Malhorndekor: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei dieser Dekorform wurde mithilfe eines Gefäßes mit einem feinen Ausgussrohr, dem sogenannten Malhorn, dickflüssige Farbe, bei der es sich in den meisten Fällen um eingefärbten Tonschlicker handelte, aufgetragen (Gross 1995a, Keller 1999). In Süddeutschland findet diese Form des Dekors, abgesehen von wenigen Ausnahmen erst nach dem Dreißigjährigen Krieg eine weiträumige Verbreitung (Gross 1995b, Gross 2001). Laut volkskundlichen Darstellungen bestünde ein guter Teil der Gebrauchskeramik ab der Zeit des Barock aus bemalter Irdenware. Dies lässt sich archäologisch in dieser Form jedoch nicht bestätigen. So finden sich diese im mittleren Neckarraum noch um 1800 spärlich und gewinnt erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung, während sie am Oberrhein, im Elsass und in der nördlichen Schweiz ab der Mitte/ 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts auftritt. Doch auch dort ist ihr Vorkommen in der Zeit vor 1700 nicht obligatorisch (Gross 1999, Gross 2003). Eine zunehmende Zahl der [[Teller]] und [[Schüssel]]n weist etwa ab dem 18. Jahrhunderts neben der Bemalung auch Datierungen, Spruchbänder oder figürliche Darstellungen auf (Gross 2003).
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Bei dieser Dekorform wurde mithilfe eines Gefäßes mit einem feinen Ausgussrohr, dem sogenannten Malhorn, dickflüssige Farbe, bei der es sich in den meisten Fällen um eingefärbten Tonschlicker handelte, aufgetragen (Gross 1995a, Keller 1999).
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[[Datei:Malhörnchen Hurez Rumänien 001.jpg|center|thumb|300px|Malhörnchen aus Hurez/Rumänien (Foto: Andreas Rupert, [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en CC BY SA 3.0] via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Malh%C3%B6rnchen_Hurez_Rum%C3%A4nien_001.jpg Wikimedia Commons])]]
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In Norddeutschland ist die sog. [[Werra-Ware]] eine weit verbreitete, unter anderem in Großalmerode hergetsellte Gruppe der glasierten Hafnerwre mit Malhorndekor.
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In Süddeutschland findet diese Form des Dekors, abgesehen von wenigen Ausnahmen erst nach dem Dreißigjährigen Krieg eine weiträumige Verbreitung (Gross 1995b, Gross 2001). Laut volkskundlichen Darstellungen bestünde ein guter Teil der Gebrauchskeramik ab der Zeit des Barock aus bemalter Irdenware. Dies lässt sich archäologisch in dieser Form jedoch nicht bestätigen. So finden sich diese im mittleren Neckarraum noch um 1800 spärlich und gewinnt erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung, während sie am Oberrhein, im Elsass und in der nördlichen Schweiz ab der Mitte/ 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts auftritt. Doch auch dort ist ihr Vorkommen in der Zeit vor 1700 nicht obligatorisch (Gross 1999, Gross 2003). Eine zunehmende Zahl der [[Teller]] und [[Schüssel]]n weist etwa ab dem 18. Jahrhunderts neben der Bemalung auch Datierungen, Spruchbänder oder figürliche Darstellungen auf (Gross 2003).
   
 
==Literaturhinweise==
 
==Literaturhinweise==

Aktuelle Version vom 27. August 2023, 20:56 Uhr

Bei dieser Dekorform wurde mithilfe eines Gefäßes mit einem feinen Ausgussrohr, dem sogenannten Malhorn, dickflüssige Farbe, bei der es sich in den meisten Fällen um eingefärbten Tonschlicker handelte, aufgetragen (Gross 1995a, Keller 1999).

Malhörnchen aus Hurez/Rumänien (Foto: Andreas Rupert, CC BY SA 3.0 via Wikimedia Commons)

In Norddeutschland ist die sog. Werra-Ware eine weit verbreitete, unter anderem in Großalmerode hergetsellte Gruppe der glasierten Hafnerwre mit Malhorndekor.

In Süddeutschland findet diese Form des Dekors, abgesehen von wenigen Ausnahmen erst nach dem Dreißigjährigen Krieg eine weiträumige Verbreitung (Gross 1995b, Gross 2001). Laut volkskundlichen Darstellungen bestünde ein guter Teil der Gebrauchskeramik ab der Zeit des Barock aus bemalter Irdenware. Dies lässt sich archäologisch in dieser Form jedoch nicht bestätigen. So finden sich diese im mittleren Neckarraum noch um 1800 spärlich und gewinnt erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung, während sie am Oberrhein, im Elsass und in der nördlichen Schweiz ab der Mitte/ 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts auftritt. Doch auch dort ist ihr Vorkommen in der Zeit vor 1700 nicht obligatorisch (Gross 1999, Gross 2003). Eine zunehmende Zahl der Teller und Schüsseln weist etwa ab dem 18. Jahrhunderts neben der Bemalung auch Datierungen, Spruchbänder oder figürliche Darstellungen auf (Gross 2003).

Literaturhinweise

  • Burhenne 1991: V. Burhenne (Hrsg.), Frühe dekorierte Irdenware. Malhorndekor und Kammstrichverzierung vom Niederrhein und aus dem Köln-Frechener Raum. Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern 43 (Köln 1991).
  • Gross 1995: U. Gross, „Allerhandt grimppel auch kuchingeschürr…“ In: A. Stangl et al., Mönche und Scholaren. Funde aus 900 Jahren Kloster Alpirsbach [1095 – 1995] (Karlsruhe 1995).
  • Gross 1995a: U. Gross, Mittelalterliche Funde aus Kloster Gottesaue. In: P. Rückert (Hrsg.), Gottesaue. Kloster und Schloß (Karlsruhe 1995).
  • Gross 1999: U. Gross, Schwäbisch Gmünd-Brandstätt: Keramikfunde aus einer Kellerverfüllung der Zeit um 1800. Fundberichte aus Baden-Württemberg 23 (Stuttgart 1999).
  • Gross 2001: U. Gross, Gefäß-, Gerät- und Spielzeugfunde aus dem Dorment. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.), Apirsbach. Zur Geschichte von Kloster und Stadt. Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg 10 (Stuttgart 2001) 831-878.
  • Gross 2003: U. Gross, Neuzeitliche Keramik im nördlichen Baden (16.-19. Jh.) (Heidelberg 2003).
  • Keller 1999: C. Keller, Gefässkeramik aus Basel. Untersuchungen zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gefässkeramik aus Basel ; Typologie, Technologie, Funktion, Handwerk. Materialh. Arch. Basel 15 (Basel 1999). - https://doi.org/10.12685/mh.15A.1999.1-208 (Text) - https://doi.org/10.12685/mh.15B.1999.1-236 (Katalog)