Bodenzeichen: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | #symbolische Deutung: Sie setzt auf die Zeichenbedeutung, die kultisch, magisch oder vor unheilabwehrend gesehen wird. Diese Deutung findet sich insbesondere in der Forschung zu slawischer Keramik. |
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− | 1. symbolisch: kultische, magische und vor Unheil bewahrende Deutung (hierbei wieder verschiedene Zwecke der Markierung möglich) |
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+ | #herstellungspraktische Deutung: Die Einritzung soll ein Verrutschen des Gefäßes auf der [[Töpferscheibe]] verhindern. Das Bodenzeichen wäre so ein bloßes [[Herstellungsmerkmal]]. In diesem Fall müsste das Gefäß von der Töpferscheibe ohne Verwendung eines Schneidedrahts oder Fadens abgehoben worden sein. Angesprochen wurde auch die Möglichkeit, dass ein Bodenzeichen zum Zentrieren auf der Töpferscheibe diente. Tatsächlich sind Bodenzeichen häufig recht genau zentral angebracht und können in seltenen Fällen auch mit Achsabdrücken vergesellschaftet sein. Quellränder verweisen bisweilen auf eine sekundäre Umformung der Böden und mithin ein bewusstes Anbringen der Bodenzeichen. |
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+ | #Herstellersignaturen: (Schreg 2012, 10ff.) |
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− | 2. herstellungsbedingt: Einritzung soll Verrutschen des Gefäßes auf der [[Töpferscheibe]] verhindern (=Herstellungsmerkmal?) |
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− | --> in diesem Fall wurde das Gefäß von der Töpferscheibe abgehoben und nicht mit einem Draht oder Faden abgeschnitten |
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− | 3. Herstellersignaturen: Hilfestellung zum Zentrieren (Bodenzeichen mit Achsabdrücken vergesellschaftet, Quellränder als sekundär umgeformte Böden) |
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− | 4. Deutung in slawischer Keramikforschung: Markierung der Töpferscheibe aus kultischen Gründen? |
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== Literaturhinweise == |
== Literaturhinweise == |
Version vom 29. Juli 2021, 15:37 Uhr
Bei den sog. Bodenzeichen (auch: Bodenmarken) handelt es sich um meist einfache geometrische Zeichen auf der Unterseite von Standböden überwiegend nachgedrehter Keramik.
Beschreibung
Positivabdruck: Abdruck einer entsprechend gekerbten Drehscheibenunterlage
Negativabdruck: hier auch einzeln eingegschnittene Markierungen
Allgemein: - meist an nachgedrehter Keramik zu finden, weniger oft an Drehscheibenware - häufig in Verbindung mit Quellrändern - selten mit Achsabdrücken
Zeichen
- v.a. Radzeichen
Verbreitung
in den meisten Regionen Europas
Interessante Beobachtung: goßräumige Ähnlichkeiten bei regionalen Präferenzen einzelner Formen
Chronologie
Früh-, vor allem aber Hochmittelalter
Südwestdeutschland:
- besonders bei Waren des 11./12. Jahrhunderts
- Chronologie der früheren nachgedrehten Waren noch nicht abschließend geklärt (jedoch bereits ab der Merowingerzeit)
Bedeutung
Über die Bedeutung der Bodenzeichen gibt es eine lange Forschungsdiskussion, die unterschiedliche Deutungsansätze hervorgebracht hat. Deutungsansätze:
- symbolische Deutung: Sie setzt auf die Zeichenbedeutung, die kultisch, magisch oder vor unheilabwehrend gesehen wird. Diese Deutung findet sich insbesondere in der Forschung zu slawischer Keramik.
- herstellungspraktische Deutung: Die Einritzung soll ein Verrutschen des Gefäßes auf der Töpferscheibe verhindern. Das Bodenzeichen wäre so ein bloßes Herstellungsmerkmal. In diesem Fall müsste das Gefäß von der Töpferscheibe ohne Verwendung eines Schneidedrahts oder Fadens abgehoben worden sein. Angesprochen wurde auch die Möglichkeit, dass ein Bodenzeichen zum Zentrieren auf der Töpferscheibe diente. Tatsächlich sind Bodenzeichen häufig recht genau zentral angebracht und können in seltenen Fällen auch mit Achsabdrücken vergesellschaftet sein. Quellränder verweisen bisweilen auf eine sekundäre Umformung der Böden und mithin ein bewusstes Anbringen der Bodenzeichen.
- Herstellersignaturen: (Schreg 2012, 10ff.)
Literaturhinweise
- Lobbedey 1968: U. Lobbedey, Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich in Südwestdeutschland. Arb. Frühmittelalterforsch. 3 (Berlin 1968) bes. 61–62.
- Rogier 2015: M. Rogier, Mittelalterliche nachgedrehte Keramik. Überlegungen zur Definition, Bestimmung und Interpretation am Beispiel Baden-Württemberg. Lehr- u. Arbeitsmat. Arch. Mittelalter u. Neuzeit (Tübingen 2015) bes. 55f.
- Schreg 2012: R. Schreg, Keramik des 9. bis 12. Jahrhunderts am Rhein. Forschungsperspektiven für Produktion und Alltag. In: L. Grunwald/H. Pantermehl/R. Schreg (Hrsg.), Hochmittelalterliche Keramik am Rhein. Eine Quelle für Produktion und Alltag des 9. bis 12. Jahrhunderts. Tagung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum, 6. bis 7. Mai 2011. RGZM-Tagungen 13 (Mainz 2012) 1–19, bes. 13. ISBN 978-3795426668.