Bügelkanne: Unterschied zwischen den Versionen

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Kennzeichnend für die Bügelkanne ist der quer über die Gefäßöffnung geführte, randständige Henkel. Der Rand selbst ist meist als Wulstrad ausgeführt, der Henkel rund oder bandförmig. Seine Verzierung mit Einstichen, die oft leicht schräg angebracht sind, dürfte als typologisches Rudiment des ursprünglich aus einem Seil bestehenden, in Ösen befestigten Henkels zu verstehen sein.
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Kennzeichnend für die Bügelkanne ist der quer über die Gefäßöffnung geführte, randständige Henkel. Der Rand selbst ist meist als [[Wulstrand]] ausgeführt, der Henkel rund oder bandförmig. Seine Verzierung mit Einstichen, die oft leicht schräg angebracht sind, dürfte als typologisches Rudiment des ursprünglich aus einem Seil bestehenden, in Ösen befestigten Henkels zu verstehen sein.
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Zu beachten ist, dass der Begriff in der Archäologie in anderem kulturellen und chronologischen Kontext anders gebraucht wird. Exemplarisch verwiesen sei auf die Bügelkannen der ägäischen Bronzezeit.
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Datei:Riedlingen Zollhausen fdnr 271.jpg|[[Riedlingen, Zollhausen]]: Bügelkanne aus Brunnen (Zeichnung Ch. Hinrichson/ R.Schreg LDA Bad.-Württ.)
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==Chronologie==
 
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Bügelkannen treten seit etwa 1200 bis zum 14. Jahrhundert auf und lösen Ösenhenkeltöpfe ab, in deren Ösen ein beweglicher 'Bügel' aus organischem Material befestigt war.
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Bügelkannen treten seit etwa 1200 bis zum 14. Jahrhundert auf und lösen [[Ösenhenkeltopf|Ösenhenkeltöpfe]] ab, in deren Ösen ein beweglicher 'Bügel' aus organischem Material befestigt war.
 
Typologisch sind Kannen mit rundstabigem Henkel in weiten Teilen Südwestdeutschlands älter als die Henkel mit nierenförmigem Querschnitt und einer Verzierung mit schrägen Einstichen.
 
Typologisch sind Kannen mit rundstabigem Henkel in weiten Teilen Südwestdeutschlands älter als die Henkel mit nierenförmigem Querschnitt und einer Verzierung mit schrägen Einstichen.
 
In Basel ist eine andere Entwicklung zu beobachten: Vor 1250 treten hier Bandhenkel, später Wulsthenkel auf.
 
In Basel ist eine andere Entwicklung zu beobachten: Vor 1250 treten hier Bandhenkel, später Wulsthenkel auf.
   
 
Bei der [[Rotbemalte schwäbische Feinware (Württemberg, SMa)|rotbemalten Feinware]] blieb es bei rundstabigen Henkeln.
 
Bei der [[Rotbemalte schwäbische Feinware (Württemberg, SMa)|rotbemalten Feinware]] blieb es bei rundstabigen Henkeln.
 
   
 
==Verbreitung==
 
==Verbreitung==
 
Bügelkannen sind vor allem in Südwestdeutschland verbreitet mit einem Schwerpunkt im mittleren Neckarland. Im Osten gibt es Funde aus gesamt Bayern und im Nordosten bis ins südlich Sachsen. Auffallend ist, dass in den publizierten größeren Fundbeständen von Freiburg (Harmonie, Augustinereremitenlatrine, Haus "zum roten Basler Stab") sowie in der Altstadt von Frankfurt keine Bügelkannen publiziert vorliegen.
 
Bügelkannen sind vor allem in Südwestdeutschland verbreitet mit einem Schwerpunkt im mittleren Neckarland. Im Osten gibt es Funde aus gesamt Bayern und im Nordosten bis ins südlich Sachsen. Auffallend ist, dass in den publizierten größeren Fundbeständen von Freiburg (Harmonie, Augustinereremitenlatrine, Haus "zum roten Basler Stab") sowie in der Altstadt von Frankfurt keine Bügelkannen publiziert vorliegen.
 
Die aktuelle Verbreitungskarte ist noch maßgeblich von der Bearbeitung durch Uwe Gross (1991) bestimmt, so dass die Kartierung über dessen Arbeitsgebiet hinaus sicher unvollständig ist.
 
Die aktuelle Verbreitungskarte ist noch maßgeblich von der Bearbeitung durch Uwe Gross (1991) bestimmt, so dass die Kartierung über dessen Arbeitsgebiet hinaus sicher unvollständig ist.
[[Datei:Bügelkannen Karte 2021 07.jpg|700px|thumb|left|Verbreitungskarte Bügelkannen]]
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===Bildliche Quellen===
[[Datei:Heilige_Verena.jpg|right|mini|Darstellung der Heiligen Verena mit einer Doppelösenkanne mit Kordel-Griff; Chorbuch für die Prim, Kloster Zwiefalten, zwischen 1138 und 1147]]
 
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In der Nordschweiz ist die Bezeichnung als Verenakrug üblich, da die Heilige Verena mit solchen Bügelkannen dargestellt wird. Zu nennen ist beispielsweise die Darstellung der Verena im Chorbuch des Klosters Zwiefalten aus der Zeit um die Mitte des 12. Jahrhunderts.
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*Württ. Landesbibliothek Cod.hist.fol.415 : https://digital.wlb-stuttgart.de/index.php?id=6&tx_dlf%5Bid%5D=13716&tx_dlf%5Bpage%5D=130
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[[Datei:Heilige_Verena.jpg|center|mini|Darstellung der Heiligen Verena mit einer Doppelösenkanne mit Kordel-Griff; Annales Kloster Zwiefalten, zwischen 1138 und 1147]]
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In der Nordschweiz ist die Bezeichnung als Verenakrug üblich, da die Heilige Verena mit solchen Bügelkannen dargestellt wird.
 
