Rotgestrichene Ware (Vwz): Unterschied zwischen den Versionen
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Der Scherben "ist schwach bis mäßig stark mit feinem, selten gröberem Magerungszusatz versehen und kräftig gebrannt. (im Bruch fein porös). Die Gefäße sind mit einem dunkelroten bis rotbraunem Farbüberzug bestrichen, der jetzt mehr oder weniger stark verwittert ist" (Böhner 1958, 35). |
Der Scherben "ist schwach bis mäßig stark mit feinem, selten gröberem Magerungszusatz versehen und kräftig gebrannt. (im Bruch fein porös). Die Gefäße sind mit einem dunkelroten bis rotbraunem Farbüberzug bestrichen, der jetzt mehr oder weniger stark verwittert ist" (Böhner 1958, 35). |
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+ | [[Datei:Rheinsheim Grab 287 6Jh BLMaib.jpg|400px|thumb|center|Rheinsheim, Grab 287: Schale der rotgestrichenen Ware (© Badisches Landesmuseum Karlsruhe [bedingt freigegeben: https://www.landesmuseum.de/impressum ] via https://katalog.landesmuseum.de/object/UmhlIDI4Ny8x )]] |
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− | Von der Engobe abgesehen ist die rotgestrichene Ware in der Regel unverziert. Rollrädchendekor war anders als bei der späten Terra Sigillata unbekannt, gelegentlich tritt Weißbemalung auf (Neuffer-Müller 1962). |
+ | Von der Engobe abgesehen ist die rotgestrichene Ware in der Regel unverziert. Rollrädchendekor war anders als bei der späten Terra Sigillata unbekannt, gelegentlich tritt Weißbemalung auf (Neuffer-Müller 1962). |
==Gefäßformen== |
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Version vom 30. September 2021, 14:37 Uhr
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Als Derivat römischer Terra Sigillata tritt im 5. Jahrhundert die sogenannte rotgestrichene Ware auf. Es handelt sich zumeist um Tellerformen (Hübener 1969, 90). Im 6. Jahrhundert bleibt das Formenspektrum weitgehend auf Teller und Schüsseln mit abgesetztem, teilweise schräg ausbiegendem Oberteil beschränkt (Gross 1996). Produziert wurde die rotgestrichene Ware, die in Südwestdeutschland nur an wenigen Plätzen auftritt, u.a. in Mayen in der Eifel. In der späteren Merowingerzeit reduziert sich der rote Farbauftrag und führt zu rotbemalter Ware wie letztlich etwa der Pingsdorf-Keramik (Gross 1996, 584).
Forschungsgeschichte
Rotgestrichene Ware wurde bereits von Böhner 1958 und Hübener 1966 und Hübener 1969 bearbeitet und bei vielen Gräberfeld-Bearbeitungen thematisiert (z.B. Ament 1976). In einem kurzen Beitrag hat U. Gross 2005 eine Zusammenfassung des Forschungsstandes in Südwestdeutschland gegeben. War die rotgestrichene Ware lange v.a. aus Gräbern bekannt, so liegen inzwischen einige Siedlungsfunde vor, etwa auch vom Runden Berg bei Urach (Gross 2018) oder aus Renningen, Neuwiesenäcker.
Charakteristika
Der Scherben "ist schwach bis mäßig stark mit feinem, selten gröberem Magerungszusatz versehen und kräftig gebrannt. (im Bruch fein porös). Die Gefäße sind mit einem dunkelroten bis rotbraunem Farbüberzug bestrichen, der jetzt mehr oder weniger stark verwittert ist" (Böhner 1958, 35).
Verzierung
Von der Engobe abgesehen ist die rotgestrichene Ware in der Regel unverziert. Rollrädchendekor war anders als bei der späten Terra Sigillata unbekannt, gelegentlich tritt Weißbemalung auf (Neuffer-Müller 1962).
Gefäßformen
Überiwegend wurden Schüsseln, Schalen und Teller als rotgestrichene Ware hergestellt.
Im Fundmaterial der Gräberfelder des Trierer Landes differenzierte Kurt Böhner (1958, 35ff.) folgende Formen
- Knickwandschüssel mit Standring und ausgebogenem, schwachgerieftem Rand
- Wölbwandschüssel mit schwach eingewölbtem Boden und außen rundstabartig verdickter Randlippe
- Randschüssel mit Standring und schwach wulstig verdickter Lippe
- Randschüssel mit Fußlatte und randständig verdickter Lippe
- Schrägwandschale mit flacher Standfläche
- kleine Fußflasche
Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext
Spätrömische Terra Sigillata in Südwestdeutschland ist meist den spätantiken Töpfereien in den Argonnen in Nordostfrankreich zuzuweisen (Chenet 1941). Verglichen mit der mittelkaiserzeitlichen Produktion ist die Qualität relativ (!) schlecht, der Überzug zumeist matt. Charakteristisch ist eine Verzierung mit Rollrädchen, gelegentlich findet sich eine weiße Bemalung. Nur vereinzelt sind im alamannischen Raum Importe nordafrikanischer Töpfereien oder der Sigillée paléochretienne vorhanden (Hübener 1968; Roth-Rubi 1990).
Literaturhinweise
- Böhner 1958: K. Böhner, Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. German. Denkm. Völkerwanderungszeit B,1 (Berlin 1958).
- Chenet 1941: G. Chenet, La céramique gallo-romaine d'Argonne du IVe siecle et la terre sigillée décorée à la molette (Mâcon 1941).
- Gross 1996: U. Gross, Die Töpfenware der Franken. Herleitung - Fomen - Produktion. In: Die Franken. Wegbereiter Europas. Ausstellungskat. Mannheim 1996 (Mainz 1996) 581-593.
- Gross 1996: U. Gross, Altstücke? Zu Vorkommen von Gefäßen des Typs Niederbieber 81 in frühmittelalterlichen Zusammenhängen. Arch. Korrbl. 26, 1996, 83–89.
- Gross 2005: U. Gross, Rotgestrichene Ware - ein keramisches Bindeglied zwischen Antike und Frühmittelalter. Arch. Nachr. Baden 71, 2005, 59–65.
- Gross 2018: U. Gross, Lavezfunde vom Runden Berg bei Urach (Heidelberg 2018). - https://doi.org/10.11588/artdok.00005913
- Hübener 1966: W. Hübener, Eine Studie zur Spätrömischcn Rädchensigillata (Argonnensigillata). Bonner Jahrb. 168, 1968, 241-298.
- Hübener 1969: W. Hübener, Absatzgebiete frühgeschichtlicher Töpfereien in der Zone nördlich der Alpen. Beiträge zur Keramik der Merowingerzeit. Antiquitas R. 3, 6 (Bonn 1969).
- Neuffer-Müller 1962: C. Neuffer-Müller, Die rotgestrichene, weißbemalte fränkische Keramik des Mittelrheingebirges. Bonner Jahrb. 162, 1962, 175ff.
- Roth-Rubi 1990: K. Roth-Rubi, Spätantike Glanztonkeramik im Westen des römischen Imperiums. Ein Beitrag zur Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in der Spätantike. Ber. RGK 71, 1990, 905-971.