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*Li tre libri dell'arte del vasaio 1557 |
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**https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10208729?page=604%2C605 |
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*Neuer Orbis Pictus für die Jugend 1832 |
*Neuer Orbis Pictus für die Jugend 1832 |
Version vom 13. August 2024, 13:18 Uhr
Die Töpferscheibe ist eine Konstruktion, die es erlaubt, Rotationsenergie zu nutzen, um aus rohem Ton Gefäße zu formen, sie ist mit einer Achse gelagert und wird mit verschiedenen Methoden angetrieben.
Grundsätzlich unterschiedet man zwischen einfachen- und doppelten Töpferscheiben. Einfache Töpferscheiben besitzen eine einzige, meist schwere Scheibe, die der Gefäßformung und dem Antrieb dient. Doppelte Töpferscheiben weisen zwei, miteinander verbundene Scheiben auf. Das Gefäß wird auf einer oberen Scheibe geformt, während an der unteren, meist schwereren Scheibe angetrieben wird.
Zudem muss die Töpferscheibe von den sogenannten „drehbaren Unterlagen“ (auch Drehteller), die bei der Herstellung von nachgedrehter Keramik zum Einsatz kommen, abgegrenzt werden. Drehbare Unterlagen sind nicht dazu in der Lage Rotationsenergie nutzbar zu machen, können aber trotzdem mit einer Achse gelagert sein. Die Unterteilung in Töpferscheiben, Tournetten und drehbare Unterlagen wird unter der Annahme vorgenommen, dass man einzig auf der Töpferscheibe ausreichend Rotationsenergie generiert, um Gefäße frei zu drehen (Berg 2020, 2).
Terminologie
Tournette
Rotationsgeschwindigkeit
Entscheidend für den Herstellungsprozess auf Töpferscheiben ist die Rotationsgeschwindigkeit während der Formung des Gefäßes, sie bestimmt die Technik des Töpfernden. Allgemein wird zwischen schnell- und langsamdrehenden Töpferscheiben unterschieden.
Schnelldrehend | Schnell-laufend
Schnelldrehende Töpferscheiben erlauben die Herstellung von Drehscheibenkeramik. Durch ihre große Rotationsgeschwindigkeit entsteht genug Rotationsenergie, um die Tonmasse frei zu verformen, anstatt sie wie bei anderen Techniken Stück für Stück zu einem Gefäß zusammenzusetzen (Wulst-Dreh-Technik). Um eine ausreichend große Rotationsgeschwindigkeit so lange wie möglich beibehalten zu können, werden zwei Herangehensweisen kombiniert:
- 1: Eine größere Masse ermöglicht es, die Rotationsenergie länger zu erhalten(Trägheitsmoment). Mit dem stabbetrieben Töpferrad kann so, einmal angetrieben ein ganzes Gefäß gefertigt werden.
- 2: Viele doppelte Töpferscheibe erlauben durch ihre Bauweise parallel zur Herstellung angetrieben zu werden, deswegen kann auch auf leichten fußbetrieben Scheiben eine große Geschwindigkeit erreicht werden.
Die Angaben zur erforderlichen Rotationsgeschwindigkeit für das freie Drehen variieren zwischen 40 Umdrehungen pro Minute1 (Berg 2011) und 150 rpm (Roux / de Miroschedji 2009).
Die Rotationsgeschwindigkeit unterscheidet sich zudem während der einzelnen Herstellungsstadien (Zentrieren, Aufbrechen, Hochziehen) und hängt (unter Anderem) auch von der Größe und Form des Gefäßes ab.
Langsamdrehend | Langsam-laufend
Langsam-drehende Töpferscheiben3 werden zur Herstellung von Nachgedrehter Keramik verwendet und
Geschwindigkeit während der Herstellung
Es muss angemerkt werden, dass die Rotationsgeschwindigkeit während der Gefäßformung nicht nur von den technischen Merkmalen der Töpferscheibe abhängt, sondern auch von der Technik und Erfahrung des individuellen Töpfers. Außerdem ist die Rotationsgeschwindigkeit während der Fertigung eines Gefäßes nicht konstant, sondern variiert während der einzelnen „Herstellungsstadien“. Die Rotationsgeschwindigkeit bleibt während des Aufbrechens und Hochziehens relativ konstant, wird aber anschließend während der Durchführung der finalen Arbeitsschritte, nach den Bedürfnissen des Töpfernden verringert (Neth / Hasaki, 2021)2.
Die Geschichte der Töpferscheibe
Die Erfindung der Töpferscheibe
Weithin geht man davon aus, dass die Töpferscheibe im 4. Jahrtausend v.Chr. im Nahen Osten erstmalig entwickelt wurde. Ihre Erfindung hat die
m.W. der älteste Nachweis - schell laufend?: V. Roux, A Dynamic Systems Framework for Studying Technological Change: Application to the Emergence of the Potter’s Wheel in the Southern Levant. Journal of archaeological method and theory 10/1, 2003, 1–30.