   
 
Funde aus Brunnen (z.B. [[Riedlingen, Zollhausen]]) und Wasserstellen (z.B. Flachwasserzone des Blautopf bei Blaubeuren) belegen die Nutzung der Bügelkannen beim Wasserschöpfen.
 
Funde aus Brunnen (z.B. [[Riedlingen, Zollhausen]]) und Wasserstellen (z.B. Flachwasserzone des Blautopf bei Blaubeuren) belegen die Nutzung der Bügelkannen beim Wasserschöpfen.

Aktuelle Version vom 31. Dezember 2023, 14:16 Uhr

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Doppelösenkannen und Bügelkannen, Ulm, Burg Wittelsbach

Die Bügelkanne ist eine hohe Gefäßform insbesondere des Spätmittelalters. Kennzeichnend ist der die Öffnung überwölbende Henkel.





Charakteristika

Kennzeichnend für die Bügelkanne ist der quer über die Gefäßöffnung geführte, randständige Henkel. Der Rand selbst ist meist als Wulstrand ausgeführt, der Henkel rund oder bandförmig. Seine Verzierung mit Einstichen, die oft leicht schräg angebracht sind, dürfte als typologisches Rudiment des ursprünglich aus einem Seil bestehenden, in Ösen befestigten Henkels zu verstehen sein.

Zu beachten ist, dass der Begriff in der Archäologie in anderem kulturellen und chronologischen Kontext anders gebraucht wird. Exemplarisch verwiesen sei auf die Bügelkannen der ägäischen Bronzezeit.

Chronologie

Bügelkannen treten seit etwa 1200 bis zum 14. Jahrhundert auf und lösen Ösenhenkeltöpfe ab, in deren Ösen ein beweglicher 'Bügel' aus organischem Material befestigt war. Typologisch sind Kannen mit rundstabigem Henkel in weiten Teilen Südwestdeutschlands älter als die Henkel mit nierenförmigem Querschnitt und einer Verzierung mit schrägen Einstichen. In Basel ist eine andere Entwicklung zu beobachten: Vor 1250 treten hier Bandhenkel, später Wulsthenkel auf.

Bei der rotbemalten Feinware blieb es bei rundstabigen Henkeln.

Verbreitung

Bügelkannen sind vor allem in Südwestdeutschland verbreitet mit einem Schwerpunkt im mittleren Neckarland. Im Osten gibt es Funde aus gesamt Bayern und im Nordosten bis ins südlich Sachsen. Auffallend ist, dass in den publizierten größeren Fundbeständen von Freiburg (Harmonie, Augustinereremitenlatrine, Haus "zum roten Basler Stab") sowie in der Altstadt von Frankfurt keine Bügelkannen publiziert vorliegen. Die aktuelle Verbreitungskarte ist noch maßgeblich von der Bearbeitung durch Uwe Gross (1991) bestimmt, so dass die Kartierung über dessen Arbeitsgebiet hinaus sicher unvollständig ist.

Verbreitungskarte Bügelkannen

Warenarten

Bügelkannen sind u.a. bekannt von folgenden Warenarten:

kulturgeschichtliche Aspekte

Bildliche Quellen

In der Nordschweiz ist die Bezeichnung als Verenakrug üblich, da die Heilige Verena mit solchen Bügelkannen dargestellt wird. Zu nennen ist beispielsweise die Darstellung der Verena im Chorbuch des Klosters Zwiefalten aus der Zeit um die Mitte des 12. Jahrhunderts.


Darstellung der Heiligen Verena mit einer Doppelösenkanne mit Kordel-Griff; Annales Kloster Zwiefalten, zwischen 1138 und 1147


Funde aus Brunnen (z.B. Riedlingen, Zollhausen) und Wasserstellen (z.B. Flachwasserzone des Blautopf bei Blaubeuren) belegen die Nutzung der Bügelkannen beim Wasserschöpfen.




Literaturhinweise

  • Endres 1978: W. Endres. Zur mittelalterlichen "Bügelkanne" im Gäubodenmuseum Straubing. Jahrb. Hist. Ver. Straubing u. Umgebung 79. 1976. 129-156.
  • Gross 1991: U. Gross. Die Bügelkanne, eine Hauptform der süddeutschen Keramik des Hoch- und Spättmittelalters. Beitr. Mittelalterarch. Österreich 7. 1991. 53-67.
  • Koch 1993: R. Koch. Keramik des frühen und hohen Mittelalters aus Bayerisch-Schwaben. In: Forschungen zur Geschichte der Keramik in Schwaben. Arbeitsh. Bayer. Landesamt Denkmalpfl. 58 (München 1993) 119-128.
  • Rippmann 1981:D. Rippmann. Die Untersuchungen auf dem Tannenfels bei Baiersbronn-Obertal. Lkr. Freudenstadt. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 7 (Stuttgart 1981) 371-419.