Dreibeingefäß: Unterschied zwischen den Versionen

Aus balismink
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 1: Zeile 1:
  +
"Dreibeingefäß" ist ein Oberbegriff zum - oft eher rundbodig gedachten - [[Grapen]] und dem - eher flachbödigen - [[Dreibeintopf|Dreibeintöpfe]] und zur [[Dreibeinpfanne]].
Neben Henkeltöpfen lassen sich im neuzeitlichen Fundmaterial als weiteres Kochgeschirr die [[Dreibeintopf|Dreibeintöpfe]] und [[Dreibeinpfanne]]n ausmachen. Derartige Formen sind seit dem ausgehenden Mittelalter bekannt und stellen Weiterentwicklungen bspw. der spätmittelalterlichen Keramik[[grapen]] dar, die sich wiederum von metallenen Vorbildern ableiteten (Gross 1995a, 58; Gross 2001, 328). In der Neuzeit nehmen diese [[Gefäßform]]en stark zu. Ein geringes Auftreten von Dreifußgefäßen kann auf eine bereits veränderte Kochsituation hindeuten. Ab dem 19. Jahrhundert treten vermehrt geschlossene Herde in Erscheinung und verdrängen allmählich die offenen Feuerstellen. Nicht selten weisen Dreibeingefäße starke Rußspuren am Boden und an den Fußinnenseiten auf, da sie direkt in der Glut standen (Gross 2003, 9; Gross 2001, 328). Damit kann unter Umständen auf die einstmals vorhandenen Kochbedingungen (offener Herd) einer Fundstelle geschlossen werden.
 
   
 
Im neuzeitlichen Keramikbestand treten [[Dreibeintopf|Dreibeintöpfe]] und [[Dreibeinpfanne]]n als Kochgeschirr neben die klassischen Topfformen. Derartige Formen sind seit dem ausgehenden Mittelalter bekannt und stellen Weiterentwicklungen bspw. der spätmittelalterlichen Keramik[[grapen]] dar, die sich wiederum von metallenen Vorbildern ableiteten (Gross 1995a, 58; Gross 2001, 328). In der Neuzeit nehmen diese [[Gefäßform]]en stark zu. Ein geringes Auftreten von Dreifußgefäßen kann auf eine bereits veränderte Kochsituation hindeuten. Ab dem 19. Jahrhundert treten vermehrt geschlossene Herde in Erscheinung und verdrängen allmählich die offenen Feuerstellen. Nicht selten weisen Dreibeingefäße starke Rußspuren am Boden und an den Fußinnenseiten auf, da sie direkt in der Glut standen (Gross 2003, 9; Gross 2001, 328). Damit kann unter Umständen auf die einstmals vorhandenen Kochbedingungen (offener Herd) einer Fundstelle geschlossen werden.
Einen Überblick über die Entwicklung in Südwestdeutschland hat Gross 2020 zusammen gestellt. Sein Folus liegt dabei auf der Region am nördlichen Oberrhein und im Kraichgau, während die Innovationsregion der Dreibeintöpfe eher in der Nordschweiz und im südlichen Baden zu lokalisieren ist.
 
  +
 
Einen Überblick über die Entwicklung in Südwestdeutschland hat Gross 2020 zusammen gestellt. Sein Fokus liegt dabei auf der Region am nördlichen Oberrhein und im Kraichgau, während die Innovationsregion der Dreibeintöpfe eher in der Nordschweiz und im südlichen Baden zu lokalisieren ist.
   
   
 
[[Datei:ABB257-2.jpg|center|thumb|600px|Schwäbisch Hall, Pulverturm: Dreibeintöpfe und Dreibeinpfannen (nach Gross 1994, Abb. 12). ]]
 
[[Datei:ABB257-2.jpg|center|thumb|600px|Schwäbisch Hall, Pulverturm: Dreibeintöpfe und Dreibeinpfannen (nach Gross 1994, Abb. 12). ]]
  +
   
 
==Literaturhinweise==
 
==Literaturhinweise==
Zeile 11: Zeile 14:
 
*Gross 2001: U. Gross, Gefäß-, Gerät- und Spielzeugfunde aus dem Dorment. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.), Apirsbach. Zur Geschichte von Kloster und Stadt. Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg 10 (Stuttgart 2001) 831-878.
 
*Gross 2001: U. Gross, Gefäß-, Gerät- und Spielzeugfunde aus dem Dorment. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.), Apirsbach. Zur Geschichte von Kloster und Stadt. Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg 10 (Stuttgart 2001) 831-878.
 
