Schalkstetten, Untere Wiesen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Schalkstetten IMG 2879red.JPG|thumb|right|400px|Schalkstetten, Untere Wiesen: Lage der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung im Bereich des Neubaugebiets am Südhang (Foto: R. Schreg, 2024)]]
 
==Lage==
 
Die Siedlung liegt in einem seit den 1960er Jahre stetig ausgebautem Neubaugebiet südlich des alten Ortsbereichs. Hier befand sich in früherer Zeit eine kleine Quelle, die indes schon lange nicht mehr regelmäßig schüttet. Diese im Karst ungewöhnliche Quelle hängt mit dem lokalen Grundwasservorkommen im Bereich der Juranagelfluh zusammen, einer alten miozänen lehmig-kiesigen Talfüllung, die heute in Reliefumkehr einen Höhenrücken bildet.
   
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==Forschungsgeschichte==
Am südlichen Ortsrand von Schalkstetten entdeckte Albert Kley 1964 erstmals frühmittelalterliche Keramik, die ihm auffiel, weil er wenige Jahre zuvor in [[Geislingen, Mühlwiesen]] eine frühmittelalterliche Siedlung identifizieren konnte und bei der Bergung des Töpferofens in [[Donzdorf, Hinterer Brühl]] betiligt war. Mit dieser Kenntnis konnte er die bisher vorgeschichtlich oder als - damals uninteressant - spätmittelalterlich datierten Funde richtig zuordnen.
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Am südlichen Ortsrand von Schalkstetten entdeckte Albert Kley 1964 erstmals frühmittelalterliche Keramik, die ihm auffiel, weil er wenige Jahre zuvor in [[Geislingen, Mühlwiesen]] eine frühmittelalterliche Siedlung identifizieren konnte und bei der Bergung des Töpferofens in [[Donzdorf, Hinterer Brühl]] beteiligt war. Mit dieser Kenntnis konnte er die bisher vorgeschichtlich oder als - damals uninteressant - spätmittelalterlich datierten Funde richtig zuordnen.
   
Die Beobachtungen erfolgten indes nur baubegleitend, so dass wenig über die innere Struktur der Siedlung bekannt ist. Erst im Jahr 2005 konnte eine erste Ausgrabung durchgeführt werden.
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Die Beobachtungen erfolgten indes nur baubegleitend, so dass wenig über die innere Struktur der Siedlung bekannt ist. Erst im Jahr 2005 konnte eine erste Ausgrabung durchgeführt werden. Sie erfolgte als Lehrgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen unter Leitung von Rainer Schreg. Die Funde wurden bislang in mehreren kurzen Berichten nur in Auswahl vorgelegt.
   
==Lage==
 
Die Siedlung liegt in einem seit den 1960er Jahre stetig ausgebautem Neubaugebiet südlich der alten Ortsbereichs. Hier befand sich in früherer Zeit eine kleine Quelle, die indes schon lange nicht mehr regelmäßig schüttet. Diese im Karst ungewöhnliche Quelle hängt mit dem lokalen Grundwasservorkommen im Bereich der Juranagelfluh zusammen, einer alten miozänen lehmig-kiesigen Talfüllung, die heute in Reliefumkehr einen Höhenrücken bildet.
 
   
 
==Befundsituation==
 
==Befundsituation==
Die Siedlungsbefunde sind schlecht dokumentiert, da Albert kley auf Jahrzehnte lediglich die Baugruben beobachten konnte. Immer wieder konnte er Pfostengruben und Gräbchen feststellen, doch fehlen eindeutige Hinweise auf die sonst üblichen Grubenhäuser. Eine systeamtische Grabung im Jahr 2005 zeigte, dass in der überall über der Juranagelfluh angetroffenen "Dunkelschicht" originale Kulturschichtbildungen ebenso vorhanden sein können, wie verlagertes Material. Im Bereich der Ausgrabungen wie auch bei den älteren Beobachtungen wurde über dieser schwarzen Schichte eine hellere, braune, wohl kolluviale Deckschicht festgestellt.
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Die Siedlungsbefunde sind schlecht dokumentiert, da Albert Kley auf Jahrzehnte lediglich die Baugruben beobachten konnte. Immer wieder konnte er Pfostengruben und Gräbchen feststellen, doch fehlen eindeutige Hinweise auf die sonst üblichen Grubenhäuser. Eine systematische Grabung im Jahr 2005 zeigte, dass in der überall über der Juranagelfluh angetroffenen "Dunkelschicht" originale Kulturschichtbildungen ebenso vorhanden sein können, wie verlagertes Material. Im Bereich der Ausgrabungen wie auch bei den älteren Beobachtungen wurde über dieser schwarzen Schicht eine hellere, braune, wohl kolluviale Deckschicht festgestellt.
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Die Grabungen 2005 erbrachten einen nicht ganz vollständigen frühmittelalterlichen Hausgrundriß.
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Am Nordwestrand der Siedlung konnte Alter Kley die Reste eines Töpferofens mit Lochtenne erfassen. Eindeutig als lokale Produkte erkennbare Keramikfunde liegen nicht vor, am ehesten ist an eine Herstellung von Keramik ähnlich der Donzdorfer Ware zu denken.
   
