Glauberg

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Der Glauberg ist vor allem wegen seiner Rolle während der frühen Latènezeit bekannt. Während der Völkerwanderungszeit befand sich hier jedoch eine Höhensiedlung, von der ein wichtiger Keramikkomplex stammt. Am Ende der Stauferzeit im 13. Jahrhundert wurde hier eine Burg und eine Stadt errichtet. Insbesondere die Funde aus einer Zisterne sind ein wichtiger chronologischer Fixpunkt für die spätmittelalterliche Keramik im Rhein-Main-Gebiet.

Lage

Auf einem Basaltsporn des Vogelsbergs in Hessen befindet sich der Glauberg, eine Siedlung der frühen Latènezeit mit mehreren Grabhügeln im näheren Umfeld. Er ist Teil der Gemeinde Glauburg und liegt zwischen den Flussläufen von Nidder und Seeme. Er ragt rund 150 m über die Ebene der Wetterau. Der Glauberg liegt nordöstlich von Frankfurt am Main, etwa 31 km Luftlinie entfernt.


Forschungsgeschichte

Umfangreiche Ausgrabungen fanden durch H. Richter in den 1930ern Jahren statt (Richter 1934), bei denen auch völkerwanderungszeitliches Fundmaterial zu tage trat. Damals wurden auch mittelalterliche Befunde aufgedeckt, doch galt das Hauptinteresse den früheren Perioden. Erfasst wurde bei diesen Grabungen auch bereits die Zisterne („Brunnen“ 7), die aber erst 1975 durch den Heimatverein Glauburg genauer untersucht wurde. Auf Basis der Grabungen der 1930er Jahre lokalisierte Joachim Werner auf dem Glauberg eine germanische Gauburg (Werner 1965). Eine genauere Durchsicht des Fundmaterial erfolgte aber erst in den 1980er Jahren durch Sylvia Spors(-Gröger) (Spors 1986).

Erst neuere Ausgrabungen in den 1970er Jahren sowie zwischen 2016 und 2018 geben eine Vorstellung von der mittelalterlichen Anlage, die aber erst jüngst stärker ins Bewusstsein geraten ist (Röder u. a. 2017; Röder u. a. 2018; Röder u.a. 2019; Röder 2020; 2021).

Befundsituation und historischer Abriß

Im Bereich des Glaubergs sind zahlreiche Wallanlagen erhalten, die nicht nur das Glauberg-Plateau im engeren Sinne umfassen. Sie sind im Kern eisenzeitlich, wenn nicht älter. Es liegen nur spärliche limeszeitliche römische Funde vor, eine "alamannische" Besiedlung ist für die zweite Hälfte des 4. und die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts anzunehmen.


mittelalterliche Burg und Stadtwüstung

Auf dem Plateau des Glaubergs wurde am Ende der Stauferzeit versucht, eine Stadt mit Burg zu errichten. 1252/53 spricht eine Urkunde ist von den "Universi castellani et cives in Glouburg". Im Nordosten des Glaubergs liegt eine Burganlage mit Palas aus Bruchsteinen und Ziegeln erbaut. Er hatte eine Grundfläche von etwa 12 x 15 Metern. Er wurde vermutlich um 1250 begonnen und um 1270 aufgegeben.

Die Spuren einer geplanten Stadtgründung, die wohl parallel zur Burganlage erfolgte. Die Stadt sollte auf einem rechteckigen Grundriss mit einer Fläche von etwa 8 Hektar angelegt werden. Sie war von einer Mauer mit Türmen und Toren umgeben, die teilweise noch im Bau war, als die Siedlung aufgegeben wurde. Innerhalb der Stadtmauer waren mehrere Straßen und Parzellen erkennbar, die jedoch nur wenige Gebäude aufwiesen. 1972 konnten die Keller einer Häuserzeile ergraben werden. Auf der Nordseite liegt ein als Kirchhof interpretiertes ummauertes Areal.

Glauberg, konservierte Zisterne (Foto: R. Schreg, 2009)

Im Bereich der Stadt liegen die Reste einer Filterzisterne, die zur Wasserversorgung der Siedlung diente. Der Befund lieferte einen historisch und dendrochronologisch eng datierten Fundkomplex ausder Zeit um 1270, der aus einem reichen Keramikinventar, einem fast vollständigen Buntmetallkessel und vielen (Bau-)Holzfunden besteht. Die Zisterne war ein kreisrunder gemauerter Schacht mit einer Tiefe von etwa 5 Metern, der mit Holzbohlen ausgekleidet war. In der Mitte befand sich ein kleinerer Schacht, aus dem das Wasser entnommen werden konnte.

