Handgemachte Grobware (Nordostbayern, FMa/ HMa)
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Die handgemachte Grobware aus Nordostbayern ist eine Ausprägung der regionalen "slawischen" Keramik. Diese ethnische Deutung ist jedoch aus methodisch-theoretischen Gründen, wie auch auf Basis von Vergleichsfunden zumindest in dieser Eindeutigkeit in Zweifel zu ziehen.
Forschungsgeschichte
Losert verwendete den Oberbegriff der grob gemagerten Ware, die er in Warenart 1.1. "gewülstete grob gemagerte Keramik" im Sinne des hier verwendeten Begriffs der nordostbayerischen handgemachten Grobware und in Warenart 1.2 "nachgedrehte, grob gemagerte Keramik" differenzierte (Losert 1993, 28).
Ein wesentliches Argument für eine ethnische Interpretation der Ware als "slawisch" ist der hohe Fundanteil im Fundbestand der Wüstung Schlammersdorf bei Rattelsdorf, deren Ortsname mit dem slawischen Personenname "Slawomir" in Verbindung gebracht wurde. Neuere Forschungen zur Toponomastik sind in der Herleitung von Ortsnamen aus slawischen Wurzeln deutlich vorsichtiger. Zudem zeigt sich, dass keine Korrelation zwischen den klar slawischen Ortsnamen und der "slawischen Keramik" besteht, dass im Gegenteil eher eine negative Korrelation vorliegt (Klír 2020).
alternative Bezeichnungen
Die Warenart wird in der Literatur unterschiedlich bezeichnet:
- Gewülstete grobgemagerte Keramik, Warenart 1.1 (Losert 1993)
- Grob belassene frühmittelalterliche Ware, Gruppe H 6b (Haberstroh 2000)
- Grob gemagerte Ware, Gruppe WG 10a (Werther 2011)
Charakteristika
Herstellungstechnik
In der Praxis ist am Fundmaterial die Herstellungstechnik oft nicht eindeutig bestimmbar. Daher hatte Hans Losert die handgemachte Grobware und die Nachgedrehte, grob gemagerte Keramik (Nordostbayern, FMa/ HMa) unter seiner Ware 1 (grob gemagerte Ware/slawische Keramik) zusammengefasst.
Magerung
Bezüglich der Magerung hat Hans Losert an den oberfränkischen Funden insbesondere vom Bamberger Dom zwei Varianten unterschieden:
a: sehr grob (bis ca 5mm), mäßig mit Quarzsand und anderen kiesigen Materialien gemagert
b: stark grob mit kantigem Quarzsand gemagert
Oberfläche
unregelmäßige Glättstreifen
Randformen
u.a. abgestrichene Ränder
wichtige Fundorte
- Bamberg, Dom
- Seußling, Landkreis Bamberg (Werther 2011)
- Stechendorf (Lkr. Bayreuth) (Lebsak 2020)
- Wüstung Schlammersdorf bei Rattelsdorf
==Interpretation als "Slawische Keramik"
Literaturhinweise
- Haberstroh 2000: Jochen Haberstroh. Germanische Funde der Kaiser- und Völkerwanderungszeit aus Oberfranken. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte. Reihe A - Fundinventare und Ausgrabungsbefunde. Band 82 (Kallmünz/Opf. 2000).
- Klír 2020: T. Klír, Language, material culture, and ethnifying on the Carolingian borders: Slavs in Northeast Bavaria. In: T. Klír/V. Boček/N. Jansens (Hrsg.), New perspectives on the early Slavs and the rise of Slavic. Contact and migrations. Empirie und Theorie der Sprachwissenschaft Band 6 (Heidelberg 2020) 191–271.
- Lebsak 2020: M. Lebsak, Bergbau und Eisenverhüttung auf der nördlichen Frankenalb im Mittelalter. Monographien zur Geschichte Oberfrankens 2 (Bayreuth 2020).
- Losert 1993: Hans Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beiheft 8 (Köln 1993). - ISBN: 9783792713235
- Werther 2011: Lukas Werther, Kirche-Friedhof-Siedlung. Archäologische Studie zur Entwicklung von Seußling (Oberfranken) zwischen Völkerwanderungszeit und Spätmittelalter. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 52, 2011, 181-371.