Alzey, Kastell: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Erneute Ausgrabungen in den 1980er Jahren erbrachten als wesentliches Ergebnis eine genauere Eingrenzung den Beginns als auch des Endes des Kastells. Die Erbaungszeit lässt sich durch eine Datierung des ergrabenen Bauhorizonts, dem sogenannten Bauestrich1 mit einer Münze Gratians aus der Prägeserie gloria novi saeculi, die zwischen 367 und 375 n.Chr. in Arles geprägt worden ist und einem schriftlich überlieferten Besuch des Kaisers Valentinian I. in Alzey am 15. August des Jahres 370 n.Chr. (Codex Theodosianum XI 31,5.) zeitlich eingrenzen. |
Im archäologischen Befund wurden drei Bauphasen des Kastells unterschieden. Ihre Datierungen beruhen zum Teil auf der assoziativen Verknüpfung mit historischen Daten. Die ausdünnende Münzreihe deutet an, dass berets in den 380er Jahren eine Truppenreduktion stattgefunden hat, ein letzter Abzug könnte im Krisenjahr 401/02, die Zerstörung der Bauten beim Germaneneinfall 406/07 erfolgt sein. |
Im archäologischen Befund wurden drei Bauphasen des Kastells unterschieden. Ihre Datierungen beruhen zum Teil auf der assoziativen Verknüpfung mit historischen Daten. Die ausdünnende Münzreihe deutet an, dass berets in den 380er Jahren eine Truppenreduktion stattgefunden hat, ein letzter Abzug könnte im Krisenjahr 401/02, die Zerstörung der Bauten beim Germaneneinfall 406/07 erfolgt sein. |
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− | Eine zweite Kastellphase lässt sich im 5. Jahrhundert nicht genauer eingrenzen. Die umfassende Analyse der Alzeyer Befunde durch Jürgen Oldenstein brachte sie mit burgundischen foederaten in Verbindung. Am Ende der zweiten Kastellperiode wurde der Kastellgraben verfüllt, wobei Jürgen Oldenstein aus dem Fund einer Münze (eine Halbsiliqua des Kaisers Valentinian III., die sich nur allgemein in die Regierungszeit von 425 bis 455 n.Chr. datieren lässt) einen terminus ante quem von 425 abgeleitet hat (Oldenstein 2009, 284). Diese Einordnung ist jedoch nicht zwingend, da Umlaufzeit und die gesamte |
+ | Eine zweite Kastellphase lässt sich im 5. Jahrhundert nicht genauer eingrenzen. Die umfassende Analyse der Alzeyer Befunde durch Jürgen Oldenstein brachte sie mit burgundischen foederaten in Verbindung. Am Ende der zweiten Kastellperiode wurde der Kastellgraben verfüllt, wobei Jürgen Oldenstein aus dem Fund einer Münze (eine Halbsiliqua des Kaisers Valentinian III., die sich nur allgemein in die Regierungszeit von 425 bis 455 n.Chr. datieren lässt) einen terminus ante quem von 425 abgeleitet hat (Oldenstein 2009, 284). Diese Einordnung ist jedoch nicht zwingend, da Umlaufzeit und die gesamte Regierungszeit zu berücksichtigen sind, also eine Verfüllung nach 455 mit diesem Befund nicht auszuschließen ist. Mit dem Ende dieser zweiten Kastellphase wurde die von Unverzagt 1925 ergrabene "ALzeyer Brandschicht" in Verbundung gebracht Aus dieser Brandschicht stammen viele der Alzeyer Keramikfunde, so Terra-Sigillata-Teller des Typs Alzei 10 und 12, [[Deckelfalztopf|Deckelfalztöpfe]] des Typs Alzei 27, eine Schüssel mit nach innen wulstig verdicktem Rand des Typs Alzei 28, Rotfirniskanne vom Typ Alzei 18 und ein Rotfirniskrug, die man heute in das späte 4. Jahrhundert datiert, aber auch Typen, die erst dem 5. Jahrhundert zuzuweisen sind. Hierzu zählt der [[Wölbwandtopf]] des Typs Alzei 33 und die beiden jüngere Formen der Schüssel Typ Alzei 28 mit weit nach außen überquellendem Rand. Für drei Fundstücke wird indes eine noch jüngere Datierung in das zweite Drittel des 5. Jahrhunderts erwogen, eine Wandscherbe eines stempelverzierten Nigragefäßes, für das eine Stellung zwischen "spätantiken Nigragefäßen und geradwandigen fränkischen Knickwandtöpfen" (Böhner 1958, 45) erwogen wird, sowie von zwei Glasscherben (Oldenstein 2009, 285). |
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==Keramikfunde== |
==Keramikfunde== |
Version vom 3. Oktober 2021, 10:27 Uhr
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Das spätantike Kastell Alzey ist ein Fundort, der für die Kenntnis der spätantiken und frühmittelalterlichen Keramik aufgrund der Fundbearbeitung durch Wilhelm Unverzagt von besonderer < Bedeutung ist. Unverzagt hat hier verschiedene Keramiktypen definiert, die bis heute als Typ Alzei 27 u.a. bekannt sind.
Lage
Alzey (Lkr. Alzey-worms, Rheinland-Pfalz) liegt im rheinhessischen Hügelland, einer fruchtbaren Landsschaft westlich des nördlichen Oberrheins.
