Glasur: Unterschied zwischen den Versionen

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(Übertrag aus Heidelberger Übung (SomSem 2015) - Autor/innen: Svenja Dalacker, Katharina Hindelang, Maximilian Zerrer)
 
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==Eigenschaften==
 
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Um eine homogene Glasur zu erreichen sind zwei Eigenschaften der verwendeten Mischung besonders wichtig: Nach dem Schmelzen und Abkühlen muss sich eine Glasmasse bilden, die Schmelze darf nicht wieder in ihren Ausgangskomponenten auskristallisieren sondern muss als amorphe Masse erstarren. Des Weiteren müssen die thermischen Ausdehnungskoeffizienten des verwendeten Scherbenmaterials und der Glasur möglichst identisch sein, sodass beide beim Abkühlen formschlüssig bleiben. Andernfalls kann es zur Rissbildung oder gar einem Abplatzen der Glasur kommen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ist eine Kombination von verschiedenen Rohstoffen nötig. Als Hauptkomponente dienen sogenannte Glasbildner, das heißt stark siliciumdioxidhaltige Minerale wie Quarz, Feldspat oder Kaolin, welche die eigentliche Glasmatrix bilden. Da diese jedoch einen sehr hohen Schmelzpunkt aufweisen (z.B. SiO2: ~1700°C) müssen Flußmittel zugegeben werden, welche den Schmelzpunkt erniedrigen und die Viskosität der Schmelze erhöhen um bei den üblichen Brenntemperaturen ein vollständiges und flächiges Aufschmelzen zu erreichen. Die wichtigsten Flussmittel sind die Oxide der Alkali- und Erdalkalimetalle Kalium, Natrium, Magnesium und Calcium sowie Bleioxid. Letzteres wird aufgrund seiner Giftigkeit heute nur noch selten verwendet, treten jedoch im archäologischen Kontext gelegentlich auf (Mämpel 1995, 90). Die dritte Hauptkomponente sind Stabilisatoren wie Aluminiumoxid, welche die Schmelze dahingehend stabilisieren, dass sie Glasbildung und thermische Ausdehnungskoeffizienten positiv beeinflussen. Prozentual nur geringen Anteil an der Zusammensetzung der Glasur haben färbende Substanzen, vorwiegend Salze der Übergangsmetalle (beispielsweise Kupfer (je nach Wertigkeit grün oder blau) (Hamer 1990, 150). Um diese Farben besser zur Geltung zu bringen, wird in jüngerer Zeit meist eine weiße Grundengobe aufgebracht. Dazu wird der Scherben mit einer dünnen Schicht eines weiß brennenden Materials überzogen und vor dem Aufbringen der eigentlichen Glasur geschrüht (Hamer 1990, 307).
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Um eine homogene Glasur zu erreichen sind zwei Eigenschaften der verwendeten Mischung besonders wichtig: Nach dem Schmelzen und Abkühlen muss sich eine Glasmasse bilden, die Schmelze darf nicht wieder in ihren Ausgangskomponenten auskristallisieren sondern muss als amorphe Masse erstarren. Des Weiteren müssen die thermischen Ausdehnungskoeffizienten des verwendeten Scherbenmaterials und der Glasur möglichst identisch sein, sodass beide beim Abkühlen formschlüssig bleiben. Andernfalls kann es zur Rissbildung oder gar einem Abplatzen der Glasur kommen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ist eine Kombination von verschiedenen Rohstoffen nötig. Als Hauptkomponente dienen sogenannte Glasbildner, das heißt stark siliciumdioxidhaltige Minerale wie Quarz, [[Feldspat]] oder [[Kaolin]], welche die eigentliche Glasmatrix bilden. Da diese jedoch einen sehr hohen Schmelzpunkt aufweisen (z.B. SiO2: ~1700°C) müssen Flußmittel zugegeben werden, welche den Schmelzpunkt erniedrigen und die Viskosität der Schmelze erhöhen um bei den üblichen Brenntemperaturen ein vollständiges und flächiges Aufschmelzen zu erreichen. Die wichtigsten Flussmittel sind die Oxide der Alkali- und Erdalkalimetalle Kalium, Natrium, Magnesium und Calcium sowie Bleioxid. Letzteres wird aufgrund seiner Giftigkeit heute nur noch selten verwendet, treten jedoch im archäologischen Kontext gelegentlich auf (Mämpel 1995, 90). Die dritte Hauptkomponente sind Stabilisatoren wie Aluminiumoxid, welche die Schmelze dahingehend stabilisieren, dass sie Glasbildung und thermische Ausdehnungskoeffizienten positiv beeinflussen. Prozentual nur geringen Anteil an der Zusammensetzung der Glasur haben färbende Substanzen, vorwiegend Salze der Übergangsmetalle (beispielsweise Kupfer (je nach Wertigkeit grün oder blau) (Hamer 1990, 150). Um diese Farben besser zur Geltung zu bringen, wird in jüngerer Zeit meist eine weiße Grund[[engobe]] aufgebracht. Dazu wird der Scherben mit einer dünnen Schicht eines weiß brennenden Materials überzogen und vor dem Aufbringen der eigentlichen Glasur geschrüht (Hamer 1990, 307).
   