 
==Keramik==
 
==Keramik==
Das Keramikspektrum der Siedlung ist sehr variantenrecih. Die ältesten Funde - vonvorgeschichtlicheem Material des Jungeolithikums, der Urnenfelder- und Hallstattzeit einmal abgesehen - datieren noch in die frühe Merowingerzeit, charakterisiert durch [[Knickwandschale]]n und [[Deckelfalztopf|Deckelfalztöpfe]] des Typs Alzei 27.
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Das Keramikspektrum der Siedlung ist sehr variantenreich. Die ältesten Funde - von vorgeschichtlichem Material des Jungneolithikums, der Urnenfelder- und Hallstattzeit einmal abgesehen - datieren noch in die frühe Merowingerzeit, charakterisiert durch [[Knickwandschale]]n und [[Deckelfalztopf|Deckelfalztöpfe]] des Typs Alzei 27.
   
 
*vorgeschichtl. handgem. Ware
 
*vorgeschichtl. handgem. Ware
 
*röm. Scheibenware
 
*röm. Scheibenware
 
*harte quarzgemag. handgemachte Ware
 
*harte quarzgemag. handgemachte Ware
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*schwarzgraue gegl. handgem. Ware, darunter Fragmente einer [[Einglättverzierte thüringische Drehscheibenware (VwZ, Thüringen)|thüringischen Schale]] und einer Schale vom [[Typ Friedenhain-Prešt'ovice]]
*schwarzgraue gegl. handgem. Ware
 
 
*Terra Nigra
 
*Terra Nigra
 
*Knickwandkeramik bzw. geglättete Drehscheibenkeramik
 
*Knickwandkeramik bzw. geglättete Drehscheibenkeramik
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*Rauwandige Drehscheibenware. Es liegt ein breites Spektrum unterschiedlicher Materialgruppen der rauwandigen Drehscheibenware vor, die als [[Rauwandige Drehscheibenware römischer Tradition]] mit [[Sichelrand|Sichelrändern]] des Typs Alzei 27 sowie als [[Rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art (Neckarland/ Schwäb. Alb, FMa)]] eingeordnet werden können. Einige Scherben stehen der Donzdorfer Ware zwar nahe, lassen aber deren Charakteristik der Magerung und Oberfläche vermissen und müssen wohl als Hinweis auf weitere Töpfereien gewertet werden. Prinzipiell kämen dafpür die Reste eines Töpferofens am Nordostrand der Siedlung in Frage, doch wurden dort keine Fehlöbrände identifiziert.
*Rauhwandige Drehscheibenware
 
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*[[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)|Ältere gelbe Drehscheibenware]], darunter auch sog. Imitationen, der sog. [[Ulmer Drehscheibenware (Ulm, HMa)]]
*Ältere gelbe Drehscheibenware
 
 
*Feine graue und braune handgemachte Keramik - darunter [[Ulmer Gruppe (Ulm, FMa)]]
 
*Feine graue und braune handgemachte Keramik - darunter [[Ulmer Gruppe (Ulm, FMa)]]
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*[[Kammstrichware]]
*feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware
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*[[Feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware (Ostalb, HMa)|feinsandig glimmerhaltige nachgedrehte Ware]]
*gröbere nachgedrehte Waren
 
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*[[Gröbere nachgedrehte Ware (Ulm, HMa)|gröbere nachgedrehte Waren]]
   
Es fehlen die Albware, deren Hauptverbreitungsbeiet weiter südwestlich liegt. Spärlich vorhanden sind Funde der Jüngeren grauen Drehscheibenware sowie der rotbemalten Feinware, die wohl in eine Zeit gehören, als der Südhang nicht mehr besiedelt war.
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Es fehlen die Albware, deren Hauptverbreitungsgebiet weiter südwestlich liegt. Spärlich vorhanden sind Funde der Jüngeren grauen Drehscheibenware sowie der rotbemalten Feinware, die wohl in eine Zeit gehören, als der Südhang nicht mehr besiedelt war.
   