*Gross 2003: U. Gross, Neuzeitliche Keramik im nördlichen Baden (16.-19. Jh.) (Heidelberg 2003).
 
*Gross 2003: U. Gross, Neuzeitliche Keramik im nördlichen Baden (16.-19. Jh.) (Heidelberg 2003).
*Gross 2020: U. Gross, Zur Entwicklung der keramischen Dreifußtöpfe im Raum zwischen nördlichem Oberrhein, Schwarzwald und Neckar(Heidelberg 2020). - https://doi.org/10.11588/artdok.00007753
+
*Gross 2020: U. Gross, Zur Entwicklung der keramischen Dreifußtöpfe im Raum zwischen nördlichem Oberrhein, Schwarzwald und Neckar (Heidelberg 2020). - https://doi.org/10.11588/artdok.00007753
   
 
[[Kategorie:Terminologie]]
 
[[Kategorie:Terminologie]]
Zeile 18: Zeile 21:
 
[[Kategorie:Keramik des 15. Jahrhunderts]]
 
[[Kategorie:Keramik des 15. Jahrhunderts]]
 
[[Kategorie:Keramik des 16. Jahrhunderts]]
 
[[Kategorie:Keramik des 16. Jahrhunderts]]
  +
[[Kategorie:Formenkunde]]

Version vom 11. April 2023, 13:52 Uhr

"Dreibeingefäß" ist ein Oberbegriff zum - oft eher rundbodig gedachten - Grapen und dem - eher flachbödigen - Dreibeintöpfe und zur Dreibeinpfanne.

Im neuzeitlichen Keramikbestand treten Dreibeintöpfe und Dreibeinpfannen als Kochgeschirr neben die klassischen Topfformen. Derartige Formen sind seit dem ausgehenden Mittelalter bekannt und stellen Weiterentwicklungen bspw. der spätmittelalterlichen Keramikgrapen dar, die sich wiederum von metallenen Vorbildern ableiteten (Gross 1995a, 58; Gross 2001, 328). In der Neuzeit nehmen diese Gefäßformen stark zu. Ein geringes Auftreten von Dreifußgefäßen kann auf eine bereits veränderte Kochsituation hindeuten. Ab dem 19. Jahrhundert treten vermehrt geschlossene Herde in Erscheinung und verdrängen allmählich die offenen Feuerstellen. Nicht selten weisen Dreibeingefäße starke Rußspuren am Boden und an den Fußinnenseiten auf, da sie direkt in der Glut standen (Gross 2003, 9; Gross 2001, 328). Damit kann unter Umständen auf die einstmals vorhandenen Kochbedingungen (offener Herd) einer Fundstelle geschlossen werden.

Einen Überblick über die Entwicklung in Südwestdeutschland hat Gross 2020 zusammen gestellt. Sein Fokus liegt dabei auf der Region am nördlichen Oberrhein und im Kraichgau, während die Innovationsregion der Dreibeintöpfe eher in der Nordschweiz und im südlichen Baden zu lokalisieren ist.


Schwäbisch Hall, Pulverturm: Dreibeintöpfe und Dreibeinpfannen (nach Gross 1994, Abb. 12).


Literaturhinweise

  • Gross 1994: U. Gross, Hausrat an der Stadtmauer. Keramik- und Glasfunde aus dem Bereich der Befestigung der Katharinenvorstadt. In: A. Bedal/I. Fehle (Hrsg.), HausGEschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt. Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch Hall 8 (Sigmaringen 1994) 359–388.
  • Gross 1995: U. Gross, „Allerhandt grimppel auch kuchingeschürr…“ In: A. Stangl et al., Mönche und Scholaren. Funde aus 900 Jahren Kloster Alpirsbach [1095 – 1995] (Karlsruhe 1995).
  • Gross 2001: U. Gross, Gefäß-, Gerät- und Spielzeugfunde aus dem Dorment. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.), Apirsbach. Zur Geschichte von Kloster und Stadt. Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg 10 (Stuttgart 2001) 831-878.
  • Gross 2003: U. Gross, Neuzeitliche Keramik im nördlichen Baden (16.-19. Jh.) (Heidelberg 2003).
  • Gross 2020: U. Gross, Zur Entwicklung der keramischen Dreifußtöpfe im Raum zwischen nördlichem Oberrhein, Schwarzwald und Neckar (Heidelberg 2020). - https://doi.org/10.11588/artdok.00007753