Durlach, Turmberg: Unterschied zwischen den Versionen

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==Keramikfunde==
 
==Keramikfunde==
 
Die Grabungen des 19. Jahrhunderts erbrachten zwar einige Keramikscherben, doch wurden diese dem damaligen Forschungsstand entsprechend nur kursorisch besprochen (Wagner 1895). Becherkacheln wurden damals als Trinkbecher missverstanden. Anhand der abgebildeten Funde lässt sich im alten Fundmaterial ein Ösenhenkel wohl einer nachgedrehten Ware erkennen, zudem das Fragment eines [[Signalhorn]]s.
 
Die Grabungen des 19. Jahrhunderts erbrachten zwar einige Keramikscherben, doch wurden diese dem damaligen Forschungsstand entsprechend nur kursorisch besprochen (Wagner 1895). Becherkacheln wurden damals als Trinkbecher missverstanden. Anhand der abgebildeten Funde lässt sich im alten Fundmaterial ein Ösenhenkel wohl einer nachgedrehten Ware erkennen, zudem das Fragment eines [[Signalhorn]]s.
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Lutz differenzierte die Keramikfunde, Lobbedey folgend in folgende Gruppen:
 
Lutz differenzierte die Keramikfunde, Lobbedey folgend in folgende Gruppen:
*gelbe oberrheinische Drehscheibenware. Sie ist nur geringem Maß vorhanden, zumal eine von D. Lutz hier zugewiesene Randscherbe eindeutig der [[Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa)]] zuzurechnen ist.
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*[[Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa)|gelbe oberrheinische Drehscheibenware]]. Sie ist nur in geringem Maß vorhanden, zumal eine von D. Lutz hier zugewiesene Randscherbe (Lutz 1977, Nr. 1) eindeutig der [[Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa)]] zuzurechnen ist.
 
*handgemachte Ware mit abgedrehtem Rand: reduzierend grau, teilweise klingend hart gebrannt. Sie wurde von Lutz als Vorläufer der grauen gerieften Ware (heute: [[Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa)]] interpretiert. Nach der Beschreibung ist der Fund in den Kontext nachgedrehter Ware zu stellen, die ja auch schon bei den Altgrabungen mit einer Henkelöse aufschhien.
 
*handgemachte Ware mit abgedrehtem Rand: reduzierend grau, teilweise klingend hart gebrannt. Sie wurde von Lutz als Vorläufer der grauen gerieften Ware (heute: [[Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa)]] interpretiert. Nach der Beschreibung ist der Fund in den Kontext nachgedrehter Ware zu stellen, die ja auch schon bei den Altgrabungen mit einer Henkelöse aufschhien.
 
*[[Graue geriefte oberrheinische Drehscheibenware (Elsaß, Oberrhein, SMa)|graue geriefte Ware]]
 
*[[Graue geriefte oberrheinische Drehscheibenware (Elsaß, Oberrhein, SMa)|graue geriefte Ware]]
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**graue geriefte Ware mit schmalem Hals
 
**graue geriefte Ware mit schmalem Hals
 
**graue geriefte Ware mit gratig abgestrichenem Leistenrand
 
**graue geriefte Ware mit gratig abgestrichenem Leistenrand
*jüngere Drehscheibenware, Laut Lutz nur mit einem relativ geringem Anteil am gesamten Fundgut und nur mit deren frühen Formen. Die Funde erinnern an die [[jüngere graue Drehscheibenware (Heidelberg und nördlicher Oberrhein, SMa)]] und die [[graue geriefte oberrheinische Drehscheibenware (Elsaß, Oberrhein, SMa)]], die sich v.a. anhand der Funde aus [[Heidelberg]] und [[Straßburg]] charakterisieren lassen.
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*jüngere Drehscheibenware. Laut Lutz nur mit einem relativ geringem Anteil am gesamten Fundgut und nur mit deren frühen Formen. Die Funde erinnern an die [[jüngere graue Drehscheibenware (Heidelberg und nördlicher Oberrhein, SMa)]] und die [[graue geriefte oberrheinische Drehscheibenware (Elsaß, Oberrhein, SMa)]], die sich v.a. anhand der Funde aus [[Heidelberg]] und [[Straßburg]] charakterisieren lassen. Es liegen indes auch Funde vor, die zieglrot und bis zur Versinterung gebrannt sind (Lutz 1977, Nr. 40). Möglicherweise sind in dem Fundkomplex auch Fehlbrände enthalten, wie auch die verformte Randscherbe (Lutz 1977, Nr. 45) andeutet.
 
