Nachgedrehte Ware (Bodenseeraum/ Hegau, HMa)

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Für die hochmittelalterliche Keramik des Hegau und des westlichen Bodenseeraums mit Konstanz und Schaffhausen ist eine überwiegend reduzierend, letztlich aber uneinheitlich gebrannte nachgedrehte Irdenware charakteristisch.

Forschungsgeschichte

Als 1948 Funde der nachgedrehten Ware in der Dorfstraße in Osterfingen gefunden wurden, war W.U. Guyan noch nicht in der Lage, die Funde richtig einzuordnen (Guyan 1950, 203ff.). Er differenzierte in dem kleinen Fundkomplex hellfarbiges und grauschwarzes Geschirr sowie drei verschiedene Randformen nämlich "1. mit außen schräg abgedrehtem Rand, 2. mit waagrechtem Rand und 3. mit weichen Lippen" (Guyan 1950, 204f.), letztere eine typische Form der regionalen nachgedrehten Ware, während die anderen der älteren gelben Drehscheibenware des Typs Kirchhausen oder der sandigen Drehscheibenware zuzurechnen sind. In der Folgezeit gab es viele weitere Funde, etwa aus der Wüstung Berslingen bei Schaffhausen (Schnyder 1991) oder aus Hilzingen-Weiterdingen (Aufdermauer 1991). Besser fassbar wurde die grube erst mit der genauen Vorlage der Berslinger Funde (Zubler 2000) sowie der Aufarbeitung der Grabungen an der Konstanzer Marktstätte (Ade 2018).

Charakteristika

  • verdickte ausgebogene Ränder
  • reduzierender, oft uneinheitlicher Brand
  • Wellenlinienverzierung

In Konstanz konnten zwei Varianten unterschieden werden: 1. mit feinsandig-kreidiger Oberfläche, kleinere Magerungsbestandteile, darunter Goldglimmer, mäßig hart gebrannt 2. gröber gemagert, körniger Oberfläche, härter gebrannt. Letztere Variante ist in Konstanz die seltener auftretende (Ade 2018, 273).

Nachgedrehte Ware aus Hilzingen-Weiterdingen (nach Aufdermauer 1992).

Literaturhinweise

  • Ade 2018: D. Ade, Die hoch- und spätmittelalterlichen Funde von der Konstanzer Marktstätte. In: M. Dumitrache (Hrsg.), Die Konstanzer Marktstätte im Mittelalter und in der Neuzeit. Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 5 (Wiesbaden 2018) 269–384.
  • Ade-Rademacher 1993: D. Ade-Rademacher, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Befunde und Funde der Veitsburg. In: D. Ade-Rademacher/R. Rademacher (Hrsg.), Der Veitsberg bei Ravensburg. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Baden-Württemberg 16 (Stuttgart 1993) 58-136.
  • Aufdermauer 1992: J. Aufdermauer, Ein mittelalterlicher Keller mit Spuren eines Webstuhls aus Hilzingen-Weiterdingen, Kreis Konstanz. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1992, 267–271.
  • Bosch u. a. 2020: S. Bosch/S. Krump/J. Hald u. a., Mittelalterliche Siedlungsspuren in Liggeringen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2020, 257–260.
  • Guyan 1950: W. U. Guyan, Die frühmittelalterliche Siedlung von Osterfingen (Kt. Schaffhausen). Zeitschr. Schweizer Arch. u. Kunstgesch. 11, 1950, 193–215.
  • Homberger/Zubler 2010: V. Homberger/K. Zubler (Hrsg.), Mittelalterliche und neuzeitliche Keramik der Region Schaffhausen. Typologie, Seriation und Materialvorlage. Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 3 (Schaffhausen 2010).
  • Schnyder 1991: R. Schnyder, Zum Fundgut aus Berslingen. Zeitschr. Schweizer Arch. u. Kunstgesch. 48, 1991, 281–291.
  • Zubler 2000: K. Zubler, Wiedererstandenes Leben im Mittelalterdorf Berslingen - Das Fundmaterial. In: K. Bänteli/M. Höneisen/K. Zubler (Hrsg.), Berslingen - ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen. Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal. Schaffhauser Archäologie 3 (Schaffhausen 2000) 83–159.