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+ | Heidelberg wird 1196 in einer Urkunde des Klosters Schönau das erst Mal ausdrücklich erwähnt. Allerdings reichen seine Anfänge weiter zurück, denn in der um 1220 entstandenen Vita des Eberhard von Stahleck (Vita Eberardi de Commeda) ist bereits für die Zeit zwischen 1170 und 1180 ein Aufenthalt am Hof des Pfalzgrafen Konrad genannt. Tatsächlich scheint die Burg in Heidelberg, als Wormser Lehen bereits eine wichtige Bedeutung gehabt zu haben. Es wurde vermutet, dass die Burg und ein zugehöriger Burgweiler in die Zeit um 1100 zurück reichen. 1214 wurde die Pfalzgrafschaft bei Rhein an die Dynastie der Wittelsbacher übertragen, die die Heidelberger Burg zu ihrer Hauptresidenz machten und Heidelberg planmäßig zur Stadt ausbauten (Schneidmüller 2013). Bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts deuten schriftliche Belege auf den städtischen Charakter der 1217 als "burgus", ab 1225 als "civitas" bezeichneten Siedlung. |
Im 30jährigen Krieg und im Französischen Erbfolgekrieg wurde Heidelberg mehrfach angegriffen und zerstört. |
Im 30jährigen Krieg und im Französischen Erbfolgekrieg wurde Heidelberg mehrfach angegriffen und zerstört. |
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− | Heidelberg besitzt nur wenige bauliche Zeugnisse seiner mittelalterlichen Geschichte. Die Kriege des 17. Jahrhunderts hatten in der Stadt große Zerstörungen angerichtet. Bei dem fast die gesamte Stadt vernichtenden Stadtbrand von 1693 wurde auch das Stadtarchiv zerstört, so dass fast nur auswärtige schriftliche Quellen zu Verfügung stehen. Für die Stadtarchäologie bedeutet dies, dass sie einerseits eine besondere Bedeutung für die Kenntnis der mittelalterlichen Stadt besitzt, andererseits aber kaum detaillierte |
+ | Heidelberg besitzt nur wenige bauliche Zeugnisse seiner mittelalterlichen Geschichte. Die Kriege des 17. Jahrhunderts hatten in der Stadt große Zerstörungen angerichtet. Bei dem fast die gesamte Stadt vernichtenden Stadtbrand von 1693 wurde auch das Stadtarchiv zerstört, so dass fast nur auswärtige schriftliche Quellen zu Verfügung stehen. Für die Stadtarchäologie bedeutet dies, dass sie einerseits eine besondere Bedeutung für die Kenntnis der mittelalterlichen Stadt besitzt, andererseits aber kaum detaillierte Verknüpfunngen von schriftlichen Quellen mit archäologischen Befunden gelingen können. |
Im wesentlichen begannen stadtarchäologische Beobachtungen 1986 mit den Grabungen [[Heidelberg, Kornmarkt]], [[Heidelberg, Neue Universität]] und Heidelberg, Kurpfälzisches Museum. Sie bildeten die Grundlage für eine Ausstellung, die Heidelberg "vor dem Großen Brand" thematisierte und einen wichtigen Meilenstein für die Stadtarchäologie in Heidelberg einerseits und für die Entwicklung einer Archäologie der frühen Neuzeit andererseits darstellt (Lutz 1992). |
Im wesentlichen begannen stadtarchäologische Beobachtungen 1986 mit den Grabungen [[Heidelberg, Kornmarkt]], [[Heidelberg, Neue Universität]] und Heidelberg, Kurpfälzisches Museum. Sie bildeten die Grundlage für eine Ausstellung, die Heidelberg "vor dem Großen Brand" thematisierte und einen wichtigen Meilenstein für die Stadtarchäologie in Heidelberg einerseits und für die Entwicklung einer Archäologie der frühen Neuzeit andererseits darstellt (Lutz 1992). |
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*[[Heidelberg, Kornmarkt]] (Heilig-Geist-Spital) |
*[[Heidelberg, Kornmarkt]] (Heilig-Geist-Spital) |
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*[[Heidelberg, Neue Universität]] (ehem. Augustinerkloster) (Carroll-Spillecke 1993). In der Literatur wird die Grabung auch als Universitätsbibliothek bezeichnet, da die Grabungen durch den Bau eines unterirdischen Magazins der Universitätsbibliothek veranlasst wurden, deren Gebäude jedoch weiter westlich liegt. |
*[[Heidelberg, Neue Universität]] (ehem. Augustinerkloster) (Carroll-Spillecke 1993). In der Literatur wird die Grabung auch als Universitätsbibliothek bezeichnet, da die Grabungen durch den Bau eines unterirdischen Magazins der Universitätsbibliothek veranlasst wurden, deren Gebäude jedoch weiter westlich liegt. |
