Rotgestrichene Ware (Vwz): Unterschied zwischen den Versionen

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===Herstellungsbelege===
 
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Es sid verschiedene Produktionsorte anzunhemen. Vermutet wird eine Herstellung im mas- und im Moseltal, im Trierer Raum (Oldenstein 2009, 287).
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Es sid verschiedene Produktionsorte anzunhemen. Vermutet wird eine Herstellung im Maas- und im Moseltal, im Trierer Raum (Oldenstein 2009, 287). Außer in Mayen ist die Herstellung mindestens noch in Trais-Karden (nach L. Grunwald) gesichert.
   
 
==Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext==
 
==Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext==

Version vom 28. Dezember 2022, 18:14 Uhr

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Als Derivat römischer Terra Sigillata tritt im 5. Jahrhundert die sogenannte rotgestrichene Ware auf. Es handelt sich zumeist um Tellerformen (Hübener 1969, 90). Im 6. Jahrhundert bleibt das Formenspektrum weitgehend auf Teller und Schüsseln mit abgesetztem, teilweise schräg ausbiegendem Oberteil beschränkt (Gross 1996). Produziert wurde die rotgestrichene Ware, die in Südwestdeutschland nur an wenigen Plätzen auftritt, u.a. in [[Mayen in der Eifel. In der späteren Merowingerzeit reduziert sich der rote Farbauftrag und führt zu rotbemalter Ware wie letztlich etwa der Pingsdorf-Keramik (Gross 1996, 584).

Forschungsgeschichte

Rotgestrichene Ware wurde bereits von Böhner 1958, Hübener 1966 und Hübener 1969 bearbeitet und bei vielen Gräberfeld-Bearbeitungen thematisiert (z.B. Ament 1976). Zur Datierung wurde immer wieder auf das Fehlen im Kastell Alzey verwiesen, für das man von einer Zerstörung vor 430 ausging, was jedoch nach den dortigen Grabungen der 1980er Jahre revidiert werden musste (Oldenstein 2009, 286). In einem kurzen Beitrag hat U. Gross 2005 eine Zusammenfassung des Forschungsstandes in Südwestdeutschland gegeben. War die rotgestrichene Ware lange v.a. aus Gräbern bekannt, so liegen inzwischen einige Siedlungsfunde vor, etwa auch vom Runden Berg bei Urach (Gross 2018) oder aus Renningen, Neuwiesenäcker.

andere Bezeichnungen

  • franz.: Pseudosigilée
  • rotbraun engobierte Ware Alzey, Kastell
  • derivées tardifs des sigillées (DTS) (Bet u.a. 2011, Abb. 6

Charakteristika

Der Scherben "ist schwach bis mäßig stark mit feinem, selten gröberem Magerungszusatz versehen und kräftig gebrannt. (im Bruch fein porös). Die Gefäße sind mit einem dunkelroten bis rotbraunem Farbüberzug bestrichen, der jetzt mehr oder weniger stark verwittert ist" (Böhner 1958, 35).

Rheinsheim, Grab 287: Schale der rotgestrichenen Ware (© Badisches Landesmuseum Karlsruhe [bedingt freigegeben: https://www.landesmuseum.de/impressum ] via https://katalog.landesmuseum.de/object/UmhlIDI4Ny8x )

Verzierung

Von der Engobe abgesehen ist die rotgestrichene Ware in der Regel unverziert. Rollrädchendekor war anders als bei der späten Terra Sigillata weitgehend unbekannt, ein solcher Ausnahmefall ist aus dem Gräberfeld von Krefeld-Gellep, Gr. 1145 bekannt (Pirling 1966, Taf. 96). Gelegentlich tritt Weißbemalung auf (Neuffer-Müller 1962).

Gefäßformen

Überwiegend wurden Schüsseln, Schalen und Teller als rotgestrichene Ware hergestellt.

Im Fundmaterial der Gräberfelder des Trierer Landes differenzierte Kurt Böhner (1958, 35ff.) folgende Formen

  • Knickwandschüssel mit Standring und ausgebogenem, schwachgerieftem Rand
  • Wölbwandschüssel mit schwach eingewölbtem Boden und außen rundstabartig verdickter Randlippe
  • Randschüssel mit Standring und schwach wulstig verdickter Lippe
  • Randschüssel mit Fußlatte und randständig verdickter Lippe
  • Schrägwandschale mit flacher Standfläche
  • kleine Fußflasche

Eine Zusammenstellung des Formenrepertoires bot M. Rdknap (1999, 237 Abb. 54). Speziell auf Flaschen und Becker geht Gross 1996 (a) ein.

rotgestrichene Ware: Gefäßformen nach Böhner 1958 (verändert nach Böhner 1958, Taf. 1)

Chronologie

Einen aktuellen Überblick zur Entwicklung der rotgestrichenen Ware bietet Heimerl 2021. Die Ausbildung einer Fußplatte bei Schüsseln und Schalen repräsentiert eine jüngere Entwicklung des 7. Jahrhunderts (Ament 1976, 38f.).


