Typ Friedenhain-Prešt'ovice

Aus balismink
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stub logo.pngDieser Artikel ist noch sehr kurz und möglicherweise inhaltlich unvollständig.

Als Typ Friedenhain-Prešt'ovice werden Schalen handgemachter Feinware der Völkerwanderungszeit bezeichnet, die an ihrem Bauchumbruch mit Ovalfacetten bzw. Kanneluren versehen sind. Sie haben forschungsgeschichtlich Bedeutung gewonnen, weil sie 1980 durch Rainer Christlein - ausgehend von Funden in Regensburg, Niedermünster in einen engen Zusammenhang mit der Ethnogenese der Bajuwaren gestellt wurden und als Indikator für die Zuwanderung elbgermanischer Gruppen aus Böhmen galten (Christlein 1980; Fischer/Geisler 1988). Mit diesem Hintergrund wurde der Typ Friedenhain-Prešt'ovice bestimmend für einen Leithorizont (Fischer 1990).

Forschungsgeschichte

Namengebend wurde das im Wesentlichen 1934 ausgegrabene Gräberfeld im südwestböhmischen Prešt'ovice sowie das Gräberfeld von Friedenhain, das bereits im 19. Jh. entdeckt vor allem in den 1950er und 60er Jahren ausgegraben wurde. Früh wurden Gemeinsamkeiten zwischen Böhmen und Bayern, aber auch Funden weiter westlich beobachtet. In den 1980er Jahren fokussierte die Diskussion auf den bayerischen Raum und stellte die Keramik in einen Kontext der baierischen Ethnogenese (Christlein 1980; Fischer/ Geisler 1988). Mit der Entdeckung des Gräberfeldes von Forchheim (Stadt Freystadt, Lkr. Neumarkt in der Oberpfalz) kam ein weiterer wichtiger Fundort hinzu, der Anlaß gab, sich kritisch mit dem Interpretationen rund um den Typ oder Horizont Friedenhain-Prešt'ovice auseinanderzusetzen (Masanz 2017). Es zeigt sich, dass unklare Typendefinitionen einerseits, eine selektive Bayern-zentrierte Perspektive andererseits, aber auch traditionelle Geschichtsbilder mit Ideen von Ethnizität und Ethnogenese nicht zu halten sind.

Charakteristika

Odenheim Grab 3, Topf vom Typ Friedenhain-Prešt'ovice, Anf. 6. Jh., Höhe 7,7 cm, Badisches Landesmuseum Inv. Ode 3/6 (Foto: Peter Gaul / Badisches Landesmuseum Karlsruhe CC 0 1.0 via Digitaler Katalog Badisches Landesmuseum)

wichtige Fundorte

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Literaturhinweise

  • Christlein 1980: R. Christlein, Romanische und germanische Funde des fünften Jahrhunderts aus den Passauer Kastellen Batavis und Boiotro. Ostbairische Grenzmarken 22, 1980, 106-118.
  • Damminger 2003: F. Damminger, Keramik vom Typ Friedenhain-Přešt'ovice im Kraichgau? Fundber. Bad.-Württ. 27, 2003, 703–773. - DOI: https://doi.org/10.11588/fbbw.2003.0.72888
  • Fischer 1990: T. Fischer, Zur Archäologie des fünften Jahrhunderts in Ostbayern. In: H. Friesinger/F. Daim (Hrsg.), Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern 2. Veröff. Komm. Frühmittelalterforsch./ Österr. Akad. Wiss., Phil.-Hist. Kl 13 (Wien 1990) 101–122.
  • Fischer/ Geisler 1988: T. Fischer/H. Geisler, Herkunft und Stammesbildung der Baiern aus archäologischer Sicht. In: H. Dannheimer/H. Dopsch (Hrsg.), Die Bajuwaren. Von Severin bis Tassilo. 488 - 788. gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg Rosenheim Bayern Mattsee Salzburg ; 19. Mai bis 6. November 19882 (München 1988) 61–69.
  • Geisler 1998: H. Geisler, Friedenhain und Přešt’ovice. Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen 8, 1998, 115–125.
  • Masanz 2017: R. Masanz, Völkerwanderungszeitliche Brandgräber aus Freystadt-Forchheim (Oberpfalz). Ein Beitrag zum Problem der "Gruppe Friedenhain-Přešťovice". Materialhefte zur bayerischen Archäologie 104 (Kallmünz/Opf 2017).
  • Springer 1985: T. Springer, Germanenfunde der Völkerwanderungszeit in Nordbayern. Bemerkungen zur Keramik vom Typ Friedenhain-Prešt'ovice. Arch. Korrbl. 15, 1985, 235-243.
  • Suhr 2007: G. Suhr, Die völkerwanderungszeitliche Siedlung "Kanal I" in Kelheim. Arch. Main-Donau-Kanal 19 (Rahden/Westf. 2007).
  • Weinlich 1998: E. Weinlich, Das völkerwanderungszeitliche Urnengräberfeld von Forchheim in der Oberpfalz. Anmerkungen zum Keramikhorizont Friedenhain-Přešt’ovice. Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen 8, 1998, 97–114.