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+ | *Heidelberg, Apothekergasse 3: Grabung 1993 eines Wohnturms mit Differenzierung dreier Bauphasen des 13./14. Jh. (Wendt 1997) |
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+ | *Heidelberg, Franziskanerkloster: Grabung 1977 mit umfangreichem, unpubliziertem Keramikbestand des 13.–17. Jh. (Ade-Rademacher u.a. 1997, 10) |
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*Heidelberg, Grabengasse: Grabung 2003/04 |
*Heidelberg, Grabengasse: Grabung 2003/04 |
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+ | *Hauptstraße 136: Hinterhofbereich mit Abfallgrube eines jüdischen Anwesens des 14. Jh. sowie [[Kachelofen]]resten des 16. Jh. |
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*Heidelberg, Untere Neckarstraße 70-74 (Erweiterung des Kurpfälzischen Museums) (Heukemes 1987) |
*Heidelberg, Untere Neckarstraße 70-74 (Erweiterung des Kurpfälzischen Museums) (Heukemes 1987) |
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*Heidelberg, Untere Neckarstraße 78 (Damminger/ Kemmet 2013) |
*Heidelberg, Untere Neckarstraße 78 (Damminger/ Kemmet 2013) |
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Nördlich der Stadt liegt der [[Heiligenberg bei Heidelberg]]. |
Nördlich der Stadt liegt der [[Heiligenberg bei Heidelberg]]. |
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+ | Im Bereich der Kirche von Bergheim wurden schon früher Spuren einer ländlichen Siedlung mit einem frühmittelalterlichem Töpferofen des 6./7. Jh. entdeckt. Die Funde im Kurpfälzisches Museum Heidelberg sind bisher nur kurz erwähnt (Wagner 1911, 299; Heukemes/ Gross 1983, 303; Ade-Rademacher u.a. 1997, 10; Weiser 2003, 84). |
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==Keramikfunde== |
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Eine Klassifikation des mittelalterlichen Fundmaterials ist bisher vor allem anhand der Funde der Ausgrabung [[Heidelberg, Neue Universität]] vorgenommen worden. Hier wurden unterschieden: |
Eine Klassifikation des mittelalterlichen Fundmaterials ist bisher vor allem anhand der Funde der Ausgrabung [[Heidelberg, Neue Universität]] vorgenommen worden. Hier wurden unterschieden: |
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+ | *Gruppe A: reduzierend gebrannte, graue Drehscheibenware (umfasst [[jüngere Drehscheibenware|jüngeren Drehscheibenware]]) |
*Gruppe B: Steinzeugartig hart gebrannte Ware |
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**I: manganviolette Ware |
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==Literaturhinweise== |
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+ | *Ade-Rademacher u.a. 1997: D. Ade-Rademacher/ M. Dumitrache/ U. Gross,/ B. Jenisch/ S. Kaltwasser/ Ch. Keller,/ R. Marti/ Ch. Matt/ J. Pfrommer,/ R. Röber, Mittelalterliche Keramik in Baden-Württemberg und den Schweizer Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Schaffhausen. Fundstellen und Forschungsstand (Hertingen 1997). |
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*Balharek/Lutz 1993: C. Balharek/D. Lutz, Die Geschichte einer Parzelle. Untersuchungen in der Apothekergasse 3 in Heidelberg. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1993, 293–297. |
*Balharek/Lutz 1993: C. Balharek/D. Lutz, Die Geschichte einer Parzelle. Untersuchungen in der Apothekergasse 3 in Heidelberg. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1993, 293–297. |
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*Benner u. a. 2008: M. Benner/F. Damminger/S. Hesemann, Auf der Suche nach den siedlungsgeschichtlichen Wurzeln Heidelbergs: Ausgrabungen in der Wüstung Bergheim. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2008, 227–232. |
*Benner u. a. 2008: M. Benner/F. Damminger/S. Hesemann, Auf der Suche nach den siedlungsgeschichtlichen Wurzeln Heidelbergs: Ausgrabungen in der Wüstung Bergheim. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2008, 227–232. |
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*Damminger/ Kemmet 2013: F. Damminger/ E. Kemmet, Baubegleitende Untersuchungen in der Unteren Neckarstraße 76 in Heidelberg , Stadt Heidelberg. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2013, S. 249-252 |
