Geislingen, Burg Helfenstein
Burg Helfenstein liegt östlich oberhalb der Stadt Geislingen an der Steige. 1932-38 fanden hier Ausgrabungen statt, von denen ein umfangreicher Bestand an spätmittelalterlicher und vor allem frühneuzeitlicher Keramik stammt.
Lage
- Koordinaten: 48.616047, 9.847558 (WGS84)
historischer Hintergrund
Die Burg Helfenstein ist die Stammburg der Grafen von Helfenstein, die Ende des 12. Jahrhunderts in den Quellen greifabr werden und eventuell auf ältere Wurzeln im nahen Stubersheim zurück gehen. 1214 wird das castrum helfenstein erstmals erwähnt. Es dient im 13. Jh. den Grafen von Helfenstein als residenz, doch gelangt es ende des 14. Jahrhunderts in die Hände der reichhstadt Ulm, die den helfenstein zur festung ausbauen. 1552 wird die Burg geschleift, nachdem die Ulmer ihre eigene Burg belagern mussten.
Forschungsgeschichte
Die Geschichte der archäologischen Erforschung der Burg Helfenstein beginnt im Jahre 1922, als der Burgenforscher K.A. Koch erste Grabungen vornahm. In den Jahren 1932 bis 1938 wurden auf Initiative und unter der Leitung von Georg Burkhardt dann eine weitere, sehr umfangreiche Grabung durchgeführt, die anfangs nur die Torsituation klären sollte, dann aber auf die gesamte Burganlage ausgedehnt wurde. Mit Mitteln der städtischen Wohlfahrtsunterstützung wurden ganzjahrig neun, zeitweise bis zu 16 Arbeitslose als Grabungsarbeiter beschäftigt. Die Ergebnisse dieser Grabung sind weitgehend unbekannt geblieben. Eine Dokumentation liegt nicht vor, obwohl Burkhardt eigentlich ein trainierter Ausgräber war, der im Dienste der Reichslimeskommission bereits im römischen Lager Emerkingen ausgegraben hatt. Die folgenden Restaurierungen mauerten die bis dahin fast unkenntliche Ruine massiv auf, ohne dass heute noch Original und Restaurierung zu unterscheiden wären. In den 1070er Jahren nahm Albert Kley eine Neuvermessung der Burgruine vor.
Unter den Funden sind insbesondere ein Spangenharnisch, einige Gläser, sowie der umfangreiche Keramikbestand zu nennen. Die Keramikfunde wurden von Albert Kley gesichtet, der für die Ausstellung im Museum in Geislingen eine typologische Übersicht erstellte (Abb.). Eine eingehendere Bearbeitung erfuhren die Funde in einer Tübinger Magisterarbeit durch Marlies Barteit-Klopp (2001).
Restaurierungsmaßnahmen und der Bau der Wasserleitung nach Weiler machten auf der Burg und in deren Umfeld in den vergangenen Jahren einige begleitende Maßnahmen der Kreisarchäologie Göppingen erforderlich. Dabei wurde das bislang fast auschließlich spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Fundspektrum der alten Ausgrabungen durch ältere Funde des 11. Jh. ergänzt.
Keramikfunde
Es handelt sich vor allem um spätmittelalterliche Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa) und Glasierte Hafnerware (FNz). Daneben liegen einige Scherben der rotbemalten Buocher Ware und wahrscheinlich auch der rotbemalten Heidenheimer Ware.
- Helfenstein DSC 0079 - Kopie.JPG
Geislingen, Burg Helfenstein, Rotbemalte Heidenheimer Ware (Ostalb, SMa), Mus. Geislingen (Foto: R. Schreg)
Als Importe sind Eisentonkeramik vereinzelt Fayence zu vermerken.
Im Fundbestand finden sich mehrere reliefierte grün glasierte Reliefkacheln.
Ein Keramikfragment ist als facettiertes Signalhorn zu identifizieren.
Schriftquellen
Wenige Jahre vor der Zertsörung der Burg entstand 1549 ein Ausführliches "Inventarium des Schloß Helffenstain" (18.09.1549) (Stadtarchiv Ulm, A 540), das sehr detailliert allerhand Hausrat auflistet, darunter auch zahlreiche metallene (Eisen, Kupfer, Zinn) Gefäße. Es werden beispielsweise auch "37 hiltzin schüsslenn unnd 170 thellern in ainer truchen" genannt, aber in der Liste sind keine Keramikgefäße aufgenommen und es ergeben sich auch keine Hinweise auf die Kachelöfen.
Verbleib der Funde
- Museum Geislingen, teils ausgestellt im Alten Bau
Literaturhinweise
- Barteit-Klopp 2001: M. Barteit-Klopp, Archäologisch-historische Untersuchungen zur hoch- und spätmittelalterlichen Keramik von Geislingen und der Burg Helfenstein. Magister-Arbeit (Tübingen 2001).
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- Schreg 2015: R. Schreg, Eisentonkeramik aus Ulm und Geislingen- ein Zeugnis ulmischen Donauhandels. Archaeologik, 2015.
Links
- 3D-Modell der Burg, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg: https://sketchfab.com/3d-models/ruine-helfenstein-5af1c4f3e0004eb1ad05694cd6b7e189