Durlach, Turmberg

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Durlach, Turmberg: Ansicht von Süden (Foto: Abu l-bisse, PD, via WikimediaCommons

Durlach (Stadt Karlsruhe), Turmberg

ehem. Burg Hohenberg

Lage und Ortsgeschichte

In den Ausläufern des Schwarzwalds liegt oberhalb der Mündung des Pfinztals in die Oberrheinebene zwischen Grötzingen und Durlach der Turmberg. Hier befand sich eine Grafenburg, nach der sich im 12. Jahrhundertd die Pfinzgaugraufen von Hohenberg nannten. 1103 wird die Burg in den Annalen des Klosters Gottesau indirekt erstmals erwähnt, da der Klostergründer Graf Berchtold “de Hohenberg” benannt wird. Ende des 12. Jahrhunderts fiel die Burg an staufische Ministerialen, schließlich die Markgrafen von Baden. Nach der Gründung der Stadt Durlach 1196, die Grötzingen als regionalen Vorort ablöste, verlor die Burg an Bedeutung. Nach einer Brandzerstörung 1279 wurde sie nicht mehr in altem Umfang aufgebaut.

Koordinaten

  • 48.996929, 8.48538 (WGS 84)

Forschungsgeschichte

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Turmberg als Ausflugsziel erschlossen. 1894/95 kam es zu ersten Ausgrabungen der Burg (Wagner 1895; Wagner 1917), bei der auch Keramikfunde geborgen wurden. Nachdem 1971 die Gaststätte aus dem 19. Jahrhundert abgebrannt ist, gab deren Neubau 1972 Anlass zu neuerlichen Grabungen, die Dietrich Lutz 1977 publizierte. Dabei konnten vier Bauperioden unterschieden werden und das Fundmaterial zu einem Großteil stratigraphisch zugewiesen werden. In die Auswertung ist allerdings nur ein kleiner Teil der Keramikfunde eingegangen, wobei die Randscherben annähernd vollständig erfasst worden sein sollen.

Befundsituation

Dietrich Lutz differenzierte vier Bauperioden:

  • Periode I - 2. Hälfte 11. Jh. - abgetragender Wohnturm
  • Periode II - Mitte 12. Jh. - Ringmauer, Wohngebäude, Zisterne
  • Periode III - Mitte 13. Jh. - stehender Bergfried
  • Periode IV - 14. - 16. Jh. - nachburgzeitliche Nutzung (u.a. als Posten der Karlsburg in Durlach)

Keramikfunde

Die Grabungen des 19. Jahrhunderts erbrachten zwar einige Keramikscherben, doch wurden diese dem damaligen Forschungsstand entsprechend nur kursorisch besprochen (Wagner 1895). Becherkacheln wurden damals als Trinkbecher missverstanden. Anhand der abgebildeten Funde lässt sich im alten Fundmaterial ein Ösenhenkel wohl einer nachgedrehten Ware erkennen, zudem das Fragment eines Signalhorns. Lutz differenzierte die Keramikfunde, Lobbedey folgend in folgende Gruppen:

Bereits aus den Altgrabungen stehen mehrere ornamentierte Bodenfliesen.

Durlach, Turmberg: Bodenfliesen der Altgrabungen (nach Wagner 1895, via WikimediaCommons

Verbleib der Funde

Altfunde: nicht ermittelt

  • Grabung 1972: zunächst LDA Karlsruhe, aktueller AO nicht ermittelt

Literatur zur Fundstelle

  • Gross 1991: U. Gross, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Bad.-Württ. 12 (Stuttgart 1991). - doi: 10.11588/artdok.00005858
  • Lutz 1977: D. Lutz, Die Untersuchungen auf dem Turmberg bei Karlsruhe-Durlach. In: Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 4 (Stuttgart 1977) 173–207.
  • Wagner 1895: Ernst Wagner, Die Turmberg-Ruine bei Durlach. Veröffentlichungen der Grossherzoglich Badischen Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde in Karlsruhe und des Karlsruher Altertumsvereins 2, 1895, 35–44 - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf
  • Wagner 1917: E. Wagner, Die Turmberg-Ruine bei Durlach. Beschreibung und Geschichte (Karlsruhe 1917)