Glasur

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Als Glasur wird eine auf den Scherben aufgeschmolzene, glasige Schicht bezeichnet. Dieser dichte, glatte Überzug nimmt dem Scherben die Porosität, macht das Gefäß wasserdicht und sorgt somit für bessere hygienische Bedingungen. Daneben hat das Glasieren auch dekorativen Charakter, da durch unterschiedliche Zusammenstellung der Glasur bzw. die Vorbehandlung des Scherbens eine Vielzahl von Farben und Mustern/Dekoren angebracht werden kann.

Glasurtechniken

Grundlegend ist insbesondere zwischen Auftragsglasuren und Anflugsglasuren zu differenzieren. Während erstere etwa für die glasierte Irdenware typisch sind, sind letztere kennzeichnend für das Steinzeug.

Auftragsglasur

Auftragsglasur kann mit verschiedenen Grundstoffen vorgenommen werden.

Die Auftragsglasur wird in flüssigem Zustand auf den getrockneten oder geschrühten Scherben aufgebracht. Dafür gibt es verschiedene Techniken:

  • Pinseln
  • Gießen: übergießen bzw. begießen des Gefäßes, aber auch das Eingießen in das Gefäß für eine Innenglasur
  • Tauchen
  • Spritzen
  • Malhorn

Anflugglasur

Die Anflugglasur (vgl. Salzglasur) entsteht durch chemische Reaktionen an der sinterweichen Gefäßoberfläche beim Brand im Brennofen. Das Flußmittel wird in dampfförmigem Zustand aufgebracht. Anflugglasuren sind in der Regel Alkaliglasuren. Voraussetzung sind sehr hohe Temperaturen ab ca. 1200°C.

Eine zunächst wohl eher nicht intentionell entstehende Glasur ist die Ascheanflugglasur, bei der kein spezielles Flußmittel zugesetzt wird, sondern die chemische Reaktion mit der Asche bzw. dem Rauch des Brennholzes erfolgt. Holz enthält Calcium- und Magnesiumsalze, die bei etwa 1200°C reagieren. Aus Holz kann auch Pottasche - Kaliumkarbonat - gewonnen werden, das, nun bewusst zugeführt, bei 1300°C zu einer Glasur verschmilzt.

Bewusst herbeigeführt wird auch eine Anflugglasur aus Natriumsalz (Kochsalz). Auf dem Höhenpunkt des Brennvorgangs wird das Salz in den Ofen geschüttet, der danach verschlossen wird. Salz, Wasserdampf und Scherbenbestandteile (v.a. Silizium- und Aluminiumoxid) reagieren chemisch miteinander. Unter reduzierenden Brandbedingungen wirkt Eisenoxid als weiteres Flußmittel, wobei oft ein fleckiges Erscheinungsbild ähnlich der Ascheanflugglasur entsteht (Hähnel 1992, 15).

Chronologie

Die frühesten, intentionell hergestellten Gefäßglasuren finden sich im Vorderen Orient um 3000 v. Chr. (Hamer 1990). In Mitteleuropa finden sich erste lokal hergestellte Glasuren dagegen erst im 2. Jahrhundert n. Chr. in den römisch beherrschten Gebieten, namentlich Gallien, dem Rheinland und Großbritannien (Mämpel 1999, 170–187). Diese Tradition setzt dürfte auch den aus dem 4.-7. Jahrhundert n. Chr. bekannten, bleiglasierten Gefäße zugrunde liegen.

Regelhaft treten Bleiglasuren in Mitteleuropa ab dem 10. Jahrhundert auf (Mämpel 1995, 87–91). Im 13. und 14. Jahrhundert finden sich im süddeutschen Raum insbesondere am südlichen Oberrhein und am Bodensee. Dabei wird zunächst vorwiegend die reduzierend gebrannte Keramik der jüngeren Drehscheibenware (zum Formenspektrum siehe dort) glasiert, wobei die traditionellen Verzierungen wie Rollrädcheneindrücke einfach überdeckt werden.

In der frühen Neuzeit wird die glasierte Irdenware zum dominierenden Geschirr. Zunehmend wird die Glasur mit Bemalung kombiniert.

Literaturhinweise

  • Hamer/J. Hamer/B. Pfannkuche, Lexikon der Keramik und Töpferei. Material Technik Geschichte (Augsburg 1990).
  • Mämpel 1994: U. Mämpel, Die Bleiglasur in der Keramik, hg. von der Deutschen Keramischen Gesellschaft, Fachausschussbericht Nr. 31, (Köln 1994).
  • Mämpel 1995: U. Mämpel, Bleiglasuren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, in: Zur Regionalität der Keramik des Mittelalters und der Neuzeit. Beiträge des 26. Internationalen Hafnerei-Symposiums, Soest 1993. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 32 (Bonn 1995) ##.
  • Hähnel 1992: E. Hähnel, Archäometrie. Siegburger Steinzeug und Naturwissenschaften. In: Siegburger Steinzeug. Bestandskatalog 2. Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern 38 (Köln 1992) 9-37
  • Rada 1989: P. Rada, Die Technik der Keramik. handbuch der Arbeitsvorgänge der Keramik (Hanau/M 1989). - ISBN 3-7684-1868-5
  • Vogel 1979: W. Vogel, Glaschemie (Leipzipg 1979).