Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa)
Die rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art ist eine wichtige Ausprägung der frühmittelalterlichen rauhwandige Drehscheibenwaren insbesondere aus dem Neckarland und der Mittleren Schwäbischen Alb und ihrem Vorland. Namengebend ist ein Töpferofen aus Donzdorf.
Forschungsgeschichte
Bei der Publikation des Donzdorfer Töpferofens verwies Hübener 1962 (Hübener/Roeren/Natter 1962) die Keramik in das fortgeschrittene 7. Jahrhundert. Dabei wurde auf Funde im nahe gelegenen merowingerzeitlichen Reihengräberfeld Donzdorf, "Vorschwärz" verwiesen. U. Gross datiert den Töpferofen erst ins 8. Jahrhundert, doch geht er von einem Produktionsbeginn des Betriebes bereits vor 600 aus (Gross 1991).
andere Bezeichnungen
- Albware (nicht zu verwechseln mit der hochmittelalterlichen Albware)
- Donzdorfer Keramik
Von verschiedenen Bearbeitern wurde der Begriff der 'Donzdorfer Keramik' in umfassenderem Sinne verwendet und als weitgehend synonymer Begriff für die 'rauhwandige Keramik' überhaupt benutzt.
Charakteristika
Charakteristisch für die Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art ist eine mittlere Magerung vorwiegend aus Quarz. Daneben kommen aber auch andere Zusätze bzw. Einsprengsel vor. Neben teilweise sehr groben Kalkpartikeln sind rostbraune Partikel zu nennen, bei denen es sich nach optischem Eindruck in der Mehrzahl um Sandsteine, vereinzelt auch um Bohnerze handelt. Gelegentlich finden sich auch Abdrücke organischen Materials. Die Oberfläche wird durch die Magerungspartikel durchstoßen und aufgerissen und erhält so die charakteristische Rauhwandigkeit und eine 'Craquelée'-Struktur. Das Farbspektrum umfaßt dunkelgraue bis ausgelaugt-grauweißliche Töne.
Herstellungstechnik
Deutliche Drehriefen und an den Böden oft erkennbare Drehschnekcen sind deutliche Hinweise auf einer Herstellung auf einer schnell laufenden Töpferscheibe.
Brand/ Farbe
Dominierend sind Grautöne. Gelegentlich sind die Scherben jedoch aucg fast weiß, wie etwa die Exemplare aus dem namengebenden Töpferofen von Donzdorf, bei denen es sich allerdings um Fehlbrände handelt.
Magerung
Echte Donzdorfer Ware weist rostbraune Magerungspartikel auf. Optisch ist nicht klar zu differenzieren, ob es sich um kleine Bohnerzkügelchen oder eher um rostbraunen Sandstein handelt. Beides kommt geologisch um Donzdorf vor.
Oberflächenbeschaffenheit
Charakteristisch ist das sog. Craquelée, eine feine Rissstruktur v.a. um die Magerungspartikel herum.
Verzierungen
Im Donzdorfer Töpferofen wie auch im dortigen Gräberfeld Donzdorf, Vorschwärz kommen zahlreichen einfache einzeilige Rollstempel vor.
Gefäßformen
Unter den Gefäßformen überwiegt der Topf. Weitere Gefäßformen, wie Schalen und Henkelgefäße sind relativ selten, doch ist das Formenspektrum größer, als es im Donzdorfer Ofen selbst vertreten ist (Maier 1994, 48 ff.). An Verzierungen sind insbesondere horizontale Stempelreihen zu nennen.
Randformen
Die Ränder sind wulstartig verdickt, auf der Innenseite zeigt sich häufig eine flache Kehlung als typologisches Rudiment des Deckelfalzes der spätrömischen Sichelränder. Eine zweite Randform ist eher dreikantig und nach außen abgeschrägt. Hinzuweisen ist auf die Halsbildung als vermutlich jüngeres Element.
- Wulstränder
- dreikantige Leistenränder
Chronologie
Für die Chronologie bedeutend ist das Vorkommen in einigen Gräbern der Merowingerzeit. Funde aus einem Grubenhaus in Heidenheim-Schnaitheim zeigen eine jüngere Phase des 8. Jahrhunderts.
Verbreitung
Eine Zuweisung zur Donzdorfer Töpferei ist selten wirklich gesichert. Eine Kartierung der rauhwandigen Drehscheibenware Donzdorfer Art im engeren Sinne zeigt eine regionale Verbreitung auf der Alb und ihrem Vorland.
Regionale Waren
Herstellungsbelege
- Töpferofen von Donzdorf, Hinterer Brühl
Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext
Die Ware gilt als fränkischer Einfluss im alamannischen Raum.
wichtige Fundkomplexe
Literaturhinweise
- K. Natter/R. Roeren/W. Hübener, Ein Töpferofen des frühen Mittelalters von Donzdorf (Kr. Göppingen). Fundber. Schwaben N.F. 16, 1962, 172–183.