Durlach, Turmberg: Unterschied zwischen den Versionen
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==Keramikfunde== |
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Version vom 23. April 2025, 01:00 Uhr

Durlach (Stadt Karlsruhe), Turmberg
ehem. Burg Hohenberg
Lage und Ortsgeschichte
In den Ausläufern des Schwarzwalds liegt oberhalb der Mündung des Pfinztals in die Oberrheinebene zwischen Grötzingen und Durlach der Turmberg. Hier befand sich eine Grafenburg, nach der sich im 12. Jahrhundertd die Pfinzgaugraufen von Hohenberg nannten. 1103 wird die Burg in den Annalen des Klosters Gottesau indirekt erstmals erwähnt, da der Klostergründer Graf Berchtold “de Hohenberg” benannt wird. Ende des 12. Jahrhunderts fiel die Burg an staufische Ministerialen, schließlich die Markgrafen von Baden. Nach der Gründung der Stadt Durlach 1196, die Grötzingen als regionalen Vorort ablöste, verlor die Burg an Bedeutung. Nach einer Brandzerstörung 1279 wurde sie nicht mehr in altem Umfang aufgebaut.
Koordinaten
- 48.996929, 8.48538 (WGS 84)
Forschungsgeschichte
Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Turmberg als Ausflugsziel erschlossen. 1894/95 kam es zu ersten Ausgrabungen der Burg (Wagner 1895; Wagner 1917), bei der auch Keramikfunde geborgen wurden. Nachdem 1971 die Gaststätte aus dem 19. Jahrhundert abgebrannt ist, gab deren Neubau 1972 Anlass zu neuerlichen Grabungen, die Dietrich Lutz 1977 publizierte. Dabei konnten vier Bauperioden unterschieden werden und das Fundmaterial zu einem Großteil stratigraphisch zugewiesen werden. In die Auswertung ist allerdings nur ein kleiner Teil der Keramikfunde eingegangen, wobei die Randscherben annähernd vollständig erfasst worden sein sollen.
Befundsituation
Dietrich Lutz differenzierte vier Bauperioden:
- Periode I - 2. Hälfte 11. Jh. - abgetragender Wohnturm
- Periode II - Mitte 12. Jh. - Ringmauer, Wohngebäude, Zisterne
- Periode III - Mitte 13. Jh. - stehender Bergfried
- Periode IV - 14. - 16. Jh. - nachburgzeitliche Nutzung (u.a. als Posten der Karlsburg in Durlach)
Keramikfunde
Die Grabungen des 19. Jahrhunderts erbrachten zwar einige Keramikscherben, doch wurden diese dem damaligen Forschungsstand entsprechend nur kursorisch besprochen (Wagner 1895). Becherkacheln wurden damals als Trinkbecher missverstanden. Anhand der abgebildeten Funde lässt sich im alten Fundmaterial ein Ösenhenkel wohl einer nachgedrehten Ware erkennen, zudem das Fragment eines Signalhorns. Lutz differenzierte die Keramikfunde, Lobbedey folgend in folgende Gruppen:
- gelbe oberrheinische Drehscheibenware. Sie ist nur geringem Maß vorhanden, zumal eine von D. Lutz hier zugewiesene Randscherbe eindeutig der Albware (Schwäbische Alb/ mittleres Neckarland, HMa) zuzurechnen ist.
- handgemachte Ware mit abgedrehtem Rand: reduzierend grau, teilweise klingend hart gebrannt. Sie wurde von Lutz als Vorläufer der grauen gerieften Ware (heute: Ältere graue Drehscheibenware (Kraichgau/ Oberrhein, HMa) interpretiert. Nach der Beschreibung ist der Fund in den Kontext nachgedrehter Ware zu stellen, die ja auch schon bei den Altgrabungen mit einer Henkelöse aufschhien.
- graue geriefte Ware
- graue geriefte Ware mit hohem Hals
- graue geriefte Ware mit schmalem Hals
- graue geriefte Ware mit gratig abgestrichenem Leistenrand
- jüngere Drehscheibenware, Laut Lutz nur mit einem relativ geringem Anteil am gesamten Fundgut und nur mit deren frühen Formen. Die Funde erinnern an die jüngere graue Drehscheibenware (Heidelberg und nördlicher Oberrhein, SMa) und die graue geriefte oberrheinische Drehscheibenware (Elsaß, Oberrhein, SMa), die sich v.a. anhand der Funde aus Heidelberg und Straßburg charakterisieren lassen.
- Drehscheibenware mit keulenförmigen Leistenrändern
- Drehscheibenware mit Karniesrändern
Bereits aus den Altgrabungen stehen mehrere ornamentierte Bodenfliesen.

Verbleib der Funde
Altfunde: nicht ermittelt
- Grabung 1972: zunächst LDA Karlsruhe, aktueller AO nicht ermittelt
Literatur zur Fundstelle
- Gross 1991: U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1991). - doi: 10.11588/artdok.00005858
- Lutz 1977: D. Lutz, Die Untersuchungen auf dem Turmberg bei Karlsruhe-Durlach. In: Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 4 (Stuttgart 1977) 173–207.
- Wagner 1895: Ernst Wagner, Die Turmberg-Ruine bei Durlach. Veröffentlichungen der Grossherzoglich Badischen Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde in Karlsruhe und des Karlsruher Altertumsvereins 2, 1895, 35–44 - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf
- Wagner 1917: E. Wagner, Die Turmberg-Ruine bei Durlach. Beschreibung und Geschichte (Karlsruhe 1917)