Verbreitung

Herstellungsbelege

Es sid verschiedene Produktionsorte anzunhemen. Vermutet wird eine Herstellung im Maas- und im Moseltal, im Trierer Raum (Oldenstein 2009, 287). Außer in Mayen ist die Herstellung mindestens noch in Trais-Karden (nach L. Grunwald) gesichert.

Kulturgeschichtliche Einordnung und sozialer Kontext

Spätrömische Terra Sigillata in Südwestdeutschland ist meist der sog. Argonnensigillata aus Töpfereien in den Argonnen in Nordostfrankreich zuzuweisen (Chenet 1941). Verglichen mit der mittelkaiserzeitlichen Produktion ist die Qualität relativ (!) schlecht, der Überzug zumeist matt. Charakteristisch ist eine Verzierung mit Rollrädchen, gelegentlich findet sich eine weiße Bemalung. Nur vereinzelt sind im alamannischen Raum Importe nordafrikanischer Töpfereien oder der Sigillée paléochretienne vorhanden (Hübener 1968; Roth-Rubi 1990).

Die rotgestrichene Ware setzt mit ihrer Engobe, aber auch mit dem auf Schalen ausgerichteten Formenspektrum diese Tradition der Terra Sigillata noch bis indas 6. Jahrhundert fort. Als unmittelbarer Vorläufer hat H. Ament (1976, 36) auf Funde aus den Trierer Kaiserthermen verwiesen.

Literaturhinweise

  • Ament 1976: H. Ament, Die fränkischen Grabfunde aus Mayen und der Pellenz. German. Denkm. Völkerwanderungszeit B 9 (Berlin 1976).
  • Bernhard 1991: H. Bernhard, Importware. In: Der Runde Berg bei Urach. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg 14 (Stuttgart 1991) 188–191.
  • Bet u.a. 2011: Ph. Bet/H. Cabart/R. Delage/M. Feller/F. Gama, La céramique domestique et la verrerie de l´antiquité tardive à Metz. In: M. Kasprzyk/G. Kuhnle (Hrsg.), L´antiquité tardive dans l´Est de la France. Revue Archéologique de l´Est, Suppl. 30 (Dijon 2011) 69-81.
  • Böhner 1958: K. Böhner, Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. German. Denkm. Völkerwanderungszeit B,1 (Berlin 1958).
  • Chenet 1941: G. Chenet, La céramique gallo-romaine d'Argonne du IVe siecle et la terre sigillée décorée à la molette (Mâcon 1941).
  • Gross 1996: U. Gross, Die Töpferware der Franken. Herleitung - Formen - Produktion. In: Die Franken. Wegbereiter Europas. Ausstellungskat. Mannheim 1996 (Mainz 1996) 581-593.
  • Gross 1996a: U. Gross, Altstücke ? Zu Vorkommen von Gefäßen des Typs Niederbieber 81 in frühmittelalterlichen Zusammenhängen. Archäologisches Korrespondenzblatt 26, 1996, 83 – 89.
  • Gross 2005: U. Gross, Rotgestrichene Ware - ein keramisches Bindeglied zwischen Antike und Frühmittelalter. Arch. Nachr. Baden 71, 2005, 59–65.
  • Gross 2018: U. Gross, Lavezfunde vom Runden Berg bei Urach (Heidelberg 2018). - https://doi.org/10.11588/artdok.00005913
  • Hübener 1966: W. Hübener, Eine Studie zur Spätrömischen Rädchensigillata (Argonnensigillata). Bonner Jahrb. 168, 1968, 241-298.
  • Hübener 1969: W. Hübener, Absatzgebiete frühgeschichtlicher Töpfereien in der Zone nördlich der Alpen. Beiträge zur Keramik der Merowingerzeit. Antiquitas R. 3, 6 (Bonn 1969).
  • Neuffer-Müller 1962: C. Neuffer-Müller, Die rotgestrichene, weißbemalte fränkische Keramik des Mittelrheingebirges. Bonner Jahrb. 162, 1962, 175ff.
  • Oldenstein 2009: J. Oldenstein, Kastell Alzey. Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Lager und Studien zur Grenzverteidigung im Mainzer Dukat (Mainz 2009). - doi: http://doi.org/10.25358/openscience-4527
  • van Ossel 1986: P. van Ossel, Céramiques de la fin die IVe siècle et du Ve siècle en Gaule Belgique. Bull. Soc. Champenoise 79, 1986.2, 63 ff.
  • Pirling 1966:
  • Redknap 1999: M. Redknap, Die römischen und mittelalterlichen Töpfereien in Mayen. In: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 6 (=Trierer Zeitschr., Beih. 24) (Trier 1999) 11 ff.
  • Roth-Rubi 1990: K. Roth-Rubi, Spätantike Glanztonkeramik im Westen des römischen Imperiums. Ein Beitrag zur Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in der Spätantike. Ber. RGK 71, 1990, 905-971.