Stetten a.d. Donau, Bachäcker
Stetten an der Donau (Stadt Mühlhheim an der Donau, Lkr. Tuttlingen)
Bachäcker
früh- und hochmittelalterliche Siedlung
Lage und Ortsgeschichte
Stetten (Abb. 122) liegt am Oberlauf der Donau zwischen Nendingen und Mühlheim, wo aus dem Stettener Tal ein Schuttfächer in das Donautal ragt und eine hochwasserfreie Siedlungslage bietet. Es ist ein kleines Haufendorf, das durch Gehöfte eines Kleinbauerntums geprägt wird. Die innerörtlichen Straßen stellen ein Rechteck dar. Die Kirche lag ehemals im Süden des Ortes, in neuerer Zeit wurde sie aber durch einen Neubau am westlichen Ortsrand ersetzt. Das Patrozinium von Nikolaus und Gregor verweist auf das Kloster Petershausen und wurde deshalb ins 12. Jahrhundert datiert. Ob die Datierung des Patroziniums aber auch auf die Kirche selbst übertragen werden darf, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden.166 Im Spätmittelalter sind die kirchlichen Verhältnisse im Ort geteilt, eine eigene Pfarrei bestand nicht. Während der nördliche Ortsteil zum Zehntbezirk von Mühlheim rechnete, gehörte der südliche zu Nendingen.167 Die daraus abgeleitete rechtliche Zweiteilung des Ortes im frühen Mittelalter ist allerdings umstritten.
Befundsituation
Die Siedlung in den ‚Bachäckern‘ liegt unmittelbar am westlichen Ortsrand des frühneuzeitlichen Dorfes. Sie zeigt das vertraute Bild einer früh- und hochmittelalterlichen Siedlung mit Pfostenbauten und Grubenhäusern. Dabei lässt sich zunächst eine völkerwanderungszeitliche Phase des 4. Jahrhunderts aussondern. Funde der älteren Merowingerzeit fehlen und werfen die Frage auf, ob eine Siedlungsunterbrechung oder eine kleinräumige Siedlungsverlagerung vorliegt. Die jüngere Merowingerzeit ist wieder mit Funden und Befunden vertreten, so dass dem benachbarten Gräberfeld ein Siedlungsplatz zugeordnet werden kann. Ältere Albware bezeugt die Existenz der Siedlung bis ins 11./12. Jahrhundert.
Das Gräberfeld ‚Zillhäldele‘ liegt 0,3 km nordwestlich der alten Kirche und 0,2 km von der Siedlung in den Bachäckern entfernt. Als 1984 der Südhang für ein Neubaugebiet erschlossen wurde, traten erste Funde auf. 1986 und 1987 wurde das Gräberfeld durch das Landesdenkmalamt Freiburg untersucht. Erfasst wurden 209 Gräber, schätzungsweise 90% des Gräberfeldes. Seine Belegung beginnt in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Innerhalb des Gräberfeldes können drei räumlich voneinander abgesetzte Gruppen vom Belegungsbeginn bis zum Ende der Belegung im frühen 8. Jahrhundert verfolgt werden. Im späten 7. Jahrhundert kamen zwei weitere Gruppen hinzu. Nordwestlich des Dorfes ist ein weiteres Gräberfeld bekannt, das allerdings kaum erforschtist. Die wenigen Informationen belegen jedoch, dass zumindest während der Mitte des 7. Jahrhunderts beide Gräberfelder gleichzeitig bestanden.
Keramikfunde
Literaturhinweise
- Schreg 2006: R. Schreg, Dorfgenese in Südwestdeutschland. Das Renninger Becken im Mittelalter. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 76 (Stuttgart 2006).