**Drehscheibenware mit keulenförmigen Leistenrändern
 
**Drehscheibenware mit keulenförmigen Leistenrändern
 
**Drehscheibenware mit Karniesrändern
 
**Drehscheibenware mit Karniesrändern
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Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 13.jpg|Durlach, Turmberg: Randscherbe der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 13) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
 
Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 13.jpg|Durlach, Turmberg: Randscherbe der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 13) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
 
Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 14.jpg|Durlach, Turmberg: Randscherbe der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 14) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
 
Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 14.jpg|Durlach, Turmberg: Randscherbe der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 14) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
*Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 12 - Kopie.jpg|Durlach, Turmberg: Topf der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 12) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
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Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 20.jpg|Durlach, Turmberg: Randscherbe der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 20) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 6 - Kopie.jpg|Durlach, Turmberg: Linsenboden der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 6) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
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Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 12 - Kopie.jpg|Durlach, Turmberg: Topf der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 12) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
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Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 11.jpg|Durlach, Turmberg: Randscherbe einer Tüllenausgußkanne der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 11) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
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Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 6 - Kopie.jpg|Durlach, Turmberg: Linsenboden der älteren grauen Drehscheibenware (Lutz 1977, Nr. 6)
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(Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
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Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 40.jpg|Durlach, Turmberg: Topf der jüngeren grauen Drehscheibenware, ziegelrot, mittelgrob gemagert, teilweise versintert (Lutz 1977, Nr. 40) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
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Datei:Durlach Turmberg Lutz 1977 45.jpg|Durlach, Turmberg: Topf der jüngeren grauen Drehscheibenware, grau, grob gemagert, Oberfl. rau (Lutz 1977, Nr. 45) (Zeichn. T. Schwarz, LDA Bad.-Württ., verändert)
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Version vom 2. Mai 2025, 13:32 Uhr

Durlach, Turmberg: Ansicht von Süden (Foto: Abu l-bisse, PD, via WikimediaCommons

Durlach (Stadt Karlsruhe), Turmberg

ehem. Burg Hohenberg

Lage und Ortsgeschichte

In den Ausläufern des Schwarzwalds liegt oberhalb der Mündung des Pfinztals in die Oberrheinebene zwischen Grötzingen und Durlach der Turmberg. Hier befand sich eine Grafenburg, nach der sich im 12. Jahrhundertd die Pfinzgaugraufen von Hohenberg nannten. 1103 wird die Burg in den Annalen des Klosters Gottesau indirekt erstmals erwähnt, da der Klostergründer Graf Berchtold “de Hohenberg” benannt wird. Ende des 12. Jahrhunderts fiel die Burg an staufische Ministerialen, schließlich die Markgrafen von Baden. Nach der Gründung der Stadt Durlach 1196, die Grötzingen als regionalen Vorort ablöste, verlor die Burg an Bedeutung. Nach einer Brandzerstörung 1279 wurde sie nicht mehr in altem Umfang aufgebaut.

Koordinaten

  • 48.996929, 8.48538 (WGS 84)

Forschungsgeschichte

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Turmberg als Ausflugsziel erschlossen. 1894/95 kam es zu ersten Ausgrabungen der Burg (Wagner 1895; Wagner 1917), bei der auch Keramikfunde geborgen wurden. Nachdem 1971 die Gaststätte aus dem 19. Jahrhundert abgebrannt ist, gab deren Neubau 1972 Anlass zu neuerlichen Grabungen, die Dietrich Lutz 1977 publizierte. Dabei konnten vier Bauperioden unterschieden werden und das Fundmaterial zu einem Großteil stratigraphisch zugewiesen werden. In die Auswertung ist allerdings nur ein kleiner Teil der Keramikfunde eingegangen, wobei die Randscherben annähernd vollständig erfasst worden sein sollen.

Befundsituation

Dietrich Lutz differenzierte vier Bauperioden:

  • Periode I - 2. Hälfte 11. Jh. - abgetragender Wohnturm
  • Periode II - Mitte 12. Jh. - Ringmauer, Wohngebäude, Zisterne
  • Periode III - Mitte 13. Jh. - stehender Bergfried
  • Periode IV - 14. - 16. Jh. - nachburgzeitliche Nutzung (u.a. als Posten der Karlsburg in Durlach)

Keramikfunde

Die Grabungen des 19. Jahrhunderts erbrachten zwar einige Keramikscherben, doch wurden diese dem damaligen Forschungsstand entsprechend nur kursorisch besprochen (Wagner 1895). Becherkacheln wurden damals als Trinkbecher missverstanden. Anhand der abgebildeten Funde lässt sich im alten Fundmaterial ein Ösenhenkel wohl einer nachgedrehten Ware erkennen, zudem das Fragment eines Signalhorns.

Lutz differenzierte die Keramikfunde, Lobbedey folgend in folgende Gruppen:

Bereits aus den Altgrabungen stehen mehrere ornamentierte Bodenfliesen.

Durlach, Turmberg: Bodenfliesen der Altgrabungen (nach Wagner 1895, via WikimediaCommons

Verbleib der Funde

Altfunde: nicht ermittelt

  • Grabung 1972: zunächst LDA Karlsruhe, aktueller AO nicht ermittelt

Literatur zur Fundstelle

  • Gross 1991: U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1991). - doi: 10.11588/artdok.00005858
  • Lutz 1977: D. Lutz, Die Untersuchungen auf dem Turmberg bei Karlsruhe-Durlach. In: Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 4 (Stuttgart 1977) 173–207.
  • Wagner 1895: Ernst Wagner, Die Turmberg-Ruine bei Durlach. Veröffentlichungen der Grossherzoglich Badischen Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde in Karlsruhe und des Karlsruher Altertumsvereins 2, 1895, 35–44 - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf
  • Wagner 1917: E. Wagner, Die Turmberg-Ruine bei Durlach. Beschreibung und Geschichte (Karlsruhe 1917)