Die Verbreitung der Töpferscheibe
...
Ab circa 2550 v.Chr. beginnt sich die Nutzung der Töpferscheibe in Anatolien zu verbreiten. Ein wichtiger Faktor für diesen Prozess waren die Handelsbeziehungen zwischen den Regionen Nordwestanatoliens und dem südöstlich liegenden Gebiet Kilikien. Für diesen Transfer werden zwei Routen in Betracht gezogen: eine Handelsroute diagonal durch das anatolische Inland („Great Caravan Route “ (T. Efe, 2007)) und eine maritime Handelsverbindung entlang der Süd- und Westküste Anatoliens. Durch die Interaktion mit den, die Töpferscheibe nutzenden Gruppen Westanatoliens und der Ost-Ägäis erreichte die Kenntnis des Werkzeugs in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v.Chr. auch das griechische Festland.
Auf Kreta wird die Verwendung langsamer Drehvorrichtungen (Tournetten / drehbare Unterlagen) für das frühe 3. Jahrtausend v.Chr. angenommen (P. M. Day / D. Wilson, 1997). Ab dem frühen 2. vorchristlichen Jahrtausend,
Typologie
Spindelscheibe
Sprossenscheibe
Blockscheibe
Töpferrad
Archäologische Funde
Mittelalter
Neuzeit
- Bergmann 1993: R. Bergmann, Mittelalterliche und neuzeitliche Töpferei in Dortmund-Groppenbruch. Vorbericht. In: B. Trier (Hrsg.), Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Jahrgang 8b (Mainz 1993) 31-39 (ISBN: 3-8053-1523-6).
- Ruppel 1991: Th. Ruppel, Zur Rekonstruktion der Töpferscheiben – Archäologischer Befund und zeitgenössische Abbildungen. In: Eine Töpferwerkstatt der Familie Knütgen – Neue archäologische und historische Forschungen zur Unteren Aulgasse. Kunst und Altertum am Rhein, Nummer 133 (Köln 1991) 73-83 (ISBN: 978-3-7927-1223-8).
- Leterme 2007: C. Leterme, Töpferräder und graublauer Keramikfundkomplex. Aufsehenerregender Fund in Raeren. In: G. Isenberg (Hrsg.) / M. Harzenetter (Hrsg.), Keramik auf Sonderwegen. 37. Internationales Hafnerei-Symposium, Herne 19.-25. September 2004. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, Band 44 (Mainz 2007) 253-264 (ISBN: 978-3-8053-3822-6).
Bildliche Quelle
siehe Bildquellen
WIP:
Handtöpferscheiben
- Biblia Sacti Petri Rodensis 1050 - 1075
Spindelscheibe
- Li tre libri dell'arte del vasaio 1557
- Vannoccio Biringuccio, De la pirotechnia (Venetia 1559) 1559
- Neuer Orbis Pictus für die Jugend 1832
- Dictionnaire de chimie industrielle - tome 3 1864
Sprossenscheibe
- Hofämterspiel 1455
- Balthasar Behem Codex 1505
- Concordantiae caritatis 1530
- De re metallica libri XII 1656
Blockscheibe
- Ständebuch (Jost Amman) 1568
- Hausbücher der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen - Mendel II 1605
- Atalanta Fugiens - Emblema XV. Opus figuli 1617
- Königskette 1700
- Schüssel (Albert Murs) 1716
- Schützenplakette 1820
- Schützenplakette 1834
Töpferrad
- Bible Moralisée Codex Vindobonensis 2554 1200 – 1250
- Biblia sacra moralisata 1201 – 1300
- Bible moralisée de Naples 1350
- Chants royaux sur la Conception 1528
- Het Menselyk Bedryf 1699
Timeline
Literatur
- Rieth 1960: A. Rieth, 5000 Jahre Töpferscheibe (Konstanz 1960).
- Czysz 1990: W. Czysz, Geschichte und Konstruktion alter Töpferscheiben. In: M. Fansa (Hrsg.), Experimentelle Archäologie in Deutschland. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 4 (Oldenburg 1990) 308-314.
- Ruppel 1991: Th. Ruppel, Zur Rekonstruktion der Töpferscheiben – Archäologischer Befund und zeitgenössische Abbildungen. In: Eine Töpferwerkstatt der Familie Knütgen – Neue archäologische und historische Forschungen zur Unteren Aulgasse. Kunst und Altertum am Rhein, Nummer 133 (Köln 1991) 73-83 (ISBN: 978-3-7927-1223-8).
- Bergmann 1993: R. Bergmann, Mittelalterliche und neuzeitliche Töpferei in Dortmund-Groppenbruch. Vorbericht. In: B. Trier (Hrsg.), Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Jahrgang 8b (Mainz 1993) 31-39 (ISBN: 3-8053-1523-6).
- Kerkhoff-Hader 1996: B. Kerkhoff-Hader, Rheinische Töpferscheiben im Überregionalen Vergleich. In: H. Lüdtke (Hrsg.) / R. Vossen (Hrsg.), Töpfereiforschung zwischen Mittelmeer und Skandinavien, Beiträge des Internationalen Kolloquiums 1990 in Hamburg. Töpferei- und Keramikforschung, Band 3 (Bonn 1996) 225-257.
