Bad Urach, Runder Berg: Unterschied zwischen den Versionen
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*Gruppe 16: Graue Feinware -[[Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa)]] |
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+ | Zur spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik Quast 2003. Unklar bleibt beim aktuellen Forschungsstand, welche Rolle [[nachgedrehte Ware]]n auf dem Runden Berg spielen. Prinzipiell steht zu erwarten, dass eine größere Menge an [[Albware]] vorhanden sein müsste, die möglicherweise dem Raster der Keramikbearbeitung zum Opfer gefallen ist. Nur zwei Stücke wurden von Spors-Gröger 1991, Abb. 91 abgebildet. |
===handgemachte Keramik nach Spors-Gröger 1997=== |
===handgemachte Keramik nach Spors-Gröger 1997=== |
Version vom 6. September 2022, 19:44 Uhr
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Höhensiedlung der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters, Grabungen 1967-84, Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Befundsituation
Die bereits in der Bronze- und Urnenfelderzeit genutzte Höhensiedlung liegt auf einer Bergkuppe mit geringer Bodenauflage, so dass im wesentlichen nur Gruben im anstehenden Fels erhalten sind. Sie geben jedoch eine Bebauung innerhalb einer mehrphasigen Befestigungsanlage mit internen Pfostenbauten zu erkennen. Im Mittelalter wurde die Anlage mit einer Steinmauer umgeben.
Auf Terrassen vor allem am nordöstlichen Hang wurden Handwerksbereiche lokalisiert.
Das Fundmaterial vom Runden Berg ist wegen der fehlenden Stratigraphie im wesentlichen nur über Vergleiche zeitlich zu gliedern, was angesichts weitreichender Kulturbeziehungen dieser als „Fürstensitz“ klassifizierten Siedlung nicht ganz einfach ist. Bei einzelnen Keramikgruppen ist es daher nicht sicher, ob sie der Völkerwanderungszeit oder der jüngeren merowingerzeitlichen Siedlungsphase zuzuweisen sind.
Keramikfunde
Die Bearbeitung der Keramikfunde wurde durch verschiedene Bearbeiter vorgenommen. Die erste Fundvorlage wurde von B. Kaschau erarbeitet, der die Drehscheibenware in 16 Gruppen einteilte. Diejenigen Gruppen, die in römischer Tradition hergestellt wurden, wurden später von K. Roth-Rubi ausführlicher bearbeitet, wobei sie primär die spätantiken Vergleiche ins Auge fasste. U. Gross konnte hier aus der Perspektive der Merowingerzeit einige wichtige Beobachtungen ergänzen. Die handgemachte Keramik wurde von S. Spors-Gröger publiziert, die vergleichend weitere Fundstellen aus dem Neckarland und von der Schwäbischen Alb herangezogen hat (Spors-Gröger 1993).
Gruppen nach Kaschau 1975
Spätrömische Waren
- Gruppe 1: Grautonige rauhwandige Ware mit bläulich-grauem Überflug
- Gruppe 2: Blaugraue rauhwandige Ware
- Gruppe 3: Blaugraue grob gemagerte rauhwandige Ware
- Gruppe 4: Orangefarbene rauhwandige Ware
umfasst verschiedene Rauwandige Drehscheibenware römischer Tradition , vertieft bearbeitet bei Roth-Rubi 1991
Reduzierend gebrannte feine graue Ware mit Einglättmuster
- Gruppe 6: Feine graue Ware mit Einglättmustern - Einglättverzierte Keramik (VwZ)
Quarzgemagerte Waren
- Gruppe 5: Graue rauhwandige Ware
- Gruppe 8: Grobgemagerte schwarze rauhwandige Ware
- Gruppe 9: Grobgemagerte hellgraue rauhwandige Ware - in der Machart, aber nicht im Formenbestand entsprechend der Donzdorfer Ware
Karolingische Ware
- Gruppe 13: Rauhwandige gelb-graue Ware - Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)
Hochmittelalterliche Waren
- Gruppe 14: Rot-braune Feinware
- Gruppe 15: Gelbtonige Feinware
Es handelt sich mehrheitlich um spätmittelalterliche jüngere Drehscheibenware. Ergänzend dazu Quast 2003
weitere Gruppen
- Gruppe 7: stempelverzierte Knickwandgefäße - Die Knickwandkeramik ist bislang nur kursorisch vorgelegt bei Christlein 1972 und Bernhard u.a. 1991.
- Gruppe 10-12: handgemachte Ware - bearbeitet bei Spors-Gröger 1997
- Gruppe 16: Graue Feinware -Jüngere graue Drehscheibenware (Südwestdeutschland, SMa)
Zur spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik Quast 2003. Unklar bleibt beim aktuellen Forschungsstand, welche Rolle nachgedrehte Waren auf dem Runden Berg spielen. Prinzipiell steht zu erwarten, dass eine größere Menge an Albware vorhanden sein müsste, die möglicherweise dem Raster der Keramikbearbeitung zum Opfer gefallen ist. Nur zwei Stücke wurden von Spors-Gröger 1991, Abb. 91 abgebildet.
handgemachte Keramik nach Spors-Gröger 1997
Drehscheibenware (nach Roth-Rubi 1991)
Katrin Roth-Rubi hat vor allem die spätrömische, überwiegend rauwandige Drehscheibenware bearbeitet. Roth-Rubi hat nach Augenschein von angeschliffenen Randprofilen neun Qualitätsgruppen differenziert, die sie nicht als Waren verstanden hat und die weder mit den Gruppen 1 bis 4 nach Kaschau noch mit den archäometrischen Gruppen von G. Schneider übereinstimmen.
Literatur zur Fundstelle
- Bernhard u.a. 1991: H. Bernhard u.a., Der Runde Berg bei Urach. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg 14 (Stuttgart 1991) (mit Bibliographie der bis dahin erschienenen wissenschaftlichen Arbeiten)
- Kaschau 1976: B. Kaschau, Der Runde Berg bei Urach II. Die Drehscheibenkeramik aus den Plangrabungen 1967–1972. Heidelberger Akad. Wiss. Komm. Alemann. Altertumskde. Schr. 2 (Sigmaringen 1976).
- Roth-Rubi 1991: Katrin Roth-Rubi, Die scheibengedrehte Gebrauchskeramik vom Runden Berg. Der Runde Berg bei Urach IX (Sigmaringen 1991).
- Gross 1992: U. Gross, Zur rauhwandigen Drehscheibenware der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters. Fundber. Bad.-Württ. 17/1, 1992, 423-440. - https://doi.org/10.11588/fbbw.1992.1.43215
- Spors-Gröger 1997: S. Spors-Gröger, Die handgemachte frühalamannische Keramik aus den Plangrabungen 1967-1985. Der Runde Berg bei Urach XI (Sigmaringen 1997).
- Spors-Gröger 2000: S. Spors-Gröger, Die donauländische Gebrauchskeramik des 4./5. Jahrhunderts und ihre Beziehungen zu den Gruppen 5, 8, 9 vom Runden Berg. Fundber. Bad.-Württ. 24, 2000, 369–452.
- Quast 2003: D. Quast, Die spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Siedlungsspuren auf dem Runden Berg bei Urach (Kreis Reutlingen). Fundber. Bad.-Württ. 27, 2003, 1009–1043.