Schwarzgraue geglättete Ware (VwZ): Unterschied zwischen den Versionen

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Funde, die man der schwarzgrauen geglätteten Ware zuschreiben könnte, haben zunächst eher im Kontext jüngerkaiserzeitlicher Gräber Aufmerksamkeit gefunden (z.B. Schach-Dörges 1970). Funde aus Südwestdeutschland hat man zunächst im Kontext der [[Terra Nigra]], wie sie beispielsweise aus dem [[Alzey, Kastell|Kastell ALzey]] bekannt wurde, der man dann [[Terra-Nigra-Derivate]] germanischen Ursprungs gegenüber gestellt hat. Hier ist ein neutralerer Begriff wie der der schwarzgrauen geglätteten Ware zu bevorzugen, weil er zunächst weniger interpretativ und formal weiter zu fassen ist.
 
Funde, die man der schwarzgrauen geglätteten Ware zuschreiben könnte, haben zunächst eher im Kontext jüngerkaiserzeitlicher Gräber Aufmerksamkeit gefunden (z.B. Schach-Dörges 1970). Funde aus Südwestdeutschland hat man zunächst im Kontext der [[Terra Nigra]], wie sie beispielsweise aus dem [[Alzey, Kastell|Kastell ALzey]] bekannt wurde, der man dann [[Terra-Nigra-Derivate]] germanischen Ursprungs gegenüber gestellt hat. Hier ist ein neutralerer Begriff wie der der schwarzgrauen geglätteten Ware zu bevorzugen, weil er zunächst weniger interpretativ und formal weiter zu fassen ist.
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Eine genauere Auseinandersetzung mit der 'germanischen' handgemachten Ware der römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit hat Sven Jäger im Kontext seiner Heidelberger Dissertation aufbauend auf Materialien des Kraichgau und des Neckarmündungsbietes vorgenommen. Er konnte eine technische Entwicklung herausstellen, innerhalb derer markante technologische Veränderungen an der Wende zur jüngeren Kaiserzeit eine grobe zeitliche Einordnung der Keramik in die ältere und jüngere Kaiserzeit erlauben, selbst wenn Formen und Verzierungen unverändert fortgeführt wurden (Jäger 2018, 39).
   
 
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*handgemachte, geglättete Ware (Schreg 1999; Schreg 2006)
 
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*[[Terra-Nigra-Derivate]]
 
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*germanische freigeformte Keramik (Jäger 2018)
   
 
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Version vom 30. September 2022, 19:49 Uhr

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Die schwarzgraue geglättete Ware ist eine völkerwanderungszeitliche Keramik, die überwiegend zur handgemachten Feinware gerechnet werden kann. Sie gehört in das Umfeld der Terra Nigra bzw. der Terra-Nigra-Derivate, gegen die sie nicht immer klar abgrenzbar ist.

Forschungsgeschichte

Funde, die man der schwarzgrauen geglätteten Ware zuschreiben könnte, haben zunächst eher im Kontext jüngerkaiserzeitlicher Gräber Aufmerksamkeit gefunden (z.B. Schach-Dörges 1970). Funde aus Südwestdeutschland hat man zunächst im Kontext der Terra Nigra, wie sie beispielsweise aus dem Kastell ALzey bekannt wurde, der man dann Terra-Nigra-Derivate germanischen Ursprungs gegenüber gestellt hat. Hier ist ein neutralerer Begriff wie der der schwarzgrauen geglätteten Ware zu bevorzugen, weil er zunächst weniger interpretativ und formal weiter zu fassen ist.

Eine genauere Auseinandersetzung mit der 'germanischen' handgemachten Ware der römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit hat Sven Jäger im Kontext seiner Heidelberger Dissertation aufbauend auf Materialien des Kraichgau und des Neckarmündungsbietes vorgenommen. Er konnte eine technische Entwicklung herausstellen, innerhalb derer markante technologische Veränderungen an der Wende zur jüngeren Kaiserzeit eine grobe zeitliche Einordnung der Keramik in die ältere und jüngere Kaiserzeit erlauben, selbst wenn Formen und Verzierungen unverändert fortgeführt wurden (Jäger 2018, 39).

andere Bezeichnungen

  • Terra Nigra, Ware III [nigraähnlich] bzw. handgemachte Keramik, Warengruppen I u. II (Bücker 1994).
  • handgemachte, geglättete Ware (Schreg 1999; Schreg 2006)
  • Terra-Nigra-Derivate
  • germanische freigeformte Keramik (Jäger 2018)

Charakteristika

In der Völkenwanderungszeit weit verbreitet, nicht nur bei der Feinware, war der Boden mit Standring. Angesichts eines Vorkommen auch in anderen vorgeschichtlichen Perioden besitzt diese Bodenform jedoch nur bedingt datierenden Wert. Ebenfalls häufig erscheinen Böden mit Standplatte.