 
==Glasurtechniken==
 
==Glasurtechniken==

Version vom 25. Juni 2021, 12:59 Uhr

Als Glasur wird eine auf den Scherben aufgeschmolzene, glasige Schicht bezeichnet. Dieser dichte, glatte Überzug nimmt dem Scherben die Porosität, macht das Gefäß wasserdicht und sorgt somit für bessere hygienische Bedingungen. Daneben hat das Glasieren auch dekorativen Charakter, da durch unterschiedliche Zusammenstellung der Glasur bzw. die Vorbehandlung des Scherbens eine Vielzahl von Farben und Mustern/Dekoren angebracht werden kann.

Eigenschaften

Um eine homogene Glasur zu erreichen sind zwei Eigenschaften der verwendeten Mischung besonders wichtig: Nach dem Schmelzen und Abkühlen muss sich eine Glasmasse bilden, die Schmelze darf nicht wieder in ihren Ausgangskomponenten auskristallisieren sondern muss als amorphe Masse erstarren. Des Weiteren müssen die thermischen Ausdehnungskoeffizienten des verwendeten Scherbenmaterials und der Glasur möglichst identisch sein, sodass beide beim Abkühlen formschlüssig bleiben. Andernfalls kann es zur Rissbildung oder gar einem Abplatzen der Glasur kommen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ist eine Kombination von verschiedenen Rohstoffen nötig. Als Hauptkomponente dienen sogenannte Glasbildner, das heißt stark siliciumdioxidhaltige Minerale wie Quarz, Feldspat oder Kaolin, welche die eigentliche Glasmatrix bilden. Da diese jedoch einen sehr hohen Schmelzpunkt aufweisen (z.B. SiO2: ~1700°C) müssen Flußmittel zugegeben werden, welche den Schmelzpunkt erniedrigen und die Viskosität der Schmelze erhöhen um bei den üblichen Brenntemperaturen ein vollständiges und flächiges Aufschmelzen zu erreichen. Die wichtigsten Flussmittel sind die Oxide der Alkali- und Erdalkalimetalle Kalium, Natrium, Magnesium und Calcium sowie Bleioxid. Letzteres wird aufgrund seiner Giftigkeit heute nur noch selten verwendet, treten jedoch im archäologischen Kontext gelegentlich auf (Mämpel 1995, 90). Die dritte Hauptkomponente sind Stabilisatoren wie Aluminiumoxid, welche die Schmelze dahingehend stabilisieren, dass sie Glasbildung und thermische Ausdehnungskoeffizienten positiv beeinflussen. Prozentual nur geringen Anteil an der Zusammensetzung der Glasur haben färbende Substanzen, vorwiegend Salze der Übergangsmetalle (beispielsweise Kupfer (je nach Wertigkeit grün oder blau) (Hamer 1990, 150). Um diese Farben besser zur Geltung zu bringen, wird in jüngerer Zeit meist eine weiße Grundengobe aufgebracht. Dazu wird der Scherben mit einer dünnen Schicht eines weiß brennenden Materials überzogen und vor dem Aufbringen der eigentlichen Glasur geschrüht (Hamer 1990, 307).

Glasurtechniken

Zum Aufbringen der Glasuren auf den getrockneten oder geschrühten Scherben nennt Hamer folgende Techniken (Hamer 1990, 150):

  1. Übergießen bzw. begießen
  2. Eingießen in Gefäße
  3. Tauchen
  4. Spritzen
  5. Pinseln
  6. Anflugglasur

Chronologie

Die frühesten, intentionell hergestellten Gefäßglasuren finden sich im Vorderen Orient um 3000 v. Chr. (Hamer 1990). In Mitteleuropa finden sich erste lokal hergestellte Glasuren dagegen erst im 2. Jahrhundert n. Chr. in den römisch beherrschten Gebieten, namentlich Gallien, dem Rheinland und Großbritannien (Mämpel 1999, 170–187). Diese Tradition setzt sich möglicherweise fort und die aus dem 4.-7. Jahrhundert n. Chr. bekannten, bleiglasierten Gefäße gehen auf diese zurück. Regelhaft treten Bleiglasuren in Mitteleuropa flächendeckend ab dem 10. Jahrhundert auf (Mämpel 1995, 87–91). Im 13. und 14. Jahrhundert finden sich im süddeutschen Raum insbesondere am südlichen Oberrhein und am Bodensee. Dabei wird zunächst vorwiegend die reduzierend gebrannte Keramik der jüngeren Drehscheibenware (zum Formenspektrum siehe dort) glasiert, wobei die traditionellen Verzierungen wie Rollrädcheneindrücke einfach überdeckt werden.

Einzelnachweise

  • Hamer/J. Hamer/B. Pfannkuche, Lexikon der Keramik und Töpferei. Material Technik Geschichte (Augsburg 1990).
  • U. Mämpel, Bleiglasuren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, in: Zur Regionalität der Keramik des Mittelalters und der Neuzeit. Beiträge des 26. Internationalen Hafnerei-Symposiums, Soest 1993. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 32 (Bonn 1995).
  • U. Mämpel, Die Bleiglasur in der Keramik, hg. von der Deutschen Keramischen Gesellschaft, Fachausschussbericht Nr. 31, (Köln 1994).