Keramikfunde

Völkerwanderungszeit

Sylvia Spors bearbeitete die spätrömische Drehscheibenkeramik, die sie in Terra Sigillata, Terra Nigra, glattwandige Drehscheibenkeramik und rauhwandige Drehscheibenkeramik differenzierte (Spors 1986).

Spätmittelalter

Von Bedeutung sind insbesondere die Funde aus der Zisternenverfüllung, da diese dendrochronologisch um 1270 datiert wird.

Das Keramikspektrum erscheint recht homogen. Es dominieren "hart gebrannte orange- und beigetonige Irdenwaren gegen über den seltener vorkommenden grautonigen. Faststeinzeugartige Waren treten nur sehr vereinzelt auf" (Röder 2021, 30). Neben einem einzelnen Exemplar einer Bügelkanne treten ausnahmslos "zweihenkelige Kannen mit zylinderförmiger Tülle auf. Teilweise sind die Böden als Wellenfuß gestaltet, teilweise aber auch als Kugelboden" (Röder 2021, 30).

Röder hat die Funde vorwiegend mit den Fundkomplexen von Wetter, Kanonissenstift (Landkreis Marburg-Biedenkopf), von Marburg, Elisabethenkirche und von der Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg (Lkr. Gießen) „Auf dem Hainfeld“ sowie von Burg Wartenberg verglichen. Eine Einordnung nach Warenarten aus dem nahen Frankfurt am Main hat Röder bei der Fundvorlage (Röder 2021) nicht vorgenommen.

Literaturhinweise

  • Baitinger 2011: H. Baitinger, Der Glauberg – eine Grabung zwischen den Fronten. In: E. Schallmayer (Hrsg.), Archäologie und Politik. Archäologische Ausgrabungen der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts im zeitgeschichtlichen Kontext. Internationale Tagung anlässlich „75 Jahre Ausgrabungen am Glauberg“ vom 16. bis 17. Oktober 2008 in Nidda-Bad Salzhausen. Fundber. Hessen, Beih. 7 (Wiesbaden 2011) 57–74.
  • Richter 1934: H. Richter, Der Glauberg. Bericht über die Ausgrabungen 1933-34. Volk und Scholle 12, 1934.
  • Röder 2020: Ch. Röder, Indizien für einen Turnierplatz auf dem Glaubergplateau. Hessen-Arch. 2019 (2020) 157–160.
  • Röder u. a. 2017: Ch. Röder / M. Gottwald / A. G. Posluschny, Vom keltischen Fürstensitz zur mittelalterlichen Stadt - die Kampagne Glaubergplateau 2016. Hessen-Arch. 2016 (2017), 156–159.
  • Röder u. a. 2018: Ch. Röder / M. Gottwald / J. Kranzbühler / A. G. Posluschny, Neues von den Universi castellani et cives in Glouburg – die Kampagne auf dem Glauburgplateau 2017. Hessen-Arch. 2017 (2018) 163–167.
  • Röder u. a. 2019: Ch. Röder / M. Gottwald / A. G. Posluschny, Erst Burg, dann Stadt, dann Wüstung – neue Erkenntnisse zur Glouburg im Spiegel der Ereignisse zum Ende der Stauferherrschaft. Hessen-Arch. 2018 (2019) 168–172.
  • Röder 2021: Ch. Röder, Wasser für Burg und Stadt – eine Filterzisterne aus der Mitte des 13. Jahrhunderts auf dem Glaubergplateau, Glauburg-Glauberg (Wetteraukreis). Fundberichte Hessen digital 2, 2021/22, 25-63. - DOI: https://doi.org/10.11588/fbhd.2021.1.80992
  • Spors 1986: S. Spors, Spätrömische Drehscheibenkeramik vom Glauberg (Wetteraukreis). Jahrb. RGZM 33, 1986, 417–468.
  • Spors-Gröger 2005: S. Spors-Gröger, Germanische Herrschaftssitze nördlich und östlich des Schwarzwaldes. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.),Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen - Die Spätantike am Oberrhein (Stuttgart 2005) 210–218.
  • Werner 1965: J. Werner, Zu den alamannischen Burgen des 4. und 5. Jahrhunderts. In: C. Bauer/L. Boehm/M. Müller (Hrsg.),Speculum historiale. Geschichte im Spiegel von Geschichtsschreibung und Geschichtsdeutung. Festschrift für Johannes Spörl (Freiburg/Br., München 1965) 439–453.

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