   

Aktuelle Version vom 29. Juli 2024, 11:51 Uhr

Schalkstetten (Gde. Amstetten, Alb-Donau-Kreis)

Untere Wiesen

früh- bis hochmittelalterliche Siedlung

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Schalkstetten, Untere Wiesen: Lage der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung im Bereich des Neubaugebiets am Südhang (Foto: R. Schreg, 2024)

Lage

Die Siedlung liegt in einem seit den 1960er Jahre stetig ausgebautem Neubaugebiet südlich des alten Ortsbereichs. Hier befand sich in früherer Zeit eine kleine Quelle, die indes schon lange nicht mehr regelmäßig schüttet. Diese im Karst ungewöhnliche Quelle hängt mit dem lokalen Grundwasservorkommen im Bereich der Juranagelfluh zusammen, einer alten miozänen lehmig-kiesigen Talfüllung, die heute in Reliefumkehr einen Höhenrücken bildet.

Forschungsgeschichte

Am südlichen Ortsrand von Schalkstetten entdeckte Albert Kley 1964 erstmals frühmittelalterliche Keramik, die ihm auffiel, weil er wenige Jahre zuvor in Geislingen, Mühlwiesen eine frühmittelalterliche Siedlung identifizieren konnte und bei der Bergung des Töpferofens in Donzdorf, Hinterer Brühl beteiligt war. Mit dieser Kenntnis konnte er die bisher vorgeschichtlich oder als - damals uninteressant - spätmittelalterlich datierten Funde richtig zuordnen.

Die Beobachtungen erfolgten indes nur baubegleitend, so dass wenig über die innere Struktur der Siedlung bekannt ist. Erst im Jahr 2005 konnte eine erste Ausgrabung durchgeführt werden. Sie erfolgte als Lehrgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen unter Leitung von Rainer Schreg. Die Funde wurden bislang in mehreren kurzen Berichten nur in Auswahl vorgelegt.


Befundsituation

Die Siedlungsbefunde sind schlecht dokumentiert, da Albert Kley auf Jahrzehnte lediglich die Baugruben beobachten konnte. Immer wieder konnte er Pfostengruben und Gräbchen feststellen, doch fehlen eindeutige Hinweise auf die sonst üblichen Grubenhäuser. Eine systematische Grabung im Jahr 2005 zeigte, dass in der überall über der Juranagelfluh angetroffenen "Dunkelschicht" originale Kulturschichtbildungen ebenso vorhanden sein können, wie verlagertes Material. Im Bereich der Ausgrabungen wie auch bei den älteren Beobachtungen wurde über dieser schwarzen Schicht eine hellere, braune, wohl kolluviale Deckschicht festgestellt. Die Grabungen 2005 erbrachten einen nicht ganz vollständigen frühmittelalterlichen Hausgrundriß.

Am Nordwestrand der Siedlung konnte Alter Kley die Reste eines Töpferofens mit Lochtenne erfassen. Eindeutig als lokale Produkte erkennbare Keramikfunde liegen nicht vor, am ehesten ist an eine Herstellung von Keramik ähnlich der Donzdorfer Ware zu denken.

Keramik

Das Keramikspektrum der Siedlung ist sehr variantenreich. Die ältesten Funde - von vorgeschichtlichem Material des Jungneolithikums, der Urnenfelder- und Hallstattzeit einmal abgesehen - datieren noch in die frühe Merowingerzeit, charakterisiert durch Knickwandschalen und Deckelfalztöpfe des Typs Alzei 27.

Es fehlen die Albware, deren Hauptverbreitungsgebiet weiter südwestlich liegt. Spärlich vorhanden sind Funde der Jüngeren grauen Drehscheibenware sowie der rotbemalten Feinware, die wohl in eine Zeit gehören, als der Südhang nicht mehr besiedelt war.



Schalkstetten (Gde. Amstetten, Alb-Donau-Kreis), Untere Wiesen: Grabung 2005, rauwandige Drehscheibenware Donzdorfer Art mit Craquelée (Foto: R. Schreg)