Holzgerlingen (Lkr. Böblingen): Unterschied zwischen den Versionen
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Der Ort wird 1007 erstmals erwähnt, als ihn Kaiser Heinrich II an das Hochstift Bamberg schenkte. Später hatten die Tübinger Pfalzgrafen Besitz. Bereits seit dem 14. Jahrhundert gehörte Holzgerlingen weitgehend zu Württemberg. |
Der Ort wird 1007 erstmals erwähnt, als ihn Kaiser Heinrich II an das Hochstift Bamberg schenkte. Später hatten die Tübinger Pfalzgrafen Besitz. Bereits seit dem 14. Jahrhundert gehörte Holzgerlingen weitgehend zu Württemberg. |
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==Forschungsgeschichte== |
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Aktuelle Version vom 19. September 2024, 14:40 Uhr
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Holzgerlingen ist ein Dorf im Schönbuch nördlich von Tübingen. Im 18. Jahrhundert sind mehrere ortsansässige Hafnerfamilien nachweisbar. Bekanntes Produkt der Holzgerlinger Hafner waren bemalte Ofenwandplättchen. Archäologische Funde zeigen jedoch eine Vergangenheit als Töpferort bis mindestens ins Hochmittelalter.
Ortsgeschichte
Holzgerlingen liegt im Schönbuch, jedoch in dem nördlichen überwiegend agrarisch genutzten Teil. Holzgerlingen zählt zu den frühen Siedlungen, wie nicht zuletzt das Reihengräberfeld am nördlichen Ortsrand belegte. Der Ort wird 1007 erstmals erwähnt, als ihn Kaiser Heinrich II an das Hochstift Bamberg schenkte. Später hatten die Tübinger Pfalzgrafen Besitz. Bereits seit dem 14. Jahrhundert gehörte Holzgerlingen weitgehend zu Württemberg.
Das Dorf entwickelte mit stattlichen Fachwerkhäusern ein fast städtisches Straßenbild. Am Südrand des Ortes befindet sich die ehemalige Burg Kalteneck.
Forschungsgeschichte
Bereits 1925/26 wurde das Reihengräberfeld Hülben ausgegraben, wo 5 vollständige merowingerzeitliche Gefäße bekannt geworden sind. Von Bedeutung sind Beobachtungen in einem Siedlungsareal an westlichen Ortsrand durch Dieterle sowie die Dokumentation eines Töpferofens durch K.H. Münster 2013. Hier ist auf weitere Töpfereibefunde bzw. Fehlbrandfunde im Raum Tübingen bzw. Schönbuch zu verweisen (Altdorf (Lkr. Böblingen), Hildrizhausen, Holzgerlingen (Lkr. Böblingen) Im Hof, Herrenberg, Wüstung Reistingen, Wüstung Sülchen bei Rottenburg).
Fundstellen
Friedrichstraße 18
Der Fundkomplex aus dem Ortsbereich enthält fast nur Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa) der Typen Runder Berg, Eningen und Jagstfeld sowie eine einzelne Scherbe der nachgedrehten Ware (Gross 1991, 187). Eine Autopsie der Funde 1999 zeigte, dass vier der bei U. Gross abgebildeten Fragmente sich der braunen rillenverzierten rauwandigen Drehscheibenware angliedern lassen (Gross 1991, Taf. 96, 1-4). Es handelt sich um zwei Töpfe mit ausbiegendem Rand und eine Schale (Gross 1991, Taf. 96,1.3.4; Schreg 2006, ). Sie sind sämisch mit mäßiger bis starker Quarzmagerung. Eine Scherbe wurde von U. Gross der gelben quarzgemagerten Ware zugewiesen (Gross 1991, Taf. 96, 22).
Friedhofstr./Engestr. 1a
Am westl. Ortsrand, beidseits des Etters liegt eine Siedlungsfundstelle, deren Funde den Zeitraum vom 7. Jh. bis ins Spätmittelalter abdeckt. Folgende Warenarten liegen vor:
- Braune, meist rillenverzierte rauwandige Drehscheibenware (Neckarland, FMa)
- Ältere gelbe Drehscheibenware (Südwestdeutschland, FMa/HMa) (Typ Eningen, Typ Jagstfeld)
- nachgedrehte Keramik
- bemalte gelbe Drehscheibenware
Die Funde wurden von U. Gross in den Fundberichten aus Baden-Württemberg 22/2, 1998 vorgelegt.
Im Hof
Bei Baumaßnahmen im Ortskern von Holzgerlingen "im Hof" (Tübinger Straße 17) wurde 2013 im Rahmen einer Prospektion auf Kampfmittel unter einem Meter Sediment die Bodenplatte eines Töpferofens festgestellt, die allerdings bereits durch einen Baggereingriff gestört war. Ein Team von Ehrenamtlichen des Landesamtes für Denkmalpflege übernahm die Notbergung. Aufgefunden wurden zahlreiche Fehlbrände der älteren gelben Drehscheibenware überwiegend des Typs Jagstfeld, wobei eine relativ reiche Verzierung mit Wellenlinien und V-Stempel auffällt.
Schloßstraße 10
Im Jahr 2003 barg K.H. Münster bei einer Baumaßnahme mittelalterliche Keramik, darunter nach einer damaligen Sichtung überwiegend ältere gelbe Drehscheibenware und jüngere graue Drehscheibenware, aber auch einige Scherben, die noch der rauwandigen Drehscheibenware (evtl. braune meist rillenverz. rauwandige Drehscheibenware) zugerechnet werden könnten (unpubl.?).
Hülben
Das merowingerzeitliche Reihengräberfeld, ca 0,4 km von der Siedlungsstelle in der Friedhofstraße entfernt, wurde bereits 1925 untersucht. Dabei wurden 302 Gräber aufgedeckt, von denen nur 5 Keramikbeigaben enthielten, darunter neben Knickwandgefäßen auch ein Buckelgefäß (Veeck 1926).
Verbleib der Funde
Heimatmuseum Holzgerlingen
Literatur zur Fundstelle
- Fundber. Baden-Württemberg 22/2, 1998, 245 f.
- Münster 2013: K.-H. Münster, Bericht über die Entdeckung eines hochmittelalterlichen Keramikbrennofens des 11./12. Jahrhunderts in der Stadt Holzgerlingen, Gewann „Im Hof“. Holzgerlinger Bote 28/3, 2013. - https://www.holzgerlingen.de/de-wAssets/docs/a_die-stadt/ortsgeschichte/13_03.pdf
- Münster/ Gross 2013: K.-H. Münster/U. Gross, Reste einer hochmittelalterlichen Töpferei in Holzgerlingen. Arch. Ausgr. Bad.-Württ., 2013, 313–316.
- Scholkmann 2016: B. SCholkmann, Töpfer und Töpferei in Holzgerlingen im Mittelalter. Holzgerlinger Bote 31/1, 2016. - https://www.holzgerlingen.de/de-wAssets/docs/a_die-stadt/ortsgeschichte/16_01.pdf
- Veeck 1926: W. Veeck, Der Reihengräberfriedhof von Holzgerlingen. Fundber. Schwaben N.F. 3, 1926, 154–201. - https://doi.org/10.11588/diglit.43774.27