*Damminger/ Kemmet 2013: F. Damminger/ E. Kemmet, Baubegleitende Untersuchungen in der Unteren Neckarstraße 76 in Heidelberg , Stadt Heidelberg. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2013, S. 249-252 |
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*Heukemes 1987: B. Heukemes, Weitere archäologische Beobachtungen im Erweiterungsgebiet des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1987, 294-298 |
*Heukemes 1987: B. Heukemes, Weitere archäologische Beobachtungen im Erweiterungsgebiet des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1987, 294-298 |
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+ | *Heukemes/Gross 1983: B. Heukemes/U. Gross, Ein Töpferofen der 'älteren gelbtonigen Drehscheibenware aus Wiesloch, Rhein-Neckar-Kreis. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 8 (Tübingen 1983) 301–318. |
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*Lutz 1992: D. Lutz (Hrsg.), Vor dem großen Brand. Archäologie zu Füßen des Heidelberger Schlosses (Stuttgart 1992). |
*Lutz 1992: D. Lutz (Hrsg.), Vor dem großen Brand. Archäologie zu Füßen des Heidelberger Schlosses (Stuttgart 1992). |
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*Lutz 1987: D. Lutz, Archäologie und Stadtgeschichte in Heidelberg. Denkmalpfl. Bad.-Württ. 16, 1987, 201–208. - DOI: https://doi.org/10.11588/nbdpfbw.1987.4.14007 |
*Lutz 1987: D. Lutz, Archäologie und Stadtgeschichte in Heidelberg. Denkmalpfl. Bad.-Württ. 16, 1987, 201–208. - DOI: https://doi.org/10.11588/nbdpfbw.1987.4.14007 |
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*Schneidmüller 2013: B. Schneidmüller, Die Wittelsbacher und die Kurpfalz im mittelalterlichen Europa. In: A. Wieczorek / M. Hörrmann (Hrsg.), Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa. Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen 60 (Regensburg 2013) S. 22–33. |
*Schneidmüller 2013: B. Schneidmüller, Die Wittelsbacher und die Kurpfalz im mittelalterlichen Europa. In: A. Wieczorek / M. Hörrmann (Hrsg.), Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa. Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen 60 (Regensburg 2013) S. 22–33. |
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+ | *Wagner 1911: E. Wagner, Fundstätten und Funde im Großherzogtum Baden II (Tübingen 1911) |
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+ | *Weiser 2003: B. Weiser, Töpferöfen von 500 bis 1500 n.Chr. im deutschsprachigen Raum und in angrenzenden Gebieten. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters Beiheft 15 (Bonn 2003). |
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+ | *Wendt 1997: A. Wendt, Heidelberg - von der Stauferburg zur kurpfälzischen Hauptstadt. In: KulturGeSchichten. Arch. Ind. Bad.-Württ. 34 (Stuttgart, Heidelberg 1997) 78-92 |
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Aktuelle Version vom 2. Januar 2024, 12:17 Uhr
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Heidelberg
Lage
Heidelberg liegt am Rand des Oberrheintales, dort, wo der Neckar aus dem Odenwald tritt. Die Stadt selbst liegt in einer eher siedlungsgünstigen, beengten Situation zwischen den Neckar im Norden und den Hang des Gaisberges im Süden. Die frühe Besiedlung des Früh- und Hochmittelalters liegt in der Ebene, wo merowingerzeitliche Gräberfelder wie beispielsweise in Heidelberg-Neuenheim bekannt sind.
Ortsgeschichte
Heidelberg wird 1196 in einer Urkunde des Klosters Schönau das erst Mal ausdrücklich erwähnt. Allerdings reichen seine Anfänge weiter zurück, denn in der um 1220 entstandenen Vita des Eberhard von Stahleck (Vita Eberardi de Commeda) ist bereits für die Zeit zwischen 1170 und 1180 ein Aufenthalt am Hof des Pfalzgrafen Konrad genannt. Tatsächlich scheint die Burg in Heidelberg, als Wormser Lehen bereits eine wichtige Bedeutung gehabt zu haben. Es wurde vermutet, dass die Burg und ein zugehöriger Burgweiler in die Zeit um 1100 zurück reichen. 1214 wurde die Pfalzgrafschaft bei Rhein an die Dynastie der Wittelsbacher übertragen, die die Heidelberger Burg zu ihrer Hauptresidenz machten und Heidelberg planmäßig zur Stadt ausbauten (Schneidmüller 2013). Bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts deuten schriftliche Belege auf den städtischen Charakter der 1217 als "burgus", ab 1225 als "civitas" bezeichneten Siedlung.