Herstellungstechnik

Die schwarzgraue geglättete Ware erscheint zumeist handgemacht, in wenigen Fällen liegt es jedoch nahe, eher an Scheibenware zu denken. Die Wandung ist sehr gleichmäßig und dünnwandig.

Brand/ Farbe

Im Kern wie an der Oberfläche erscheint der Scherben schwarzgrau, nur selten ist der Kern etwas heller.

Magerung

Der Scherben ist dicht, in der Regel fein gemagert. Als Magerungszusätze wurden Quarz, Kalkspat, in Einzelfällen auch Kalk und etwas häufiger Glimmer verwendet.

Verzierungen

Typisch sind folgende Verzierungen: Knubben, Dellen- bzw. Punkteindrücke, Ritzlinien, Riefen und Rillen. Besonders zu nennen ist das Rosettenmotiv. Auf dem erst in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts besiedelten Runden Berg treten diese Verzierungen hinter Stempelverzierungen zurück, wie sie auch noch in den frühen Reihengräberfeldern des späten 5. Jahrhunderts zu finden sind.

Gefäßformen

An Formen sind zu nennen:

  • Schüsseln mit S-förmigem Profil bzw. sogenannte Schalentöpfe bzw. Knickwandschalen. Sie besitzen häufig eine geschwungene, z.T. relativ hohe Randzone; der Rand ist oft leicht verdickt. Vergleiche Gefäße vom

Typ Friedenhain-Prešt'ovice (5. u. frühes 6. Jahrhundert; Springer 1985).

  • Gewölbte Schalen. Der Oberteil dieser Schalen kann konisch oder gewölbt, z.T. sogar geradezu eingebogen sein.
  • Bauchige Gefäße

Verbreitung

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Verzierte Siedlungs- und Grabkeramik frühalamannischer Zeit im Vergleich mit elbgermanischen Fundplätzen (nach Schach-Dörges 1997): 1 Sanne, 2 Kahrstedt, 3 Merseburg, 4-6 Pritzier; 7 Ichstedt, 8 Voigtstedt, 10-11 Kirchheim u.T., 12 Mengen, 13 Sontheim i.St., 14 Großkuchen, 15 Heidelberg-Rohrbach, 16 Berching-Pollanten, 17 Dederstedt, 18 Wechmar, 19 Bad Dürrenberg, 20 Merseburg, 21 Besno n. Louny, 22 Haßleben, 23 Kannawurf, 24 Bietigheim, 25 Benningen a.N., 26-27 Rendel, 28 Großkuchen, 29 Groß-Gerau, 30 Günzburg. 1-19, 24-26 'Schalenurnen', 20,27 gewölbte Schalen, 21-23, 28-30 Flaschen (nach Schach-Dörges).

Diese Feinware findet Vergleiche in elbgermanischen Gräberfeldern und spielt bei der Frage der Ethnogenese der Alamannen wie auch der Bajuwaren eine zentrale Rolle.


Literaturhinweise

  • Bücker 1994: Ch. Bücker, Die Gefäßkeramik der frühalamannischen Zeit vom Zähringer Burgberg, Gemeinde Gundelfingen, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald. Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum 1. Jahrtausend in Südwestdeutschland 6 (Sigmaringen 1994) 125-232.
  • Schach-Dörges 1970: H. Schach-Dörges, Die Bodenfunde des 3. bis 6. Jahrhunderts n.Chr. zwischen unterer Elbe und Oder. Offa-Bücher 23 (Neumünster 1970).
  • Schreg 1999: R. Schreg, Die alamannische Besiedlung des Geislinger Talkessels (Markungen Altenstadt und Geislingen, Stadt Geislingen a.d. Steige, Lkr. Göppingen). Fundber. Bad.-Württ. 23, 1999, 385–617.
  • Springer 1985: T. Springer, Germanenfunde der Völkerwanderungszeit in Nordbayern. Bemerkungen zur Keramik vom Typ Friedenhain-Prešt'ovice. Arch. Korrbl. 15, 1985, 235-243.