Fehlbrand

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Der Fehlbrand bezeichnet die Deformierung von Keramik vor allem durch zu hohe Brenntemperaturen. Die Kontrolle der Temperatur in vormodernen Öfen ist nur durch die Erfahrung des Töpfers gegeben und kann nur relativ schwer gesteuert werden. Entsprechend häufig kam es wohl zu Fehlbränden und damit zum Verlust einzelner Gefäße bis hin zum gesamten Brenngut.

Je nach Ausprägung ist ein Fehlbrand schwer von einem sekundärem Brand zu unterscheiden.

Schadensbilder

Es lassen sich verschiedene Formen und Ausprägungen von Fehlbränden unterscheiden.

  • Schäden durch ungenügende Vortrocknung
    • Abplatzungen: Meist im unteren Wandungsteil können bei zu großer Restfeuchte im Ton Abplatzungen entstehen.
  • Schäden durch fehlerhafte Temperaturführung
    • Verformung
    • Blasenbildung
    • Verglasung
    • Brennriss: Risse in der Keramik, bedingt durch zu hohe Brenntemperaturen

Bedingt sind weitere Schäden als Fehlbrand aufzufassen:

  • Schäden durch Luftzufuhr
    • Brennschatten: Anders gefärbter Teil der Keramik, ensteht durch anliegende Brennhilfen oder anderen Gefäßen während des Brandes
    • Windfleck: klar abgegrenzter Fleck mit hellerem Zentrum und dunklem Ring, rund bis oval, entsteht durch ungewollte Luftzüge und zu dichter Schichtung des Brenngutes im Ofen
  • Schäden durch zu dichte Beschickung des Ofens
    • angebackene Fremdteile
    • Brennhilfeabriss: Entsteht durch das Verbacken einer Brennhilfe mit der Keramik und der darauf folgenden Entfernung durch den Töpfer
    • Glasurabriss: beim sekundären Glasurbrand entstehender Schaden an der Glasur durch Verbacken zu dicht aneinander stehender Gefäße
    • Schmutzaufsinterung

Trotz solcher Schäden können Gefäße nutzbar gewesen und verwendet worden sein.



Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Fehlbrände sind häufig in Abfällen von Töpfereien zu finden und sind eine klassische Form von Produktionsbefunden. Ein Beispiel für die Abfallgrube einer Töpferei ist ein Befund aus Dresden, innerer Neumarkt – außerhalb des aktuellen BaLISminK-Arbeitsgebietes –, der dreißig auf den ersten Blick intakte Gefäße enthielt. Bei all diesen Gefäßen wurde jedoch ein Produktionsfehler festgestellt. Der Großteil der Gefäße wurde wegen Trocken- und Spannungsrissen verworfen (Mechelk 1981, S.28ff.). Die Risse verlaufen vom Rand aus geradlinig oder diagonal über den Bauch. Mehrfach beginnen Risse am Henkelansatz und verlaufen dann in einem Bogen über die gebrauchte Wandung. Daneben gab es vollständig in sich zusammen gesunkene Töpfe.

Manchmal können sie aber auch in den regulären Alltagsgebrauch gelangen. Möglicherweise sind zu einem günstigeren Preis verhandelt worden, was eventuell Rückschlüsse auf die ökonomischen Basis eines Haushalts zulässt.

Literaturhinweise

  • Hofer u. a. 2010: N. Hofer u.a., Handbuch zur Terminologie der mittelalterlichen und Neuzeitlichen Keramik in Österreich. Fundberichte aus Österreich. Materialhefte. Reihe A Sonderheft 12 (Wien 2010).
  • Mechelk 1981: H.W. Mechelk, zur frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde. Forschungen zur ältesten Entwicklung Dresdens 5 (Berlin 1981).