Im 30jährigen Krieg und im Französischen Erbfolgekrieg wurde Heidelberg mehrfach angegriffen und zerstört.
Forschungsgeschichte
Heidelberg besitzt nur wenige bauliche Zeugnisse seiner mittelalterlichen Geschichte. Die Kriege des 17. Jahrhunderts hatten in der Stadt große Zerstörungen angerichtet. Bei dem fast die gesamte Stadt vernichtenden Stadtbrand von 1693 wurde auch das Stadtarchiv zerstört, so dass fast nur auswärtige schriftliche Quellen zu Verfügung stehen. Für die Stadtarchäologie bedeutet dies, dass sie einerseits eine besondere Bedeutung für die Kenntnis der mittelalterlichen Stadt besitzt, andererseits aber kaum detaillierte Verknüpfunngen von schriftlichen Quellen mit archäologischen Befunden gelingen können.
Im wesentlichen begannen stadtarchäologische Beobachtungen 1986 mit den Grabungen Heidelberg, Kornmarkt, Heidelberg, Neue Universität und Heidelberg, Kurpfälzisches Museum. Sie bildeten die Grundlage für eine Ausstellung, die Heidelberg "vor dem Großen Brand" thematisierte und einen wichtigen Meilenstein für die Stadtarchäologie in Heidelberg einerseits und für die Entwicklung einer Archäologie der frühen Neuzeit andererseits darstellt (Lutz 1992).
wichtige Fundstellen
- Heidelberg, Kornmarkt (Heilig-Geist-Spital)
- Heidelberg, Neue Universität (ehem. Augustinerkloster) (Carroll-Spillecke 1993). In der Literatur wird die Grabung auch als Universitätsbibliothek bezeichnet, da die Grabungen durch den Bau eines unterirdischen Magazins der Universitätsbibliothek veranlasst wurden, deren Gebäude jedoch weiter westlich liegt.
- Heidelberg, Apothekergasse 3: Grabung 1993 eines Wohnturms mit Differenzierung dreier Bauphasen des 13./14. Jh. (Wendt 1997)
- Heidelberg, Franziskanerkloster: Grabung 1977 mit umfangreichem, unpubliziertem Keramikbestand des 13.–17. Jh. (Ade-Rademacher u.a. 1997, 10)
- Heidelberg, Grabengasse: Grabung 2003/04
- Hauptstraße 136: Hinterhofbereich mit Abfallgrube eines jüdischen Anwesens des 14. Jh. sowie Kachelofenresten des 16. Jh.
- Heidelberg, Untere Neckarstraße 70-74 (Erweiterung des Kurpfälzischen Museums) (Heukemes 1987)
- Heidelberg, Untere Neckarstraße 78 (Damminger/ Kemmet 2013)
Nördlich der Stadt liegt der Heiligenberg bei Heidelberg. Im Bereich der Kirche von Bergheim wurden schon früher Spuren einer ländlichen Siedlung mit einem frühmittelalterlichem Töpferofen des 6./7. Jh. entdeckt. Die Funde im Kurpfälzisches Museum Heidelberg sind bisher nur kurz erwähnt (Wagner 1911, 299; Heukemes/ Gross 1983, 303; Ade-Rademacher u.a. 1997, 10; Weiser 2003, 84).
Keramikfunde
Eine Klassifikation des mittelalterlichen Fundmaterials ist bisher vor allem anhand der Funde der Ausgrabung Heidelberg, Neue Universität vorgenommen worden. Hier wurden unterschieden:
- Gruppe A: reduzierend gebrannte, graue Drehscheibenware (umfasst jüngeren Drehscheibenware)
- Gruppe B: Steinzeugartig hart gebrannte Ware
- I: manganviolette Ware
- II: Hessische Krausen
- Gruppe C: Gelbtonig, getauchte Irdenware
- Gruppe D: Rotbemalte Feinware
- Gruppe E: Steinzeug
- Gruppe F: Oxydierend gebrannte, glasierte Irdenware (Glasierte jüngere Drehscheibenware (SMa)/Glasierte Hafnerware (FNz))
Bei den Grabungen in Heidelberg, Kornmarkt wurde v.a. Fundmaterial zwischen 1400 und 1699 mit einem Schwerpunkt im 16./17. Jh. gefunden, das den Fundbestand von der Neuen Universität ergänzt.
