder
  • dreikantige Leistenränder

Chronologie

Rauwandige Drehscheibenwaren knüpfen vielfach an römische Traditionen an.

Verbreitung

Eine sinnvolle regionale Gruppierung ist bisher nicht erkennbar. Hinzuweisen ist daher lediglich auf einige punktuell faßbare Ausprägungen.

Regionale Waren

In Württembergisch-Franken liegt mit Wülfingen ein größerer Komplex rauhwandiger Drehscheibenware vor (Schulze 1981). Hier ist auch ein Töpferofen nachgewiesen.

Die sogennante Eichtersheimer Gruppe ist vornehmlich in Nordbaden und am unteren Main verbreitet (Hübener/Lobbedey 1964).

Im Neckarland tritt eine rauhwandige Drehscheibenware auf, die derjenigen der Donzdorfer Art nahesteht, jedoch in der Scherbenbeschaffenheit Abweichungen aufweist. So fehlen das typische Craquelée sowie die charakteristischen rostbraunen Partikel. Eine klare Abgrenzung bzw. Definition ist bisher nicht erarbeitet, Parallelen finden sich auch in Siedlungen im Hegau.

Ebenfalls im mittleren Neckarland ist eine zweite Sorte rauhwandiger Drehscheibenware verbreitet, auf die U. Gross bei der Vorlage entsprechender Funde aus Neuhausen hingewiesen hat (Gross 1993), die in Renningen als Braune, meist rillenverzierte rauwandige Drehscheibenware ausgesondert wurden. Sie zeichnet sich durch knollige Ränder, das Fehlen von Hälsen und bauchige Gefäßformen auf. Sie reicht sicherlich in nachmerowingische Zeit. Neben der braunen Scherbenfarbe besitzen viele Töpfe eine charakteristische Halskehle - wohl in Tradition der Wölbwandtöpfe Alzei 32/33. Sie dürften noch in das 5./6. Jahrhundert gehören.

In Bayerisch-Schwaben läßt sich bisher nur aus Gräbem eines kleinen Gebietes um Unterthürheim ein sog. "Typ Unterthürheim" erfassen, der durch abgestrichene Ränder mit Deckelfalz charakterisiert wird (Grünewald 1988, 180).

In der Nordschweiz konnte eine 'sandige Drehscheibenware (Nordschweiz, FMa)' ausgesondert werden, die in römischer Tradition steht und die die römische rauhwandige Gebrauchskeramik im 7. Jahrhundert ablöst. Sie zeichnet sich durch reichliche Magerung einheitlicher Korngröße aus, gelegentlich treten Rollstempel auf, sowohl einfache, wie sie vergleichbar von rauhwandiger Drehscheibenware Donzdorfer Art, als auch Gitterrollstempel, wie sie von der älteren gelben Drehscheibenware bekannt sind (Tauber 1988; Marti 1990, 142; Marti 1995).

Herstellungsbelege

  • Töpferofen von Donzdorf
  • Wülfingen

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Rauhwandige Keramik macht in den Gräbern einen Großteil der Gefäßbeigaben aus. Sie ist besonders wichtig, da sie auch in den Siedlungen vorhanden ist und so die Verknüpfung zwischen Grab und Siedlungschronologie erlaubt.


Literaturhinweise

  • U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und schwäbischtr Alb, Bemerkungcn zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ, 12 (Stuttgart 1991).
  • U. Gross, Funde aus einem frühmittelalterlichen Handwerkerareal in der Bäderstraße in Neuhausen, Kreis Esslingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1993, 235-238.
  • Ch. Grünewald, Das alamannische Gräberfeld von Unterthürheim, Bayerisch-Schwaben. Matherialh. bayer. Vorgesch. A 59 (Kallmünz 1988).
  • W. Hübener, Absatzgebiete frühgeschichtlicher Töpfereien in der Zone nördlich der Alpen. Beiträge zur Keramik der Merowingerzeit. Antiquitas R. 3, 6 (Bonn 1969).
  • W. Hübener/U. Lobbedey, Zur Struktur der Keramik in der späten Merowingerzeit. Beobachtungen an süddeutschen Grab- und Siedlungsfunden. Bonner Jahrb. 164, 1964, 88-129.
  • H. Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschr. Arch. Mittelalter Beih. 8 (Bonn 1993).
  • R. Marti, Bedeutende frühmittelalterliche Siedlungsreste in Reinach BL. Arch. Schweiz 13, 1990, 136-153.
  • K.H. Maier, Eine mittelalterliche Siedlung auf Markung Urspring. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 23 (Stuttgart 1994).
  • K. Natter/R. Roeren/W. Hübener, Ein Töpferofen des frühen Mittelalters von Donzdorf (Kr. Göppingun). Fundber. Schwaben N.F. 16, 1962, 172-183.
  • M. Schulze, Die mittelalterliche Keramik der Wüstung Wulfingen am Kocher, Stadt Forchtenberg, Hohenlohekreis. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 7, 1981, 4-148.
  • J. Tauber, Ein karolingischer Töpferofen in Reinach. Archäologie und Museum 11. 1988, 69-82.