Forschungsgeschichte
Die Keramikfunde der Grabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden von Wilhelm Unverzagt (1918) ausgewertet. Er ging dabei von einer Zweiphasigkeit und einer Datierung zwischen 330 und 410 aus (Unverzagt 1918, 2). Erneute Grabungen seit den 1980er Jahre revidierten dieses Bild. Erst bei den Grabungen 1983 konnte eine dritte Kastellphase erkannt werden (Oldenstein 2009, 218). Eine Auswertung erfolgte in der Habilitation von Jürgen Oldenstein 1992 (Oldenstein 2009), die zwar immer wieder mit den Keramikfunden argumnetierte, aber keine detaillierte Vorlage des alten und des neuen Fundmaterials enthielt.
historische Einordnung
Erneute Ausgrabungen in den 1980er Jahren erbrachten als wesentliches Ergebnis eine genauere Eingrenzung den Beginns als auch des Endes des Kastells. Die Erbaungszeit lässt sich durch eine Datierung des ergrabenen Bauhorizonts, dem sogenannten Bauestrich1 mit einer Münze Gratians aus der Prägeserie gloria novi saeculi, die zwischen 367 und 375 n.Chr. in Arles geprägt worden ist und einem schriftlich überlieferten Besuch des Kaisers Valentinian I. in Alzey am 15. August des Jahres 370 n.Chr. (Codex Theodosianum XI 31,5.) zeitlich eingrenzen.
Im archäologischen Befund wurden drei Bauphasen des Kastells unterschieden. Ihre Datierungen beruhen zum Teil auf der assoziativen Verknüpfung mit historischen Daten. Die ausdünnende Münzreihe deutet an, dass berets in den 380er Jahren eine Truppenreduktion stattgefunden hat, ein letzter Abzug könnte im Krisenjahr 401/02, die Zerstörung der Bauten beim Germaneneinfall 406/07 erfolgt sein. Eine zweite Kastellphase lässt sich im 5. Jahrhundert nicht genauer eingrenzen. Die umfassende Analyse der Alzeyer Befunde durch Jürgen Oldenstein brachte sie mit burgundischen foederaten in Verbindung. Am Ende der zweiten Kastellperiode wurde der Kastellgraben verfüllt, wobei Jürgen Oldenstein aus dem Fund einer Münze (eine Halbsiliqua des Kaisers Valentinian III., die sich nur allgemein in die Regierungszeit von 425 bis 455 n.Chr. datieren lässt) einen terminus ante quem von 425 abgeleitet hat (Oldenstein 2009, 284). Diese Einordnung ist jedoch nicht zwingend, da Umlaufzeit und die gesamte Regierungszeit zu berücksichtigen sind, also eine Verfüllung nach 455 mit diesem Befund nicht auszuschließen ist. Mit dem Ende dieser zweiten Kastellphase wurde die von Unverzagt 1925 ergrabene "ALzeyer Brandschicht" in Verbundung gebracht Aus dieser Brandschicht stammen viele der Alzeyer Keramikfunde, so Terra-Sigillata-Teller des Typs Alzei 10 und 12, Deckelfalztöpfe des Typs Alzei 27, eine Schüssel mit nach innen wulstig verdicktem Rand des Typs Alzei 28, Rotfirniskanne vom Typ Alzei 18 und ein Rotfirniskrug, die man heute in das späte 4. Jahrhundert datiert, aber auch Typen, die erst dem 5. Jahrhundert zuzuweisen sind. Hierzu zählt der Wölbwandtopf des Typs Alzei 33 und die beiden jüngere Formen der Schüssel Typ Alzei 28 mit weit nach außen überquellendem Rand. Für drei Fundstücke wird indes eine noch jüngere Datierung in das zweite Drittel des 5. Jahrhunderts erwogen, eine Wandscherbe eines stempelverzierten Nigragefäßes, für das eine Stellung zwischen "spätantiken Nigragefäßen und geradwandigen fränkischen Knickwandtöpfen" (Böhner 1958, 45) erwogen wird, sowie von zwei Glasscherben (Oldenstein 2009, 285).
Es folgt noch eine dritte Phase, für die die genannte Halbsiliqua des Valentinian III. aus dem Kastellgraben einen terminus post quem von 425 gibt, wobei jedoch auch ein Beginn nach 455 nicht auszuschließen ist. Einige Kleinfunde datieren bereits in die zweite Hälfte des 5. Jahrhudnerts. Keramikfunde scheinen eher spärlich zu sein, darunter jedoch Tellerbruchstücke des Typs Alzei 9/11.
Keramikfunde
Unter dem von Unverzagt vorgelegten Bestand aus Alzey fehlten Funde der rotbraun engobierten / rotgestrichenen Ware, was in der Forschung als chronologisches Argument für deren zeitliche Eingrnezung hernagezogen wurde. J. Oldenstein hat sich damit kritisch auseinandergesetzt (Oldenstein 2009, 286f.) und darauf hingewiesen, dass dieser Schluß ein einzelnes Produktionszentrum voraussetze. Außerdem liegen aus Alzey durchaus, allerdings untypische Scherben rotgestrichener Ware vor, die
jedoch leider nicht in Abbildung und detailbeschreibung vorgelegt sind (Oldenstein 2009, 286).
Literaturhinweise
- Oldenstein 2009: J. Oldenstein, Kastell Alzey. Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Lager und Studien zur Grenzverteidigung im Mainzer Dukat (Mainz 2009). - doi: http://doi.org/10.25358/openscience-4527
- Unverzagt 1918: W. Unverzagt, Die Keramik des Kastells Alzei. Mat. röm.-german. Keramik 2 (Frankfurt a.M. 1918)