- Kerkhoff-Hader 1997: B. Kerkhoff-Hader, Töpferscheiben und -räder in rheinischen Werkstätten des 17.-20. Jahrhunderts. In: R.-E. Mohrmann/V. Rodekamp/D. Sauermann (Hrsg.),Volkskunde im Spannungsfeld zwischen Universität und Museum (Münster 1997) 181–214.
- Schreg 2007: R. Schreg, Keramik aus Südwestdeutschland. Eine Hilfe zur Beschreibung, Bestimmung und Datierung archäologischer Funde vom Neolithikum bis zur Neuzeit. Lehr- und Arbeitsmaterialien zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (Tübingen 2007³) (ISBN: 978-3-9806533-0-5).
- Leterme 2007: C. Leterme, Töpferräder und graublauer Keramikfundkomplex. Aufsehenerregender Fund in Raeren. In: G. Isenberg (Hrsg.) / M. Harzenetter (Hrsg.), Keramik auf Sonderwegen. 37. Internationales Hafnerei-Symposium, Herne 19.-25. September 2004. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, Band 44 (Mainz 2007) 253-264 (ISBN: 978-3-8053-3822-6).
- Roux / de Miroschedji 2009: V. Roux / P. de Miroschedji, Revisiting the History of the Potter's Wheel in the Southern Levant. Levant 41/2, 2009, 155-172 (DOI: https://doi.org/10.1179/007589109X12484491671095).
- Berg 2011: I . Berg, What’s in a forming technique? An investigation into wheel- throwing in Bronze Age Crete. Old Potter’s Almanack 16/2, 2011, 9-12 (DOI: https://doi.org/10.11588/opa.2011.2).
- Hegewisch 2011: M. Hegewisch, Zur Drehscheinbenkeramik im Westen der Germania Magna. Anfänge, Weiterentwicklung und Verbreitung. In: J. Bemmann (Hrsg.) / U. Brosseder (Hrsg.) / H.-E. Joachim (Hrsg.), Drehscheibentöpferei im Barbaricum, Technologietransfer und Professionalisierung eines Handwerks am Rande des Römischen Imperiums. Bonner Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, Band 13 (Bonn 2011) 119-174.
- Ulbert 2011: C. Ulbert, Römische und Mittelalterliche Drehscheibenbefunde aus dem Rheinland. In: J. Bemmann (Hrsg.) / U. Brosseder (Hrsg.) / H.-E. Joachim (Hrsg.), Drehscheibentöpferei im Barbaricum, Technologietransfer und Professionalisierung eines Handwerks am Rande des Römischen Imperiums. Bonner Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie, Band 13 (Bonn 2011) 83-90.
- Mennicken 2013: R. Mennicken, Raerener Steinzeug - Europäisches Kulturerbe (Raeren 2013) (ISBN: 978-3867120852).
- Rogier 2015: M. Rogier, Mittelalterliche nachgedrehte Keramik – Überlegungen zu Definition, Bestimmung und Interpretation am Beispiel Baden-Württemberg (Tübingen 2015) (ISBN: 978-3-9806533-3-6).
- Thér 2017: R. Thér, Potter‘s Wheel in Central Europe: Process or Product Innovation?. Journal of Archaeological Method and Theory 24/4 , 2017, 1256-1299.
- Berg 2020: Encyclopedia of Global Archaeology (2020) s. v. The Potter‘s Wheel (I. Berg) (DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-030-30018-0_3443).
- Minos 2021: Ch. Minos, A Return to the Wheel: Rethinking Experimental Methologies for the Study of the Potter’s Wheel. Interdisciplinaria Archaeologica, Natural Siences in Archeology 12/2, 2021, 127-142 (DOI: 10.24916/iansa.2021.2.2).
- Neth / Hasaki 2021: B. Neth / E. Hasaki, The Ancient Greek Potter's Wheel: Experimental Archaeology and Web Applications for Velocity Analysis. Interdisciplinaria Archaeologica, Natural Siences in Archeology 12/2, 2021, 115-125 (DOI: 10.24916/iansa.2021.2.1).
Literaturangaben
1 | im Folgenden: rpm
2 | experimentalarchäologische Forschung mit Repliken antiker griechischer Töpferscheiben
3 | oder synonym oft "Tournetten" (engl. turntables). Tournetten sind langsam-drehende häufig handbetriebene Töpferscheiben, denen die Fähigkeit fehlt ihre Geschwindigkeit zu erhalten. In einigen Publikationen wird eine Rotationsgeschwindigkeit angegeben, die von Tournetten nicht erreicht werden darf (bspw. 80 rpm (Ch. Fiaccavento, 2013)). Vereinzelt wird die Bezeichnung "Tournette" auch für Drehvorrichtungen ohne Achse (Drehbare Unterlagen) verwendet.