- Fayence
Besonders zu vermerken sind die Apothekergefäße.
Bei der jüngeren Drehscheibenware zeigen sich in Heidelberg einige Abweichungen gegenüber dem in Südwestdeutschland üblichen Bild, indem etwa der Karniesrand recht selten auftritt und die Gefäße häufig gerieft sind.
Literaturhinweise
- Ade-Rademacher u.a. 1997: D. Ade-Rademacher/ M. Dumitrache/ U. Gross,/ B. Jenisch/ S. Kaltwasser/ Ch. Keller,/ R. Marti/ Ch. Matt/ J. Pfrommer,/ R. Röber, Mittelalterliche Keramik in Baden-Württemberg und den Schweizer Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Schaffhausen. Fundstellen und Forschungsstand (Hertingen 1997).
- Balharek/Lutz 1993: C. Balharek/D. Lutz, Die Geschichte einer Parzelle. Untersuchungen in der Apothekergasse 3 in Heidelberg. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1993, 293–297.
- Benner u. a. 2008: M. Benner/F. Damminger/S. Hesemann, Auf der Suche nach den siedlungsgeschichtlichen Wurzeln Heidelbergs: Ausgrabungen in der Wüstung Bergheim. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 2008, 227–232.
- Carroll-Spillecke 1993: M. Caroll-Spillecke, Die Untersuchungen im Hof der Neuen Universität in Heidelberg. Materialh. Arch. Bad.-Württ. 20 (Stuttgart 1993).
- Carroll-Spillecke u.a. 1987: M. Carroll-Spillecke/ D- Lutz/ E. Bárányos/ Ch. Prohaska/ M. Benner, Archäologische Stadtkernforschung in Heidelberg, Teil II. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1987, 298-318
- Damminger 2013: F. Damminger, Heidelberg – eine Residenzstadt der Wittelsbacher im Spiegel archäologischer Quellen. In: A. Wieczorek / M. Hörrmann (Hrsg.), Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa ;. Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen 60 (Regensburg 2013) 284–293.
- Damminger/ Kemmet 2013: F. Damminger/ E. Kemmet, Baubegleitende Untersuchungen in der Unteren Neckarstraße 76 in Heidelberg , Stadt Heidelberg. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2013, S. 249-252
- Heukemes 1987: B. Heukemes, Weitere archäologische Beobachtungen im Erweiterungsgebiet des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg. Arch. Ausgr. Bad.-Württ. 1987, 294-298
- Heukemes/Gross 1983: B. Heukemes/U. Gross, Ein Töpferofen der 'älteren gelbtonigen Drehscheibenware aus Wiesloch, Rhein-Neckar-Kreis. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 8 (Tübingen 1983) 301–318.
- Lutz 1992: D. Lutz (Hrsg.), Vor dem großen Brand. Archäologie zu Füßen des Heidelberger Schlosses (Stuttgart 1992).
- Lutz 1987: D. Lutz, Archäologie und Stadtgeschichte in Heidelberg. Denkmalpfl. Bad.-Württ. 16, 1987, 201–208. - DOI: https://doi.org/10.11588/nbdpfbw.1987.4.14007
- Schneidmüller 2013: B. Schneidmüller, Die Wittelsbacher und die Kurpfalz im mittelalterlichen Europa. In: A. Wieczorek / M. Hörrmann (Hrsg.), Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa. Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen 60 (Regensburg 2013) S. 22–33.
- Wagner 1911: E. Wagner, Fundstätten und Funde im Großherzogtum Baden II (Tübingen 1911)
- Weiser 2003: B. Weiser, Töpferöfen von 500 bis 1500 n.Chr. im deutschsprachigen Raum und in angrenzenden Gebieten. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters Beiheft 15 (Bonn 2003).
- Wendt 1997: A. Wendt, Heidelberg - von der Stauferburg zur kurpfälzischen Hauptstadt. In: KulturGeSchichten. Arch. Ind. Bad.-Württ. 34 (Stuttgart, Heidelberg 1997) 78-92