Esslingen, St. Dionysius

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Esslingen, St. Dionysios

Stadtkirche St. Dionysius mit älterer cella,

Forschungsgeschichte

Grabungen 1960-1963 durch das Staatliche Amt für Denkmalpflege (G.P. Fehring)

Die Grabungen sind forschungsgeschichtlich bedeutend, da sie den Anfangspunkt einer Mittelalterarchäologie in Baden-Württemberg bedeuteten. Gegraben wurde mit der stratigraphischen Grabungsmethode, so dass die Stratigraphie einen wichtigen Schlüsselbefund für die mittelalterliche Keramikchronologie darstellt. Die Bearbeitung der Funde wurde durch Uwe Lobbedey vorgenommen, die jedoch bei ihrer Publikation 1995 den Forschungsstand der 1960er Jahre widerspiegelt. Einen aktualiserten Überblick bot 2001 Uwe Gross.

Keramikfunde

Lobbedey führte als merowingerzeitliche Keramik die Ware nach Donzdorfer Art (Gruppe 1a), Sandige Ware (Gruppe 1b), reduzierend gebrannte geglättete Ware (Gruppe 1c) und Kammstrichware (Gruppe 1d) auf; für das Früh- und Hochmittelalter benannte er die gelbe oberrheinische Drehscheibenware (Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)), bei der er eine rautonige (Gruppe 2a), eine schiefrige (Gruppe 2b) und eine feinsandige Art (Gruppe 2c) unterschied, sowie die gelbe quarzgemagerte nachgedrehte Ware (Gruppe 3), echte und nachgeahmte Pingsdorfer Keramik (Gruppe 4a/b), Schnellaufend nachgedrehte Ware (Gruppe 5) und die romanische gelbe, quarzgemagert Drehscheibenware (Gruppe 6). Nach der erneuten Sichtung der Funde durch U. Gross ist hier die Albware, die in der sandgemagerten Variante auftritt, sowie möglicherweise die ältere graue Drehscheibenware zu ergänzen. Daneben ist ein Einzelstück möglicherweise als Import aus dem Rheinland anzusprechen (Walberberg). Der jüngeren Drehscheibenware des Spätmittelalters wies Lobbedey die rotbemalte Feinware (Gruppe 7) und eine sandige Drehscheibenware (Gruppe 8 – jüngere graue Drehscheibenware) zu. Bei der erneuten Sichtung der Funde durch U. Gross (2001) konnten einzelne Scherben von rheinischem Steinzeug sowie frühe glasierte Keramik identifiziert werden, die Steinzeug imitierten.

Literatur zur Fundstelle

  • Fehring 1965: G. P. Fehring, Die Ausgrabungen in der Stadtkirche St. Dionysius zu Eßlingen a. Neckar. Vorläufiger Abschlußbericht. Zeitschr. Dt. Ver. Kunstwiss. 19, 1965, 1–33.
  • Fehring 1966: G. P. Fehring, Frühmittelalterliche Kirchenbauten unter St. Dionysius zu Esslingen am Neckar. Germania 44, 1966, 354–374.
  • Fehring u. a. 1995: G. P. Fehring/B. Scholkmann/P. R. Anstett (Hrsg.), Die Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen a. N. Archäologie und Baugeschichte. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 13 (Stuttgart 1995).
  • Gross 2001: U. Gross, Esslinger Funde - alt und neu. In: H. Schäfer (Hrsg.), Stadt-Findung. Geschichte, Archäologie und Bauforschung in Esslingen. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 64 (Bamberg 2001) 99–134.
  • Lobbedey 1995: U. Lobbedey, Die Funde mittelalterlicher Keramik. In: G. P. Fehring / B. Scholkmann / P. R. Anstett (Hrsg.), Die Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen a. N. Archäologie und Baugeschichte. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 13 (Stuttgart 1995) 245–268.
  • Schüller 26.6.1962: Schüller, Petrographische Untersuchungen der mittelalterlichen Keramik der Ausgrabung St. Dionysius in Esslingen/Neckar (26.6.1962).